Subaru Uncharted 2026

Subaru Uncharted 2026 Auch elektrisch ein echter Alleskönner?

9:31 Min.

Der neue Subaru Uncharted kommt 2026 auf den Markt. Wir haben schon jetzt den ersten Fahrbericht!

Auch wenn sich die Entwicklung, speziell aus deutscher Sicht, zuletzt verlangsamt hat: Die Autowelt ist weiter auf ihrer Reise in Richtung Elektromobilität Hersteller und Marken müssen Strategien anpassen und sich breit aufstellen. Herausforderungen, die kleinere Unternehmen ebenso meistern müssen wie große Konzerne. Das gilt auch für Subaru. Allradantrieb und Boxermotoren sind seit Jahrzehnten die Kernbotschaften hinter dem Sechs-Sterne-Logo. Das soll in Zukunft auch eine größere Anzahl von Elektroautos zieren.

Elektrischer Crosstrek-Bruder

Anteilseigner Toyota hilft bei der Entwicklung der neuen Modelle, die im Alleingang nicht finanzierbar wäre. Der Subaru Solterra ist ein enger Verwandter des Toyota bZ4X. Auch der kompaktere Subaru Uncharted nutzt die Elektro-Plattform dieser Modelle, er ist ein Derivat des Toyota C-HR+. Trotz der gleichen Basis, darauf legen die Subaru-Leute bei der ersten Fahrpräsentation wert, bietet der Uncharted aber viele eigene Elemente und Charakterzüge. Dazu gleich mehr

Mit seinem kompakten Format soll der 4,52 Meter lange Uncharted im Modellprogramm von Subaru eine Alternative zu Impreza und Crosstrek darstellen, die parallel weiter angeboten werden. Außerdem soll der Neuling auch Kunden anderer Marken in die Autohäuser locken. Als erstes Modell der Marke seit längerer Zeit wird der Subaru Uncharted in der Basis auch mit Frontantrieb angeboten, was die Effizienz des Elektroantrieb steigert (das Sportcoupé BRZ hatte Hinterradantrieb). Das passt zur Modellbezeichnung. Der englische Begriff „Uncharted“ bedeutet „unerforscht“ oder „unbekannt“.

Bis 600 km Reichweite

Den Subaru Uncharted wird es mit zwei Akkugrößen und auch mit permanentem Allradantrieb geben.

Ein 57,7 kWh großer Akku bestromt im Einstiegsmodell einen Frontmotor mit 123 kW (167 PS), die Reichweite wird mit 455 Kilometern angegeben. Deutlich mehr schafft der Fronttriebler mit 77 kWh Speicherkapazität in der Batterie mit bis zu 600 Kilometern. Hier leistet der Motor maximal 165 kW (224 PS). Der Uncharted mit markentypischem Allradantrieb kommt ebenfalls mit 77 kWh, die beiden Motoren (einer an jeder Achse) bringen eine üppige Systemleistung von 252 kW (343 PS). Da ist man fast versucht, einen STI-Sticker am Auto zu befestigen. Der höhere Widerstand des Antriebs und der zusätzliche Verbrauch des Heckmotors fressen Reichweite. 525 Kilometer schafft der AWD nach WLTP-Norm. In allen Varianten erlaubt ein 22-kW-Onboard-Ladegerät eine zügige Stromversorgung an der Wallbox oder an einer öffentlichen Ladesäule. Über den CCS-Anschluss fließt Gleichstrom mit bis zu 150 kW.

Die Gestaltung des Cockpits entspricht der im Subaru Solterra nach dessen Facelift. Alle fahrrelevanten Informationen werden auf einem Display angezeigt, das knapp unter dem Rahmen der Windschutzscheibe platziert wurde. Man blickt über den Lenkradkranz auf die Anzeigen, was zumindest für den großgewachsenen Autor dieser Zeilen gut funktioniert. Das leicht eckige Lenkrad unterscheidet sich in der Form des Kranzes vom Toyota. Als zentrale Infotainment-Schnittstelle steht ein Touchscreen-Display mit 14 Zoll Bildschirmdiagonale auf der Mittelkonsole. Darin sind ergonomisch gelungene Drehregler für die Einstellung der Innenraum-Temperatur eingefasst. Die Menüstruktur im System entspricht der von Toyota bekannten Logik.

Im Vergleich zum Subaru Solterra hat der Uncharted einen zehn Zentimeter kürzeren Radstand. Das ist beim Raumangebot in der zweiten Reihe zu spüren. Hier ist der Knieraum weniger üppig, aber immer noch völlig ausreichend. Leider ist die Sitzfläche der Rücksitzbank recht flach über dem Innenboden montiert. Langbeinige Mitfahrer müssen die Knie über Gebühr anwinkeln. Mehr war unter der SUV-Coupé-Karosserie mit flacher Heckscheibe nicht möglich, auch so stößt die Frisur an den Dachhimmel.

Vorne freut man sich über großzügig dimensionierte Sitze, je nach Ausstattungsversion mit elektrischer Einstellmöglichkeit. Erst mit diesem Ausstattungsdetail kann auch der Co-Pilot seine Sitzfläche in der Höhe justieren.

Offroad im Allrad-Elektroauto

Wir konnten den Subaru Uncharted auch im Gelände schon ausführlich testen.

Viele Monate vor dem Marktstart hatten wie eine erste Gelegenheit, den Subaru Uncharted zu testen. Dabei ging es nicht nur um eine kurze Runde ums Eck. Vielmehr konnte der kompakte Elektro-Japaner genau dort zeigen, was er kann, wo die Marke zuhause ist: abseits befestigter Straßen.

21,2 Zentimeter Bodenfreiheit bietet der Subaru Uncharted. Das reicht für größere Abenteuer, als man dem Auto und sich selbst zumutet. Auf dem mit serienmäßigen Straßenreifen von Bridgestone rollenden Uncharted nehmen wir Schotterpisten und steile Auffahrten auf dem weitläufigen Gelände der Rennstrecke „Circuit de Jerez Angel Nieto“ ins Visier. Schon bei der Einfahrt über eine arg enge Holzrampe eilt eine Subaru-Spezialität zur Hilfe. Über die 360-Grad-Kamera-Rundumsicht kann durch das Chassis des Autos hindurchgesehen werden. Diese virtuelle Karosserie-Transparenz erlaubt ein zentimetergenaues Rangieren. Nicht nur im Gelände, sondern auch im Alltag an Bordsteinen oder bei der Einfahrt in eine Waschstraße. Kamerabilder senden auch Bilder der Reigenflanken auf beiden Seiten auf das Infotainment-Display.

Der permanente Allradantrieb des Subaru Uncharted arbeitet mit einer separaten hinteren E-Achse. Die Kraftübertragung an die Hinterräder muss also nicht erst von einem Steuergerät beauftrag und dann umgesetzt werden. Das Plus an Traktion und Schubkraft ist bei unserer Kletterpartie zu spüren. Zudem kann die Kraft mit bis zu 438 Newtonmeter System-Drehmoment über das Fahrpedal prima dosiert werden. Dabei hilft auch das markentypische X-Mode-System zur Steuerung des Allradantriebs. Neu ist die Funktion „Grup Control“. Über einen gut erreichbaren Kippschalter in der Mittelkonsole kann die Geschwindigkeit des Autos in vier Stufen variiert werden. Das kennt man als Bergabfahrhilfe. Der Subaru Uncharted unterstützt aber auch mit dieser Funktion, wenn es bergauf geht. Was das bringt? Zur Erkenntnisgewinnung halten wir an einer Stelle an einem steilen Geröll-Aufstieg, wo wir nur noch Himmel sehen – wo die Instruktoren eines Offroad-Trainings eigentlich über Funk zurufen „alles, nur nicht anhalten“. Nach der Aktivierung des Regelsystems krabbelt der Subaru mit der eingestellten Geschwindigkeit scheinbar entspannt nach oben, am Lenkrad musst du dich nur noch um die Richtung und das Umfahren großer Löcher im Untergrund kümmern.

Vergleich Front- und Allradantrieb

Als ersten Subaru seit vielen Jahren wird es den Uncharted auch mit Frontantrieb geben.

Am Ende der Gelände-Ausfahrt rollt der Subaru Uncharted unbeeindruckt wieder über Asphalt. Schon beim Vorserienmodell fällt die Verarbeitungsqualität der Karosserie positiv auf. Auch bei maximaler Verschränkung knistert und klappert nichts, auf der Straße herrscht erst recht Ruhe. Im Alltag hilft dabei auch die Akustikverglasung in den beiden vorderen Türen.

Im direkten Vergleich fahren wir in der Ebene den Allrad-Uncharted und die Version mit Frontantrieb. Die Konfiguration dieses Testwagens besteht aus dem ebenfalls 77 kWh großen Akku und 165 kW (224 PS) starkem Frontmotor. Auf einem Slalom-Parcours, beim doppelten Ausweichtest und bei voller Beschleunigung in einer Kurve mit nassem Untergrund ist auch das Modell mit nur zwei angetriebenen Rädern sehr spurstabil. Man muss den Uncharted schon zum Untersteuern provozieren. Auch dann schiebt er beherrschbar über die Vorderachse in Richtung Kurvenaußenrand. Mit Allradantrieb gelingen diese Übungen, wie zu erwarten, absolut narrensicher. Hier zeigt sich die erhöhte Stabilität eines 4x4-Autos vor allem bei rutschigem Untergrund.

Schneller als der WRX STI

Wir haben den neuen Uncharted AWD gegen die Legende WRX STI im Beschleunigungsrennen gegeneinander antreten lassen.

Vorteile gibt es auch bei der Beschleunigung. 5,0 Sekunden sollen nach dem Spurt aus dem Stand auf 100 km/h vergangen. Damit wäre der Subaru Uncharted AWD zarte 0,2c Sekunden früher auf Landstraßentempo als die Marken-Ikone WRX STI in letzter Ausbaustufe mit 300 PS starkem Boxermotor, die dafür 5,2 Sekunden benötigt. Wir hatten Gelegenheit, das auszuprobieren. In der Tat zieht das Elektro-Crossover-Modell dem blauen WRX STI um gut eine halbe Wagenlänge davon, wie im Video zu diesem Beitrag zu sehen ist. Einen Teil zum Vorsprung tragen bestimmt auch die Handschaltung im Klassiker und die Schaltstrategie des Fahrers bei.

Der Subaru Uncharted kommt als schnell in Fahrt, bei der Höchstgeschwindigkeit wird jedoch keine Rasanz angestrebt. Bei 77-kWh-Varianten werden bei 160 km/h abgeregelt. Das Basismodell mit kleinem Akku und Frontantrieb hat sogar eine Höchstgeschwindigkeit von nur 140 km/h. Das dürfte vielen Kunden zu wenig sein, zumindest als Sicherheitsreserve beim Überholen auf der Autobahn.

Marktstart und Preise

Den tiefblauen Lack und die Dekorstreifen mit XT-Emblem wird es vorerst nicht geben.

Ein genauer Starttermin für den Subaru Uncharted gibt es noch nicht. Auf Nachfrage stellt der Importeur eine Markteinführung „im ersten Halbjahr 2026“ in Aussicht. Vorher müssen mit dem Werk (und gewiss auch mit Kooperationspartner Toyota) die Mengen geplant und abgestimmt werden. Außerdem will man alle Komponenten des neuen Modells vor der Verkaufsfreigabe auf Herz und Nieren prüfen. Negativschlagzeilen wie beim Start des ersten Subaru Solterra mit niedriger Ladeleistung und hohem Stromverbrauch sollen auf jeden Fall vermieden werden. Der große Bruder des Uncharted bekommt zeitgleich ein umfangreiches Facelift mit neuem Antrieb, der ebenfalls eine Systemleistung von 252 kW (343 PS) bereitstellt.

Die Preise für den Subaru Uncharted dürften wohl erst Anfang kommenden Jahres feststehen. Wir rechnen mit einem Einstieg bei rund 37.500 Euro, das Allradmodell mit höherer Ausstattungslinie dürfte die 50.000-Euro-Marke in Sichtweite haben. Auf jeden Fall sollte der Preisabstand zwischen dem Crosstrek und dem elektrischen Uncharted nicht zu groß ausfallen, damit Kunden der Marke der Umstieg zum Elektroauto nicht zu schwer gemacht wird.

Fazit

Der Subaru Uncharted soll im ersten Halbjahr 2026 starten und dann auch Allradkunden der Marke ansprechen.

Der Wandel zum Elektroantrieb scheint für eine Marke wie Subaru nicht einfach zu sein. Kann man Kunden, die seit Jahrzehnten auf permanenten Allradantrieb und Boxermotoren setzen, vom Stromer überzeugen? Dem Solterra gelang das in erster Generation nicht. Doch die Japaner haben neuen Ehrgeiz. Neben dem umfassend überarbeiteten Solterra startet 2026 der Subaru Uncharted als kompaktes SUV-Coupé. Mit ihm wird es, erstmals seit vielen Jahren, wieder einen Subaru mit Frontantrieb geben.

Aber auch der Neuzugang in der Modellpalette wird auf Wunsch alle vier Räder antreiben. Bei unserer ersten Ausfahrt mit einem Vorserienfahrzeug zeigt der Uncharted, dass er auch im kernigeren Gelände weit mehr kann, als man ihm zutraut. Das Markenversprechen kann also auch bei einem Elektroauto eingelöst werden. Neben einem wettbewerbsfähigen Preis hängt der Erfolg also auch von der Motivation der Händler und deren Kunden ab.

Im Video: Subaru Uncharted Sitzprobe

Technische Daten
Subaru Uncharted AWD (vorläufige Daten)

Antriebsart
Elektro
Antrieb
permanenter Allradantrieb
Getriebe
Eingang-Reduktionsgetriebe
Systemleistung: kW / PS
252 kW (343PS), 438 Nm
Batterie
77,0 kWh
Batterie: Typ
Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC)
150 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
22 kW dreiphasig
Beschleunigung 0-100 km/h
5,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
160 km/h
Reichweite nach Norm
525 Kilometer
Kofferraumvolumen
404 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens
Bridgeston Enliten 235/50 R20
Anhängelast (gebremst)
1.600 kg
Länge / Breite / Höhe
4.515 / 1.870 / 1.625 mm
Text: Bernd Conrad