Der Foton 4 im ersten Fahrbericht. Was kann der Pick-up auf der Straße und im Gelände?
Der chinesische Nutzfahrzeug-Hersteller Foton war auch bei uns vor einigen Jahren im Gespräch, da er sich an der Wiederbelebung der deutschen Marke Borgward im SUV-Segment versuchte. Das Projekt ist bekanntermaßen gescheitert. Jetzt startet der Export von Pick-ups unter der eigenen Marke nach Europa. Neben dem Foton 3, der in der Größenordnung einem Ford Ranger, Isuzu D-Max oder DFM Rich 6 entspricht, ist der größere Foton 4 der Paradiesvogel im Programm. Schon bevor der erste Blick vorbei ist, wird klar: Beim Design stand der RAM 1500 als Vorbild parat. Die Front mit den schmalen Scheinwerfern und dem mächtigen Grill entspricht in weiten Zügen dem US-Kult-Pick-up. Auch das Format passt: Der Foton 4 ist 5,62 Meter lang, bringt trotzdem zwei Europaletten auf der Ladefläche hinter seiner Doppelkabine unter.
Diesel wie im BAW 212
Einen großvolumigen V6 oder V8 sucht man unter der hohen Motorhaube vergeblich. Scharf rechnende Nutzfahrzeug-Kunden dürften eher Gefallen am Zweiliter-Diesel des Foton 4 finden. Der Vierzylinder mit 118 kW / 160 PS wird übrigens, in leicht überarbeiteter Form, auch im BAW 212 eingesetzt. Hier im Foton Pick-up unterstützt ein 48-Volt-Mildhybrid-Modul den Diesel mit zusätzlichen 10 kW (13,6 PS).
Eigentlich keine Überraschung: Die riesige Karosserie des Lastesels bietet im Innenraum viel Platz, auch in der zweiten Reihe. Auf langen Strecken bemängeln große Menschen auf den Vordersitzen jedoch eine arg kurze Auflagefläche, das mindert den Komfort. Vor Fahrer und Beifahrer sorgt ein mächtiger Bildschirm mit Touchscreen-Funktion für Helligkeit. Hier kann man auch die Inhalte seines iPhones anzeigen lassen, eine kabellose Apple CarPlay – Funktion gehört zur Serienausstattung. Nutzer eines Android-Geräts nehmen den Umweg über Carbit.
Für Klimafunktionen und die Sitzheizung gibt es Kippschalter unter dem Display. Die vielfältigen Allradfunktionen bis hin zur Geländeuntersetzung und der Sperre an der Hinterachse bedient man über Drehregler und Tasten auf der breiten Mittelkonsole. Das gelingt auch während der Fahrt ablenkungsfrei und zuverlässig.
In der Stadt hat der Foton 4 aufgrund seiner üppigen Abmessungen nichts zu suchen – auch diese Eigenschaft teilt er mit dem RAM 1500. Bei längeren Fahrten auf der Landstraße gefällt der Fahrkomfort. Auch ohne Zuladung (verhältnismäßig geringe 655 kg sind möglich) schluckt das Fahrweg Querfugen und Unebenheiten. Klar: SUV mit Einzelradaufhängung rundum sind komfortabler, die meisten Pick-ups mit Starrachse aber unruhiger. Der Dieselmotor grummelt sympathisch vor sich hin und hat in den meisten Lebenslagen, auch dank der Elektro-Unterstützung, ausreichende Kraftreserven. Nachts schlagen die LED-Scheinwerfer eine gleißend helle Lichtschneise in die Dunkelheit. Einen Fernlichtassistenten gibt es leider nicht.
Im Rahmen unserer Testfahrten konnten wir den Foton 4, nach Genehmigung und unter Begleitung eines Forst-Mitarbeiters, abseits der Straße in einem Waldgebiet testen. Grobes Gelände mit Kletterpartien sind aufgrund des langen Radstands und der damit einhergehenden Neigung zum Aufsetzen nicht das Metier des großen Chinesen. Steile Aufstiege und rumpelige Matschpisten nimmt er aber, auch dank einer üppigen Achsverschränkung, locker hin. Dabei knirscht es auch nicht im Gebälk, Karosserie und Innenverkleidungen sind stabil verarbeitet.
Halb so teuer wie das Vorbild
Den Foton 4 kann man in Deutschland für 39.995 Euro kaufen. Damit liegt der Allrad-Pick-up mit Doppelkabine nicht nur auf halbem RAM-Niveau, sondern ist auch günstiger als viele kleinere Pick-ups etablierter Hersteller. In Kürze kommt eine weitere Variante namens Foton 4 Ultra mit erweiterter Serienausstattung für 42.995 Euro zusätzlich ins Programm. Immer mit dabei: Eine Neuwagen-Garantie für drei Jahre ohne Kilometerbegrenzung. Verkauft wird der Foton 4 über das Händlernetz des Importeurs Indimo Automotive mit rund 220 Standorten in Deutschland.
Fazit
Der Foton 4 ist ein günstiger Pick-up aus China, der bei Format und Design unübersehbar den amerikanischen RAM 1500 nachahmt. Im Gegensatz zum Vorbild belässt es der Foton 4 bei einem Vierzylinder-Diesel als 48-Volt-Mildhybrid. Damit bleibt der Verbrauch im Rahmen, was Auswirkungen auf die Kostenstruktur der Gewerbekunden hat. Sie erwarten, neben einer umfangreichen Zubehör-Auswahl für unterschiedliche Einsatzzwecke, auch eine gute Ersatzteilversorgung. Beides sollten Importeur und Händler hinbekommen.
Auf den ersten Testfahrten, auch offroad, macht der günstige Pick-up-Riese in Sachen Verarbeitung und Leistungsentfaltung einen guten Eindruck.
Technische Daten
Foton 4
- Antriebsart
- Diesel
- Antrieb
- zuschaltbarer Allradantrieb
- Hubraum
- 1.968 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 118 kW / 160 PS
- Max. Drehmoment
- 400 Nm
- Getriebe
- Achtstufen-Automatik
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 10 kW (13,6 PS)
- Tankinhalt
- 76 Liter
- Höchstgeschwindigkeit
- 160 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 10,5 Liter
- Verbrauch real auf 100km
- 11,6 Liter (ohne Geländefahrten)
- Kofferraumvolumen
- Ladefläche 1577 mm lang / 1650 mm breit / 530 mm hoch
- Leergewicht
- 2.390 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 5.617 / 2.090 / 1.910 mm
- Grundpreis
- 39.995 Euro