Opel Grandland Hybrid 145

Opel Grandland Hybrid 145 Passt der kleine Motor zum großen Auto?

7:29 Min.

Das Basismodell im Fahrbericht mit Video-Review: Opel Grandland als Mildhybrid-Benziner.

Wer heute im Autohaus den größten Opel ansieht und zur Probe fährt, der hat keinen Kombi oder eine Limousine auf dem Einkaufszettel. Wie bei vielen anderen Marken fokussiert sich das Angebot jenseits des Astra auf SUV-Kunden. Hier macht die zweite Generation des Grandland ihrem Namen alle Ehre. Mit einer 4,65 Meter langen Karosserie ist der große Opel der Kompaktklasse entwachsen und fährt im zeitgeistigen Mittelklasse-SUV-Format vor.

Die Modellpalette besteht dabei durchweg aus elektrifizierten Antrieben und verschiedenen Eskalationsstufen, Diesel werden nicht mehr angeboten. Den Opel Grandland Electric gibt es mit einem oder zwei Motoren und bis zu 239 kW (325 PS) Systemleistung im einzigen Allradler des Portfolios. Neu ist der Plug-in Hybrid mit etwas über 80 Kilometern elektrischer Reichweite und einer Systemleistung von 143 kW / 195 PS. Aufgrund der Steuervorteile für Fahrer und Firmenwagen dürften diese Varianten vornehmlich Geschäftskunden ansprechen. Den Einstieg in die Grandland-Welt und das preislich attraktivste Angebot für private Käufer stellt der Hybrid 145 dar. Diese Variante führten wir zur Probefahrt aus.

Mildhybrid im Fahrbericht

Der Technikbaukasten stammt aus dem Konzernregal von Opel-Mutter Stellantis. Da macht den Grandland zum engen Verwandten von Citroën C5 Aircross und Peugeot 5008. Hinter dem „Vitzor“-Gesicht mit transparenter Abdeckung über dem Logo an der Front steckt ein 1,2 Liter großer Dreizylinder-Benziner mit 100 kW / 136 PS. Er ist an ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt. In dessen Gehäuse steckt ein 15,6 kW (21 PS) starker Elektromotor, der den Verbrenner bei Bedarf unterstützt. Die Systemleistung des 48-Volt-Mildhybrids liegt bei 107 kW / 145 PS, was die Modellbezeichnung des Basismodells erklärt.

Wer nach dem Druck auf den Startknopf nicht gleich voll auf das rechte Pedal latscht, der kann mit dem großen Opel elektrisch anfahren, bevor sich der Benziner dazuschaltet. Im unteren Drehzahlbereich ist die Unterstützung der E-Maschine höchst willkommen. So hat der Turbolader Zeit, Druck aufzubauen. Ein eventuelles „Turboloch“ wird also mit Elektronen zugeschüttet. Der Übergang zwischen elektrischem Fahren und dem Benziner Betrieb gelingt ohne Aufsehen. Lediglich im Stadtverkehr oder bei Stopp-and-Go auf der Autobahn ruckelt das Doppelkupplungsgetriebe mit den beiden Motoren in einem fühlbaren Rhythmus vor sich hin.

Bei starker Beschleunigung und dem Ausdrehen in hohe Drehzahlregionen macht der Dreizylinder keinen Hehl aus seinem Arbeitsprinzip, er wird dann schnell brummig. Ein Sportwagen will der Basis-Benziner im Grandland nicht sein, das wird auch hier klar. Entspannte 10,2 Sekunden vergehen, laut Werksangabe, für die Beschleunigung auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 202 km/h erreicht. Am wohlsten fühlt man sich auf Langstrecken im Bereich der Autobahn-Richtgeschwindigkeit. Der Benziner ist dann zwar leicht hörbar, der sonore Ton ist aber nicht unangenehm.

Die gelungene Fahrwerksabstimmung des großen Opel sorgt für hohen Reisekomfort, Querfugen und wellige Fahrspuren schluckt das Unterzeugs gekonnt, nur bei niedrigem Tempo in der Stadt wirkt die Abstimmung manchmal unbeholfen und zu straff. Auf dem Fernschnellweg kümmert sich Fahrassistenz kümmert sich um Tempo, Abstand und Spurführung. Hier ist der Grandland eher zuhause als auf kurvigen Bergstraßen. Bei der Hatz durch hessische Wälder fehlt es nicht nur an Leistung, sondern vielmehr an einer direkteren Lenkung. Auch sie hat sich dem Komfortanspruch des Autos verschrieben.

Shades of Grey

Der Innenraum bietet viel Platz und hohen Komfort, aber ein recht tristes Ambiente.

Dazu passen auch die „Intelli-Sitze“ mit AGR-Zertifizierung (Aktion Gesunder Rücken), die in der höheren Ausstattungslinie namens GS serienmäßig sein. Eine Kerbe in der Sitzfläche entspannt auf langen Strecken das Steißbein, außerdem bietet das Mobiliar vielfältige manuelle Einstellmöglichkeiten bis zur ausziehbaren Oberschenkelauflage. Viel Platz bietet der Opel Grandland auch im Fond. Der den 550 Liter großen Kofferraum für Urlaubsreisen höher beladen möchte, der sollte die 200 Euro teure Gepäcknetz-Option mit bestellen. Schön, dass Opel dieses Extra anbietet, das bei vielen Mitbewerbern fehlt.

Das Infotainment-Display hat ein großes Format mit 16-Zoll-Bildschirmdiagoinale, die aber nur teilweise genutzt werden können. Der Touchscreen ist sehr flach und dafür breit. Das hilft bei der Aussicht nach vorne, sorgt aber für eine Teilung der Anzeigen. Navigationskarte oder Smartphone-Inhalte via Apple CarPlay und Android Auto werden, zusammen mit einer Split-Screen-Darstellung, mittig angezeigt. Links und rechts bleibt Raum für den Zugriff auf die Temperatursteuerung der Zweizonen-Klimaautomatik. Optional ist ein Head-up-Display zu haben, das seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe und damit ins Sichtfeld des Fahrers spiegelt. Die Positionseinstellung der Anzeige kann über den Schalter für die Spiegel-Justierung in der Fahrertür vorgenommen werden. Alles praktisch und komfortabel also. Leider kommt in der grauen Innenraumwelt trotz Textileinlagen aber kein wohnliches Gefühl auf.

Der Verbrauch

Der Infotainment-Touchscreen ist flach und breit, das verkleinert einige Anzeigen.

Opel gibt für den Mildhybriden einen Normverbrauch von 5,5 bis 5,6 Litern je 100 Kilometer an. Im Rahmen unserer Testfahrten, die aus Zeitgründen das Leerfahren eines vollen Kraftstoffbehälters und Nachtanken wie in einem Alltagstest nicht beinhalteten, vertrauen wir auf die Anzeige des Bordcomputers. 6,8 Liter je 100 Kilometer sind zu sehen, erfahren über Landstraßen und Autobahnabschnitte mit wenig Stadtverkehr. Angesichts der Größe des Autos ein guter, wenngleich kein bahnbrechender Wert. Wer dem Basis-Grandland die Sporen gibt, sei es auf einer Passstraße oder bei hohem Autobahn-Tempo, der schenkt dem Dreizylinder dann auch mal über neun Liter auf 100 Kilometer nach.

Ausstattung und Preis

Das beleuchtete Markenlogo im Vizor kommt in Verbindung mit Matrix-LED-Scheinwerfern.

Als Mildhybrid-Benziner startet der Opel Grandland bei 36.990 Euro. Die Ausstattungslinie Edition bringt 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, einen zehn Zoll großen Touchscreen für die Smartphone-Integration, LED-Scheinwerfer und Einparksensoren an Front und Heck mit. 4.200 Euro kostet das Upgrade zur GS-Ausstattung, die es also für 41.190 Euro gibt. Dann sind Matrix-LED-Scheinwerfer, der größere 16-Zoll-Monitor mit Navigationssystem und die erwähnten AGR-Sitze mit erweiterten Verstellmöglichkeiten an Bord. Außerdem andere Felgen im gleichen Format, schwarzer Kontrastlack für das Dach, getönte Scheiben im Fond und eine Rückfahrkamera. Das Opel-Logo an der Front und der Markenschriftzug in der Heckklappe sind beim Grandland GS beleuchtet.

Unser Testwagen bringt zusätzlich die Metalliclackierung in „Spektrum Blau“ sowie das Tech-Paket mit Head-up-Display, beheizbarer Windschutzscheibe und erweiterter Fahrassistent mit, kommt so auf einen Listenpreis von 43.690 Euro.

Damit liegt der Opel Grandland auf einem – verhältnismäßig – günstigen Niveau, auch innerhalb der Konzern-Schwestermodelle. Der neue Citroën C5 Aircross ist knapp günstiger, der Peugeot 5008 dafür deutlich teurer als der Opel. Wer zuhause Laden kann und möchte, für den könnte – unabhängig von der Versteuerung – der Plug-in Hybrid eine interessante Wahl sein. Diese Variante mit 195 PS Systemleistung ist ab 40.150 (Edition) bzw. 44.350 Euro (GS) zu haben, der Mehrpreis zum Basismodell liegt also bei 3.160 Euro. Ob sich der Grandland mit Stecker dynamischer fortbewegen lässt als der Hybrid 145? Das konnten wir leider noch nicht testen.

Fazit

Den Opel Grandland gibt es als Mildhybrid ab 36.990 Euro, der Testwagen hat einen Listenpreis von 43.690 Euro.

Der Opel Grandland bietet viel Platz und, vor allem als GS-Modell, eine umfangreiche Serienausstattung mit modernen Komfort- und Sicherheits-Extras. Der Basismotor reicht für den Alltag vieler Kunden völlig aus. Der Reisekomfort wird jedoch durch den stets präsenten Dreizylinder bei hohem Tempo getrübt. Der Verbrauch liegt auf gutem Niveau, die Anhängelast mit 1.100 Kilogramm unter dem nötigen Wert für viele Wohnwagen.

Die technischen Daten zum Opel Grandland Hybrid 145 findest du unter dem folgenden Video-Beitrag!

Der Fahrbericht im Video

Technische Daten
Opel Grandland Hybrid 145

Antriebsart
Mildhybrid-Benziner
Antrieb
Frontantrieb
Abgasnorm
Euro 6e-bis
Hubraum
1.199 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder
3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
100 kW / 136 PS bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment
230 Nm bei 1.750 U/min
Getriebe
6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW
15,6 kW (21 PS)
Systemleistung: kW / PS
107 kW / 145 PS
Tankinhalt
55 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
10,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
202 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
5,5 - 5,6 Liter
Verbrauch real auf 100km
6,8 Liter (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen
550 - 1.645 Liter
Leergewicht
1.675 kg
Anhängelast (gebremst)
1.100 kg
Stützlast
80 kg
Dachlast
80 kg
Länge / Breite / Höhe
4.650 / 1.905 / 1.667 mm
Basispreis Baureihe
36.990 Euro
Basispreis Modellvariante
41.190 Euro
Testwagenpreis
43.690 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad