GAC AION V Elektro-SUV für unter 30.000 Euro

Noch ein Chinese auf dem Weg nach Europa: Der GAC Aion V im Fahrbericht mit Video-Review

Wer gedacht hat, dass der Strom an neuen Elektroauto-Marken aus China, die den Weg nach Europa suchen und finden, wieder abreißt, der lag falsch. Bestes Beispiel: Das rote SUV auf dieser Seite, der GAC Aion V. Wer und was ist das?

Der Aion V im Video

GAC, die Guangzhou Automobile Group ist einer der größten Autobauer China, die Geschichte des Unternehmens reicht zurück bis in die 1990er Jahre. Unter verschiedenen Markennamen, darunter GAC Trumpchi und Changfeng, werden auf dem Heimatmarkt Autos verkauft. Außerdem ist GAC lokaler Joint-Venture-Partner von Honda und Toyota. 2017 hat der chinesische Staatskonzern die neue Marke Aion für Elektroautos ins Leben gerufen.

Sieben Modelle bis hin zu einem Supersportwagen hat Aion in den letzten Jahren präsentiert. Der Aion V kam ursprünglich 2002 auf den Markt, auf der Messe „Auto China“ in Peking wurde im April 2024 die zweite Generation gezeigt. Sie soll den Europa-Start der Marke anführen. Kurz vor der Premiere auf dem Pariser Autosalon (Mondial de l´Auto, 14. – 20. Oktober 2024) steht der Aion V in der französischen Hauptstadt für erste Testfahrten bereit.

Bis 750 km Reichweite

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Eine für Europa gültige Homologation gibt es noch nicht, daher stützen wir uns auf die technischen Daten der China-Version. Drei Größen des LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat) stehen dort im Angebot. Mit einem 150 kW (204 PS) starken Motor an der Vorderachse wird ein 62 kWh großes Batteriepaket für 520 Kilometer (nach chinesischer CLTC-Messnorm) kombiniert. Die permanenterregte Synchronmaschine gibt es auch mit 165 kW (224 PS), den Akku dann mit 75 kWh (für 650 km) oder 90 kW (750 km). Angaben wir Ladeleistung gibt es noch nicht. Am Schnelllader soll man aber, die die Angaben des Herstellers, in 15 Minuten Strom für bis zu 370 Kilometer Fahrstrecke nachfassen können.

Alle Varianten beschleunigen in 7,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 160 km/h limitiert. Beides Werte, die wir bei der ersten Testfahrt nur als Theorie vom Datenblatt ablesen. Der Pariser Stadtverkehr hält auch an einem herbstlichen Sonntagnachmittag eine monotone Mischung aus roten Ampeln und zähfließenden Blechlawinen bereit.

Der Fahreindruck

Auf einigen Nebenstrecken können wir das Fahrverhalten des Aion V immerhin ansatzweise kennenlernen. Im Sport-Modus, dessen Spreizung von der normalen Einstellung deutlich ist, legt sich der Chinese motiviert ins Zeug – im Rahmen der Möglichkeiten bei 240 Newtonmetern Drehmoment in der Kombination mit knapp 1,9 Tonnen Leergewicht.

Die schluckfreudige Federung verarbeitet auch grobe Verwerfungen im Asphalt geflissentlich. Zum hohen Komfort tragen auch die weichen Sitzpolster in beiden Reihen bei – auf Seitenhalt für Fahrer und Beifahrer muss jedoch verzichtet werden.

Für einen Check des Infotainment-Systems ist es noch zu früh. Den Fahrmodus und das Ansprechverhalten der Lenkung kann man auf dem 14,6 Zoll großen Touchscreen-Display einstellen, auch die Klimafunktionen und die tolle Sitzmassage (viele Programme, guter Druck). DAB-Radio, Smartphone-Integration oder ein Navigationssystem sind aber nicht funktionstüchtig an Bord. In China soll das Infotainment-System des Aion V jedoch dem dort aktuellen Stand der Technik ansprechen. Heißt: Man kann aus dem Auto heraus Essen oder Konzertkarten bestellen und direkt über die eigene Bezahl-App abrechnen lassen und sich mit der Sprachsteuerung unterhalten – auch um beispielsweise Vorschläge für ein Geschenk zum Hochzeitstag oder anderen Anlässen zu bekommen.

Vor dem Export in Märkte außerhalb Chinas wird die Software dann angepasst. „Es wird Apple CarPlay und Android Auto geben”, sagt Zhang Fan, Vice President und Head of Design sowie General Manager des GAC Entwicklungszentrums für Europa. Und er betont, dass die Online-Anbindung der Fahrzeuge in den unterschiedlichen Märkten mit lokalen Cloud-Dienstleistern gesteuert wird- Damit sollen gültige Datenschutzbestimmungen eingehalten werden.

Viel Platz im China-SUV

Für eine bessere Stromversorgung von mobilen Endgeräten können die Ingenieure dem Aion V dann gerne im Fond noch zwei USB-C-Steckplätze spendieren. Davor steckt ein Kühlschrank mit Platz für sechs Halbliterflaschen in der Mittelarmlehne. Die Box ist auch aus dem Fond zu erreichen – wenn man lange Arme hat.

Der Abstand zwischen erster und zweiter Reihe und damit der Knieraum ist weitaus üppiger, als es die Werksangabe von 2,78 Metern Radstand vermitteln kann. Das gute Gefühl wird auch dadurch unterstrichen, dass man die Beine nicht – wie in vielen anderen Elektroautos – zu stark anwinkeln muss. Trotz der ausreichend hoch montierten Sitzfläche bleibt genügend Kopffreiheit unter dem feststehenden Panorama-Glasdach. Eine Angabe für das Kofferraumvolumen fehlt noch. Der Laderaum dürfte aber dem Klassen-Durchschnitt entsprechend und rund 480 Liter groß sein.

Mit dem ersten Auftritt von Aion als Marke auf der Messe in Paris will GAC seine Europa-Expansion vorbereiten. Dabei lassen sich die Chinesen aber Zeit. In einem ersten Schritt sollen Märkte wie Norwegen, Polen und Portugal mit Autos versorgt werden. Deutschland ist (wie auch Frankreich) dann erst 2026 an der Reihe, zwei Jahre später soll Aion in ganz Europa angeboten werden.

Dabei setzen die Strategen nicht nur auf reine Elektroautos. „Wir starten mit BEV (Battery Electric Vehicles, Anm. d. V.)“, erklärt GAC-Manager Fan. „Später dürften auch Hybride dazu kommen, sowohl Elektroautos mit Range Extender, also serielle Hybride, also auch Plug-in Hybride.“

Die Preis-Idee

Bei der Kalkulation möglicher Preise herrscht im Moment Unsicherheit. Ob und in welcher Höhe EU-Strafzölle für Elektroautos kommen und dann auch GAC betreffen, ist nicht bekannt.

Klar ist aber: Der Aion V dürfte teurer werden als in seiner Heimat. Dort kostet das SUV, je nach Antriebskonfiguration und Ausstattung, umgerechnet zwischen etwa 16.800 und rund 25.000 Euro. Für Deutschland wird ein Basispreis von unter 30.000 Euro in Aussicht gestellt.

Fazit

Mit dem Aion V und weiteren Modellen dieser Marke will der chinesische Hersteller GAC den Sprung nach Europa wagen. Mit einem stimmigen Design, bei dem vor allem die sympathische Front gefällt, und hohem Komfort könnte es gelingen, Kunden für das SUV zu gewinnen – wenn neben dem Preis auch Vertrieb und Service stimmen.