BYD dreht kräftig an der Preisschraube. Selbst ganz neue Modelle wie der Kombi Seal 6 werden deutlich billiger.
Auf dem chinesischen Automarkt herrscht ein starker Verdrängungswettbewerb, bei dem die Hersteller vor allem mit Preisnachlässen um die Gunst der Kunden buhlen. Die margenschwache Vertriebssituation zuhause ist auch ein Grund für die verstärkten Exportambitionen der Hersteller und die teils recht ambitionierten Preisvorstellungen für ihre Produkte.
BYD knapp hinter MG
BYD hat im letzten Jahr bekanntgegeben, schon 2025 in Deutschland 50.000 Einheiten abzusetzen. Dieses selbstgesteckte Ziel wird bei weitem nicht erreicht, wenngleich die Marke, auch mit Eigen- und Vermieterzulassungen, immense Steigerungsraten zeigt. Von Januar bis einschließlich Oktober 2025 verzeichnet die offizielle Statistik des KBA (Kraftfahrt-Bundesamt) 15.171 Neuzulassungen für die Marke BYD. Konkurrent MG liegt mit genau 21.049 Neufahrzeugen im gleichen Zeitraum noch vorne, aber der Abstand schrumpft.
Die BYD-Strategen bauen nicht nur die Modellpalette massiv aus, sondern krempeln auch das Vertriebsnetz um. Künftig sollen mehr Händler die Autos verkaufen als bisher, damit die Marke im wahrsten Sinne des Wortes näher zum Kunden kommt.
Auf das nach wie vor verhaltene Interesse der potenziellen Kunden in Europa und speziell in Deutschland haben die Chinesen mit einer Anpassung ihrer Modellpalette schnell reagiert. MG hat bereits vor einigen Jahren mit Verbrennern und Plug-in Hybriden nachgelegt, bietet jetzt auch Vollhybride an. Der meistverkaufte BYD ist der Plug-in Hybrid Seal U DM-I. Ihm steht jetzt auch der Mittelklasse-Kombi Seal 6 Touring, den es ausschließlich als Plug-in Hybrid gibt, zur Seite. In Kürze folgt das kleine SUV Atto 2, zusätzlich zur Elektro-Variante, mit Verbrennungsmotor und Stecker.
Der Konzern Great Wall Motor hat in Deutschland zuerst Elektroautos der Produktlinie Ora und Plug-in Hybride unter dem Namen Wey eingeführt. In Kürze folgen SUV, wohl als Verbrenner und Hybride, der Sub-Marke Haval. Damit reagieren Hersteller und Importeur auf die erhöhte Preissensibiltät der Autokäufer.
Ein breites Angebot allein reicht aber nicht aus, um den Absatz anzukurbeln. Der deutsche Automarkt ist gerade nicht in voller Fahrt, das eingetrübte Konsumklima sorgt auch für eine Zurückhaltung der Käufer. Seit mehreren Monaten setzen verschiedene Marken wieder verstärkt auf Rabatte. Der japanische Autobauer Nissan hatte zuletzt das Auslaufmodell Qashqai e-Power vor Einführung einer neuen Hybrid-Generation mit einem Preisnachlass von fast 8.000 Euro feilgeboten. GWM (Great Wall Motor) hat bereits im Jahr 2024 den Elektro-Kompakten Ora 03 neu kalkuliert, der Preis sank in Deutschland von 38.900 auf 26.900 Euro.
Über 18.000 Euro Rabatt
BYD ist, Insidern zufolge, einer der Hauptverantwortlichen für den starken Preisdruck in China. Die gleiche Strategie verfolgt der Konzern jetzt auch bei uns, wie ein Besuch der Website zeigt. Im Rahmen einer Aktion mit dem Namem „Black Friday Deal“ senkt BYD die Preise um bis zu 18.010 Euro.
Der BYD Seal U DM-I, als Plug-in Hybrid mit Frontantrieb und 160 kW / 218 PS Systemleistung ab 39.990 Euro schon zum Listenpreis recht günstig, kostet im Rahmen der Rabatt-Aktion nur noch 29.990 Euro. Für den brandneuen Kombi Seal 6 Touring DM-I werden 30.990 Euro statt 42.990 Euro für das Basismodell aufgerufen. Damit liegt der Neuling auf dem Preisniveau eines Seat Leon Sportstourer mit Dreizylinder-Benziner und manuellem Schaltgetriebe.
Unglücklich verlief die Preis-Kommunikation für den Elektro-Kleinwagen BYD Dolphin Surf. Er kostete zum Marktstart für die ersten drei Monate ab 19.990 Euro, dann erhöhte ich der Preis auf 22.990 Euro. Mit dem „Black Friday Deal“ ist er jetzt ab 18.990 Euro zu haben. Zum annähernd gleichen Preis gibt es den kleineren Leapmotor T03, der ebenfalls aus China kommt. Diese Elektro-Marke aus China profitiert vom Joint Venture mit Stellantis für alle Export-Märkte. Der teure Aufbau eines eigenen Netzes konnte entfallen, Leapmotor-Modelle sind bei Mehrmarken-Betrieben neben anderen Konzernmarken im Angebot. Auch das dürfte zu den günstigen Preisen beitragen. Das Kompakt-SUV Leapmotor B10 gibt es ab 29.900 Euro, den größeren C10 in der Basisversion mit Hinterradantrieb ab 37.600 Euro.
Zurück zu BYD: Der Atto 2 mit batterieelektrischem Antrieb, ein SUV im B-Segment, ist mit hohem Rabatt aktuell ab 26.590 Euro gelistet, regulär geht es bei 31.990 Euro los. Auch die Elektro-Flaggschiffe der Marke werden günstiger. Der Sealion 7 ist jetzt schon für 43.990 Euro in Kundenhand, den größten Nachlass in Form der erwähnten 18.010 Euro gibt es für den BYD Tang. Das Oberklasse-SUV war bzw. ist regulär mit 75.000 Euro viel zu teuer. Aktuell bietet die Marke das Modell für 56.990 Euro an.
Informationen über den genauen Zeitraum der Rabatt-Aktion und genaue Tarife für die einzelnen Modellvarianten innerhalb der Baureihen macht BYD auf seiner Website nicht. Hier dürfte man den Händlern wohl einen individuellen Spielraum überlassen, oder den Partner vor Ort mit einer reduzierten Marge mit einbeziehen. Leasing und Finanzierung dürften auf jeden Fall unter Druck geraten, das die rabattierten Neupreise für sinkende Restwerte sorgen – auch für Bestandsfahrzeuge, die zum höheren Preis gekauft wurden.
Wer aktuell mit dem Kauf eines neuen Autos liebäugelt und dabei mit einem der Plug-in Hybride oder Elektroautos von BYD aus China warm wird, der kann jetzt ein Schnäppchen schlagen. Aber auch andere Marken drehen weiter an der Preisschraube. Nissan hat, als großen Bruder des oben erwähnten Qashqai, auch den X-Trail e-Power mit Hybridantrieb im Angebot. Das Japan-SUV wird, nach einem Abzug von 7.900 Euro „Wechselprämie“ aktuell ab 39.951 Euro angeboten.
Fazit
BYD hat ein großes finanzielles Polster. Der Konzern stemmt die Entwicklung vieler Modelle für globale Märkte und sponsorte „nebenbei“ die UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2024. Die Absatzzahlen steigen, aber nicht im erhofften Maße. Vor Jahresende setzen die Chinesen mit massiven Preissenkungen im Rahmen einer Rabattaktion die Konkurrenz unter Druck. Den Elektro-Kleinwagen Dolphin Surf bekommt man jetzt für 18.990 Euro, der neue Kombi Seal 6 Touring als Plug-in Hybrid ist mit 30.990 Euro ausgeschrieben. Er wird damit zum echten Sonderangebot, wie auch der SUV-Bruder Seal U DM-I ab 29.990 Euro.
Wir werden mit Spannung beobachten, ob damit die Verkaufszahlen steigen – und ob BYD die Preise nach Ende des „Black Friday Deal“ wieder zu den regulären Listenpreisen zurückkehren kann.
Im Video: BYD Dolphin Surf gegen Hyundai Inster