Gastautor Patrick berichtet von aus dem Alltag mit einem Niu-Roller in Shanghai.
Shanghai. Eine Megacity in China mit über 26 Millionen Einwohnern. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland leben etwa 18 Millionen Menschen.
Seit eineinhalb Jahren lebe ich mit meiner Familie in Shanghai. Es ist nicht die erste Auslandsmission, vor einiger Zeit verbrachten wir drei Jahre in der chinesischen Hauptstadt Peking, bevor es zurück nach München ging. Der Arbeitgeber blieb gleich, die Aufgaben wechselten. Hier vor Ort bin ich als Produktmanager bei Mini für zukünftige Elektroautos zuständig.
E-Roller statt Auto
Während der Arbeit beschäftige ich mich also mit nachhaltiger Mobilität und Fahrspaß – das färbt natürlich auf den eigenen Anspruch ab. Als leidenschaftlicher Zweiradfahrer wagte ich das Experiment, für die täglichen Fahrten ins Büro nicht nur auf den Firmenwagen zu setzen.
So kam es, dass ein elektrisch angetriebener Roller der Marke Niu in den eigenen Fuhrpark rollte. Roller mit E-Antrieb sind in chinesischen Großstädten allgegenwertig, entsprechende Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor dürfen nicht mehr verkauft und neu zugelassen werden.
In den vergangenen neun Monaten bin ich, trotz Lockdown-Pause, über 3.000 Kilometer mit dem Niu U+ Sport, der in etwa den in Deutschland angebotenen UQI-Modellen entspricht.
Beginnen wir mit den technischen Daten. Der von mir im Mai 2020 gekaufte Niu U+ Sport hat eine 26Ah-Batterie. Damit sind im innerstädtischen Verkehr, der mich meist durch die schmalen Gassen der ehemaligen „French Consession“ (heute ein Teil der Gebiete Huangpu und Xuhui) führt, reicht das für bis zu 80 Kilometer. Zumindest, wenn ich dort beharrlich im „Eco Mode“ unterwegs bin, und Zeit mitbringe. Mehr als 15 km/h sind dann nicht drin.
Schneller durch den Verkehr
Im 2. Modus fährt der Roller maximal 25 km/h schnell. Was wenig klingt, reicht für den Shanghaier Verkehr mehr als aus. Im gemischten Fahrbetrieb mit beiden Modi erreiche ich die Werksangabe von 65 Kilometern Reichweite locker.
Dabei komme ich schneller ans Ziel als mit dem Auto. Denn der nur 1,05 Meter breite Roller lässt sich gut seitlich an den Autos vorbei manövrieren. Auch das geringe Gewicht von nur 55 Kilogramm sorgt für Wendigkeit.
Trotzdem gönnte ich dem Niu (oder eher mir?) ein Update. Man könnte auch Tuning sagen. Denn jetzt ist ein dritter Gang freigeschaltet, womit der Roller jetzt bis zu 48 km/h schnell fährt. Auch Eingriffsregelungen des Bremssystems wurden mit dem Update verändert. „Vollstrom“ lässt natürlich die Reichweite sinken, aber 50 Kilometer sind immer noch machbar.
In die Werkstatt musste der Roller in den vergangenen Monaten zweimal. Nach 2.000 Kilometern stand der turnusgemäße Servicetermin an. Das Steuergerät-Update, Bremsenprüfung und eine Inspektion kosteten umgerechnet gerade mal acht Euro. Der zweite Aufenthalt war eine Garantiearbeit, bei der ein unnötiger Warnton abgestellt wurde.
Zusammen mit dem oben erwähnten Update hat der Niu U+ Sport neu etwa 900 Euro gekostet. Das ist im Vergleich zum deutschen Preis ein Schnäppchen, „zuhhause“ kostet der Niu UQI um 1.800 Euro.
Fazit
Ich genieße weiterhin die Fahrten mit dem elektrischen Roller in Shanghai. Fahrfreude und Alltagstauglichkeit im Pendelverkehr sind eine gute Kombination. Mit diversem Zubehör schultert der Roller auch leichtes Gepäck, Einkäufe oder eines der Kinder auf dem Zusatzsitz.
Und am Lenker des Rollers entsteht auch die ein oder andere Idee, die wir vielleicht in einem der künftigen Mini-Modelle realisieren können.
Im Video: Peugeot e-Ludix