Ausstellung eMobil in München Elektroautos in der Fußgängerzone

In München gab man sich Mühe, elektrische Mobilität erlebbar zu machen.



Ausstellung eMobil in München

Am vergangenen Wochenende macht die eTour Europe in München halt, wo gerade die lokale Ausstellung eMobil über die Bühne ging.

Obwohl Münchens Oberbürgermeister unter SPD-Flagge die bayerische Landeshauptstadt regiert, gab er bei seiner Rede auf dem zentralen Odeonsplatz ein bisschen den Seehofer. In dem er einen Münchner Vorstoß herauskehrte, der weiter geht als das, was die Regierung in Berlin wagt. Sein überparteilicher Crossover-Gedanke ist gerne gesehen, denn die Stadt München fördert - unabhängig von der Kaufprämie des Bundes – neue Elektroautos mit bis zu 7.000 Euro.

Für diese stolze Summe muss aber alles zusammen kommen: 4.000 Euro gibt es für den Kauf oder das Leasing eines neuen (oder maximal ein Jahr alten) vierrädrigen Elektroautos, weitere 1.000 bei gleichzeitiger Stilllegung eines Verbrenners. 500 Euro kommen oben drauf, wenn man das neue Vehikel nachweislich mit Ökostrom betreibt, und nochmal maximal 1.500 Euro für die Errichtung eines öffentlich zugänglichen Ladepunktes.

Ausstellung eMobil in München

Auch Elektrofahrräder, Lastenräder und Roller mit Batterieantrieb werden gefördert (500 Euro bzw.1.500 Euro). Das neue Gefährt muss mindestens 36 Monate auf den neuen Eigentümer bzw. Leasingnehmer angemeldet sein, der zudem ein Gewerbe im Münchner Stadtgebiet angemeldet haben muss. Diese Einschränkung erläuterte Münchens Referentin für Gesundheit und Umwelt, Stephanie Jacobs, leicht verständlich: Mit den insgesamt 22,2 Millionen Euro aus dem Fördertopf möchte die Stadt keinem Gutverdiener seinen Drittwagen teilsponsoren, sondern Handwerker, Kurierdienste und Lieferboten den Umstieg auf ein lokal emissionsfreies Fahrzeug erleichtern. Was Sinn macht, da diese Fahrzeuge den ganzen Tag über im Kurzstreckenbetrieb in der Stadt auf Achse sind und damit die Luft verpesten, während das Berufspendlerauto morgens ins Büro und abends nach Hause fährt.

Ausstellung eMobil in München

Im Rahmen der Ausstellung stand demnach auch kein Plug-In Hybrid zur Ansicht bereit, den die Förderung gilt nur für vollelektrische Autos. Einzig der VW XL1 musste eine Fahne hochhalten, es fragt sich nur, welche? Der enge, puristische und streng limitierte Tropfenwagen wirkt, Einskommanochwas Liter Diesel auf 100 km hin oder her, jetzt schon antiquiert. Der örtliche VW-Händler hatte noch einen e-Golf dabei, das war es aber auch. Die Chance, mit dem e-Up ein günstigeres Auto zu zeigen, wurde vertan. Renault und Nissan hatten Zoe, den elektrischen Kangoo und den Leaf dabei, außerdem wurden die französische-japanische Herstellerallianz vom Twizy-Fanclub unterstützt, die mit ihren Ein- bis Zweisitzern den halben Platz zuparkten.

Ausstellung eMobil in München

StreetScooter aus Aachen, ein ehemaliges Uniprojekt und mittlerweile Tochter der Deutschen Post DHL, hatte den Post- und Paketdienstwagen mit Elektromotor dabei und auch die Information, dass man das Auto entgegen erster Planungen jetzt auch für Kunden außerhalb der Post anbietet. Ab 32.950 Euro (netto) ist der puristische Transporter zu haben, aktuell entstehen fünf Fahrzeuge am Tag, eine Steigerung auf 20 Exemplare pro Tag ist geplant. Schon heute hat die Post 600 StreetScooter im Einsatz. Still und heimlich ist also ein neuer Autohersteller in Deutschland entstanden, der noch in diesem Jahr die Studie eines großen Elektrotransporters im Sprinter-Format vorstellen will.

Ausstellung eMobil in München

Tesla war mit dem Model S (als P90D) vor Ort und stets umlagert, während BMW zwar den i3 vorgefahren hatte, aber eher krampfhaft versuchte, Mitgliedschaften für das DriveNow Carsharing unters Volk zu bringen.

Unverständlich war für mich die Abstinenz der Brennstoffzellenautos von Toyota und Hyundai. Gerade der Hyundai ix35 Fuel Cell wäre ein Eyecatcher gewesen, da das Münchner Unternehmen Linde diesen doch ab Mitte des Jahres in einem Car Sharing Modell anbieten will (mein Bericht dazu hier).

Ausstellung eMobil in München

Am Samstag gab es den Start zur nächsten Etappe der eTour Europe (neun Städte in neun Tagen), deren Teilnehmerfahrzeuge auch am Freitag schon auf dem Odeonsplatz standen – darunter ein Tesla Model S aus Holland, dessen Besitzer mit dem Auto in zwei Jahren mal eben 210.000 Kilometer zurückgelegt hat – ohne jegliche Probleme.

Alles in allem hat es die zweite Auflage der eMobil in München geschafft, Elektromobilität näher ans Volk zu bringen. Die Location im Herzen der Stadt ist sehr gut gewählt, während man im Tesla über das Display staunt wirken die auf der Ludwigstraße vorbeidonnernden Ferrari und Bentley irgendwie aus der Zeit gerückt.

Ausstellung eMobil in München

Schön wäre es, wenn die Hersteller ihre lokalen Händler mehr unterstützen und die eMobil 2017 den Charme eines alternativen Bio-Veggie-Marktes ablegen kann. Wenn dann auch noch die Verkäufer ihre Hände aus den Hosentaschen nehmen und auch mal mehr mit (potenziellen) Kunden sprechen als mit ihren Kollegen, könnte es was werden.

Auf www.cleanelectric.de gibt es in Kürze einen Podcast über die eMobil.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad