Der neue Skoda Superb Combi trifft seinen Großvater: Ein Vergleich, auch im Video
Der neue Skoda Superb, seit Frühjahr 2024 im Handel, ist derzeit bei interessierten Familienoberhäuptern und Firmenwagenfahrern ganz oben auf der Wunschliste. Die vierte Generation des Skoda-Flaggschiffs entstand als Gemeinschaftsprojekt mit dem VW Passat Variant.
Skoda Superb 2010 vs 2024 im Video
Im Gegensatz zum Variant mit Wolfsburger Markenzeichen setzt Skoda auch beim neuen Superb wieder auf das Doppel aus Limousine mit großer Heckklappe und Combi (bei den Tschechen traditionell mit „C“ geschrieben). Die Steilheck-Version dürfte auch in Zukunft bei uns rund 90 Prozent der Superb-Verkäufe für sich entscheiden. Produziert werden beide Baureihen in einem Volkswagen-Konzernwerk im slowakischen Bratislava.
2009 wurde der erste Skoda Superb Combi vorgestellt, knapp ein Jahr nach der zweiten Limousinen-Auflage mit aufwendiger Heckklappen-Konstruktion (eine Mischung aus Stufen- und Schrägheck, je nach Bedarf). Nach der ersten Limousine, die ein Derivat des für China konstruierten VW Passat mit langem Radstand war, erschien den Konzernstrategen die Zeit reif für einen Lademeister mit Skoda-Logo oberhalb des Bestsellers Octavia.
Erster Superb Combi kam 2009
Auf maximale Raumausnutzung verzichtete der Skoda Superb Combi damals, setzte lieber auf ein elegantes Design mit schrägem Dachverlauf im Stil des 1980er-Jahre Audi 100 / 200 Avant. Das machte ihn für viele Interessenten wohl auch zur eleganteren Alternative zur Superb Limousine. Ein 603 Liter großer Kofferraum bei aufgestellter Lehne der Rücksitzbank war auch damals schon mehr als üppig. Das reicht für den Business-Einsatz ebenso wie für den Familienurlaub – auch beim Enkel mit Premierendatum 2024, der sogar 690 Liter für Gepäck bereithält.
Nach dem Umklappen der zweigeteilten Fondlehne (mit zentraler Durchreiche für Ski und Co.) entsteht seit der Einführung des zweiten Superb Combi (interner Code 3V) leider keine ebene Fläche mehr, da die Sitzauflagen starr sind. Beim 2009 vorgestellten Modell kann man sie nach vorne klappen und dann die Lehne darauf ablegen. Pluspunkte für die Variabilität also für den Oldie.
Eine typische Superb-Eigenschaft ist das famose Platzangebot, vor allem im Fond. Aus einem Radstand von 2,76 Metern macht bereits der Gebrauchtwagen viel Luft in der zweiten Reihe, mehr als in mancher Luxuslimousine. Auch die Nachfolger stehen dem nicht nach. Mittlerweile ist der Radstand auf 2,84 Meter gewachsen.
Ein Kritikpunkt der zweiten Superb-Generation, die von 2008 (Combi ab 2009) bis 2015 gebaut wurde, sind die recht hoch montierten Vordersitze mit knapper Auflage für das Gesäß. Hier wurden beim Nachfolger und beim aktuellen Modell große Fortschritte erzielt, wenngleich die teils manuelle, teils elektrische Einstellung des hier gezeigten Skoda Superb Selection recht umständlich ist. Wer sich das Auto mit einem Familienmitglied oder einem Arbeitskollegen teilt, ist gut beraten, eine vollelektrische Sitzverstellung zu konfigurieren.
Klare Vorteile bietet der Neuwagen auch beim Infotainment. Nicht nur, weil man heute kaum mehr ohne eine Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto auskommt. Beides gab es 2010, als der Mocca-Braun lackierte Gebrauchte zugelassen wurde noch nicht. Ihm wurde das damals „größte“ Navigationssystem mit dem Namen Columbus ins Cockpit konfiguriert. Es brachte Kartendaten auf DVD (immerhin Westeuropa und nicht nur Deutschland), semi-aktuelle Verkehrsinformationen mit TMC und teils langes Warten beim Hochfahren des Systems mit.
Aktuelles Infotainment im Superb
Die brandneue Superb-Auflage profitiert von der jüngsten Software-Generation des Volkswagen-Konzerns. Die Anwendungen laufen stabil, die Displays bieten eine gute Auflösung. Im Gegensatz zum VW Passat bietet Skoda einen maximal 13 statt 15 Zoll großen Touchscreen auf der Mittelkonsole an. Einen großen Komfort-Gewinn stellt das optionale Head-up Display des Neulings dar, das eine konfigurierbare Auswahl von Informationen direkt ins Blickfeld des Fahrers auf die Windschutzscheibe projiziert.
Das Motorenprogramm des aktuellen Modells besteht aus einem Mildhybrid-Benziner mit 150 PS, zwei 2.0 TSI-Vierzylindern mit 204 oder 265 PS sowie dem zwei Liter großen TDI mit 150 oder 193 PS. Die stärksten Varianten haben Allradantrieb. Außerdem gibt es einen Plug-in Hybrid mit einer Systemleistung von 150 kW / 204 PS, dessen 19,7 kWh großer Akku eine rein elektrische Reichweite von über 100 Kilometern ermöglichen soll.
2010 reichte das Angebot vom 1.4 TSI mit 125 PS bis zum durstigen Sechszylinder-Saug-Benziner mit 3,6 Litern Hubraum und 260 PS. Der hier gezeigte Gebrauchtwagen dürfte ähnlich selten verkauft worden sein wie der V6. Es handelt sich um den 2010 neu ins Programm genommenen 2.0 TSI mit 147 kW / 200 PS und Frontantrieb.
Das DSG wurde getauscht
Diese Motorisierung war damals serienmäßig an das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) gekoppelt. Im Gegensatz zum 7-Gang-DSG des kleineren 1.8 TSI mit 160 PS laufen hier die Kupplungen im Ölbad. Alle 60.000 Kilometer ist ein Wechsel des Getriebeöls fällig. Trotz des penibel eingehaltenen Intervalls wurde hier bei einem Kilometerstand von rund 72.000 ein neues DSG eingebaut. Nach einer Fehlermeldung im Monochrom-Display zwischen den analogen Rundinstrumenten wurde das Auto vom Skoda-Pannendienst abgeschleppt. Nur sehr kurze Zeit später kam die Information, dass das Getriebe mit 100 Prozent Kulanz (das Auto war fast drei Jahre alt und somit außerhalb der Neuwagengarantie) gewechselt wird. Im Nachhinein stellt sich die Frage, ob die Vertragswerkstatt beim Getriebeölwechsel einen Fehler gemacht hat oder nur der Software den Wechsel nicht angezeigt hat. Man wird es nicht erfahren. Eine Fehlermeldung blieb seitdem aus, das neue DSG schaltet ebenso zuverlässig wie das zuvor eingebaute Modul.
Der neue Skoda Superb kommt in jeder Motorvariante serienmäßig mit DSG, Varianten mit manuellem Getriebe werden nicht mehr angeboten. Die MQB-Evo-Architektur, also die Weiterentwicklung des „modularen Quer-Baukastens“ des Volkswagen-Konzerns, bietet die Option des DCC Plus – Fahrwerks. Hier arbeiten die adaptiven Dämpfer mit einer Zweiventiltechnik. Jeweils ein Ventil kümmert sich an Zug- und Druckstufe um den Ölfluss. Das erlaubt eine größere Spreizung zwischen „Sport“ und „Komfort“. Im Alltag freut man sich, dass im Vergleich zum direkten Vorgänger (2010 gab es noch kein DCC für den Superb) in der komfortbetonten Einstellung das leichte Nachschwingen der Karosserie nach Bodenwellen ausbleibt.
Der Skoda Superb aus 2010, ausgestattet mit den damals für die Ausstattungslinie Elegance optionalen 18-Zoll-Felgen, legt ein straffes, zuweilen auch ruppiges Fahrverhalten an den Tag. So ändern sich die Zeiten: Damals erschien der große Tscheche, vor allem im Vergleich mit dem kompakteren Octavia, sehr komfortabel. Tipp für Gebrauchtwagen-Käufer: Mit kleineren 17-Zöllern geht es im Superb entspannter zu.
Die Preise im Jahr 2010
Im Frühjahr 2010 begann die Preisliste für den Skoda Superb Combi mit dem Basismodell Comfort als 1.4 TSI bei 23.950 Euro. Als Elegance mit 2.0 TSI – Motorisierung war er für einen Listenpreis von 36.350 Euro zu haben.
Der hier gezeigte Combi hatte mit einigen Optionen, darunter CD-Wechsler im Kofferraum (na, wer muss das heutzutage googeln?), Navigationssystem, Standheizung, Parksensoren auch vorne, Sitzheizung im Fond, 18-Zoll-Felgen und Soundsystem einen Listenpreis von genau 43.005 Euro.
Wie viel teurer ist der Neue?
Das mit der Farbe „Atlantikblau“ besprühte Exemplar der neuen Generation ist ein Superb 2.0 TDI 4x4 mit 193 PS in der Ausstattungslinie Selection im Gegenwert von 50.950 Euro. Hier sind das optionale Interieur-Paket mit Mikrofaser-Bezügen, Matrix-LED-Scheinwerfer, die volle Fahrassistenz und weitere Optionen an Bord. Der Listenpreis beläuft sich auf 63.890 Euro. Als 2.0 TSI mit 265 PS wäre er 500 Euro günstiger. Einen Preis-Vergleich zum 204 PS starken TSI können wir jetzt, im Juli 2024, noch nicht ziehen. Diese Motorvariante kommt erst später ins Programm.
Nehmen wir zum Preis-Vergleich also die beiden Testwagen. Das 2024er-Modell ist in der Konfiguration des Testwagens 20.890 Euro teurer als der Superb aus 2010. Laut Statista lag die durchschnittliche Inflation in Deutschland im Zeitraum von 2010 bis 2024 bei 2,1 Prozent. Rein rechnerisch wurden die Superb in diesem Test – auf jedes einzelne der 14 Jahre Abstand gerechnet – 3,47 Prozent teurer.
Eine Zahl, die geringer ausfällt, als man vielleicht denkt, bevor man dem Mund zu einer Aussage „alles viel zu teuer“ aufmacht. Es ist natürlich korrekt, dass die Preise (nicht nur für Autos) stark und kontinuierlich steigen. Mit Matrix-LED-Scheinwerfern, adaptivem Fahrwerk, der aktuellen Assistenzausstattung und Smartphone-Integration ist jedoch bei der Gegenüberstellung der beiden Autos auch ein deutlicher technischer Fortschritt zu erkennen.
Großer Vorteil beim Verbrauch?
Beim Spritverbrauch fällt dieser jedoch geringer aus als erwartet. Der alte 2.0 TSI, kein Kostverächter, verbraucht im entspannten Alltag durchschnittlich 8,6 Liter Super auf 100 Kilometer. 14 Jahre später ermitteln wir im Alltags-Test des Diesels mit Allradantrieb einen Verbrauch von 6,1 Litern je 100 Kilometer. Der aktuelle Superb 2.0 TSI 4x4 mit 265 PS zeigte im ersten Fahrbericht einen deutlich höheren Verbrauch. Diese Motorvariante konnten wir jedoch noch nicht im Alltag testen, um auch damit ein typisches Pendler-Fahrprofil nachzufahren und den Durst nach erneutem Tanken zu ermitteln.
Fazit
Das Zusammentreffen der beiden Skoda-Superb-Generationen aus 2010 und 2024 ist kein Vergleichstest, zumal hier ein Benziner und ein Diesel vor uns stehen. Die Zeitreise zeigt aber, wie sich die Modellreihe über 15 Jahre (von der Combi-Premiere 2009 bis 2024, als die aktuelle Baureihe ihren Marktstart feierte) weiterentwickelt hat.
Beim Platzangebot liegen beide gleichauf – und damit auf einem fast schon verschwenderischen Niveau. Pluspunkte sammelt der neue Superb beim Kofferraumvolumen. Der Verzicht auf edle Schienen für die Raumteiler im Kofferraum zeigt aber, dass die aufstrebende Marke Skoda von den Strategen in Wolfsburg und den Kostenwächtern im Controlling zwischenzeitlich eingefangen wurde.
Der Unterschied bei den Listenpreisen für Neufahrzeuge beachtlich. Rein rechnerisch fällt die Steigerung über 14 Jahre, vor allem angesichts der vielen neuen Ausstattungselemente und Optionen, aber geringer aus als erwartet.
Im Video: Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4 Laurin & Klement