BAIC Beijing X75 Großes SUV zum kleinen Preis

Der BAIC Beijing X75 aus China im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Stell´ Dir vor, Du fährst ein Schnäppchen-Auto und keiner sieht es! Bei den neuen Modellen der chinesischen Marke BAIC (Beijing Automotive Industry Corporation, ein Staatskonzern und Kooperationspartner von Mercedes-Benz) ist das der Fall. Nach dem X55 zeigt auch der größere X75 der Submarke BAIC Beijing ein modernes Design mit eigenem Charakter.

Viel Platz in beiden Reihen

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Das Mittelklasse-SUV streckt sich auf eine Länge von 4,75 Meter. Unter dem Blechkleid mit LED-Lichtspange an der Front und betont ausgestellten Radhäusern bietet der Chinese viel Platz, vor allem in der zweiten Reihe. Im Fond lässt es sich bequem lümmeln, Beinraum ist im verschwenderischen Maße vorhanden. Unter dem serienmäßigen Panorama-Glasschiebedach passt auch die Kopffreiheit für große Menschen. Leicht rutschige, aber haptisch angenehme Kunstlederbezüge spannen sich über Sitze und Verkleidungen.

Massage-Lounge auf Rädern

Fahrer und Beifahrer können sich ihr Mobiliar elektrisch in Position bringen lassen und diese dann per Memory-Funktion speichern. Leider lässt sich der Sessel für den Co-Piloten nicht in der Höhe justieren. Dafür kann man mit einer ausfahrbaren Beinauflage auf längeren Strecken entspannen. So richtig sinnvoll ist das aber während der Fahrt nicht, da der Sicherheitsgurt bei entsprechend weit zurückgefahrener Rückenlehne nicht mehr optimal anliegt.

Das Cockpit des BAIX Beijing X75 ordnet seine Displays für Fahrinformationen und Infotainment unter einer gemeinsamen Abdeckung. Damit wird, im Vergleich zum X55 mit freistehendem Mitteldisplay, die Breite betont. Die Bedienfülle auf dem Touchscreen hält sich in Grenzen, da auch diesem chinesischen Auto der westliche Connectivity-Standard mit Smartphone-Integrationen via Apple CarPlay und Android Auto fehlt. Inhalte lassen sich über das Carbit-Link-System darstellen oder Musik über die Bluetooth-Verbindung abspielen. Ein ab Werk eingebautes Navigationssystem fehlt, ebenso der aktuelle Digitalradio-Standard DAB+.

Weiter unten lässt ein weiteres Display mit berührungsempfindlicher Oberfläche die Steuerung der Klimaautomatik mit zwei Temperaturzonen und Luftreinigung zu. Mittels logischer Anzeigen kann man hier zudem nicht nur Sitzheizung und -lüftung steuern, sondern auch eines von drei Massageprogrammen für die Vordersitze auswählen. Materialauswahl und Verarbeitung wirken ansprechend, das Armaturenbrett wird vom Ambientelicht indirekt illuminiert.

Turbo-Benziner mit 177 PS

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Nach Druck auf den Startknopf meldet sich der 1,5 Liter große Vierzylinder-Turbo-Benziner zum Dienst. Das auch aus dem kleineren X55 bekannte Aggregat leistet 130 kW / 177 PS und lässt seine Kraft über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verwalten.

Dessen „Shift-by-Wire“-Knubbel auf der Mittelkonsole, ohne direkte Verbindung zum Getriebe, reagiert beim Rangieren manchmal etwas verzögert auf den Wechsel der Fahrtrichtung. Unterwegs passt die eher gemächlich schaltende Box gut zum Reisecharakter des Autos. Ab 1.500 U/min liegt das maximale Drehmoment von 300 Newtonmetern an. Die angetriebenen Vorderräder werden auch bei feuchter Straße nicht überfordert, beim Anfahren und nach Kreuzungen ist der BAIC also jederzeit gut beherrschbar.

Hält Spur und Abstand

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Die Fahrwerksabstimmung geriet eher straff, zumindest in Verbindung mit den Pirelli-Winterreifen auf 19-Zoll-Felgen. Ein Tribut an den bauartbedingt hohen Schwerpunkt des 1.700 Kilogramm schweren SUV. Spurhalteassistent und Spurverlassenswarner arbeiten zuverlässig, außerdem ist eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Abstandshalte-Funktion Teil der Serienausstattung. Eine Verkehrszeichenerkennung fehlt. Beim Rangieren hilft eine 360-Grad-Rundumsicht mit guter Auflösung des Bildes auf dem zentralen 12,3-Zoll-Bildschirm.

Weiter links, nämlich hinter dem Lenkrad, meldet der Bordcomputer einen Verbrauch von 8,2 Litern auf 100 Kilometer. Ein arg hoher Wert. Da hilft auch die Tatsache nichts, dass er leicht unter dem WLTP-Normwert von 8,3 Litern liegt. Als Kostverächter sind Verbrenner aus China in unseren Fahrberichten und Tests noch nie aufgefallen. Auch dem X75 fehlt eine Elektrifizierung in Form von Hybrid-Technologie. Das treibt zwar Verbrauch und CO2-Emissionen, hält aber den Preis auf dem Boden.

Günstiger als X-Trail, Kodiaq und Co.

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Nicht nur das, der BAIC Beijing X75 gilt, angesichts seines Formats, dem Platzangebot und seiner Ausstattung, als echtes Schnäppchen. Die rund 200 Vertragshändler in Deutschland bieten das SUV für 33.995 Euro an. Damit liegt der X75 exakt 4.000 Euro über dem X55. Vergleichbare Modelle sind deutlich teurer. Skoda Kodiaq, Seat Tarraco, Nissan X-Trail, Honda CR-V und Toyota RAV4 können zu den Mitbewerbern des Chinesen gezählt werden, auch die Koreaner Hyundai Santa Fe und Kia Sorento. Am nächsten kommt dem BAIC X75 noch der Nissan X-Trail.

Mit 120 kW (163 PS) starkem Benziner und Frontantrieb kostet dieser Mitbewerber in der Ausstattungslinie Acenta (u.a. 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Zweizonen-Klimaautomatik, Einparkhilfe vorne, Apple CarPlay und Android Auto) ab 39.400 Euro, er liegt damit 5.400 Euro über dem Chinesen. Bei beiden identisch ist die Neuwagengarantie für den Zeitraum von drei Jahren ab Erstzulassung.

Der Nissan dürfte Leasing- oder Finanzierungskunden mit entsprechenden Angeboten der Händler eher ködern können. Wer sein privates Auto bar bezahlt und über einen längeren Zeitraum fährt, bekommt mit dem X75 – je nach Versicherungsvertrag – eine günstige Alternative zu den etablierten Modellen.

Fazit

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Schon der X55 stellt einen großen Fortschritt im Vergleich zu bisherigen Modellen der chinesischen Marke dar. Der größere X75 umgarnt seine Insassen mit mehr Finesse und Raum. Der Benzinmotor sorgt für ausreichende Längsdynamik, wenngleich der Vierzylinder kein Verbrauchswunder ist.

Günstiger kommt man an der Kasse bei einem der 200 Händler weg: Das große SUV mit recht kompletter Ausstattung kostet schmale 34.995 Euro.

Technische Daten

BAIC Beijing X75

Antriebsart Benziner
Antrieb Frontantrieb
Abgasnorm Euro 6
Hubraum 1.498 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 130 kW / 170 PS bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment 300 Nm bei 1.500 - 4.500 U/min
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Tankinhalt 60 Liter
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 8,3 Liter (CO2 Emission 188 g/km)
Verbrauch real auf 100km 8,4 Liter (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen 410 - 1.550 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli Scorpion Winter 2 235/55 R19
Leergewicht 1.700 kg
Anhängelast (gebremst) 1.500 kg
Länge / Breite / Höhe 4.745 / 1.892 / 1.715 mm
Grundpreis 33.995 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad