Seres auf Expansionskurs Chinesen streben in die Luxus-Liga

Kommt der Erfolg bei Seres schneller als bei Nio und Co.?

Die chinesische Elektroautomarke Seres plant eine internationale Expansion, in deren Rahmen sie zu den Top Ten der globalen Luxusmarken aufsteigen will. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen in nicht nur in neue Produkte, sondern auch in Vertriebskanäle und Werke außerhalb Chinas investiert werden.

Wer ist Seres?

Seres entstand 2016 in einem Joint Venture zwischen dem chinesischen Staatskonzern Dongfeng Motors und dem privaten Unternehmen Sokon. Das erste Serienmodell entstand in Form des elektrischen Seres 3 auf Basis eines Kompakt-SUV von Dongfeng, der bei uns als DFSK Fengon 500 verkauft wird. Import und Vertrieb für ihn und auch für den Seres 3 steuert hierzulande das Unternehmen Indimo Automotive. Die Indimo-Händler bieten auch den größeren Seres 5 an, der in China als Gemeinschaftsprodukt mit dem Tech-Konzern Huawei unter der Marke Aito verkauft wird.

Auf der IAA Mobility im September 2023 war Seres mit einem eigenen Stand vertreten, auf dem neben einem Facelift des Seres 3 und dem Seres 5 auch der Seres 7, ein größeres SUV als Plug-in Hybrid zu sehen war. Dieses Modell ist keine Neuentwicklung, sondern eine elektrifizierte und überarbeitete Version des Benziners DFSK Fengon 7, den es bei uns ebenfalls beim Indimo-Händler gibt.

Aktuell ist Seres, eigenen Angaben zufolge, in mehr als 20 Ländern präsent. In diesem Jahr sollen zehn weitere Märkte hinzukommen. 2030 wollen die Chinesen knapp 60 Exportmärkte beliefern und dann ihr Ziel erreichen, zu „einer der zehn weltweit führenden Luxusautomarken“ zu werden. Lokale Vertriebsgesellschaften sollen sich um die Vermarktung der Autos kümmern, zudem werden Servicenetze aufgebaut. Sogar Seres-Werke außerhalb Chinas werden in Aussicht gestellt.

Große Pläne bis 2030

Seres 3 5 7 9 International Expansion 2030

50.000 Autos sollen bis Ende 2024 exportiert werden. Drei Jahre später, also Ende 2027, will man die Marke von 200.000 Fahrzeugen reißen. 2030 sollen dann 500.000 Seres jährlich auf internationalen Märkten verkauft werden.

„Wir stehen an der Spitze der Elektroauto-Revolution und haben das Ziel, Luxus im Elektrozeitalter mit intelligenter Technologie neu zu definieren“, erklärt Zhang Xinghai, Gründer und Vorsitzender der Seres Group. „In den kommenden Jahren wird Seres eine Vorreiterrolle bei der Definition von Fahrzeugen über Software übernehmen (…). Dies wird ein völlig neues Erlebnis bieten, das die grundlegenden Luxusbedürfnisse der Nutzer erfüllt.“ Das Modellprogramm soll zügig erweitert und höher positioniert werden, der Seres 3 dürfte auf absehbare Zeit auslaufen.

Seres 5

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Der Seres 5 soll, zusätzlich zur reinen Elektro-Version mit 90 kWh großem Akku, auch als Variante mit Range Extender angeboten werden. Der Benzintank und eine 40 kWh große Batterie im Fahrzeug sollen für eine Gesamtreichweite von 1.455 Kilometern (nach chinesischem CLTC-Messverfahren) sorgen, davon 260 Kilometer batterieelektrisch. Den Seres 5 mit Range Extender hatte das Unternehmen bereits auf der Automesse in Brüssel im Januar 2023 angekündigt.

Seres 7

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Der aktualisierte Seres 7 kommt ebenfalls als serieller Plug-in Hybrid, je nach Sichtweise auch als Elektro-SUV mit Range Extender zu bezeichnen. Die technische Grundlage stellt der Allrad-Benziner DFSK Fengon 7 . Als Seres 7 soll das SUV als Fünf- oder Sechssitzer mit Einzelplätzen in der zweiten Reihe zu haben sein. Den Luxus-Anspruch soll das Modell der oberen Mittelklasse auch mit elektrischen Türen und ebenfalls elektrisch ausfahrbaren Trittbrettern für einen leichteren Ein- und Ausstieg untermauern.

Seres 9

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In der USV-Oberklasse soll der Seres 9 mitmischen. Technische Daten bleiben die Chinesen auch für diese Baureihe noch schuldig. Sie soll eine Elektro-Architektur mit 800-Volt-Technologie mit einem Benzinmotor als Range Extender kombinieren und damit eine kombinierte Reichweite von rund 1.400 Kilometern bieten. Der Benzinverbrauch wird schon angegeben: 6,9 Liter je 100 Kilometer. Die Karosserie des Topmodells soll mit Druckgusstechnologie gefertigt werden.

Im Innenraum des Seres 9 soll es bis zu zehn Bildschirme gaben, darunter auch ein Head-up-Display mit AR-Inhalten (Augmented Reality). Es soll Informationen in einer gefühlten Größe von 75 Zoll vor das Auge des Fahrers projizieren, die augenscheinlich 8,5 Meter vor dem Fahrzeug zu sehen sind.

Beim Aufbau des Vertriebsnetzes scheint man sich Insipiration bei Marken wie Nio geholt zu haben. „Offline-Verkaufs- und Servicezentren“, also Autohäuser, sollen neben Verkauf und Kundendienst auch als Anlaufstelle für Ausstellungen und Business-Meetings dienen, zudem Ladesäulen vorhalten. Softwareupdates werden over-the-air, also über das Internet, in die Fahrzeuge eingespielt.

Fazit

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In nur sechs Jahren will Seres vom kleinen Anbieter zu einer der größten Automarken der Welt werden. Nicht mit Masse, sondern im Luxussegment. Ob das funktionieren wird? Angespornt sind die Chinesen vom Erfolg der Aito-Modelle, die im Heimatmarkt als Joint-Venture-Produkt mit Huawei vermarktet werden. Bei uns kommt das Seres 5 genannte SUV mit anderer Software. Schon jetzt kann man dieses Modell und den kleineren Seres 3 in Deutschland kaufen.

Die großen Pläne von Premiummarken - darunter Nio aus China, Lucid aus den USA und Genesis aus Südkorea - konnten bislang noch nicht in globale Erfolgsgeschichten umgesetzt werden. Mal sehen, ob Seres ein besseres Rezept anrührt.

Im Video: DFSK Fengon 7 (Basis für den Seres 7)

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller (6), Bernd Conrad (7)