Seat Ibiza 1.5 TSI (2026)

Seat Ibiza 1.5 TSI (2026) Spanier mit Ausdauer

7:50 Min.

Das zweite Facelift des Seat Ibiza im Alltagstest mit Video-Review.

Nachdem Cupra 2018 als eigenständige Marke neben Seat positioniert wurde, herrschte lange Rätselraten um die Zukunftsstrategie des einstigen Haupt-Labels der spanischen Volkswagen-Tochter. Jetzt gibt es Klarheit: Während Cupra weiterhin mit neuen Modellen auch mit Elektroantrieb aufsteigen soll, bleibt Seat als Einstiegsmarke für den Konzern am Leben. Damit übernehmen die Spanier die Rolle von Skoda.

Zweites Facelift

Elektroautos stehen bei Seat vorerst nicht auf der Agenda. Vielmehr will man mit Updates bestehender Modelle preissensible Kunden, auch in Märkten Süd- und Osteuropas mit noch weniger gut ausgebauter Lade-Infrastruktur, ansprechen. Zu diesem Zweck bekommen die Baureihen Ibiza und Arona Anfang 2026 ein erneutes Facelift, später wird auch der Seat Leon aufgefrischt.

Seit dem Start der ersten Generation im Jahr 1984, damals als erstes eigenständiges Seat-Modell ohne Fiat-Lizenz, ist der Ibiza der Kern der Marke. Über sechs Millionen Einheiten des Kleinwagens wurden international verkauft. Seit 2017 fährt der Seat Ibiza in fünfter Generation. Auf Basis der MEB-A0-Architektur des Volkswagen-Konzerns ist er eng mit Skoda Fabia und VW Polo verwandt. 2021 bekam der Seat Ibiza ein Facelift mit neuem Cockpit. Jetzt wird der 4,07 Meter lange Fünftürer erneut geliftet.

Erkennungszeichen des Ibiza-Updates sind ein neuer Stoßfänger an der Front, geänderte Scheinwerfer mit verbesserter LED-Technologie und flacherem Tagfahrlicht, ein breiterer Kühlergrill sowie ein anders geformter Stoßfänger am Heck. Außerdem gibt es neue Designs für die Leichtmetallfelgen und drei neue Farben. Die Schriftzüge am Heck sind dunkler als zuvor, in jeder Modellvariante gibt es zudem LED-Rückleuchten ab Werk.

Der Innenraum zeigt neue Materialien für mehr Wertigkeit, Textileinlagen in den vorderen Türen und eine breitere Farbauswahl beim Ambientelicht. Die Ablagefläche für das Smartphone mit induktiver Ladefunktion bietet jetzt mit 15 Watt mehr Leistung als bisher. Das optionale Soundsystem mit 300 Watt Leistung trägt kein Beats-Logo mehr, es heißt fortan schlich Seat-Soundsystem. Diese Option ist an ein Reserve-Notrad zwangsgekoppelt, da der Subwoofer dann in dessen Felge unter dem Kofferraumboden sitzt.

Mit 355 Litern fällt das Kofferraumvolumen des Seat Ibiza für die Kleinwagen-Klasse üppig aus. Auch das Raumangebot im Innenraum passt, sofern die Mitfahrer im Fond keine Riesen sind. Der Skoda Fabia ist zwar nochmals geräumiger, viele Mitbewerber sind jedoch merklich knapper geschnitten. Eine Zweiklassen-Gesellschaft zeigen die Türverkleidungen. Hinten dominieren harte, schwarze Kunststoffe, vorne sind die Paneele im FR-Testwagen mit hellgrauem Stoff ausgeschlagen.

Das haptisch und optisch angenehme Material spannt sich auch über die Sitze. In der getesteten FR-Ausstattung werden Möbel mit gutem Seitenhalt und integrierten Kopfstützen für Fahrer und Beifahrer verschraubt. Der Komfort ist auch auf langen Strecken sehr gut, das in Höhe und Weite verstellbare Multifunktionslenkrad hilft beim Finden einer ergonomisch optimalen Sitzposition.

Die Infotainment-Bedienung wird zum größten Teil über den bis zu 9,2 Zoll großen Touchscreen auf der Mittelkonsole gesteuert. Der Seat Ibiza ist noch ein Kind der Vor-Slider-Zeit. Physische Tasten gibt es im Lenkrad und für die Bedienung der Zweizonen-Klimaautomatik. In deren Bedienelement lassen sich die Temperaturzonen intuitiv mit Drehreglern steuern, die zweistufige Sitzheizung wärmt auf Knopfdruck. Klassische Elemente sind auch der große Wählhebel zum Einlegen einer Fahrstufe beim Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und der Handbremshebel zwischen den Vordersitzen.

Was kann der 1.5 TSI?

Wir konnten den 2026er-Ibiza bereits ausführlich im Alltag testen.

Für den ersten Alltagstest des überarbeiteten Seat Ibiza im deutschen Spätherbst steht der 1.5 TSI mit 110 kW / 150 PS bereit. Der aufgeladene Vierzylinder ist, wie die Dreizylinder-Benziner mit 80, 95 und 116 PS, aus dem Vorgänger bekannt.

Nach leichte Anfahrruckeln des DSG kennt man, danach wirkt der Ibiza mit dem kräftigen Antrieb in jeder Situation erwachsen. Ein Sportmotor ist der Einsfünfer nicht, dafür ist er in den meisten Lebenslagen angenehm zurückhaltend. Wer es eiliger hat, kann in 8,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 220 km/h erreichen. Auf einer Hochgeschwindigkeits-Langstrecke entfernt man sich natürlich deutlich vom WLTP-Normverbrauch, den der Hersteller mit 7,7 – 5,8 l/100 km angibt. Im Rahmen unseres Alltagstests genehmigte sich der Spanier knapp sieben Liter Supersprit je 100 Kilometer. Spritsparende Maßnahmen wie ein Mildhybrid-Modul sind nicht Teil des Antriebskonzepts. 2027 sollen Ibiza und Arona hybridisiert werden.

Das Fahrwerk zeigt, in Verbindung mit den 18-Zoll-Felgen des Testwagens, einen knackigen Charakter, ohne zu nerven. Man bekommt im Innenraum stets mit, wie der Straßenbelag unter den Continental-Winterreifen beschaffen ist. Trotzdem schlagen Querfugen oder Wurzelaufbrüche nicht ungehobelt durch. Federn und Dämpfer sind harmonisch aufeinander abgestimmt, um auch auf langen Strecken guten Komfort zu bieten. Zum dynamischen Charakter des Seat Ibiza passt auch die Lenkung. Sie wirkt direkter als bei vielen Mitbewerbern, ohne im Alltag zu stören.

Anstelle der bisherigen Eco-LED bietet Seat für den Ibiza jetzt Voll-LED-Scheinwerfer an. Deren Gehäuse wurde verändert, der Knick an der Unterseite erinnert entfernt an den Audi A3. Zu erkennen ist das Facelift auch an den flachen Tagfahrlicht-LED, bisher beschrieben die Linien ein größeres Dreieck. Die neuen Scheinwerfer sollen eine doppelt so hohe Reichweite des Lichtkegels haben als die Vorgänger-LED, das Fernlicht dreimal heller Strahlen. Adaptive Funktionen gibt es, bis auf einen Fernlichtassistenten für statisches Auf- und Abblenden, nicht. Bei Nachtfahrten gefällt die weiße Lichtschneise mit aktiviertem Fernlicht, die spürbar für mehr Sicherheit sorgt. Bei Abblendlicht zeigen die Scheinwerfer jedoch einige dunkle Flecken auf der Straße vor dem Auto.

Preise ab 19.650 Euro

Das 7-Gang-DSG ist beim 150 PS starken Benziner serienmäßig, der Basismotor hat 80 PS und ein manuelles Getriebe.

Wie bisher wird der Seat Ibiza in drei Ausstattungslinien angeboten. Style und FR sind über dem Basismodell positioniert. Das trägt keine Zusatzbezeichnung, der Name Reference entfällt.

In Verbindung mit dem 80 PS starken 1.0 MPI – Sauger startet der Basis-Ibiza bei 19.650 Euro. Den neuen Anspruch der Spanier, die günstige Einstiegsmarke im Volkswagen-Konzern zu sein, untermauert er damit aber unvollständig. Der Seat Ibiza ist nur auf den ersten Blick günstiger als Skoda Fabia und VW Polo. Dem Basismodell fehlt die Klimaanlage, ohne die auch ein Flottenkunde heute kaum ein Auto bestellen dürfte. Mit manueller Klimasteuerung verteuert sich der Ibiza um 955 auf 20.605 Euro. Zum Vergleich: Der neue Renault Clio startet in der Grundausstattung mit 115 PS starkem Dreizylinder-Turbo und Klimaanlage bei 19.900 Euro – das Äquivalent Seat Ibiza 1.0 TSI kostet 22.505 Euro.

Am anderen Ende der Seat-Preisliste parkt der Ibiza FR 1.5 TSI mit 150 PS ab 30.100 Euro. Der Ausstattungsumfang dieser Ausstattungslinie umfasst sechs statt vier Lautsprecher, Parksensoren auch an der Front, eine Rückfahrkamera, die unter dem Namen Travel Assist zusammengefasste Fahrassistenz mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage und Spurhalteassistent sowie die erwähnten Sportsitze. Der hier und im Video gezeigte Testwagen fährt mit Metalliclackierung, 18 statt 16 Zoll großen Leichtmetallfelgen, Tech-Paket (LED-Scheinwerfer, Navigationssystem, digitale Instrumente mit 10,25 Zoll großem Display), Sitzheizung vorne, Soundsystem, Glasschiebedach, schlüssellosem Zugang und der induktiven Smartphone-Ladefunktion vor. Das summiert den Listenpreis des Autos auf stolze 35.515 Euro.

Fazit

Reif, nicht alt: Der Seat Ibiza ist fit für die kommenden Jahre. Wirklich günstig sind Marke und Modell aber noch nicht.

Acht Jahre nach dem Marktstart bekommt die fünfte Modellgeneration des Seat Ibiza ein erneutes Facelift. Auch im hohen Alter zeigt der Kleinwagen kaum Ermüdungserscheinungen. Platzangebot und Komfort liegen auf hohem Niveau, das Design wirkt ebenso frisch wie die Konnektivität. Mit dieser Ausdauer ist der Ibiza fit für die kommenden Jahre.

Bevor Seat zur wirklich günstigen Einstiegsmarke wird, müssen die Kosten-Kalkulatoren jedoch nochmal an die Preise heran. Die neue Rolle der Spanier bedeutet keinen Verzicht bei der Erfüllung persönlicher Wünsche. Das entsprechende Budget vorausgesetzt, kann man aus dem Kleinwagen mit 150 PS, Schiebedach, Sitzheizung und weiteren Optionen einen hochwertigen Alltagsbegleiter für fast alle Lebenslagen machen.

Technische Daten
Seat Ibiza FR 1.5 TSI

Antriebsart
Benziner
Antrieb
Frontantrieb
Abgasnorm
Euro 6 EB
Hubraum
1.498 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder
4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
110 kW / 150 PS bei 5.000 - 6.000 U/min
Max. Drehmoment
250 Nm bei 1.500 - 3.500 U/min
Getriebe
7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Tankinhalt
40 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
8,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
220 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
5,7 - 5,8 Liter
Verbrauch real auf 100km
6,5 Liter
Kofferraumvolumen
355 - 1.165 Liter
Leergewicht
1.231 kg
Anhängelast (gebremst)
1.200 kg
Stützlast
50 kg
Dachlast
75 kg
Länge / Breite / Höhe
4.070 / 1.780 / 1.447 mm
Basispreis Baureihe
19.650 Euro (1.0 MPI 80 PS)
Basispreis Modellvariante
30.100 Euro
Testwagenpreis
35.515 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad