Renault Twingo 2026

Renault Twingo 2026 Made in Europe, für unter 20.000 Euro

9:55 Min.

Der neue Renault Twingo im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video!

Das Renaulution-Trio ist komplett. Nach dem bereits sehr erfolgreichen R5 und dem etwas größeren R5 kommt jetzt mit der elektrischen Neuauflage des Renault Twingo das dritte neue E-Modell der vom früheren CEO Luca de Meo ausgerufenen Neuerfindung des Konzerns. Auch der kleinste Renault hat das Zeug zum Publikumsliebling.

In zwei Jahren zum Serienauto

Im Jahr 2024 zeigte das Concept Car, wie das Design-Konzept der ersten von bisher drei Twingo-Generationen auch in der Jetztzeit überzeugen kann. Ein Jahr später ist klar: Das Serienmodell entspricht weitestgehend der charismatischen Studie. Änderungen sind an den Rädern und Stoßfängern zu erkennen, zudem gibt es Leuchtflächen in den LED-Ringen der Scheinwerfer und Rückleuchten. Anstelle verdeckter Fingernagel-Mörder-Hebel bietet der neue Renault Twingo an allen vier Seitentüren zudem solide Bügelgriffe.

Auf Basis der AmpR-Small-Plattform, die auch die technische Basis für R5 und R4 stellt, wurde der neue Renault Twingo in nur zwei Jahren von der Idee zur Serienreife entwickelt. Der französische Autobauer will ab sofort mit der Geschwindigkeit asiatischer Hersteller mithalten. Dafür wurden in den chinesischen Städten Shanghai und Hangzhou Entwicklungsbüros eröffnet, die eng mit dem „Technocentre“ außerhalb von Paris zusammenarbeiten. Das global vernetzte Engagement der Designer und Ingenieure hat den schnellen Marktstart des Twingo möglich gemacht, der wohl rund eineinhalb Jahre vor dem Serienauto auf Basis des VW ID.Every1 stattfindet. Wir erinnern uns: Einst hat Renault den Wolfsburgern eine Entwicklungs-Partnerschaft beim Kleinstwagen-Projekt vorgeschlagen, was dort abgelehnt wurde.

Der Twingo im Video

Der neue Renault Twingo übersetzt das charakteristische Monobox-Design ohne sichtbaren Übergang von der vorderen Haube zum Passagierabteil in ein modernes Konzept. Die Vokabel „Haube“ ist nicht ganz korrekt, denn hinter den halbrunden Tagfahrlicht-LED kann man kaum etwas öffnen. Wartungen am Elektroantrieb erledigt die Werkstatt. Der Twingo-Eigner kann lediglich das Wasser für die Scheiben-Reinigungsanlage nachfüllen. Dafür gibt es einen Einfüllstutzen im mittleren von drei schwarzen Kunststoffelementen, die an die Lufteinlässe des Erstgenerations-Twingo erinnern.

3,79 Meter lang ist der neue Held der Stadt, außerdem stellplatzfreundliche 1,72 Meter breit und 1,49 Meter hoch. Der Radstand beträgt 2,49 Meter. Wie beim klassischen Vorbild aus den 1990er-Jahren lässt sich die 50:50-geteilte Rücksitzbank des Viersitzers verschieben. 17 Zentimeter beträgt die Strecke der manuellen Verstellmöglichkeit. Die Betätigung dafür ist auch vom Kofferraum aus erreichbar. Das Ladeabteil hinter der hohen Kante fasst 305 Liter, inklusive einem rund 50 Liter großen Kellerabteil unter dem doppelten Ladeboden. Klever: Er ist zweigeteilt. Man kann also auch bei Gepäck auf der einen Seite noch ans weiter unten gelagerte Ladekabel herankommen. Wenn man die Lehnenteile der Rücksitzbank nach vorne umklappt, dann stehen bis zu 1.000 Liter Ladevolumen zur Verfügung. Im Twingo Techno lässt sich zusätzlich die Lehne des Beifahrersitzes umlegen.

Die Sitzprobe

Vorne kommt man auch als großer Mensch gut unter - wie im ersten Twingo von 1992.

Bei der ersten Sitzprobe im neuen Renault Twingo gefallen die großen Vordersitze und das Platzangebot in der ersten Reihe. Hinten wird es, vor allem für große Menschen, erwartbar knapp im kleinen Auto. Die Füße passen kaum unter den Vordersitz, zudem verhindert eine Stufe im Boden entspanntes Sitzen. Auch diese Kante vor der Rücksitzbank hatte schon der Ur-Twingo. Anstelle von Fensterhebern müssen im Fond Ausstellfenster genügen, wie zuletzt beim deutschen Konzern-Trio Seat Mii / Skoda Citigo / VW Up.

Das Cockpit des Renault Twingo baut sich recht hoch vor Fahrer und Beifahrer auf. In Basis-Linie Evolution ist das Dekor samt Modellschriftzug auf der rechten Seite in Weiß gehalten, beim höheren Niveau mit dem Namen Techno in Wagenfarbe. Teile der Türverkleidungen zeigen immer den Ton der Karosserie, hiermit verbeugen sich die Designer vor dem damals innen sichtbaren Blech des ersten Twingo.

Den offensichtlichen Kostendruck mit einer Smartphone-Halterung als Infotainment-Ersatz im Armaturenbrett will Renault seinen Kunden ersparen. Ein zehn Zoll großes Infotainment-Display mit Touchscreen-Funktion ist stets Teil der Serienausstattung. Auch die Smartphone-Integration über Apple CarPlay und Android Auto ist mit dabei. Am unteren Rand der Anzeige kann man die optionale Sitzheizung aktivieren. Die Klima-Bedienung wird über silberne Drehschalter erledigt, die man aus dem Konzern-Teileregal kennt. Eine manuelle Klimaanlage ist in der Basis Serie, der Twingo-Technik kommt mit Einzonen-Klimaautomatik. Neben der Klimasteuerung findet sich mit dem leuchtendroten Knubbel für den Warnblinker ein recht verstecktes Klassiker-Zitat. Beim ersten Twingo steckte er oben im Armaturenbrett vor den mittigen Instrumenten.

2025 versammelt der Kleine alle fahrrelevanten Informationen auf einem sieben Zoll großen Display hinter dem Multifunktionslenkrad. Das Layout sowie die Inhalte lassen sich konfigurieren. Markentypisch hängen drei Hebel rechts hinter dem Lenkrad. Ganz oben der Schalter zum Einlegen der Fahrstufe, darunter die Scheibenwischer-Steuerung. Außerdem gibt es den Bediensatelliten für Audio-Funktionen.

LFP-Akku für bis zu 263 km

Wechselstrom fließt mit 11 kW, über den CCS-Anschluss sind bis zu 50 kW möglich.

Der Twingo Techno zeigt zudem Schaltwippen zum Einstellen der Energie-Rekuperation bis hin zum „One-Pedal-Driving“, die sich praktischerweise beim Rangieren und Rückwärts-Einparken automatisch deaktiviert und dann ab einer Geschwindigkeit von 12 km/h wieder aktiv ist. In der Basis muss eine B-Fahrstufe mit einer stärkeren Stufe der Rückgewinnung genügen.

Beim Akku hat sich Renault, aufgrund des optimalen Preis-Leistungsverhältnisses, für LFP (Lithium-Eisenphosphat) entscheiden. Der Stromspeicher, der als „Cell to Pack“ einen Teil zum niedrigen Leergewicht des Twingo von rund 1.200 Kilogramm beiträgt, hat eine netto nutzbare Speicherkapazität von 27,5 kWh. In Verbindung mit den serienmäßigen 16-Zoll-Rädern liegt die Reichweite nach WLTP-Norm bei 263 Kilometern. Wenn beim Twingo Techno die optionalen 18-Zöller geordert werden, sinkt der Radius auf 249 Kilometer.

Der Ladeanschluss liegt im rechten vorderen Kotflügel. Für Menschen, die das Auto an öffentlichen Ladesäulen am Straßenrand laden, ist das eine gute Position. Für Garagen- oder Carport-Parker mit eigener Wallbox wäre ein Anschluss auf der linken Seite besser. Irgendwas ist also immer. Immerhin ist das Ladekabel, das Renault mitliefert, fünf Meter lang.

Wechselstrom fließt dreiphasig mit 11 kW. Am Schnellader kann der Twingo über den CCS-Anschluss Strom mit bis zu 50 kW Leistung zapfen. In 30 Minuten soll der Füllstand von zehn auf 80 Prozent zu bringen sein. Ein V2L-Adapter (Vehicle-to-Load), mit dessen Hilfe andere Verbraucher mit bis zu 3,7 kW Leistung aufgeladen werden können, soll als Option ins Programm kommen. Wenn der Twingo am Kabel hängt, lässt sich der Innenraum über die zugehörige Smartphone-App vor Fahrtantritt vorwärmen oder kühlen. Das soll den Nachteil einer fehlenden Wärmepumpe zumindest teilweise kompensieren.

Die Vorderräder werden von einem Elektromotor mit 60 kW (82 PS) Leistung angetrieben, der ein Drehmoment von 175 Newtonmetern entwickelt. In 12,1 Sekunden beschleunigt der Twingo aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 130 km/h begrenzt.

Zwei Ausstattungslinien

Das Infotainment-Display ist immer Serie, die Google-Software erst beim Twingo Techno.

Im Basismodell mit dem Namen Evolution zählen 16-Zoll-Felgen mit Radblenden, ein 7-Zoll-Display vor dem Fahrer, Smartphone-Integration, ein höhenverstellbarer Fahrersitz, die manuelle Klimaanlage und Einparksensoren am Heck zur Serienausstattung. Die Fahrassistenz umfasst eine einfache Geschwindigkeitsregelanlage, und Hilfen zum Halten der Spur und für Notbremsungen.

Darüber rangiert der Twingo Techno. Er bringt, zusätzlich zum Evolution, u.a. zweifarbige Radblenden, das OpenR-Link-Infotainmentsystem mit Google-Services (Maps, Assistant, Play Store), eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Rückfahrkamera, Fernlichtassistent, Klimaautomatik und die einstellbare Rekuperation mit One-Pedal-Funktion. Erst hier gibt es die umklappbare Beifahrersitzlehne und die markentypische Schlüsselkarte, dazu kommen stärker getönte Scheiben im Fond und ein besseres Soundsystem mit sechs Lautsprechern.

Die Apps im Infotainmentsystem müssen mit einem Datenpaket genutzt werden, das für drei Jahre ab Erstzulassung bzw. bis zum Ende eines Leasingvertrages über die hauseigene Finanzgesellschaft 2 GB pro Monat kostenlos bereitstellt. Welche Abo-Kosten im Anschluss anfallen, ist noch nicht bekannt.

Start für unter 20.000 Euro

Im Frühjahr 2026 kommt der neue Twingo auf den Markt.

Trotz der Entwicklung in China ist der Renault Twingo ein Europäer. Er kommt nur hier auf den Markt und wird in Slowenien gebaut. In den Handel und zu den Kunden dürften die ersten Exemplare im Frühjahr 2026 rollen.

Der Einstiegspreis für den Renault Twingo Evolution soll, das bekräftigt Renault auch im Rahmen der Premiere erneut, bei unter 20.000 Euro liegen. Wir rechnen mit 19.990 Euro. In der umfangreicheren Techno-Ausstattung dürfte der Listenpreis des Kleinen bei rund 23.500 Euro liegen. Zur Einordnung: Der Renault 5 startet mit 40 kWh großem Akku und 90 kW (122 PS) aktuell bei 27.900 Euro. Das angekündigte Basismodell für unter 25.000 Euro wird es in Deutschland, aller Voraussicht nach, nicht geben.

Fazit

Wie der direkte Vorgänger ist auch Twingo Nummer 4 immer ein Fünftürer.

Sie haben es wieder getan. Nach R4 und R4 bringt Renault mit dem neuen Twingo erneut ein modernes Auto mit Retro-Anklängen bei einem Klassiker der eigenen Modellgeschichte. Dafür reicht es, bis ins Jahr 1992 zurückzugehen. Damals feierte die erste Generation des Renault Twingo ihre Premiere.

Das Monobox-Konzept zeigt auch 33 Jahre später, dass es die Grundlage für eine bestmögliche Raumausnutzung auf knapper Verkehrsfläche ist. Der elektrische Twingo kommt als Fünftürer und soll, je nach Ausstattung, eine Reichweite von bis zu 263 Kilometern bieten. Der Grundpreis wurde mit unter 20.000 Euro angekündigt.

Im Frühjahr 2026 kommt der neue Twingo auf den Markt, nach zur zwei Jahren Entwicklungszeit. Damit ist er deutlich früher am Start als der künftige Elektro-Zwerg von VW. Die Wolfsburger haben einst das Angebot von Renault für eine gemeinsame Entwicklung des Elektro-Kleinstwagens ausgeschlagen.

Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad