Der neue Nissan Leaf im ersten Check mit Sitzprobe, auch im Video.
Was war das erste Großserien-Elektroauto? Nein! Weder Tesla Model 3 noch Model Y! 2010 kam der Nissan Leaf auf den Markt. Mit ihm begann damals das, was man heute wohl als „Demokratisierung der E-Mobilität“ bezeichnen würde. Der kompakte Fünftürer wurde 2018 in die zweite Generation überführt. Beide Baureihen kommen auf bisher über 700.000 verkaufte Exemplare weltweit, davon gingen rund 290.000 an Kunden in Europa.
Kürzer als bisher
Mittlerweile ist der Markt deutlich vielfältiger geworden. Sämtliche großen Hersteller bieten Elektroautos in vielen Klassen vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine an. Und als SUV, was sonst! Wenn der neue Nissan Leaf 2026 an den Start rollt, will er auch die SUV-Kunden ansprechen. Aus dem Kompaktmodell wird ein Crossover mit schrägem Heckabschluss. Die Überraschung dabei: Während Autos sonst immer größer werden, ist der neue Nissan Leaf mit 4,35 Metern 14 Zentimeter kürzer als der Vorgänger. Die Karosserie des Neulings ist 1,81 Meter breit und 1,55 Meter hoch, beides liegt nur knapp über den Maßen der zweiten Leaf-Ausgabe.
Das Design ordnet den Leaf in der Modellpalette auf den ersten Blick als kleineren Bruder des Nissan Ariya ein. Klare Flächen, sauber definierte Linien und schwarz abgesetzte Seitenschweller wirken modern, aber nicht kurzlebig. An der Front fällt das illuminierte Logo auf. Die große schwarze Fläche des bisherigen Leaf, die an einen klassischen Kühlergrill erinnerte, ist verschwunden. Sie wird nicht mehr als Abdeckplatte für den Sensor des Frontradars benötigt, der jetzt weiter nach unten in den Stoßfänger wanderte.
Der Leaf im Video
Die meisten Blicke dürften wohl am Heck des Nissan Leaf hängenbleiben. Die flache Scheibe ohne Wischer mündet in eine Abrisskante, die den oberen Abschluss einer schwarzen Maske beschreibt. Sie trägt den Markenschriftzug über einem hoch platzierten (und damit weniger schmutzanfälligen) Kofferraumgriff und die Rückleuchten. Die LED-Grafik zeigt auf jeder Sache zwei horizontale und drei vertikale Elemente. Die Zahlen „Zwei“ und „Drei“ werden im japanischen wie „Nissan“ ausgesprochen. Auch ohne dieses Wissen erfreut der Anblick eines neuen Autos, zur Abwechslung mal ohne die stets gleiche LED-Leiste über die gesamte Fahrzeugbreite. Leichtmetallfelgen sind immer serienmäßig, ihr Format variiert je nach Ausstattungslinie von 17 bis 19 Zoll.
437 Liter fasst der Kofferraum des Nissan Leaf, inklusive dem Kellerabteil unter dem doppelten Ladeboden. Dieser ist in zwei Elemente unterteilt, kann damit auch als praktischer Raumteiler benutzt werden. Einkäufe oder andere Gegenstände bleiben somit da, wo sie bleiben sollen. Im Fond zeigt der Leaf, dass auch die Nissan-Konstrukteure nicht zaubern können. Trotz der abfallen Dachlinie des Fließheck-Modells geht die Kopffreiheit, auch für große Menschen in Ordnung. Möglich macht das eine recht flach über dem Innenboden montierte Sitzfläche. Man muss also die Beine stärker als gewünscht anwinkeln. Der 2,69 Meter lange Radstand sorgt für einen durchschnittlichen Knieraum. Praktische Details sind die einstellbaren Lüftungsdüsen sowie die USB-C-Steckplätze in der Mittelkonsole.
Vorne geräumiger als hinten

Vorne sitzt man bequem mit viel Luft in alle Richtungen, das sehr weit in beide Richtungen einstellbare Lenkrad vereinfacht das Suchen und Finden einer optimalen Position. Je nach Ausstattung sind die Vordersitze elektrisch einstellbar. Bei der Materialauswahl fällt der Verzicht auf hochglänzend schwarze Oberflächen positiv auf. Textil-Dekore am Cockpit und in den Türverkleidungen (auch hinten) lockern das Ambiente auf.
Ein breites Kunstleder-Dekor zieht sich über das Armaturenbrett, es kann auch als Handauflage bei der Bedienung des Touchscreen-Monitors verwendet werden. Er misst, wie auch das Display für den Fahrer hinter dem Lenkrad, 14,3 Zoll in der Bildschirmdiagonale. Für die Bedienung wichtiger Funktionen, darunter die Audiolautstärke oder die Wahl des Fahrmodus sowie der maximalen Energie-Rekuperation (e-Pedal) gibt es Tasten und Schalter im Cockpit. Auch das Multifunktionslenkrad, an dem Schaltwippen die stufenweise Auswahl der Energie-Rückgewinnung erlauben, hält physische Bedienelemente vor.
Gestrig wirkt der Nissan Leaf damit jedoch keineswegs. Das zeigt er auch bei der Software. Sie basiert auf Google-Technologie und bringt die Anwendungen des Tech-Riesen mit ins Auto. Die Navigation mit Google Maps erlaubt die Einbindung von Ladestopps inklusive der Akku-Vorkonditionierung in die Routenführung. Auch im optionalen Head-up-Display werden die Informationen der Navi-Software angezeigt. Für die Sprachsteuerung von Komfort- und Entertainment-Funktionen horcht der Google Assistant auf den Zuruf „Hey, Google“. Der Play Store lädt Apps ins Auto, beispielsweise für Musik-Streaming oder Gaming an der Ladesäule. Licht scheint auch dabei je nach Wunsch von oben ins Auto. Das ausstattungsabhängig lieferbare Panorama-Glasdach kann mehrstufig abgedunkelt werden. Leider gibt es keine Schiebedach-Funktion.
Das bei Nissan ProPILOT genannte Fahrassistenz-Programm nutzt auch Daten des Navigationssystems. Bei aktivierter adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage kann die Software somit vor Kurven oder Gefällen das Tempo entsprechend reduziert werden. Der Nissan Leaf nutzt, wie der größere Ariya, die CMF-EV genannte Plattform für Elektroautos. Auch die Modelle Megane und Scenic von Allianzpartner Renault bauen auf dieser Architektur auf. Zwei Antriebsvarianten hat Nissan für den neuen Leaf zusammengestellt. In beiden treibt ein Frontmotor die Vorderräder an.
Im Basismodell steckt ein 52 kWh großer Akku, die für eine WLTP-Normreichweite von 436 Kilometern sorgen sollen. Interne Tests von Nissan (durchgeführt bei einer Außentemperatur von zehn Grad Celsius) sollen ergeben haben, dass der Strom bei konstant 130 km/h für 224 Kilometer ausreichen soll.
Bis 604 km Reichweite

Der Basis-Motor leistet im Peak 130 kW (177 PS) und bietet ein Drehmoment von 345 Newtonmetern. Der Spurt von null auf 100 km/h ist in 8,6 Sekunden erledigt, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Gleich schnell wird der stärkere Leaf, der mit 7,6 Sekunden etwas fixer auf Tempo 100 kommt. Der prinzipiell identische Motor kommt hier auf 160 kW (218 PS) und ein Drehmoment von 355 Newtonmetern. 75 kWh fasst der Akku im Fahrzeugboden. Damit soll der aerodynamisch ausgefeilte Leaf (Luftwiderstandsbeiwert cW 0.25) bis zu 604 Kilometer weit kommen. Auch mit ihm wurde der Test mit konstant 130 km/h durchgeführt, dann soll die Reichweite bei rund 330 Kilometern liegen.
Der Hersteller rechnet vor, dass eine Reise über 800 Kilometer mit acht Stunden genauso lange dauert wie mit einem Verbrenner. Dabei sind die Ladestopps mit eingerechnet (ob der Verbrenner tanken muss oder nicht, wurde ebenso wenig verraten wie das Modell). In knapp unter 30 Minuten soll der Akku von 20 auf 80 Prozent seiner maximalen Speicherkapazität gefüllt werden können.
Für die Version mit 75 kWh gibt Nissan eine maximale Ladeleistung von 150 kW an, das Basismodell bringt bis zu 105 kW. Wechselstrom wird an einer Wallbox oder öffentlichen Ladesäule dreiphasig mit 11 kW gezogen. Dieser Wert gilt aber nicht für den Leaf mit kleinem Akku. Hier wird der Dreiphasen-Onboard-Charger Aufpreis kosten, serienmäßig schafft diese Variante 7,4 kWh über zwei Phasen. Der Nissan Leaf kann nicht nur Strom laden und im eigenen Antrieb verbrauchen, sondern ihn bei Bedarf auch spenden. Über die V2L-Funktion (Vehicle-to-Load) können externe Verbraucher mit 3,7 kW Leistung geladen werden. Auch eine Vorbereitung für V2G (Vehicle-to-Grid) ist vorgesehen.
Ab Frühjahr 2026 auf der Straße

Trotz der frühen Premiere dauert es noch etwas, bis der Nissan Leaf auf den Markt kommt. Die Produktion startet Ende 2025 im britischen Sunderland, etwa zeitgleich startet auch die Bestellmöglichkeit. Zu den Händlern und auf die Straße rollen die ersten Exemplare dann ab Frühjahr 2026.
Preise sind noch nicht bekannt. Eine Spekulation ist schwierig, da der E-Auto-Markt aktuell stark in Bewegung ist und Rabatte der Hersteller die Unsicherheit bei Kunden ausmerzen sollen. Der größere Ariya kostet in der Basis mit 63 kWh großem Akku ab 43.390 Euro (Stand Juni 2025). Der Leaf dürfte deutlich darunter starten - vielleicht sogar ab rund 32.000 Euro? Vier Ausstattungslinien mit den Namen Engage, Engage+, Advance und Evolve sind geplant, die sich größtenteils mit beiden Antriebsvarianten kombinieren lassen. Für Informationen zur den einzelnen Ausstattungsumfängen und -unterschieden ist es noch zu früh.
Fazit

Der Nissan Leaf kommt 2026 zurück, trifft in einem umkämpften Markt dann auf eine deutlich gewachsene Zahl von Mitbewerbern. Für Aufmerksamkeit soll der, zum Fließheck-SUV-Crossover mutierte, Kompakte dann nicht mit neuen Superlativen sorgen, sondern vor allem mit einem stimmigen Gesamtpaket. Die Karosserielänge schrumpft auf 4,35 Meter, dennoch wächst das Kofferraumvolumen deutlich. Die gebotene Antriebsleistung dürfte den meisten Kunden ebenso ausreichen wie Reichweite und Ladeleistung – zumindest in Verbindung mit dem 75 kWh großen Akku.
Ob er damit wieder zum globalen Elektro-Bestseller wird? Im kommenden Jahr wissen wir mehr.