Nissan Ariya Evolve+ Pack Kein Nismo, aber mit mehr Power

Der Nissan Ariya mit 290 kW starkem Dual-Motor-Antrieb im Fahrbericht mit Video-Review.

Nissan spendiert dem Elektro-SUV Ariya mehr Leistung. Ein Nismo-Modell, wie es Anfang des Jahres auf einer Messe in Tokio vorgestellt wurde, ist für Europa auf Sicht nicht geplant. Das Modellprogramm bleibt hier etwas braver. Das neue Topmodell hat zwei Motoren für den bei den Japaners e-4orce genannten Allradantrieb, in der Leistung auf 290 kW (394 PS) erhöht.

Der Fahrbericht als Video-Review

Das bedeutet eine Steigerung von 65 kW (88 PS) zum zweiten Allradler im Ariya-Portfolio, der auch weiterhin angeboten wird. Der stärkere Antrieb, der am maximalen Drehmoment von 600 Newtonmetern nichts ändert, kommt im Rahmen des „Evolve + Pack“-Pakets mit einer erweiterten Serienausstattung. 20-Zoll-Räder und Sitzbezüge aus blauem Nappaleder sind beim stärksten Ariya ab Werk dabei, beides kostet beim „Evolve Pack“ mit 225 kW (306 PS) insgesamt 2.500 Euro Aufpreis.

Klare Optik, wohnlicher Innenraum

Optisch bleibt das 4,60 Meter lange Mittelklasse-SUV unverändert. Der Ariya folgt der aktuellen Marken-Designlinie mit schmalen Lichtleisten und klaren Flächen. Dank der geschlossenen Frontmaske gibt er sich sofort als Elektroauto zu erkennen, ohne konservativere Kunden zu verprellen. Mit nur wenig Fantasie erinnert das Gesicht des Ariya Star-Wars-Fans an das Helmdesign der Manalorianer (z.B. aus der Serie "The Manadalorian" bei Disney+).

Der Innenraum gefällt mit einer hochwertigen Verarbeitung bis ins Detail und einer wohl durchdachten Materialsortierung. Zum erwähnten Nappaleder kommen Mikrofaser-Dekore und unterschäumte Kunststoffe. Auch die in eine Kunststoffleiste mit Holzmaserung eingelassenen Bedienelemente, die nach dem Start illuminiert werden, passen zum Lounge-Charakter des großen Nissan.

Als guten Durchschnitt darf man das Platzangebot im Fond bezeichnen. Auch dieses Elektroauto kann den Akku im Fahrzeugboden nicht kaschieren, große Menschen müssen die Beine spürbar anwinkeln. Die Vordersitze sind groß und bequem, bieten aber relativ wenig Seitenhalt.

Große Displays im Cockpit

Nissan Ariya Evolve+ Pack e-4orce Test Video Fotos Preis 2024

Zwei Displays bestimmen die Cockpit-Landschaft. Alle Menüs auf dem Infotainment-Touchscreen sind logisch gruppiert. Lediglich die Auflösung der Navi-Karte passt nicht zum modernen Anspruch des Ariya. Ab „Evolve Pack“ spiegelt ein Head-up Display seine Informationen zu Tempo, Routenführung und Verkehrszeichenerkennung gut sichtbar auf die Windschutzscheibe.

Der starke Elektriker soll, laut Werk in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h spurten. Für maximale Längsdynamik bietet sich der Sport-Modus an, der ein künstliches Antriebsgeräusch in den Innenraum bringt. Einen Mangel an Leistung kann man dem Nissan Ariya Evolve+ Pack wirklich nicht vorwerfen. Das immerhin gut 2,3 Tonnen schwere Auto reagiert stets blitzschnell auf Befehle am Fahrpedal. Auf der Autobahn wird eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erreicht.

Schwer und straff

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Wir sind die meiste Zeit auf kurvigen Landstraßen unterwegs. Hier wird das hohe Gewicht des Ariya spürbar. Die Fuhre drängt massiv, aber stets kontrollierbar in Richtung Außenrand. Dass er kein Kurven-Takumi (ein Meister seines Fachs) sein will, zeigte er ja schon mit den wenig konturierten Vordersitzen. Die 20-Zöller sorgen für eine straffe Note des Fahrwerks. Ein früher gefahrener Ariya mit 19-Zoll-Felgen zeigte etwas mehr Fahrkomfort. Adaptive Dämpfer mit Einstellmöglichkeiten gibt es nicht.

Die Energie aus dem 87 kWh großen Akkupaket im Fahrzeugboden soll, wenn man den WLTP-Normverbrauch von 20,4 kWh auf 100 Kilometer zugrunde legt, für 498 Kilometer reichen. Zum Reichweitekönig innerhalb des Modellprogramms wird der Ariya mit 290 kW nicht. Diese Krone hat mit 531 Kilometern möglichem Radius die Variante mit dem genannten Akku (es gibt auch ein Basismodell mit 63 kWh), Frontantrieb und 178 kW (242 PS) starkem Motor an der Vorderachse auf.

Mit vollem Akku meldet der Testwagen am Morgen eine Reichweite von 416 Kilometern, am Ende unseres Test-Tages zeigte der Bordcomputer einen Verbrauchswert von 25 Kilowattstunden auf 100 Kilometer an. Erfahren wurde er bei winterlichten Temperaturen über Landstraßen und auf der Autobahn. Lange Etappen im Stadtverkehr, wo man die Energie-Rekuperation mit der B-Stufe am Getriebesteinchen erhöhen kann, nahmen wir nicht unter die Räder. Rund 360 Kilometer hätten es wohl werden können.

Das kostet der starke Ariya

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Der Nissan Ariya Evolve + Pack kostet, nachdem Nissan die Preise für alle Varianten der Baureihe bereits im vergangenen Herbst um eine tausend Euro gesenkt hat, 65.490 Euro. Wenn man die Listenpreise zugrunde legt, ist der Ariya knapp günstiger als ein VW ID.4 GTX mit 340 PS Systemleistung. Annährend ausgestattet kostet der Volkswagen etwas über 66.000 Euro, wird aktuell (Anfang 2024) wie viele Elektroauto aber stark rabattiert angeboten.

Da sollte man den Nissan-Verkäufer im Autohaus also nach seinem Hauspreis fragen. Und auch gleich einen Vergleich zum etwas schwächeren Allrad-Ariya machen. Der kostet mit 60.490 Euro 5.000 Euro weniger. Die um 0,6 Sekunden langsamere Beschleunigung von null auf 100 km/h dürfe im Alltag kaum eine Rolle spielen. Wer auf die großen Felgen verzichten kann und kein Nappaleder benötigt, spart den vollen Betrag.

Fazit

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Der Nissan Ariya ist ein geräumiges Elektro-SUV mit hochwertiger Verarbeitung und gutem Komfort. Die leistungsstärkste Version setzt eine Schippe bei der Längsdynamik drauf. Ob die im Alltag verzichtbar ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.

Zum Lounge-Charakter des Ariya passt das leicht straffere Abrollen der 20-Zöller nur bedingt. Vielleicht sollte man als Ariya-Fan mit Sportsgeist doch noch auf einen Nismo hoffen – und bis dahin den Evolve Pack mit auch nicht ärmlichen 225 kW (306 PS) fahren… Egal wie, man bekommt einen guten Begleiter zum selbstbewussten Preis.

Technische Daten

Nissan Ariya Evolve + Pack

Antriebsart Elektro
Antrieb Allradantrieb
Getriebe Eingang-Reduktionsgetriebe
Systemleistung: kW / PS 290 kW (394 PS), 600 Nm
Batterie 87 kWh
Batterie: Typ Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 130 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 22 kW (drephasig)
Beschleuningung 0-100 km/h 5,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 20,4 kWh
Reichweite nach Norm 498 km
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km 25 kWh (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen 415 Liter
Leergewicht 2.315 kg
Anhängelast (gebremst) 1.500 kg
Länge / Breite / Höhe 4.595 / 1.850 / 1.650 mm
Basispreis Baureihe 43.490 Euro
Basispreis Modellvariante 65.490 Euro
Testwagenpreis 66.690 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Wolfgang Groeger-Meier (2), M. Gill, B. Conrad