Erste Fahrt im neuen Opel Astra. Er bekommt neue Motoren, erstmals auch mit CVT.
Es ist viele Jahre her, da gab es bei einem Facelift neue Anbauteile, neue Farben und tolle neue Ausstattungslinien. Es galt, die Kunden im Lebenszyklus einer Baureihe bei Kauflaune zu halten. Mittlerweile spielt sich eine Überarbeitung mehr hinter der Fassade ab, Hersteller sprechen oft lieber vom Update. Connectivity ist ein wichtiges Feld, bei dem man nicht den Anschluss verlieren darf. Und mittlerweile auch die Effizienz.
Da verwundert es kaum, dass Opel den seit Herbst 2015 angebotenen Astra zu dessen turnusgemäßer Modellpflege äußerlich kaum anfasst. Das kompakte Modell ist nach dem Corsa der bestverkaufte Opel, aller SUV-Euphorie zum Trotz. Also reicht sanftes Make-up, bei dem selbst Kenner der Marke zweimal hinsehen müssen.
Sanftes Facelift für den Astra
Es gibt einen neuen vorderen Stoßfänger und einen geänderten Kühlergrill mit einer Chromspange, die die LED-Tagfahrlichtleiste der Scheinwerfer fortführt. Das konnte man gleich mitmachen, weil der Grill selbst jetzt teilweise geschlossen wurde. Das ist eine der Maßnahmen, die Aerodynamik des Astra zu verbessern, der cW-Wert sinkt im Idealfall auf 0,26.
Das hilft den neuen Motoren beim Spritsparen. Kein Aggregat beim Astra hat die Modellpflege überlebt, unter der Haube ist alle neu. Und zwar richtig neu, denn trotz ähnlicher Hubraum- und Leistungsklassen schraubt Opel keine PSA-Triebwerke ins Auto. Die neue Motorengeneration wurde bereits entwickelt, bevor die Franzosen das Ruder übernahmen.
Nur noch Dreizylinder
Fortan gibt es den Opel Astra ausschließlich mit Dreizylindermotoren. Die größten Brennräume haben die beiden 1,5 Liter-Diesel mit 105 oder 122 PS, den stärkeren gibt es alternativ zum Sechsgang-Handschalter mit einer neuen 9-Gang-Wandlerautomatik. Die Benziner mit 1,2 Litern Hubraum leisten 110, 130 oder 145 PS und lassen ihre 195 bis 225 Nm maximales Drehmoment mit einem manuellen Sechsganggetriebe sortieren. Wer die Kombination aus Benziner und Automatik bevorzugt, bekommt auch 145 PS serviert. Aber dieses Mal aus 1,4 Litern Hubraum, die mit 236 Nm nur unwesentlich mehr Drehmoment ausschütten. Zur Verwaltung steht, das ist ungewöhnlich, ein stufenloses CVT-Automatikgetriebe zur Wahl.
Das macht neugierig, also beginnen die Probefahrten mit genau dieser Motorvariante, gepackt in den fünftürigen Astra im höchsten Ausstattungsniveau Ultimate.
Den typischen Dreizylinderklang haben die Ingenieure mit viel Dämmmaterial und einer Ausgleichswelle gut in den Griff bekommen. Auf der Landstraße und auch auf tempolimitierten oder verkehrsreichen Autobahnen schwimmt der Astra 1.4 gut mit. Der typische Gummiband-Effekt von CVT-Getrieben ist dem neuen Opel gut abtrainiert worden. Klar, auch bei ihm zieht die Drehzahl das Auto gefühlt hinter sich her. Das ist alles aber weniger plärrig und homogener als bei manch asiatischem CVT-Mitbewerber. Wer mag, kann im Opel auch durch sieben virtuelle Gänge flippern. Dafür muss aber der Wählhebel in die manuelle Gasse geschubst werden, Lenkradpaddels gibt es nicht.
CVT-Automatik mit 145 PS
Bei höheren Geschwindigkeiten über 130 km/h wird es dann etwas lauter im Astra, die Drehzahl steigt auf über 3.200 Umdrehungen. Also lieber mit Richtgeschwindigkeit dahinreisen, das liegt ihm besser.
Die Ruhe für den linken Fuß muss man sich aber leisten wollen. Der Opel Astra 1.4 mit CVT kostet im Vergleich zum ebenfalls 145 PS starken 1.2-Liter-Motor mit Schaltgetriebe 2.400 Euro Aufpreis. Beide Motoren gibt es, wie die 130 PS-Version, erst ab dem zweiten Ausstattungslevel Edition.
Umstieg in den Astra Sports Tourer. Der Kombi ist ein attraktiver Vertreter seiner Zunft und bleibt das auch nach dem minimalen Facelift. Der Chilli Rot lackierte Testwagen kombiniert die GS Line-Ausstattung mit dem 130 PS-Motor. Damit ist der Kombi innerorts und auf Landstraßen kommod, aber selbstredend nicht sportlich unterwegs. Die 225 Nm Drehmoment müssen oft ausgenutzt werden, vor allem an Bergaufpassagen. Gut, dass die Gangsortierung mit dem präzisen Schalthebel und kurzen Wegen prima funktioniert. Auch dieser Motor gefällt mit seiner Laufruhe und dem niedrigen Geräuschniveau.
Update für das Fahrwerk
Zeit, sich auf den Fahrkomfort zu konzentrieren. Mit der Überarbeitung hat der Astra neue Stoßdämpfer erhalten, im Sports Tourer-Testwagen ist zudem das Dynamik-Fahrwerk verbaut. Dazu gehören auch eine direkter übersetzte Lenkung sowie eine Hinterachse mit Wattgestänge, womit die Räder besser gestützt werden. Um Kurven und durch Kehren lässt sich der Astra damit gut zirkeln, die straffere Abstimmung des Fahrwerks fällt aber vor allem auf schlechtem Asphalt und bei Querfugen auf. Unbedingt Probefahren!
Acht Liter Durchschnittsverbrau zeigte der Bordcomputer am Ende der Probefahrten an. Wie sehr sich dieser Wert auf Dauer in Richtung Normangaben (4,5 Liter beim 1.2, 4,8 Liter beim 1.4 CVT) drücken lässt, kann nach einem Tag noch nicht bewertet werden.
Wohl aber die Aussicht im Cockpit, wo künftig das Smartphone auch induktiv geladen werden kann. Hinter dem Lenkrad gibt es in Verbindung mit dem Navigationssystem ein neues digitales 8-Zoll-Display. Hier lassen sich Bordcomputerangaben, Navigationsbefehle und Audioinformationen anzeigen, außerdem die Hinweise der verbesserten Verkehrszeichenerkennung.
Auch die Aufmerksamkeit des Notbremsassistenten wurde verbessert, die Kamera erkennt jetzt auch Fußgänger. Optional gibt es eine beheizbare Windschutzscheibe. Deren Drähte sind aber sichtbar, was manche Menschen stört. Auch hier gilt es, diese Option vor der Bestellung auszuprobieren.
Fazit zum Opel Astra Facelift
Die Überarbeitung des Opel Astra bringt vor allem neue Motoren, die alle die künftige Abgasnorm Euro 6d (ohne den Temp-Zusatz!) erfüllen und sparsamer sein sollen als ihre Vorgänger. Ein Fahrspaßmodell fehlt im neuen Modellprogramm, was die angepeilte Kundschaft aber nicht weiter stören dürfte. Er entspannt reisen will, könnte sich überraschenderweise auch mit dem CVT-Getriebe anfreunden, das damit eine zwar teure, aber brauchbare neue Alternative darstellt.