Kleines SUV als Plug-in Hybrid: Der BYD Atto 2 DM-I im ersten Fahrbericht.
Der chinesische Konzern BYD serviert im hohen Tempo neue Modelle, mit denen die Ansprüche und Bedürfnisse einer breiten Zielgruppe in Europa bedient werden sollen. Erst vor acht Wochen wurde auf der IAA Mobility der Seal 6 Touring, ein Kombi als Plug-in Hybrid, eingeführt. Jetzt folgt der Atto2 DM-I, ebenfalls ein PHEV mit Verbrenner und extern aufladbarem Akku. Es ist kaum ein Jahr vergangen, seit das kleine SUV mit Elektroantrieb seine Premiere feierte.
Mehr Auswahl
Neben einer zusätzlichen E-Version mit dem Namen Comfort, die einen 64,8 statt 45,2 kWh großen Akku für mehr Reichweite mitbringt, startet der Atto 2 DM-I (Dual Mode Intelligent) als aktuell einziger Plug-in Hybrid im Segment der kleinen SUV um VW T-Cross, Skoda Kamiq und Co.
Das Design des BYD Atto 2 ist unaufgeregt. Da fällt die Grafik der Rückleuchten mit LED-Bögen im Stil einer liegenden Acht als Glückszahl in der chinesischen Kultur und als Unendlichkeits-Zeichen (kombiniert: unendliches Glück) überraschend stark ins Auge. Geänderte Stoßfänger mit einem neuen Lufteinlass an der Front strecken die Länge des 1,68 Meter hohen und 1,83 Meter breiten Fünftürers um zwei Zentimeter auf 4,33 Meter. Unter der Steilheck-Karosserie gibt es Raum für 425 Liter Gepäck im Kofferraum und vier Passagiere. Eine fünfte Person auf dem hinteren Mittelsitz wird nur auf kurzen Strecken glücklich. Auf gutem Niveau liegt der Knieraum hinter den Vordersitzen, viele Mitbewerber sind hier deutlich enger.
Vorne freut man sich über großzügig dimensionierte Sitze, die hellen Kunstleder-Bezüge sind optisch wie haptisch ansprechend. Materialauswahl und Verarbeitungsqualität zeigen auch am Armaturenbrett und in den Türverkleidungen ein gutes Niveau. Die Hierarchie innerhalb der Modellpalette ist jedoch klar definiert, der Atto 2 wirkt etwas weniger hochwertig eingerichtet als die größeren Hybrid-Brüder Seal 6 Touring und Seal U DM-I. Der bis zu 12,8 Zoll große Touchscreen-Monitor für das Infotainment-System ist im neuesten BYD nicht schwenkbar (wie schon im Seal 6). Eine nette Spielerei mit Medienpräsenz für die anderen Modelle, aber im Alltag klar verzichtbar. Wichtiger ist die nahtlose Integration von Smartphone-Inhalten. Apple CarPlay und Android Auto können ohne Kabelverbindung genutzt werden.
Unser Vorserien-Testwagen hat zudem Google-Programme die Maps für die Routenführung und die Sprachsteuerung über den Assistant im System installiert. Auf Nachfrage erfahren wir von BYD, dass der Hersteller den Einsatz der Apps im Auto aktuell testet. Ob das Serienmodell, das im Januar 2026 zu den Händlern rollt, damit ausgestattet sein wird, ist noch nicht bekannt.
Ein echter PHEV nur als Boost
Das Basismodell mit dem Namen BYD Atto 2 DM-I Active überrascht mit einem nur 7,8 kWh großen Akku, der eine elektrische Reichweite von gerade einmal 40 Kilometern ermöglicht. Das reicht nicht, um das SUV in Deutschland als Firmenwagen zum reduzierten Satz zu versteuern. Die Aufgabe der Active-Version dürfte aber eh eine andere sein. BYD kann ihn offiziell weiterhin als „New Enery Vehicle“ (NEV, ein Marketing-Begriff für Autos mit elektrifizierten und alternativen Antriebskonzepten) vermarkten, die Kunden dürften den Atto 2 DM-I Active aber eher wie einen Vollhybriden nutzen und kaum laden. Trotz des kleinen Akkus würde das dafür Auto drei Stunden oder länger am Kabel hängen. Die Ladeleistung liegt bei nur 3,3 kW (einphasig).
Der 1,5 Liter große Benziner mit 72 kW / 98 PS und der 145 kW (197 PS) starke Elektromotor sind, wie die DM-I-Plattform, vom Seal 6 bekannt. Das Grundmodell kommt mit einer Systemleistung von 122 kW / 166 PS.
Der zweite Plug-in Hybrid hört auf den Namen BYD Atto 2 DM-I Boost. Die Hardware in Form der beiden Motoren ist identisch, eine andere Softwaresteuerung erhöht die Systemleistung hier auf 156 kW / 212 PS. Der LFP-Akku in diesem Modell hat eine ordentliche Speicherkapazität von 18,3 kWh – genug für eine elektrische Reichweite von 90 Kilometern nach WLTP-Norm. Zusammen mit dem Sprit aus dem 45 Liter großen Tank sollen 1.000 Kilometer Strecke möglich sein.
Der Fahreindruck
Wir sind mit dem Atto 2 DM-I Boost auf ersten Testfahrten in und rund um Barcelona unterwegs. Dabei geht es, auch Zeitgründen, nicht um den Test der maximalen Reichweite, sondern um die Facetten des Fahrzeugs und des Antriebs. Im EV-Modus bringt die E-Maschine den 1.620 kg schweren Wagen munter in Fahrt. 300 Newtonmeter Drehmoment erlauben nicht nur flotte Ampelstarts sondern auch zügige Kurvenfahrten im Montserrat-Gebirge.
Nicht nur mit leerem Akku, sondern auch beim Druck auf die HEV-Taste wechselt der Antrieb in den Hybrid-Modus. Der Wechsel wird vom Fahrer kaum wahrgenommen, die beiden Motoren kommen ohne Ruckeln miteinander aus. Nur beim Ausdrehen in hohe Drehzahlbereiche wird der Vierzylinder-Sauger hörbar, bleibt sonst im Hintergrund. Umso störender sind Dröhn-Frequenzen aus dem Motorraum bei Dauertempo 120 km/h auf der Autobahn.
Das Fahrwerk schluckt kurze Anregungen wie lange Wellen gleichermaßen elegant weg. Dabei ist der Atto 2 stets mehr auf der komfortablen Seite des Autofahrer-Lebens unterwegs. Das zeigt auch die recht weiche Lenkungsabstimmung. In engen Kurven neigt sich die Karosserie zudem spürbar zur Seite, ohne dass damit aber die Fahrsicherheit spürbar beeinträchtigt wird.
Preise und Ausstattung
Der kleinste Plug-in Hybrid von BYD startet Anfang 2026 zu Preisen ab 35.990 Euro für die Active-Version. Sie ist somit 4.000 Euro teurer als das entsprechende-Elektromodell mit 45-kWh-Akku.
Für den Boost wird ein Listenpreis von 38.990 Euro aufgerufen. Dafür bekommen man den größeren Akku, eine auf immerhin 6,6 kW über eine Phase erhöhte Ladeleistung (in Deutschland also meist 4,6 kW aufgrund der Schieflastverordnung), die V2L-Funktion (Vehicle-to-Load) zum Aufladen anderer Verbraucher und eine umfangreichere Serienausstattung. Sie umfasst 17 statt 16 Zoll große Leichtmetallfelgen, elektrisch verstellbare und beheizbare Vordersitze, Lenkradheizung, Kunstlederbezüge statt Stoff, eine Rundumsicht-Kamera mit Parksensoren auch vorne, eine induktive Lade-Ablage für ein Smartphone und weitere Umfänge. Das macht den im wahrsten Sinne des Wortes „größeren“ Atto 2 DM-I zum besseren Angebot.
Vier Farben für die Karosserie werden zur Wahl stehen, das hier auf den Fotos und im Video gezeigte „Midnight Blue“ des Testwagens ist ausschließlich für die DM-I-Varianten des Atto 2 im Programm. Informationen über spezielle Leasing- oder Finanzierungsraten gibt es noch nicht.
Fazit
Marktlücke oder die Antwort auf eine Frage, die keiner gestellt hat? BYD stellt mit dem neuen Atto 2 DM-I den aktuell einzigen Plug-in Hybrid im Segment der kleinen SUV in die Verkaufsräume der Händler. Während das Basismodell mit arg kleiner Batterie vor allem als günstiger Vollhybrid-Ersatz in südeuropäischen Ländern Anklang finden dürfte, stellt die Boost-Version mit 90 Kilometern Elektro-Reichweite und einem harmonischen Antrieb ein gutes Angebot dar. Die Serienausstattung ist recht üppig, auch in Sachen Connectivity passt alles. Der Preis von 38.990 Euro ist selbstbewusst – Schnäppchenjäger sollten auf eine weitere BYD-Preisaktion hoffen und können dann zuschlagen.
Technische Daten
BYD Atto 2 DM-I Boost
- Antriebsart
- Plug-in Hybrid
- Antrieb
- Frontantrieb
- Abgasnorm
- Euro 6e-bis
- Hubraum
- 1.498 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 72 kW / 98 PS bei 6.000 U/min
- Max. Drehmoment
- 122 Nm bei 4.500 U/min
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 145 kW (197 PS)
- Elektromotor: Maximales Drehmoment
- 300 Nm
- Systemleistung: kW / PS
- 156 kW / 212 PS
- Batterie
- 18,3 kWh
- Batterie: Typ
- LFP (Lithium-Eisenphosphat)
- Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
- 6,6 kW (einphasig)
- Tankinhalt
- 45 Liter
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 7,5 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 180 km/h
- Norm-Verbrauch kWh / 100 km
- 15,8 kWh
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 1,8 Liter / bei leerem Akku 5,1 Liter
- Reichweite nach Norm
- 90 km elektrische Reichweite / 1.000 km Gesamtreichweite
- Kofferraumvolumen
- 425 - 1.335 Liter
- Leergewicht
- 1.620 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 750 kg
- Dachlast
- 75 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.330 / 1.830 / 1.675 mm
- Basispreis Baureihe
- 31.990 Euro (Atto 2 mit Elektroantrieb)
- Basispreis Modellvariante
- 38.990 Euro