Erfahrung im Autoservice Serviceerfahrung

Mit bayrischem Akzent beim Asiaten

Autonotiz

Im Laufe meines Autofahrerlebens habe ich mit Händlern und Werkstätten einiges erlebt. Gelangweilte, aber auch sehr motivierte Verkäufer, einen ölverschmutzen Innenraum bei der Neuwagenübergabe (!), Garantiereparaturversuche, bei denen das Auto 14 Tage (!) in der Werkstatt stand oder vier Stunden beim Reifenwechsel mit „sie können darauf warten“.

Auch bei den Premiummarken passiert viel, jeder, der in München das einheimische Fabrikat zu einer der großen Niederlassungsstandorte bringt, scheibt das Wort „DEVOT“ danach nur noch in Großbuchtstaben. Größe ist nicht alles und die Konzentration im Autohandel mit immer größeren Handels- und Servicebetrieben ist für uns Kunden keinesfalls von Vorteil.

Vor einigen Tagen – irgendwie unrundes Abrollen beim BMW, nicht unbedingt das Gefühl einer Reifenunwucht, aber auch nicht normal. Anruf bei der Vertragswerkstatt. Klar, Termin geht immer – bei allem, was 10 Tage in der Zukunft liegt, morgens bringen, Mietwagen nehmen, abends kommen, Mietwagen zahlen, Auto abholen. Hm…

Einmal springe ich über meinen Schatten, es geht ja primär um die Kontrolle der Reifen und das Nachsehen, ob sich vielleicht eines der Auswuchtgewichte verabschiedet hat. Die Reifenhändler um Umkreis sind gerne bereit, man muss halt „Wartezeit mitbringen“. Will ich aber nicht. Also rufe ich einmal, und jetzt kommt das mit dem Schatten, ganz wo anders an. Ich, der Verfechter der Vertragswerkstätten, der auch ältere Autos immer brav dorthin bringt, wo die Fahnen mit dem Herstellerlogo wehen. Dem Telefonat am Nachmittag folgt direkt ein Termin am nächsten Morgen um acht Uhr. Und zwar beim koreanisch-japanischen Mehrmarkenautohaus am Ort, wo man auch noch einen Bosch-Dienst betreibt.

Obwohl ich dort noch nie war, kann man mich morgens nach Nennung meines Namens direkt zuordnen, nun gut, vielleicht wird hier nicht so oft ein Bayerischer Motorenwagen abgegeben, man kümmert sich hier vornehmlich um Suzukis, Kias und Isuzu Pick-Ups

Mittags komme ich zur vereinbarten Abholung. Nach meiner unspezifischen Diagnose nach dem Motto „irgendwas ist halt, schauen Sie doch mal nach und bringen Sie das in Ordnung“ war ich auf vieles gefasst, zumindest auf eine Rechnung über Arbeitszeit und Reifenwuchten.

Der freundliche Servicemitarbeiter erklärt mir detailliert am Schreibtisch und auch am Auto, was er auf einer Probefahrt und der anschließenden Begutachtung aller Räder festgestellt hat. Leicht asymmetrischer Abrieb auf den Laufflächen der Runflats, von Sägezahnbildung zu sprechen wäre übertrieben, aber es ist merkbar. Auswuchten bringt seiner Meinung nach nichts.

Das glaube ich gerne so und bin beruhigt, dass „nichts ist“. „Nix iss!“ gilt übrigens auch für die Rechnung. Trotz Probefahrt und Check der Räder, ich tippe mal auf 15-20 Minuten Arbeitszeit, wird mir der Schlüssel in die Hand gedrückt und eine gute Fahrt gewünscht. Wow. Wer schon mal 18,20 Euro für das "Auslesen des Fehlerspeichers" oder knapp 100 Euro für "geführte Fehlersuche" (???) bezahlt hat, wer Rechnungsposten wie "Funktionsöl" für 4,22 Euro kennt, der ist umso mehr erfreut, dass hier nicht einmal ein oder zwei Arbeitseinheiten in Rechnung gestellt werden.

Es gibt sie also noch, die Oasen in der oft kritisierten Servicewüste. Zudem eine neue Serie. In losen Abständen werde ich über Erfahrungen im Autohandel und -Service berichten.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad