Start zum Dauertest des Cupra Formentor VZ Black Edition.
Erst 2018 als Sport-Schwester von Seat ausgegründet, bietet die Marke Cupra mittlerweile ein sehr breites Modell- und Motorenprogramm an. Das zeigt sich beim Kernmodell der Marke, dem Formentor. Das kompakte SUV-Crossover-Modell, das 2020 als erster eigenständiger Cupra ohne Seat Schwestermodell auf den Markt kam, zeigt das beim ersten Blick in Konfigurator oder Preisliste. Fünf verschiedene Benziner-Varianten vom 150 PS starken 1.5 TSI mit manuellem Schaltgetriebe bis zum VZ5 mit 390 PS, zwei Plug-in Hybride und ein Diesel werden offeriert.
Nach dem 2024 erfolgten Facelift für Leon und Formentor gab es den 2.0 TSI (EA888) vorerst nur in der stärksten Ausbaustufe mit bis zu 333 PS in den Allradvarianten, später folgten der Allradler mit 204 PS und der VZ mit einer Leistung von 195 kW / 265 PS und Frontantrieb. Letzterer gilt traditionell als Kernstück der Hot-Hatch-Idee. Zündet sie auch im Hochparterre, wenn man also im Formentor anstelle des Leon Hatchback Platznimmt? Das wollen wir herausfinden und starten zum AUTONOTIZEN-Dauertest mit dem kompakten Spanier.
Erkennungszeichen am Heck
Die Front mit der spitzen Nase trägt unter dem Logo zusätzliche, horizontale Lufteinlässe. Dieses Designdetail, das die zusätzliche Höhe des Formentor unterstreicht, unterscheidet ihn auf den ersten Blick vom Leon. Neues Markenzeichen von Cupra sind die drei Tagfahrlicht-Elemente in den Scheinwerfern, die ausstattungsabhängig als HD-Matrix-LED mit adaptiven Lichtfunktionen die Nacht erhellen. Dahinter spannt sich die Karosserie auf einer Länge von 4,45 Metern mit prägnanten Lichtkanten und Einzügen über den Seitenschwellern. Wie empfindlich die hochglänzend schwarzen Dekore an den Radläufen und am hinteren Stoßfänger im Alltag sind, wird sich im Testzeitraum zeigen. Zwei dicke Endrohre ragen am Heck ins Freie. Sie sind das Erkennungszeichen des Formentor VZ mit 265 PS, die stärkeren Versionen atmen über vier Endrohre aus.
Das Platzangebot vor dem 450 Liter großen Kofferraum ist gewohnt üppig. Auch im Fond haben große Menschen genug Luft vor den Knien und über dem Kopf, trotz der SUV-Coupé-Form und dem hier eingebauten, optional erhältlichen, Panorama-Glasschiebedach. Die vom Hersteller „Sportschalensitze“ genannten Möbel mit integrierten Kopfstützen in der ersten Reihe bieten einen sehr guten Seitenhalt und gleichzeitig auch viel Komfort auf langen Strecken. Das Tüpfelchen auf dem „i“ wäre eine ausziehbare Oberschenkelauflage, die Cupra jedoch weiterhin nicht anbietet.
Mittlerweile hat sich, auch durch die wiederholte Berichterstattung bei AUTONOTIZEN, herumgesprochen, dass die Bedienung sämtlicher Infotainment- und Fahrzeugfunktionen über den 12,9 Zoll großen Touchscreen und die Bedientasten im Lenkrad wieder stabil und zuverlässig läuft. Alle Menüs sind logisch aufgebaut, In der oberen Leiste auf dem Display kann man Direktzugriffe ablegen. Seit dem Facelift hat zudem die Materialqualität spür- und sichtbar zugelegt.
So fährt sich der VZ
Als VZ mit 265 PS starkem Zweiliter-Turbobenziner und Frontantrieb kommt der Formentor dem klassischen Verständnis eines Hot Hatch am nächsten, kombiniert es mit einer zeitgeistig höheren Sitzposition. Der Vierzylinder geht gewohnt motiviert zur Sache. Sein maximales Drehmoment von 370 Newtonmetern liegt bereits bei 1.600 U/min und damit in fast jeder Lebenslage an. In die Arbeit des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes muss man über die Schaltwippen an der Lenksäule nicht eingreifen, sofern man es nicht unbedingt möchte. Kritik verdient auch weiterhin das Anfahrverhalten des DSG. Nach dem Druck aufs Gaspedal geschieht erstmal nichts, dann setzt sich das Auto ruckartig in Bewegung. Etwas mehr Feingefühl wird der Motor-Getriebe-Kombination in dieser Hinsicht wohl nicht mehr antrainiert.
Auch im Komfort-Fahrmodus lenkt der Formentor direkt ein und bietet eine gute Rückmeldung vom Winkel der Räder und der Fahrbahn. Das in den VZ-Modellen serienmäßige DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern sorgt für guten Komfort – bei einer stets straffen Grundnote. Als MEB-ohne-evo-Modell setzt der Formentor auch weiterhin auf das bekannte DCC mit einem Ventil in jedem Stoßdämpfer. Das passt, denn die etwas herbere Standardabstimmung bei Cupra-Modellen im Vergleich zu VW oder Skoda verhindert auch in der komfortablen Abstimmung ein sonst leicht zu spürendes Nachschwingen an der Hinterachse.
Über die Cupra-Taste im Multifunktionslenkrad lässt sich auch ein individuell programmierbarer Modus aufrufen, bei dem man den Motorsound über einen Sound-Modulator ändern kann. Es gibt aber mit „Pure“ auch einen echten Vierzylinder-Klang ohne Pseudo-Bassnote aus den Boxen. Die Abgasanlage sorgt stets für einen hörbaren, dumpfen Klang. Das vermittelt bei sportlicher Kurvenhatz einen dynamischen Eindruck. Auf entspannten Langstrecken nervt das Geräusch aber nicht nur die Passagiere im Fond auf Dauer. Der 333-PS-TSI, den es im Formentor VZ mit Allradantrieb gibt, ist in dieser Hinsicht dezenter – selbst beim Cupra Leon Sportstourer mit größerem Kofferraum-Resonanzkörper.
Rund 1.000 Kilometer hat der Testwagen bisher abgespult, er rollt saisonal bedingt aktuell auf Continental WinterContact TS870 im Serienformat 245/40 R19. Hinter den dunklen Felgen schimmern an der Vorderachse die kupferfarbenen Sättel der optionalen Brembo-Bremsanlage durch. Die Stopper greifen bissig zu und sind gleichzeitig gut dosierbar, vor allem bei hohem Tempo auf der Autobahn. Wer oft bewusst sportlich fährt, der dürfte bei diesem Extra zugreifen. Der heftige Aufpreis von 2.485 Euro macht die Brembo-Anlage aber wirklich nur für diese Zielgruppe empfehlenswert.
Der Benzinverbrauch pendelt sich aktuell bei 8,9 Litern je 100 Kilometer ein. Damit liegt der Formentor VZ in unserem Fahralltag nur rund einen Liter über der WLTP-Normangabe. Wir berichten, ob der Verbrauch im bevorstehenden Winter in höhere Regionen ansteigt.
Gute HD-Matrix-Scheinwerfer
Die beim Formentor VZ Black Edition serienmäßigen HD-Matrix-LED-Scheinwerfer leuchten die nächtliche Dunkelheit vor dem Auto gut aus und reagieren schnell auf Gegenverkehr und vorausfahrende Fahrzeuge. Die neue Licht-Generation bringt zusätzlich Projektionen auf die Straße. Ein weiß ausgeleuchtetes Viereck zeigt beim Fahren auf der Autobahn den Sicherheitsabstand zum Vordermann. Wenn man den Blinker zum Spurwechsel setzt, verbreitert sich der Lichtteppich auf den benachbarten Fahrstreifen. Wem das zu viel Lametta ist, der kann diese Zusatzfunktionen über das entsprechende Menü auf dem Infotainment-Bildschirm abstellen.
Preis und Ausstattung
Unser Testwagen ist ein Cupra Formentor VZ aus der Sonderserie Black Edition. Die umfangreiche Serienausstattung des regulären VZ, die u.a. einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz mit Memory-Funktion, Rückfahrkamera, schlüssellosen Zugang, die elektrische Heckklappe und Sportsitze umfasst, wird hier um Pedalaufsätze in dunklem Aluminium und schwarze 19-Zoll-Leichtmetallfelgen erweitert. Hell statt dunkel („Dark“) strahlen die hier ebenfalls serienmäßigen HD-Matrix-LED-Scheinwerfer mit adaptiven Lichtfunktionen.
Der Formentor VZ Black Edition mit 265 PS kostet 51.890 Euro und damit genau 1.000 Euro mehr als der VZ ohne Zusatzbezeichnung. Die individuelle Konfiguration des hier gezeigten Exemplars bringt die Metalliclackierung im Farbton „Dark Void“, Lederbezüge anstelle des serienmäßigen Mikrofaser-Materials, das Panorama-Glasschiebedach, ein Sennheiser-Audiosystem, Navigation, die elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung mit entsprechendem Fahrassistenzsystem und eine verstärkte Brembo-Bremsanlage an der Vorderachse mit. Der Listenpreis des so ausgestatteten Fahrzeugs summiert sich auf üppige 61.885 Euro.
Fazit
Der Cupra Formentor VZ mit 265 PS starkem TSI-Benziner gefällt in den ersten Wochen des Langzeittests mit seinem agilen Antrieb und dem gewohnt guten Raumangebot in der kompakten Crossover-Karosserie. Die neuen HD-Matrix-Scheinwerfer bieten mit ihrer Projektion einen Zusatznutzen für die Sicherheit bei Nachtfahrten.
Der Verbrauch liegt aktuell mit Winterreifen bei 8,9 l/100 km und damit auf einem verhältnismäßig guten Niveau. Der dauerpräsente Auspuffsound, der in tiefer Frequenz in den Innenraum weitergegeben wird, stört auf langen Strecken mit gleichmäßigem, entspannten Reisetempo.
Kombi-Bruder im Video: Cupra Leon Sportstourer VZ
Technische Daten
Cupra Formentor VZ Black Edition
- Antriebsart
- Benziner
- Antrieb
- Frontantrieb
- Abgasnorm
- Euro 6 EB
- Hubraum
- 1.984 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 195 kW / 265 PS bei 5.300 - 6.500 U/min
- Max. Drehmoment
- 370 Nm bei 1.600 - 4.500 U/min
- Getriebe
- 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 6,5 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 245 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 7,8 - 7,9 Liter
- Verbrauch real auf 100km
- 8,9 Liter
- Kofferraumvolumen
- 450 Liter
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- Continental WinterContact TS870 245/40 R19
- Leergewicht
- 1.540 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 1.600 kg
- Stützlast
- 80 kg
- Dachlast
- 75 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.451 / 1839 / 1.520 mm
- Basispreis Baureihe
- 41.115 Euro (1.5 TSI)
- Basispreis Modellvariante
- 51.890 Euro
- Testwagenpreis
- 61.885 Euro