BYD Dolphin Surf vs Hyundai Inster

BYD Dolphin Surf vs Hyundai Inster Welcher E-Zwerg ist der Größte?

10:31 Min.

BYD Dolphin Surg oder Hyundai Inster? Wir haben den exklusiven Vergleich im Video!

Es kommt Bewegung in die Klasse der Elektro-Kleinwagen mit Einstiegspreisen unter 25.000 Euro. Noch frisch auf dem Markt, aber schon ein Bestseller, ist der Hyundai Inster. Gegen ihn tritt jetzt der BYD Dolphin Surf im Rennen um die Gunst der Kunden an. Und hier bei AUTONOTIZEN in der ersten Gegenüberstellung!

Kompakte Formate

Der Hyundai Inster zeigt schon auf den ersten Blick, dass sein Konzept eine maximale Raumausnutzung auf möglichst geringer Verkehrsfläche verspricht. Auf Basis des – bei uns nicht angebotenen – Casper haben die Koreaner einen 3,83 Meter langen Hochdach-Fünftürer entwickelt, der sympathisch auftritt und verspielte Elemente wie runde Tagfahrlicht-LED mit moderner Gestaltung kombiniert. So hätte man sich auch einen elektrischen Suzuki Ignis vorstellen können. Man ist sogar gewillt, im Inster den eigentlichen legitimen Nachfolger des Renault 4 zu sehen.

Mit 3,99 Metern Länge streckt sich der BYD Dolphin Surf etwas weiter. Für den Europa-Verkauf wurde er als größere Version des BYD Seagull entwickelt. Beim Design gehen die Chinesen einen anderen Weg als Hyundai. Der BYD blickt angriffslustig durch schmale Scheinwerfer nach vorne, auch die stark ansteigende Gürtellinie soll Dynamik ausstrahlen. Positiv: Die höher liegenden Scheinwerfer des Dolphin Surf sowie unlackierte Kunststoff-Elemente an den Stoßfängern vorne und hinten dürften im Stadtverkehr den ein oder anderen Parkrempler ohne großen Schaden hinnehmen.

Kofferraum und Variabilität

Seine Multifunktions-Tool-Ausrichtung zeigt der Hyundai Inster nach dem Öffnen der Heckklappe. Unter dem doppelten Ladeboden gibt es ein Kellerabteil für die Ladekabel. Ab der zweiten Ausstattungslinie Trend ist die Rücksitzbank längs verschiebbar, was das Kofferraumvolumen von 238 auf 351 Liter ansteigen lässt. Per Klettverschluss an der Lehne arretierte Abdeckplatten sorgen dafür, dass im Kofferraumboden keine Löcher entstehen. Das ist ebenso smart wie die ebene Fläche, die nach dem Umklappen der Fondlehnen-Teile entsteht. Auch die Lehnen der Vordersitze sind umklappbar. Wer mag, kann also im Inster übernachten, auch einem Besuch im Baumarkt oder Möbelhaus steht nichts im Weg. Magnetische Halterungen nehmen Zubehör wie einen Klapptisch für den Fond auf, auch in der Türverkleidungen kann man sich, beispielsweise mit der Befestigung von Fotos hinter transparenten Abdeckungen, wohnlich einrichten.

Der Standard-Kofferraum im BYD Dolphin Surf mit einem Volumen von 308 Litern etwas größer als der des Inster mit Rücksitzbank in hinterster Position. Das Gepäck (oder z.B. Getränkekisten) muss man bei ihm nicht nur über den breiten Stoßfänger, sondern auch über die hohe Innenladekante wuchten. Bei mehr Raumbedarf klappt auch hier die Rücksitzlehne nach vorne, dabei entsteht dann aber eine hohe Stufe im Laderaum.

Platzangebot

Der Hyundai Inster hat einen sehr geräumigen und variablen Innenraum.

Luftige Weiten erwarten die Passagiere im Fond des Hyundai Inster, zumindest wenn man zu zweit Platz nimmt. Für einen dritten Menschen in der Mitte dürfte es arg eng werden. Für Knie und Kopf gibt es mehr als ausreichend viel Luft, die Übersicht und damit das subjektive Raumempfinden wird von den großen, steilen Fensterflächen unterstützt. Fahrer und Beifahrer freuen sich über große Sessel und einen weiten Einstellbereich des Lenkrads. Störend ist nur die Position der Mittelkonsole, die während der Fahrt öfter an das rechte Fahrerknie stößt.

Auch im Fond des BYD Dolphin Surf sitzt man bequem, das Platzangebot liegt auf gutem Niveau – wenngleich weniger Luftigkeit herrscht als im Hyundai. Zudem schränkt die ansteigende Gürtellinie die Aussicht ein, dunkle Bezüge sorgen für weniger Helligkeit. Die Vordersitze sind elektrisch einstellbar und bequem gepolstert. Große Menschen wünschen sich jedoch etwas mehr Höhe der integrierten Kopfstützen.

Cockpit und Bedienung

Auch im kleinsten BYD lässt sich das Infotainment-Display drehen.

Wie alle BYD erlaubt auch der Dolphin Surf die Drehung des zentralen Infotainment-Displays. Das Hochkant-Format hat Vorteile bei der Routendarstellung des Navigationssystems, raubt aber recht viel Sicht. Unabhängig von der Ausrichtung reagiert der Touchscreen manchmal erst auf nachhaltigen Fingerdruck. Zudem lenken die arg kleinen Icons auf dem Bildschirm beim Fahren über Gebühr ab, dazu kommen teils tiefe Menüstrukturen. Auch für die Einstellung der Energie-Rekuperation muss man auf dem Touchscreen herumdrücken. Sehr schön: Apple CarPlay und Android Auto lassen sich ohne Kabelverbindung nutzen.

Der Hyundai Inster setzt auf ein eher klassisches Bedienkonzept. Für die Klimasteuerung gibt es ein separates Bedienteil, dazu kommen Tasten für Sitzheizung und Drehregler, auch für die Audio-Lautstärke. Auf der Mittelkonsole sitzt der Touchscreen für die Infotainment-Funktionen. Für die Nutzung von Smartphone-Apps muss das Gerät mit einem Kabel verbunden sein. Am Lenkrad kann man über Schaltwippen die Energie-Rekuperation in mehreren Stufen steuern. Auch in Sachen Ablagen legt der Inster vor, er bietet mehr Platz für den täglichen Kleinkram.

Fahreindruck Hyundai

Der Huyndai Inster hat mit 17-Zoll-Felgen eine straffe Grundnote im Fahrwerk.

Beide Elektro-Kleinwagen kommen mit vorne eingebauten Antriebsmaschinen und Frontantrieb. Im Hyundai Inster steht eine maximale Leistung von 85 kW (115 PS) zur Verfügung. Mit einem Drehmoment von 147 Newtonmetern treibt der Motor den rund 1,5 Tonnen schweren Koreaner ausreichend zügig, aber nicht übermütig, voran.

Mit den 17-Zoll-Rädern der Ausstattungslinie Prime kommen Querfugen und kurze Anregungen straff durch. Die Federung bügelt das aber schnell aus, der Aufbau schwingt nicht nach. Die Lenkung ist ausreichend direkt, auch auf kurvigen Landstraßen. Bis zu 150 km/h wird der Hyundai Inster auf der Autobahn schnell.

Fahreindruck BYD

Der BYD Dolphin Surf ist weicher abgestimmt, sein Antrieb ist spürbar stärker.

Das gleiche Spitzentempo erreicht der BYD Dolphin Surf. Aus dem Stand ist er in 9,1 Sekunden und damit 1,5 Sekunden früher auf Tempo 100 als der Inster. Das ist ein reiner Zahlenwert. Die höhere Leistung von 115 kW (156 PS) und das Drehmoment von 220 Newtonmetern sind aber auch am Steuer des Chinesen deutlich spürbar. Der BYD ist flotter und agiler. Sein Vorwärtsdrang wird aber, selbst auf trockener Straße, oft von der Traktionskontrolle heruntergeregelt. Auf nassem Untergrund empfiehlt sich eine entspanntere Dosierung des Fahrpedals. Federn und Dämpfer sind weicher und damit komfortbetonter ausgelegt als beim Hyundai, was aber etwa mehr Bewegung in den Aufbau bringt. Das fällt aber nur im direkten Vergleich stark auf. Die hohe Güte der Fahrwerksabstimmung hätten gewiss manche Menschen nicht vom E-Kleinwagen aus Fernost erwartet.

Verbrauch und Laden

Der Koraner ist ein Frontlader.

Der Akku des BYD Dolphin Surf Comfort hat eine Speicherkapazität von 43,2 kWh. Wechselstrom lädt er dreiphasig mit 11 kW, die Werksangabe für das Zapfen von Strom über den CCS-Anschluss liegt bei 85 kW. In rund 30 Minuten soll der Füllstand des Akkus von zehn auf 80 Prozent seiner Speicherkapazität gebracht werden. Bei diesem ersten Vergleich müssen wir den Werksangaben vertrauen, es bleib zu wenig Zeit zum Leerfahren der Batterien und zum Nachladen. Das gilt auch für den Stromverbrauch: 15,0 kWh / 100 km meldet der Bordcomputer. Die WLTP-Reichweite von 310 Kilometern wäre also nicht zu schaffen. Der Ladeanschluss vorne rechts freut Straßenrand-Parker, in der Garage oder unter dem Carport muss man, je nach Parkposition und Montagepunkt der Wallbox, herumhantieren.

13,9 kWh / 100 km genehmigt sich, auch hier der Anzeige im Auto nach zu urteilen, der Hyundai Inster. Er ist also sparsamer und hat mit 49 kWh einen größeren Akku. Rein rechnerisch kämen wir rund 340 Kilometer weit – die Werksangabe liegt bei 370 Kilometern. Auch der Hyundai hat eine Wechselstrom-Ladeleistung von 11 kW, ebenfalls 85 kW über CCS. Das Plateau dürfte etwas länger anliegen als bei der Blade-Batterie des BYD, da auch für ihn der Zeitraum von 30 Minuten für „Zehn-auf-Achtzig“ angegeben wird. Beide Stecker sind in der Frontmaske untergebracht. Das dürfte in vielen Fällen passen, sofern man rückwärts in der Garage oder dem Carport einparken kann.

Preise und Ausstattung

Die verschiebbaren Rücksitze sind beim Hyundai Inster ab der Ausstattungslinie Trend serienmäßig.

In den ersten Wochen nach Marktstart (bis 30. Juni 2025) wurde der BYD Dolphin Surf zu rabattierten Einführungspreisen ab 19.990 Euro angeboten. Damit wollten die Vertriebsstrategen wohl nach Wolfsburg grüßen, wo mit dem ähnlich kalkulierten Serienmodell auf Basis der Studie ID. Every1 nicht vor Herbst 2027 zu rechnen ist. Der reguläre Preis für den Basis-BYD mit 30 kWh großem Akku liegt jetzt bei 22.990 Euro.

Unser Testwagen kommt mit dem stärkeren Antrieb in der Ausstattungsvariante Comfort. Er kostet 30.990 Euro. Zur Serienausstattung gehören u.a. LED- statt Halogen-Scheinwerfer, getönte Scheiben im Fond, Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer sowie die Smartphone-Ablagefläche mit induktiver Ladefunktion. Die Neuwagen-Garantie von BYD läuft über einen Zeitraum von sechs Jahren bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern.

Hyundai bietet den Inster zu Preisen ab 23.900 Euro an. Das Topmodell Inster Prime für 30.100 Euro bringt 17-Zoll-Felgen, LED-Hauptscheinwerfer, eine Wärmepumpe, die Möglichkeit der Akku-Vorkonditionierung vor Ladestopps und die Anzeige der Totwinkel-Kamerabilder im digitalen Kombiinstrument mit. Die 230-Volt-Steckdose und das Glasschiebedach sind zwei Optionen, die beim Testwagen enthalten sind. Hyundai-Inster-Kunden bekommen eine Neuwagen-Garantie für fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung sowie eine Garantie auf die Traktionsbatterie für acht Jahre bis 160.000 Kilometer.

Fazit

Das Design geht unterschiedliche Wege, der Anspruch ist gleich: Beide wollen den Markt für Elektro-Kleinwagen bestimmen.

Zwei kleine Elektroautos, die alles andere sind als eine rollende Verzichtserklärung. Der BYD Dolphin Surf gefällt mit seinem guten Fahrkomfort und moderner Infotainment-Ausstattung. Die Kunstleder-Bezüge sind bei hohen Temperaturen etwas schweißtreibender als die Textilien im Inster, aber sehr gut verarbeitet. Beide Kandidaten gefallen mit einem - verhältnismäßig - dezenten Gebimmel der gesetzestreuen, aber nicht immer zuverlässigen Geschwindigkeitswarnung.

Das Karosseriekonzept des Hyundai Inster erlaubt bei geringerem Platzbedarf auf der Straße einen deutlich luftigeren Innenraum, der zudem mit guten Ideen bei der Variabilität und beim Zubehör punktet. Die Bedienung gelingt im Cockpit des Koreaners dank logisch gruppierter Tasten und Regler etwas besser. Zudem ist der Inster zwar etwas schwächer als der BYD, dafür aber sparsamer. Die Leistung von 85 kW (115 PS) reicht für den Kleinwagen völlig aus.

So unterschiedlich die Konzepte sind, so dicht liegen beide Modelle beim Preis beieinander. Die Basismodelle kosten deutlich unter 25.000 Euro. In den höheren Ausstattungslinien sprengen aber auch die Fernost-Elektrozwerge die 30.000-Euro-Marke.

Technische Daten
BYD Dolphin Surf Comfort | Hyundai Inster Prime

Antriebsart
Elektro
Antrieb
Frontantrieb
Maximale Leistung kW / PS
115 kW (156 PS) | 85 kW (115 PS)
Max. Drehmoment
220 Nm | 147 Nm
Getriebe
Eingang-Reduktionsgetriebe
Batterie
43,2 kWh | 49 kWh
Beschleunigung 0-100 km/h
9,1 Sekunden | 10,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
150 km/h
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km
15,0 kWh | 13,9 kWh (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen
308 Liter | 235 - 352 Liter
Leergewicht
1.390 kg | 1.410 - 1.503 kg
Länge / Breite / Höhe
3.990 / 1.720 / 1.590 mm | 3.825 / 1.610 / 1.610 mm
Basispreis Baureihe
22.990 Euro | 23.900 Euro
Basispreis Modellvariante
30.990 Euro | 30.100 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad