Erste Fahrt im neuen Mazda3, als Diesel und Benziner.
SUV bestimmen auch bei den Mazda-Händlern die Verkaufsgespräche und Neuwagenauslieferungen, CX-3 und CX-5 machen über die Hälfte der Zulassungen unter sich aus. Dennoch fanden die Ingenieure im japanischen Hiroshima und dem europäischen Entwicklungszentrum in Oberursel bei Frankfurt genügend Motivation, den kompakten Mazda3 von Grund auf neu zu denken.
Wenn der neue 3er als Fünftürer am 22. März 2019 zum Händler kommt, dürfte er den Laufsteg in der Kompaktklasse für sich beanspruchen. Die Designer haben das Concept-Design in weiten Teilen für das Serienmodell übernommen. Was auch bedeutet, dass sich der Mazda3 nur ungern Kompromissen geschlagen gab.
Mit 4,46 Metern Länge streckt er sich extrem, was einzig und allein dem Design geschuldet ist. Von der tiefen Front mit einem beim Fünftürer stets schwarzen Kühlergrill streckt sich eine lange Motorhaube zur A-Säule. Das Dach läuft flach in der wohl massivsten aller C-Säulen aus.
Die Philosophie der Gestalter, auf alle überflüssigen Linien und Elemente zu verzichten, wird dabei auf den ersten Blick deutlich. So viele klare Flächen im Blech hat das Auge lange nicht gesehen, Daumen hoch.
Zumindest so lange, wie man den Mazda3 nicht von hinten entern möchte. Einer der nicht eingegangenen Kompromisse war wohl die Familientauglichkeit. Der Kofferraum liegt mit einem Volumen von 351 Litern auf Kleinwagenniveau und auch im Fond geht es vor allem für die Beine sehr eng zu.
Die Platzkarten in Reihe Eins sind dagegen aus einer anderen Liga. Vom ersten Moment an merkst du als Fahrer, dass dich der Mazda3 nicht nur empfängt, sondern umarmen will. Die Position auf dem bequemen Sitz passt auf Anhieb, das neue Dreispeichenlenkrad ist optimal vor der Brust positioniert. Eine breite und lange Armauflage in der Mittelkonsole führt die Hand intuitiv zum Schalthebel oder dem deutlich gewachsenen Controller des Infotainmentsystems.
Hier verzichtet Mazda, auch ein spezieller Weg im Jahr 2019, vollständig auf die Funktion des Touchscreens. Dadurch konnte das jetzt auf 8,8 Zoll gewachsene Display weit nach vorne in Richtung Windschutzscheibe rutschen, wo es zum Fahrer hin geneigt perfekt im Blickfeld liegt.
Der runde Controller kommt mit vier Menütasten aus und lässt sich drehen oder drücken. Keine weiteren Bewegungen sind nötig, um sich durch die Menüs zu klicken. Löblich: Daneben befindet sich ein extra Drehknopf für die Lautstärke, mit dem man auch die Radiosender oder Musiktitel verstellen kann.
Im großen Fach unter der Armauflage kann das Smartphone induktiv geladen werden, oder es wird per Kabel für die Nutzung von Apple CarPlay oder Android Auto angeschlossen. Der Mazda3 schafft im Innenraum den Spagat zwischen Gediegenheit und einem Dynamikversprechen. Was er leider bei den Antrieben (noch) nicht einhalten kann. Weiterhin verzichtet Mazda in Europa auf den Einsatz von Turbo-Benzinern.
Kunden und Händlern wurde seit 2017 mit der Ankündigung des neuen Skyactiv-X-Motors der Wund wässrig gemacht. Hierbei handelt es sich um einen Benziner mit Kompressionszündung, der 20 bis 30 Prozent weniger Benzin verbrauchen soll. Weil die Kompression Aufladung benötigt, wird ein Kompressor verbaut.
Leider steht der Skyactiv-X noch nicht zum Start des Mazda3 zur Verfügung, er soll im Herbst 2019 starten. Bis dahin gibt es die Wahl zwischen einem Benziner und einem Diesel.
Der zwei Liter große Skyactiv-G leistet im Mazda3 90 kW / 122 PS. Serienmäßig kommt er als Mildhybrid mit einem 24V-System. Auf den ersten Probefahrten zeigte sich das unaufgeregte Wesen dieses Motors. Mit dem gut gestuften Sechsganggetriebe lässt sich seine doch eher überschaubare Leistungsentfaltung gut sortieren, stets fehlt aber ein wenig Punch, den man dem Mazda3 in Kurvenausgängen gerne zusprechen würde.
Alternativ können Kunden einen Diesel wählen. Dabei handelt es sich um den 2018 im Mazda CX-3 präsentierten 1,8 Skyactiv-D mit 85 kW / 115 PS. Bei ihm schafft Mazda die Abgasnorm Euro 6d-Temp ohne SCR-Katalysator.
Mit Aufladung entwickelt der Diesel naturgemäß mehr Kraft bei niedrigeren Drehzahlen und lässt sich gut auf der Welle von 270 Nm maximalem Drehmoment surfen. Letztendlich ist aber auch er kein Dynamiker, was Vielfahrer, die sich einen Diesel aufgrund vieler Langstrecken kaufen, stören könnte.
5,8 Liter hat sich der Mazda3 Skyactiv-D laut Bordcomputer auf 100 Kilometer über bergige Landstraßen, durch Ortschaften und über tempolimitierte Autobahnen (maximal 130 km/h) genehmigt, der Benziner Skyactiv-D zeigte 7,8 Liter Super-Durst an.
Mazda Deutschland prognostiziert nur 12 Prozent Anteil für den Diesel innerhalb der Baureihe. 58 Prozent sollen auf den Benziner entfallen und 30% auf den Skyactiv-X. Der wird auch die einzige Motorisierung für die Mazda3 Limousine mit dem Namen Fastback, die ebenfalls im Herbst startet.
Schon bisher wählten Mazda-Kunden verstärkt die höchsten Ausstattungslinien, nur einer von Hundert griff zur Basis. Grund genug, das Modellprogramm neu zu sortieren.
Der Einstieg in den Mazda 3 startet auf den ersten Blick mit 22.990 Euro recht preisintensiv. Schon im Basismodell sind aber das Infotainmentsystem mit Navigation, Smartphoneintegration, Leichtmetallfelgen, Stauassistenz (mit Automatik) und ein tolles Head-up-Display an Bord. Auch LED-Scheinwerfer sind Serie, die aber unverständlicherweise ein Halogen-Tagfahrlicht haben.
Darüber rangiert in Form des Mazda3 Selection für 1.300 Euro Aufpreis, dann u.a. mit Klimaautomatik, Sitzheizung, schlüssellosem Zugang, Einparkhilfe vorne und Rückfahrkamera. Diese Version kann dann mit Ledersitzen, BOSE-Soundsystem oder einem Assistenzpaket optioniert werden.
Und mit einem Designpaket, unter anderem mit dunklen 18-Zoll-Alus und getönten Scheiben im Fond. Hier machen vor allem die Matrix-LED-Scheinwerfer Sinn, die dann auch LED-Tagfahrlicht mitbringen.
Fazit zum Mazda3
In der neuen Generation wird der Mazda3 vollends zum Designerstück. Dabei überrascht neben dem Auftritt vor allem die gute Integration des Fahrers ins Auto. Verarbeitung und Materialien wissen zu gefallen. Familientauglich ist der Kompakte mit dem engen Fond und dem kleinen Kofferraum aber leider weniger.
Die Motoren zum Marktstart erledigen ihren Job gut, lassen aber ein wenig Sportsgeist vermissen. Wer darauf Wert legt, sollte im Herbst 2019 den Mazda3 Skyactiv-X zur Probe fahren.
Technische Daten
Mazda3 Selection Skyactiv-G 2.0 // Skyactiv-D 1.8 |
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Hubraum | 1.998 ccm // 1.759 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 90 kW / 122PS // 85 kW / 115 PS |
Max. Drehmoment | 213 Nm bei 4.000 U/min // 270 Nm bei 1.600 - 2.600 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,4 // 10,3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 197 // 194 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,2 // 4,2 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 7,8 // 5,8 Liter (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 1.275 // 1.299 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.460 / 1.795 / 1.435 mm |
Grundpreis | 24.290 / 26.590 Euro |
Testwagenpreis | 30.310 / 32.610 Euro |