Renault Clio Hybrid Auch künftig die Nummer 1?

Besteller in Neuauflage: Der Renault Clio im ersten Fahrbericht.

Der schildförmige Grill reckt sich steil nach vorne, die kleinen Scheinwerfer-Linsen liegen tief in schwarzen Verkleidungen. Am Heck läuft die flache Scheibe in einer Abrisskante aus, vier Rückleuchten-Elemente sorgen für einen sportlichen Auftritt. Der neue Renault Clio fällt auf. Obwohl er auf der bekannten Plattform des Vorgängers aufbaut (CMF-B) tritt der mit seiner um 67 Millimeter auf knapp 4,12 Meter verlängerten Karosserie und der neuen Formensprache deutlich anders auf. Der Fünftürer wirkt selbstbewusst und dynamisch, ohne überzeichnet zu sein.

Der deutliche Bruch überrascht. Man hätte den Entwicklern und Strategen bei Renault auch zugestehen können, dass Erfolgsrezept Clio nur dezent nachzuwürzen. Mit fast 17 Millionen Einheiten seit 1990 ist der Clio das meistverkaufte französische Auto. Im ersten Halbjahr 2025 war die fünfte Clio-Generation der Bestseller in Europa. Auch die Neuauflage soll wieder den Thron in der Verkaufsstatistik besteigen.

Motoren ab 115 PS

Um dieses Ziel zu erreichen, stellt Renault – trotz des erfolgreichen Anlaufs des elektrischen R5 – einen neuen Clio mit Verbrennungsmotoren an die Startlinie. Kunden in Deutschland können zwischen einem neuen 1,2-Liter-Dreizylinder mit 115 PS als Handschalter oder mit Doppelkupplungsgetriebe (TCe 115) und einem neuen Vollhybrid mit 158 PS Systemleistung wählen. Für andere europäische Märkte wird der Renault Clio in der Türkei auf Wunsch auch als Eco-G 120 mit bivalentem Antrieb für den Betrieb mit Benzin oder LGP (Autogas) gebaut.

Auf der IAA Mobility hat Renault die neue Clio-Generation im September 2025 erstmals präsentiert. Schon jetzt stehen erste Exemplare als Vorführwagen bei den Händlern. Vor dem offiziellen Verkaufsstart im Januar 2026 nutzen wir die Gelegenheit zur ersten Ausfahrt mit dem neuen Renault Clio als Full Hybrid E-Tech 160.

So fährt der Hybrid

Schon auf den ersten Kilometern freut man sich über den hohen Komfort im neuen Clio. Das Fahrwerk des Kleinwagens schluckt auch harte Kanten im Straßenbelag. Selbst in Baustellen, an denen die oberste Asphaltschicht weggefräst wurde und der Verkehr über eine raue Oberfläche fließt, bleibt der Aufbau ruhig. Hier besteht auch die Geräuschisolation ihren Stresstest. Abrollgeräusche dringen kaum in den Innenraum, die Verkleidungen lassen sich auch nicht zu Dröhngeräuschen hinreißen. Zumindest bis zu einem Tempo von 120 km/h sind auch keine störenden Windgeräusche wahrnehmbar. Höhere Geschwindigkeiten lassen die Tempolimits aus Autobahnen in Portugal, wo der neue Renault Clio für erste Testfahren zur Verfügung steht, nicht zu.

Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage nimmt, wenn man auf ein langsameres Fahrzeug aufläuft, dezent Druck heraus und bremst ohne Ruck ab. Beim Überholvorgang wird schon während des Spurwechsels beschleunigt – man schert also nicht als Verkehrshindernis aus. Mit dem optionalen „Active Driver Assist“, der im Rahmen eines Pakets angeboten wird, bezieht die Fahrassistenz auch den Straßenverlauf (z.B. Kreisverkehre) mit ein.

Unter der Haube des Testwagens steckt der Vollhybrid-Antrieb mit einer Systemleistung von 158 PS. Das von Horse Powertrain, einem Gemeinschaftsunternehmen von Renault und Geely mit Beteiligung von Aramco, zugelieferte Modul hat deutlich bessere Manieren als der Hybrid-Strang des Vorgängers. Das Multi-Mode-Getriebe, das jetzt mit insgesamt 15 statt bisher 14 Übersetzungen aufwartet, ruckelt zwar noch ab und an, größtenteils läuft das Zusammenspiel des 109 PS starken 1,8-Liter-Brenziners und den 36 kW (49 PS) starken Elektromotors aber ohne Aufsehen. Ein Startergenerator (15 kW) kümmert sich um die Motivation des Verbrenners.

Der neue Clio im Video

Über die Multi-Sense-Taste im Lenkrad (oder den Touchscreen-Monitor) kann man verschiedene Fahrmodi wählen. Im Eco-Programm wird der Clio spürbar lethargischer, auf der „Sport“-Einstellung gefällt einzig die etwas rückhaltestärkere (aber immer noch recht weiche) Lenkung. Im Fahralltag ist der neue Smart-Modus die beste Wahl, der je nach aktuellem Fahrstil die Parameter anpasst und dabei dem aktuellen Gemütszustand des Menschen am Lenkrad sensibel nachspürt.

Der WLTP-Normverbrauch wird, je nach Ausstattung des Clio Hybrid, mit 3,9 bis 4,1 l/100 km angegeben. Mit dem Sprit aus dem 39 Liter großen Tank sind, rein rechnerisch, also Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern möglich. Am Ende unserer Testfahrten meldet der Bordcomputer einen Wert von 5,0 Litern je 100 Kilometer. Angesichts des geringen Stadtverkehr-Anteils ein guter Wert. Mit Zug am Fahrstufen-Wählhebel lässt sich eine Stufe für die erhöhte Energie-Rekuperation einstellen. Mehr Varianz, beispielsweise gesteuert mit Wippen am Lenkrad, gibt es nicht.

Als großer Fahrer beklagt man nach einiger Zeit den recht kurzen Fußraum im Clio. Trotz des weiten Verstellbereichs für Sitz und Lenkrad muss man lange Beine stärker als gewollt anwinkeln. Überschaubar bleibt, auch nach der Verlängerung des Radstands um acht Millimeter im Vergleich zum Vorgänger, weiterhin der Knieraum im Fond. Das nach hinten abfallende Dach mit der schrägen Scheibe reduziert zudem die Kopffreiheit für Passagiere, die größer als 1,80 Meter sind.

Aufbau und Struktur des Cockpits sind aus anderen Renault-Modellen bekannt und damit schnell zu begreifen. In jeder Ausstattungsvariante ist der Infotainment-Touchscreen mit 10-Zoll-Diagonale und eine kabellose Smartphone-Integration serienmäßig. Ab dem zweiten Niveau Techno sind Google-Services in Form der Navigation mit Maps, dem Play Store und der Sprachsteuerung Google Assistant an Bord. Letztere wird in naher Zukunft per Update durch Gemini ersetzt, das erweiterte Funktionen bietet. Die Möglichkeit, ein Smartphone in der Mittelkonsole zu laden, gibt es erst ab Techno für 150 Euro Aufpreis, beim Clio Esprit Alpine ist diese Funktion ab Werk eingebaut.

Preise und Ausstattung

Die Preise für den neuen Renault Clio starten bei 19.900 Euro für das Basismodell Evolution TCe 115 mit Dreizylinder-Benziner. Im Vergleich zum Vorgänger haben die Franzosen ein interessantes Preis-Paket geschnürt. Die fünfte Clio-Generation kostete zuletzt mit 65 Sauger-PS ab 19.350 Euro.

Auch den Vergleich zum Wettbewerb in der Kleinwagenklasse muss der neue Clio nicht fürchten. Der Seat Ibiza in dessen Basisversion mit 80 PS für 19.650 Euro kommt ohne die heutzutage unverzichtbare Klimaanlage. Skoda Fabia und VW Polo sind deutlich über 20.000 Euro teuer – erst recht, wenn man hier die 116 PS starken Turbo-Benziner heranzieht.

Der Hybrid-Antrieb ist für alle drei Ausstattungslinien des Renault Clio konfigurierbar. Unser Testwagen ist ein Clio Techno, der als Full Hybrid E-Tech 160 einen Listenpreis von 25.900 Euro hat. Das Upgrade von Evolution auf Techno kostet 1.700 Euro, dafür bekommt man neben der Google-Software u.a. eine Einzonen-Klimaautomatik, ein höherwertiges Soundsystem mit sechs statt vier Lautsprechern, getönte Scheiben und Fond, Rückfahrkamera, Regensensor, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen und weitere Optionen mit eingepackt. Die neue Farbe „Absolut Grün“ ist ohne Mehrkosten zu haben, das hier auf den Fotos und im Video gezeigte „Absolut Rot“ kostet 800 Euro mehr.

Fazit

Gelungene Neuauflage im wichtigen B-Segment. Der Renault Clio fährt mit frischem, eigenständigem Design und moderner Konnektivität vor. Der erneuerte Hybridantrieb hat sehr gute Manieren und belohnt einen entspannten Fahrstil mit niedrigem Verbrauch. Mit Preisen ab 19.900 Euro ist der Fünftürer nicht teurer als bisher und unterbietet viele Konkurrenten. Kritik gibt es für das weiterhin recht knappe Platzangebot.

Die vielen Qualitäten der Clio-Neuauflage lassen erwarten, dass der Kleinwagen auch in Zukunft der Bestseller in Europa und der meistverkaufte Renault bleiben wird. Zudem ist Renault mit dem elektrischen R5 im gleichen Segment vielfältig aufgestellt, um auf Kundenbedürfnisse und Marktgegebenheiten antworten zu können.