Wir starten zum Langzeittest mit dem DFM Rich 6, einem Pick-up aus China mit Dieselmotor.
Wir berichten oft über neue Autos aus China. In den meisten Fällen steckt dann ein Elektroantrieb unter dem Blechkleid. Es kommen aber auch günstige Verbrenner-Modelle von dort zu uns. Importeur Indimo Automotive ist mit SUV und Vans von Marken wie BAIC und DFSK mit Benzinmotoren sehr erfolgreich. Auch Nutzfahrzeug-Kunden werden bedient.
Vor allem im gewerblichen Bereich müssen nicht nur die Kosten für ein Auto genau im Blick bleiben, es kommt auch auf Zuverlässigkeit an. Um das Vertrauen in eine noch wenig bekannte Marke zu stützen, kann eine etablierte Ahnengalerie helfen. Eine solche kann man dem DFM Rich 6 nicht abstreiten.
Mercedes und Nissan als Ahnen
In einem Joint-Venture des chinesischen Herstellers Dongfeng Motor Corporation mit Nissan entstehen Pkw und Pick-ups. Zum Modellprogramm zählt auch der Rich 6. Er entspricht in weiten Teilen dem, bei uns nicht mehr lieferbaren, Nissan Navara. Autokenner wissen: Auf gleicher Basis entstanden auch die Mercedes-Benz X-Klasse und der Renault Alaskan. Angst vor dem „großen Unbekannten“ sollte man also nicht haben, gute Voraussetzungen für einen problemlosen (Arbeits-)Alltag mit dem Pick-up sind gegeben. Um das herauszufinden, rollt der DFM Rich 6, nach einem ersten Fahrbericht Anfang des Jahres, jetzt zum AUTONOTIZEN-Langzeittest an.
Hinter der üppig verchromten Kühlermaske mit Dongfeng-Logo steckt der bekannte und bewährte Vierzylinder-Dieselmotor mit 2,3 Litern Hubraum und einer Leistung von 120 kW / 163 PS. Der Selbstzünder entwickelt ein Drehmoment von 380 Newtonmetern. Damit sollte der Chinese auch bei Ausnutzung der 775 Kilo ordentlich vorankommen. Die Anhängelast liegt bei drei Tonnen.
Der DFM Rich 6 im Video
Der Aufbau folgt einer klassischen, bewährten Lehre. Die die genannten Brüder bzw. Vorläufer ruhen die Doppelkabine-Karosserie und die Ladefläche des DFM Rich 6 auf einem Leiterrahmen, an der hinteren Starrachse sind Blattfedern montiert. Im normalen Straßenverkehr ist der Pick-up mit Hinterradantrieb unterwegs, der Allradantrieb ist über einen Drehschalter im Cockpit zuschaltbar. Auch eine Gelände-Untersetzung für komplexere Kletter-Aufgaben kann aktiviert werden.
Die ersten Tage nach dem Start des Tests ist der China-Lastesel meist auf Asphalt unterwegs. Hier muss auch dieser Pick-up mit Doppelkabine seine Eignung als Erstwagen für Privat- und Firmennutzung unter Beweis stellen. Da soll auch die Optik punkten. Mit den Serienfelgen im 16-Zoll-Format sieht der Rich 6 etwas hochbeinig aus. Für den Test wurden schwarze 18-Zoll-Zubehörfelgen auf Offroad-tauglichen Reifen (Hankook Dynapro AT12) montiert. Trotzdem passt der Fahrkomfort, auch ohne Zuladung, auf der Straße überraschend gut. Klar: Niemand sollte einen Pick-up mit einem flauschigen Familien-SUV verwechseln. Aber auch weitere Strecken sind mit dem Setup des DFM Rich 6 machbar. Am besten bei entspannter Fahrweise. Landstraßentempo passt gut zum grummelnden Diesel. Auf der Autobahn beschleunigt die Fuhre mit etwas Anlauf zwar auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, der Geradeauslauf und vor allem das Geräuschniveau im Innenraum (Wind und Motor) motivieren dann aber doch eher zur Orientierung an der Richtgeschwindigkeit.
Unser Testwagen ist mit der optionalen Achtstufen-Automatik ausgestattet, ein manuelles Sechsgang-Getriebe ist serienmäßig. Die Schaltbox wechselt die Zahnradpaarungen ausreichend fix, der Wählhebel für den elektronisch übermittelten Befehl zur Änderung der Fahrstufe ist aber etwas störrisch. Beim Rangieren verweigert das System oft das Einlegen des Rückwärtsgangs aus der Neutral-Stellung heraus. Abhilfe verschafft erst ein Ziehen in „D“, dann zurück auf „R“.
Die hochglänzend-schwarzen Dekore in der Mittelkonsole dürften, vor allem im Nutzfahrzeug-Einsatz, schnell verkratzen. Der Rest des Interieurs ist zweckmäßiger eingerichtet. Robust Kunstlederbezüge spannen sich über die Sitze in beiden Reihen, das Cockpit gefällt mit einer optisch angenehmen Narbung auf abwischbaren Kunststoff-Oberflächen. Fahrer und Beifahrer sitzen bequem und können sich wärmen lassen, im Fond geht es – bauartbedingt – etwas enger zu.
Ein eigenes Bedienelement für die Einzonen-Klimaanlage mit Drehreglern für Temperatur und Luftstrom erleichtert die Bedienung. Auch die analogen Rundinstrumente sind positiv hervorzuheben. Das 10,4 Zoll große LCD-Display mit Touchscreen-Funktion wirkt bei direkter Sonneneinstrahlung etwas blass, dafür zieht es Fingerabdrücke nicht so magisch an wie viele andere Monitore. Die überschaubare Infotainment-Ausstattung des Android-basierten Systems macht der Rich 6 durch eine kabellose Smartphone-Integration wett. Nach einem Neustart des Fahrzeugs ist das Autoren-iPhone stets schnell verbunden, Apple CarPlay wird gestartet. Dann kann man auch die Navigation einer Routenführungs-App wie Google Maps oder Apple Karten im Auto nutzen.
Der Diesel-Durst pendelt sich aktuell bei 9,6 Litern je 100 Kilometern ein. Angesichts des Fahrprofils mit Landstraßen-Strecken und der optionalen Bereifung ein verhältnismäßig akzeptabler Wert, der nur leicht über die Norm-Verbrauchsangabe von 8,9 Litern je 100 Kilometer liegt. Im Laufe des Tests werden wir Ladung transportieren und Anhänger ziehen – und dabei immer ein Auge auf den Verbrauch haben.
Preise ab 33.995 Euro

Im Vergleich zu Diesel-Pick-ups etablierter Hersteller, beispielsweise Isuzu D-Max, Ford Ranger oder VW Amarok, ist der DFM Rich 6 ein echtes Schnäppchen. 33.995 Euro (inklusive 19% Mehrwertsteuer) kostet der Chinese mit Schaltgetriebe, in der Automatik-Konfiguration sind es 35.995 Euro. Die hier gezeigte Lackierung in Blaumetallic kostet keinen Aufpreis. Mit dabei ist eine Neuwagengarantie für den Zeitraum von drei Jahren ab Erstzulassung ohne Kilometer-Begrenzung.
Der deutsche Importeur vertreibt die Fahrzeuge über ein Händlernetz mit rund 100 Standorten. Dort kann man den DFM Rich 6 auch finanzieren oder leasen, dafür wird mit der Firma Creditplus kooperiert. Dieser Baustein sollte erwähnt werden, da er die weitere Professionalisierung des Geschäfts mit Importautos aus China zeigt. Informationen zur Ersatzteilversorgung für den Pick-up liegen uns aus dem Marktumfeld noch nicht vor. In Schwallungen (Thüringen) unterhält Indimo Automotive ein großes Teilelager für die vom Unternehmen vertriebenen Modelle.
Fazit

Der DFM Rich 6 ist ein Pick-up aus China, aber trotzdem kein Unbekannter. Er entspricht in weiten Teilen dem etablierten Nissan Navara und wird bei Dongfeng in Kooperation mit den Japanern gebaut. Wie zuverlässig funktioniert das Nutzfahrzeug-Schnäppchen im Alltag? Bietet der Pick-up mit Doppelkabine auch genug Komfort für den Einsatz auf asphaltierten Straßen? Das und mehr wollen wir im AUTONOTIZEN-Langzeittest über 100 Tage herausfinden. Mehr bald an dieser Stelle.
Technische Daten
DFM Rich 6
- Antriebsart
- Diesel
- Antrieb
- zuschaltbarer Allradantrieb
- Abgasnorm
- Euro 6
- Hubraum
- 2.298 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 120 kW / 163 PS
- Max. Drehmoment
- 380 Nm
- Getriebe
- Achtstufen-Automatik
- Tankinhalt
- 74 Liter
- Höchstgeschwindigkeit
- 160 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 8,9 Liter
- Verbrauch real auf 100km
- 9,6 Liter
- Leergewicht
- 2.035 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 3.000 kg
- Stützlast
- 125 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 5.310 / 1.850 / 1.850 mm
- Basispreis Baureihe
- 33.995 Euro
- Basispreis Modellvariante
- 35.995 Euro