Ladeinfrastruktur für Elektroautos Grüße aus der Electric Avenue

Eine Wohnstraße in London wird zum Ladeparadies für Fahrer von Elektroautos.

„Und wo wohnst Du so?“ „In der Electric Avenue!“ Was wie die Traumunterhaltung von Dance-DJs oder Freunden der Science-Fiction-Literatur klingt, ist für die Anwohner der Sutherland Avenue in der britischen Hauptstadt London schon Realität.

Schon vor einigen Jahren wurde in der Metropole mit den chronisch überlasteten Straßen eine City-Maut eingeführt, mittlerweile wird in der innerstädtischen „Low Emission Zone“ außerdem die Zufahrt für schmutzige Autos verwehrt. Plug-in-Hybride und Elektroautos rücken also in den Fokus der Bevölkerung.

Kaum Lademöglichkeiten vor der Wohnung

Aber: Wo Bauland knapp und teuer ist, gibt es nur sehr wenige Garagen oder feste Stellplätze am Haus. Die Installation einer Wallbox oder zumindest einer Steckdose für das Laden eines E-Autos ist also zu Hause oder am Arbeitsplatz kaum möglich. Öffentlich Ladesäulen, das kennt man auch aus anderen Städten, sind oft besetzt – oder gar von ignoranten Fahrern eines Autos mit Verbrennungsmotor zugeparkt.

Erwähnte Sutherland Avenue im Londoner Stadtteil Westminster wurde jetzt im Rahmen eines Projekts mit Siemens und dem Technikanbieter Ubricity zur Electric Avenue. Die Anwohnerstraße bekam auf einer Länge von knapp unter einem Kilometer Stromsteckdosen in sämtlichen Straßenlaternen. 24 Autos können hier nun gleichzeitig geladen werden, ohne das Kabel über den Gehweg und an Hausfassaden entlang in die Wohnung verlegt werden müssen.
Nach Angaben von Siemens kann ein Elektroauto hier über Nach genügend Strom für 200 bis 300 Kilometer Fahrstrecke zapfen. Der Akku eines Plug-in-Hybriden soll nach zwei bis drei Stunden vollständig geladen sein.

Laden ohne Stolperfalle

Ladeinfrastruktur Stadt London Electric Avenue Westminster

Bis Ende 2020 wollen die Behörden des Londoner Stadtteils Westminster 1.000 Ladepunkte installieren, 296 davon als Steckdosen in Straßenlaternen. Dieses System macht Sinn. Für die Beleuchtung sind die Laternen bereits an das Stromnetz angeschlossen, zudem stehen sie meist direkt am Straßenrand. Elektroautos und Plug-in-Hybride können also geladen werden, ohne das Kabel als Stolperfalle über den Gehweg gelegt werden müssen. Nicht aus jeder Laterne kann aber Strom mit einer hohen Ladeleistung, vergleichbar mit einer Ladesäule fließen.

Die Ladelösung von Ubricity bietet 3,7 kW Ladeleistung, weil keine stärkere Leitung zur Straßenlaterne gelegt werden muss. Wenn man aber bedenkt, dass ein Auto über Nacht oft zehn bis 12 Stunden an Ort und Stelle steht, reicht auch das aus. Unternehmen wie Innogy arbeiten an einer Infrastruktur mit smarten Lichtmasten, die Strom mit bis zu 22 kW zur Verfügung stellen.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Siemens (3), Bernd Conrad (1)