Nissan Micra 2026

Nissan Micra 2026 Der bessere R5?

6:23 Min.

Erster Fahrbericht: Was kann der neue Nissan Micra mit Elektroantrieb?

Kleinwagen mit großer Geschichte: 1982 wurde die erste Generation des Nissan Micra vorgestellt, über fünf Generationen gab es Modelle dieses Namens, bevor 2022 der Schlussstrich gezogen wurde. Ende des Jahres 2025 kommt der Micra zurück – erstmals als reines Elektroauto.

Dass sich der aktuell kleinste Nissan in Europa für die technische Basis bei Allianzpartner Renault bedient, ist nicht neu. Die letzte, intern K14 genannte, Generation nutzte die Plattform des Renault Clio. Jetzt ist es der Renault 5, dem der Micra ähnelt. Kann der rund 3,97 Meter lange Fünftürer auch ohne den Retro-Charme des R5 Menschen für sich begeistern?

Neues Blech am Micra

Schon beim ersten Kennenlernen war schnell klar: Reines Badge-Engineering, bei dem – mehr oder weniger – nur die Markenlogos getauscht werden, wurde beim Nissan Micra nicht unternommen. Vorne sind ein neuer Stoßfänger und LED-Leuchten mit runden Tagfahrlicht-Bögen erkennbar. Auch die Motorhaube ist neu, ebenso die Blechteile an den Flanken. Von den vorderen Scheinwerfern zieht sich eine Sicke bis in die Fondtüren – nach Aussage der Nissan-Designer inspiriert von der Spur eines Löffels in Eiscreme. Nicht nur vorne, sondern auch über den hinteren Radläufen zitiert die Karosserie deren Rundungen. Am Heck zitieren runde Leuchten die Form der Scheinwerfer.

Die Abmessungen der AmpR-Small-Plattform sind identisch mit denen des Renault 5, was auch für das Platzangebot im Innenraum und den 326 Liter großen Kofferraum gilt. Große Menschen sitzen besser vorne als hinten, blicken dabei auf ein Cockpit mit zehn Zoll großem Infotainment-Display. Die Größe der Instrumente variiert je nach Ausstattungslinie zwischen sieben und zehn Zoll Bildschirmdiagonale. Nur im Basismodell muss auf Google Services verzichtet werden. Dazu zählen die Navigationslösung Google Maps, die auch Ladestopps in die Berechnung längerer Routen mit einbezieht und der Play Store zum Download von Apps.

Am Lenkrad sitzen Schaltwippen, mit denen die Energie-Rekuperation mehrstufig eingestellt werden kann. Der aktuelle Renault 5 kommt mit nur einer Stufe, die über den Getriebe-Wählhebel anzusteuern ist, aus. Eine Modellpflege dürfte aber auch bei ihm bald die Paddles ins Auto bringen.

Mehr Reichweite

Die etwas bessere Aerodynamik sorgt für mehr Reichweite als beim Renault 5.

Die Antriebstechnik unterscheidet sich beim Nissan Micra nicht von der des R5. Im Basismodell treibt ein 90 kW (122 PS) starker Motor die Vorderräder an, der von einem 40 kWh großen Akku bestromt wird. An der Wallbox oder an einer öffentlichen Ladesäule wird Strom über drei Phasen mit 11 kW gezogen, am Schnelllader sind 80 kW möglich. Die Micra-Variante mit einer Motorleistung von 110 kW (150 PS) fährt mit 52 kWh Speicherkapazität vor. Hier erhöht sich die Schnelllade-Leistung auf 100 kW.

Ein wichtiger Elektroauto-Faktor und rationaler Vorteil des Nissan Micra gegenüber dem R5: Das aerodynamisch günstigere Karosseriedesign erhöht die Reichweite. Andere Räder, die neugestaltete Front und das Heck ohne kantige Leuchten sollen beim Nissan Micra, vorbehaltlich der finalen Homologation nach WLTP-Norm, mit 40 kWh-Akku 319 Kilometer möglich machen, mit dem 52 kWh großen Stromspeicher 419 Kilometer. Renault gibt 300 bzw. 410 Kilometer an.

So fährt sich der neue Micra

Erste Testfahrt im Nissan Micra mit 110 kW starkem Antrieb.

Noch vor den ersten Journalisten-Terminen konnten wir den neuen Nissan Micra ausgiebig testfahren. Im Rahmen einer Veranstaltung für Juroren des „World Car Award“ (WCOTY, World Car of the Year) stand auch dieser neue Nissan auf einem Testgelände in Frankreich bereit. Die Strecken dort beinhalten unterschiedliche Straßenzustände von Kopfsteinpflaster bis hin zu kurvigen Landstraßen und bieten ausreichend Gelegenheit, das neue Auto kennenzulernen.

Die große Überraschung bleibt dabei aus. Wer den R5 gefahren ist, kennt auch den Nissan Micra schon gut. Das heißt: der 110 kW starke Elektroantrieb bringt den Kleinen hurtig voran, bisweilen zupft es dabei auch auf trockener Straße schon mal an den Vorderrädern. Das Drehmoment von 245 Newtonmetern liegt sowohl im Comfort-Modus als auch im Sport-Programm an, in „Eco“ wird die Kraft auf 215 Newtonmeter und die Leistung auf 50 kW reduziert.

Die Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h konnte im Rahmen der ersten Testfahrten noch nicht ausprobiert werden, nach vielen Kilometern kann aber ein Urteil über den Fahrkomfort gefällt werden. Federn und Dämpfer machen im Nissan Micra einen guten Job, nur große Querfugen werden stark spürbar durchgereicht. Auch welliges Kopfsteinpflaster wird von der Mechanik hinter den großen 18-Zoll-Rädern gut geschluckt. Lediglich beim ersten Impuls arg taube Lenkung darf vor dem Start der Serienproduktion gerne nochmal frisch abgestimmt werden.

Marktstart und Preise

Auch im Nissan Micra steck Google-Software für das Infotainment.

Der neue Nissan Micra soll Ende 2025 zu den Händlern kommen, wohl ab September wird man den Elektro-Kleinwagen bestellen können. Drei Ausstattungslinien sind geplant, die sich neben der Innenausstattung auch bei den Rädern unterscheiden. Das 18-Zoll-Format ist gesetzt. Die Basis trägt Radvollblenden vor Stahlfelgen, die beiden höheren Linien kommen mit Leichtmetallfelgen. Eine Wärmepumpe ist stets serienmäßig, im Zubehör wird es einen Adapter zur Nutzung der V2L-Funktion (Vehicle to Load) geben.

Preise für den neuen Nissan Micra stehen im Moment noch nicht fest. Sie dürften sich auf dem Niveau des Renault 5 bewegen, den es mit 90 kW (122 PS) aktuell ab 27.900 Euro gibt. Günstiger wird ein geplanter Kleinstwagen im A-Segment, bei dem Nissan auf den für 2026 in Aussicht gestellten Renault Twingo als Basisfahrzeug zurückgreifen wird.

Fazit

Ende 2025 kommt der Micra zu den Händlern.

Bei den ersten Testfahrten zeigt der Nissan Micra, dass Überraschungen ausbleiben. Und das ist gut so. Wie der technisch verwandte Renault 5 ist auch dieser Elektro-Kleinwagen agil und komfortabel. Kritik verdienen lediglich die in manchen Situationen mangelnde Traktion an der Vorderachse und die etwas gefühllose Lenkung.

Im Vergleich zum Renault 5 mag der Nissan Micra nicht mit Retro-Charme punkten. Dafür wirft er ein wichtiges Kaufargument in die Waagschale: Das geänderte Design sorgt für eine bessere Aerodynamik und damit für mehr Reichweite. Ob ihn das zum besseren Auto macht, muss jeder für sich entscheiden – aber erst, wenn die Preise feststehen.

Video: Der Nissan Micra im ersten Check

Technische Daten
Nissan Micra

Antriebsart
Elektro
Antrieb
Frontantrieb
Maximale Leistung kW / PS
110 kW (150 PS)
Max. Drehmoment
245 Nm
Getriebe
Eingang-Reduktionsgetriebe
Batterie
52 kWh
Batterie: Typ
Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC)
100 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
11 kW (dreiphasig)
Beschleunigung 0-100 km/h
8,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
150 km/h
Reichweite nach Norm
419 km (geplant)
Kofferraumvolumen
326 Liter
Länge / Breite / Höhe
3.974 / 1.774 / 1.498 mm
Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller (5), Bernd Conrad (13)