Mitsubishi Grandis

Mitsubishi Grandis Kompakter SUV als Freund der Familie

10:32 Min.

Der neue Mitsubishi Grandis im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Es gibt ein Wiedersehen im Schauraum des Mitsubishi-Händlers. Dort steht wieder ein Grandis zur Ansicht, zur Probefahrt und – wenn es nach dem Plan des Gegenübers hinter dem Schreibtisch läuft – zum Kauf bereit. Von 2004 bis 2009 wurde der Name schon einmal verwendet, damals für einen Van als Nachfolger des Space Wagon. Auch 2025 ist der Grandis ein Auto für Familien und Menschen mit Platzbedarf, dem Zeitgeist folgend jedoch als SUV und nicht als Van.

ASX mit Langheck

Wie alle aktuellen Mitsubishi-Modelle in Europa diesseits des Outlander entstammt der Grandis einer Kooperation mit Allianzpartner Renault. Genspender ist der Renault Symbioz als verlängerter Captur. Das macht den Grandis als zum Mitsubishi ASX XXL – und zur interessanten Alternative zu oft größeren Kompakt-SUV der Konkurrenz, die für mehr Geld teils weniger Platz bieten. Im Mitsubishi-Designstudio in Deutschland wurden die Designanpassungen für den Grandis vorgenommen. Neben dem neuen vorderen Stoßfänger und dem geänderten Grill mit Drei-Diamanten-Logo zeigt er am Heck auch neues Blech. Die Form der Rückleuchten wurde, im Vergleich zum Renault Symbioz verändert, das Mitsubishi-Logo sitzt mittig dazwischen.

Im Vergleich zum ASX wurde die Karosserie um 18 Zentimeter verlängert, der Grandis misst zwischen den Kennzeichen 4,41 Meter. Der Zuwachs geht voll auf das Konto des hinteren Überhangs, der Radstand bleibt mit 2,64 Metern unverändert. Der Kofferraum fasst beim Mildhybrid-Benziner bis zu 592 Liter, beim Vollhybrid auch noch üppige 492 Liter. Das Volumen des Ladeabteils lässt sich mit der serienmäßig verschiebbaren Rücksitzbank variieren, die Lehne ist außerdem geteilt nach vorne umklappbar. Dank des ebenfalls serienmäßigen doppelten Ladebodens entsteht eine Fläche ohne Stufe, die jedoch auf den liegenden Lehnenteilen leicht nach vorn ansteigt.

Der Grandis im Video

Fond-Passagiere freuen sich über üppige Platzverhältnisse in der zweiten Reihe, vor allem bei zurückgeschobener Bank. Im subjektiven Fernvergleich bietet der Grandis im Fond etwas mehr Freiraum als der ASX, vor allem im Schulterbereich. USB-C-Steckplätze für die zweite Reihe gibt es leider erst ab der höheren Ausstattungslinie Intro Edition, Lüftungsausströmer sind schon in der Basis dabei.

Vorne sitzt man bequem, auch dank des ausreichend weit in Höhe und Weite verstellbaren Lenkrads. Das Infotainment-Display auf der Mittelkonsole mit 10,4 Zoll Bildschirmdiagonale neigt sich leicht in Richtung Fahrer. Das erleichtert die Bedienung des Touchscreens, ohne jedoch den Beifahrer auszuschließen. Apple CarPlay und Android Auto lassen sich ohne Kabelverbindung zum Smartphone in allen Varianten nutzen. Im Basismodell fehlt jedoch eine induktive Ladefunktion, weshalb man dann auch längeren Strecken doch das Kabel herauskramt. Google-Software bringt der Mitsubishi Grandis erst als Intro Edition oder als Diamant Top mit. Dann kann man mit der Navigation über Google Maps dank Schwarmdaten Staus in Echtzeit umfahren, die Kartenansicht lässt sich auch auf dem dann 10,25 statt sieben Zoll großen Instrumenten-Display hinter dem Lenkrad aufrufen. Der Google Assistant ist als Sprachsteuerung mit dabei und über den Play Store lassen sich Apps herunterladen, darunter auch Musik-Streamingprogramme.

Eine feststehende Icon-Leiste am unteren Rand des Displays erlaubt direkten Zugriff auf die Funktionen der Klimaanlage. Eine automatische Steuerung der Innenraumtemperatur gibt es ab der zweiten Ausstattungslinie Diamant Plus, aber auch dann gibt es nur eine Zone für Fahrer und Co-Pilot. Unter dem Bildschirm kann man das Klima auch mit soliden Kippschaltern beeinflussen. Physische Bedienelemente gibt es auch links vom Lenkrad – inklusive einer Taste zur Aktivierung einer vorher konfigurierten Warnung der Assistenzsysteme. Hier kann man also die akustische Warnung beim minimalen Überschreiten des von der Verkehrszeichenerkennung gemeldeten Tempolimits stummschalten.

Zwei Motorvarianten

Den kleinen Automatik-Knubbel gibt es im Mildhybrid mit DCT und beim Vollhybrid mit 158 PS.

Zwei Motorvarianten bietet Mitsubishi für den Grandis an. Der 1,3 Liter große Benziner mit 103 kW / 140 PS ist ein Mildhybrid, der bei der Elektrifizierung auf ein 12V-System setzt. Ihn bekommt man mit manuellem Sechsgang-Getriebe oder alternativ auch mit Siebengang-Doppelkupplungsbox für Automatik-Komfort.

Darüber rangiert der Vollhybrid mit einer Systemleistung von 116 kW / 158 PS. Bei ihm arbeitet ein 1,8 Liter großer Vierzylinder-Sauger, der 80 kW / 109 PS leistet, im Team mit einer 36 kW (49 PS) starken Elektro-Maschine. Das Zusammenspiel wird von einem Generator mit 15 kW (20 PS) gesteuert, für die Kraftübertragung an die Vorderräder ist das Multi-Mode-Getriebe mit insgesamt 15 Übersetzungen zuständig. Kling kompliziert? Ist es aber nicht, der Grandis Hybrid schaltet automatisch ohne Zutun des Fahrers.

Hybrid im Fahrbericht

Auf der spanischen Insel Mallorca können wir erste Test-Kilometer mit dem Grandis unter die Räder nehmen.

Den Grandis Hybrid bewegen wir im Rahmen unserer ersten Testfahrten auf der Urlaubsinsel Mallorca. Auf den tempolimitierten Landstraßen und Autobahnen ist der von Renault-Tochter Horse entwickelte Dreimotoren-Antrieb ebenso in seinem Element wie innerorts. Ohne hohe Drehzahlen arbeitet der Vierzylinder-Benziner meist akustisch unbemerkt im Hintergrund. Wenn beim Überholen oder beim starken Beschleunigen auf der Autobahnen Leistung und damit Drehzahlen gefordert sind, dann wird der Verbrenner recht laut.

Im Alltag mit einem Vollhybriden dürfte aber meist eine entspannte und somit effiziente Fahrweise im Vordergrund stehen. Über einen Zug am Wählhebel für das Multi-Mode-Getriebe kann man in die Fahrstufe „B“ mit einer erhöhten Rekuperation wechseln, eine Einstellmöglichkeit mit Wippen am Lenkrad gibt es nicht. Vor allem innerorts macht dieses Programm zur Energie-Rückgewinnung Sinn, das einen Großteil der Verzögerung übernimmt. „Ein-Pedal-Fahren“ ist aber nicht möglich, um Anhalten drückt man noch das Bremspedal.

Einen offiziellen WLTP-Verbrauchswert nennt Mitsubishi für den Grandis Hybrid noch nicht, der baugleiche Renault Symbioz wird mit 4,5 l/100 km angegeben. Am Ende unseres Test-Tages meldet der Bordcomputer im Grandis 6,1 l/100 km, inklusive vieler Rangierfahrten für Fotos und den Videodreh. Im Alltag sollten Werte unter fünf Liter je 100 Kilometer leicht zu schaffen sein – wir werden berichten.

Der Testwagen in der Ausstattungslinie Diamant Top hat 19-Zoll-Felgen in seinen Reifen stecken. Diese Kombination sorgt, zumindest auf eher schlecht erhaltenen Nebenstraßen auf Mallorca, teilweise für eine straffe Abstimmung – insbesondere bei Wurzelaufbrüchen und Kanten im Asphalt. Die komfortable Grundnote bleibt aber jederzeit erkennbar, sie dürfte mit kleineren Felgen noch mehr in den Vordergrund treten. Auch hier wird ein späterer Alltagstest in Deutschland Klarheit bringen.

Der Mildhybrid

Keine optischen Unterschiede bis auf fehlende HEV-Embleme: Der Mitsubishi Grandis als Mildhybrid.

Wir nutzen die Gelegenheit für einen zweiten ersten Fahreindruck und steigen in den Grandis Mildhybrid mit optionalem Doppelkupplungsgetriebe um. Der 1,3 Liter große Vierzylinder-Turbo arbeitet angenehm leise und harmoniert gut mit der DCT-Box. Zwar erledigt sie Schaltvorgänge nicht auf die fixeste Art und Weise, hält aber stets die richtige Übersetzung bereit. Bei längeren Strecken auf der Autobahn bei 120 km/h ist der Mildhybrid subjektiv etwas leiser als der Hybrid, bei dem der Benziner deutlicher zu hören ist. Auf ähnlichen Mallorca-Strecken wie tags zuvor mit dem Vollhybrid-Modell genehmigt sich dieser Grandis laut Bordcomputer 6,7 Liter Sprit je 100 Kilometer, ist also nur unwesentlich weniger effizient. Bei einem höheren Stadtverkehrs-Anteil im Fahralltag dürfte der Vorteil des Hybriden - mutmaßlich - größer ausfallen.

Preise und Ausstattung

Parallel zum Grandis kommt auch der elektrische Mitsubishi Eclipse Cross, hier links im BIld, zu den Händlern der Marke.

Der Mitsubishi Grandis wird in Spanien am gleichen Band gebaut wie der Renault Symbioz. Ähnlich wie die Autos sind auch die Preisgefüge bei beiden Marken, wenngleich man als Interessent die Online-Konfiguratoren und Preislisten genau studieren sollte, um das für die eigenen Bedürfnisse passende Modell zu finden.

Mitsubishi bietet den Grandis in der Ausstattungslinie Diamant mit 140 PS und manuellem Getriebe für 28.990 Euro an. Zur Serienausstattung gehören 17-Zoll-Felgen mit Radblenden, Einparksensoren am Heck, ein höhenverstellbarer Fahrersitz und die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage. Das Pendant bei Renault ist der Symbioz Evolution für 28.500 Euro. Er bietet zusätzlich einen Regensensor und die Klimaautomatik statt einer manuellen Anlage. Dafür bringt der Mitsubishi Grandis den doppelten Ladeboden und elektrisch anklappbare Außenspiegel mit. Nur beim Symbioz kann man schon in der Basis das Doppelkupplungsgetriebe für 1.700 Euro Aufpreis bestellen.

Die Automatik gibt es im Grandis erst beim Diamant Plus, dann für 2.000 Euro mehr. Diese Linie kostet als Mildhybrid-Benziner mit Schaltung 30.990 Euro, mit DCT (Double Clutch Transmission / Doppelkupplungsgetriebe) also 32.990 Euro. Der Vollhybrid ist mit 33.990 Euro überschaubare 1.000 Euro teurer. Die Ausstattung wird mit dem „Plus“ um 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik, Regensensor, induktives Laden für ein Smartphone sowie die Sitzheizung für die Vordersitze erweitert. Der Renault ist als Benziner 690 (manuelles Getriebe) bzw. 990 Euro (DCT) günstiger, als Vollhybrid liegt er 890 Euro unter dem entsprechenden Mitsubishi-Pendant. Die Sitzheizung kostet hier 300 Euro Aufpreis, dafür sind Einparksensoren auch vorne und seitlich, stärker getönte Scheiben im Fond, die Google-Programme mit Navigationssystem und ein automatisch abblendbarer Innenspiegel im Symbioz Techno schon mit dabei.

In den beiden höheren Ausstattungslinie zählen 19-Zoll-Felgen zum Serienumfang.

Zum Marktstart gibt es den Mitsubishi Grandis als Intro Edition ab 34.490 Euro (mit DCT 36.490 Euro, als Hybrid 37.490 Euro). Hier sind 19-Zoll-Felgen, die Einparksensoren vorne und seitlich mit 360-Grad-Rundumsicht, Totwinkelwarner, ein höhenverstellbarer Beifahrersitz, elektrische Heckklappe, getönte Scheiben im Fond sowie eine Heizung für den Lenkradkranz und die Windschutzscheibe serienmäßig. In etwa vergleichbar bei Renault ist der Symbioz Techno mit Winterpaket und Safety-Paket ab 31.600 Euro.

Die maximale Ausbaustufe im Grandis-Programm heißt Diamant Top. Als Benziner mit Doppelkupplungsgetriebe kostet diese Version 39.890 Euro, als Hybrid 40.890 Euro. Zur Ausstattung der Intro Edition kommen hier noch ein elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze, das feststehende Glasdach ohne Öffnungsfunktion, ein Harmon/Kardon-Soundsystem mit neun statt sechs Lautsprechern und 410 Watt Leistung sowie Lederbezüge hinzu. Den Renault Symbioz Iconic gibt es nur als Hybrid 160 für 38.400 Euro, dann mit den Optionen Harman/Kardon-System, Glasdach und Windschutzscheibenheizung. Hier sitzt man auf Stoffbezügen mit Kunstledereinsätzen.

Einen Vorteil bietet der Mitsubishi Grandis bei der Neuwagengarantie. Sie beträgt fünf Jahre bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern, Renault setzt auf zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung. Mit regelmäßiger Wartung des Grandis in einer Mitsubishi-Werkstatt verlängert sich die Garantie auf bis zu acht Jahre bis 160.000 Kilometer. Zum Markstart ist der Grandis mit einem Aktions-Rabatt aktuell in allen Varianten 1.000 Euro günstiger, liegt in einigen Versionen damit dann auch minimal unter dem Renault. Am Ende dürfte vor allem das Angebot des Händlers vor Ort, auch bei Finanzierung und Leasing, den Ausschlag geben.

Fazit

Als kompakter Fünfsitzer mit großem Kofferraum ist der Mitsubishi Grandis ein interessantes Familienauto.

Das Konzept des kompakten SUV mit längerem Heck überzeugt. Mit einer Länge von 4,41 Metern lässt der Mitsubishi Grandis in der Normgarage noch Platz für den Grill oder das Kinderfahrrad. Gleichzeitig bietet der einen familientauglich-großen Kofferraum und ausreichende Platzverhältnisse in beiden Reihen.

Als Vollhybrid belohnt er eine entspannte Fahrweise mit niedrigen Verbrauchswerten, der Aufpreis im Vergleich zum Mildhybrid-Modell mit Doppelkupplungsgetriebe fällt mit 1.000 Euro überraschend gering aus. Die Preise starten bei 28.990 Euro, der hier gezeigte Testwagen, als Vollhybrid in der Ausstattungslinie Diamant Top, kostet stolze 40.890 Euro. Zum Marktstart gibt es nicht nur das Sondermodell Intro Edition, sondern für alle Varianten auch einen Aktions-Rabatt in Höhe von 1.000 Euro.

Technische Daten
Mitsubishi Grandis Hybrid Diamant Top

Antriebsart
Hybrid
Antrieb
Frontantrieb
Hubraum
1.789 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder
4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
80 kW / 109 PS
Max. Drehmoment
170 Nm
Getriebe
Multi-Mode-Getriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW
36 kW (49 PS) + 15 kW (20 PS)
Systemleistung: kW / PS
114 kW / 158 PS, 265 Nm
Batterie
1,4 kWh
Batterie: Typ
Lithium-Ionen
Beschleunigung 0-100 km/h
9,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
180 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
4,5 Liter
Kofferraumvolumen
492 - 624 Liter
Leergewicht
ca. 1.500 kg
Anhängelast (gebremst)
1.000 kg
Stützlast
75 kg
Dachlast
80 kg
Länge / Breite / Höhe
4.413 / 1.797 / 1.575 mm
Basispreis Baureihe
27.990 Euro mit Aktions-Rabatt
Basispreis Modellvariante
39.890 Euro mit Aktions-Rabatt
Testwagenpreis
40.790 Euro mit Aktions-Rabatt
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad