BMW M135i xDrive Kurvenkleber

Der BMW M135i xDrive im Fahrbericht mit Video-Review.

Die Hände liegen auf dem dicken Kranz des Lenkrads, mit leichtem Druck zirkelt es das Auto in eine der Kurven, die der Asphalt hier so zahlreich und freizügig in die Felder unter dem Regenzelt wirft. Irgendjemand muss die Michelins mit Zauberkleber eingerieben haben, so fest packen sie auch auf leicht feuchter Straße zu.

Der BMW M135i xDrive im Video

Der Allradantrieb sorgt zusätzlich für Kurvenradien, die stets mit einer gesuchten Ideallinie deckungsgleich ist. Am Scheitelpunkt wird der rechte Fuß schwer. Die Achtgang-Automatik hat die passende Übersetzung am Start, 450 Newtonmeter Drehmoment sorgen für einen grandiosen Zwischenspurt (bis zum Landstraßen-Tempolimit 100 km/h), bevor die nächste Kurve angebremst wird.

Traditionalisten dürfte jetzt der Klang eines Reihensechszylindermotors zum vollendeten Glück fehlen. Wer aus einem anderen „Hot Hatch“ wie dem VW Golf R oder dem Audi S3 umsteigt, nickt wohl anerkennend. Das erklärt die Rolle des BMW 1er im Allgemeinen und des M135i xDrive im Besonderen.

306 PS und Allradantrieb

Mit dem letzten Modellwechsel im Jahr 2019 hat BMW das Konzept geändert. Der 1er F40 (so das interne Kürzel), nutzt jetzt, zusammen mit einigen Konzern-Schwestermodellen, eine auf Frontantrieb ausgelegte Plattform. Die Motoren trägt der quer unter der Haube. Das fördert die Raumökonomie, verhindert aber den platzraubenden Einbau eines Reihensechsers. Deswegen bietet auch das sportliche Topmodell der Baureihe, der M135i xDrive jetzt eine Zutatenkomposition, die sich auch in den genannten Mitbewerbern findet.

Der zwei Liter große Benziner ist ein aufgeladener Vierzylinder. Um die Leistung von bis zu 306 PS und die erwähnte Kraft von 450 Newtonmetern auf die Straße zu bringen, spendiert BMW dem Einsfünfunddreißiger ein Allradsystem mit Haldex-Kupplung. Ein Torque Splitter, der die beiden Hinterräder je nach Bedarf versorgt, fehlt aber.

Update für den Hot Hatch

BMW M135i xDrive Test Fahrbericht Preis 2022

Diesseits von Track Days auf der Rennstrecke dürfte das nicht ins Gewicht fallen. Der potente Bayer hat nicht nur im oben beschriebenen Szenario mehr als ausreichende Reserven auch in seiner Hardware. Er liegt satt und sicher, als Fahrer hast du stets ausreichend Rückmeldung aus Lenkrad und Fahrwerk. Beides wurde jüngst überarbeitet, dazu auch die Verbindung von Gaspedal und Motor gestrafft.

Optional kann man das M Sportfahrwerk mit adaptiven Dämpfern ausrüsten lassen. Spätestens jetzt wird der M135i xDrive im Comfort-Modus auch zum Helden der Langstrecke. Die Abgasanlage bleibt, im Gegensatz zur eiligen Hatz, akustisch im Hintergrund. Querfugen und kurze Wellen bügeln die Dämpfer weitestgehend gerade.

Auf den Sportsitzen mit einstellbarer Lehnenbreite lassen sich auch hunderte Kilometer entspannt abspulen. Das Quermotor-Packaging erlaubt jetzt auch die artgerechte Unterbringung von größeren Passagieren in der zweiten Reihe. 380 Liter fasst der Kofferraum des Fünftürers, womit der 1er auf Golf-Niveau liegt.

Drehen und Drücken

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Der Wolfsburger dürfte aber beim Thema Bedienkonzept neidisch in das Interieur des BMW blicken. Neben dem reaktionsschnellen Touchscreen und einer brauchbaren Sprachbedienung ist es einmal mehr der Dreh-Drück-Steller des iDrive-Systems, der über jeden Zweifel erhaben ist. Die Genialität dieses seit 2001 (als es erstmals im damals neuen Bangle-Siebener auf Unverständnis stieß) stetig weiterentwickelte Systems kann nicht oft genug unterstrichen werden. Vor allem, weil neue Kompakt-BMW wie der 2er Active Tourer darauf verzichten.

Drehen und Drücken wie Fahrer und Beifahrer am iDrive-Knubbel kann der M135i xDrive auch – in Kurven hinein und auf die Gerade hinaus. Der Fahrspaß will bezahlt werden. 53.680 Euro kostet das Sportmodell. Damit liegt es leicht über dem VW Golf R (52.895 Euro) und weniger leicht über dem Audi S3 (50.700 Euro), die 320 PS bzw. 310 PS bieten, aber mit 420 / 410 Newtonmeter weniger Drehmoment.

Fazit

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Verehrer des bisherigen M140i / M135i mit Sechszylindermotoren dürften sich am aufgeladenen Vierzylindermotor stören. Alle anderen jubeln spätestens nach einer ausgiebigen Probefahrt über Handling, Spurtvermögen und Fahrverhalten. Wem das nicht reicht: Für knapp 5.000 Euro mehr gibt es den zweitürigen M240i xDrive mit 374 PS starkem Reihensechszylinder-Benziner.

Technische Daten

BMW M135i xDrive

Antrieb Allradantrieb
Hubraum 1.998 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 225 kW / 306 PS bei 5.000 - 6.250 U/min
Max. Drehmoment 450 Nm bei 1.800 - 4.500 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Tankinhalt 50 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 4,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 7,4 - 8,0 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Michelin Pilot Sport 4 S 235/35 R19
Leergewicht 1.600 kg
Anhängelast (gebremst) n/a
Länge / Breite / Höhe 4.319 / 1.799 / 1.434 mm
Grundpreis 53.650 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad