BYD Tang Besser als zuvor - und günstiger?

Der BYD Tang, das SUV-Flaggschiff der chinesischen Automarke, bekommt Update. Fahrbericht mit Video-Review.

BYD ist aktuell als Auto-Sponsor der UEFA-Fußball-Euromeisterschaft medial sehr präsent. Ein starker Aufschlag (hoppla, das war Tennis-Sprech!) für eine Marke, die in Deutschland seit kaum zwei Jahren präsent ist.

Der BYD Tang im Video

Schon nach dieser kurzen Zeit legen die Chinesen Hand an ihrem SUV-Flaggschiff für Europa, dem BYD Tang an. Bisher wurde er bei uns in eher homöopathischen Mengen verkauft, was nicht nur an der Markenbekanntheit, sondern auch am Preis von knapp unter 70.000 Euro gelegen haben dürfte. In Zukunft soll man dem BYD Tang auf der Straße häufiger begegnen.

Eine neue Front macht Schluss mit dem großen Kühlergrill, der auf die Verbrenner-Vergangenheit der Baureihe hinwies. Der neue Stoßfänger mündet zwischen den Scheinwerfern in einer silbernen Blende, die auf die „Blade-Batterie“ stilistisch hinweisen soll. Die Chinesen sprechen bei der Optik von einem „Dragon Face“ (Drachengesicht). Ansonsten bleibt der Tang, bis auf neue 21-Zoll-Felgen mit Aero-Blenden, optisch unverändert.

Neuer LFP-Akku

Das 4,97 Meter lange SUV will vor allem mit inneren Werten glänzen. Der LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) im Fahrzeugboden wächst deutlich von 86,2 auf 108,8 kWh Speicherkapazität. Damit soll der Tang weitere Strecken fahren als bisher. Die WLTP-Reichweite nimmt von 400 auf 530 Kilometer zu. Analog zum größeren Batteriepaket steigt auch die Ladeleistung. Über den CCS-Anschluss können bis zu 170 kW erreicht werden. In 30 Minuten soll sich der Füllstand des Akkus von 30 auf 80 Prozent steigern lassen. Wechselstrom, beispielsweise an der heimischen Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule, fließt über drei Phasen mit 11 kW.

Der Elektroantrieb bleibt unverändert. An der Vorderachse arbeitet eine Maschine mit 180 kW (245 PS), hinten eine mit 200 kW (272 PS). Der Allradler hat eine Systemleistung von 380 kW (517 PS) und entwickelt ein Drehmoment von 700 Newtonmetern.

Der Fahreindruck

BYD Tang 2024 Facelift Test Fahrbericht Video Preis

Wie fühlt sich das an? Beim Tritt auf das Fahrpedal geht es hurtig voran, ohne dass es sensiblen Beifahrern (oder Fahrern) schwindelig wird. Ein Leergewicht von über 2,6 Tonnen lässt sich eben nicht ganz verschleiern. Dennoch: Der Wert von 4,9 Sekunden für die Beschleunigung von null auf 100 km/h kann sich sehen lassen, bei 190 km/h ist die (abgeregelte) Höchstgeschwindigkeit erreicht.

Wichtiger als diese Zahlen ist das neue Fahrwerk des BYD Tang. Adaptive Dämpfer werden aktiv gesteuert, indem neben Fahrzeug-Parametern wie Pedalstellung und Lenkwinkeln auch der (von einer Kamera erfasste) Untergrund verarbeitet wird. Das Ergebnis: Trotz der großen Räder schluckt der Tang auch Querfugen und kurze Wellen geflissentlich, schaukelt nicht auf und bietet einen insgesamt guten Komfort.

Dazu tragen auch die bequemen Sitze (vorne mit Heizung und Ventilation) in den Reihen eins und zwei bei. Ganz hinten bietet das SUV serienmäßig zwei weitere Plätze, die bei Nichtgebrauch schnell im Kofferraumboden zu versenken sind. Für Gepäck stehen dann statt spärlichen 235 immerhin 940 Liter bereit. Diesen Wert gibt der Hersteller für die raumhohe Beladung an. Leider fehlt auch bei diesem Asiaten ein Trennnetz, um den hohen Raum auch wirklich nutzen zu können.

Familien-Shuttle

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Ein Vorteil des Tang für kinderreiche Familien: Auch hier hinten gibt es Isofix-Verankerungen. Zusammen mit den beiden Außenplätzen im Fond und den Bügeln am Beifahrersitz kann man fünf kleine Kinder auf den entsprechenden Sitzen gleichzeitig chauffieren.

Die Bedienung läuft flüssig, die großen Displays bieten eine ordentliche Auflösung. Markentypisch ist der drehbare 15,6-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole. Die große Anzeige kann man per Splitscreen-Funktion aufteilen. Neben dem eigenen Navigationssystem und der Integration von Apps wie Spotify kann man auch Smartphone-Inhalte via Apple CarPlay und Android Auto nutzen.

Schade: Der helle Modus der großen Anzeigen für Infotainment und Fahrer-Informationen ist zu grell, im Dunkel-Modus ist bei Sonneneinstrahlung von außen teilweise wenig zu erkennen.

Wie nah der BYD Tang an die nach Norm versprochene Reichweite von 530 Kilometern herankommt, können wir am Tag der ersten Testfahren nicht abschließend beurteilen. Am Ende stehen, nach Strecken über Landstraßen und durch kleine Orte im schwäbischen Land sowie dem Stuttgarter Stadtverkehr – ab mit viel Rangierfahrten für Fotos und Video – 25 kWh Stromverbrauch je 100 Kilometer auf der Anzeige des Bordcomputers. Etwas über 400 Kilometer hätten wir also geschafft. Bei entspannter Fahrweise und Steuerung der erhöhten Energie-Rekuperation über einen Kippschalter auf der Mittelkonsole sollten 450 Kilometer locker drin sein.

Überraschung beim Preis?

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Der hohe Preis (siehe oben) hat bisher einen großen Erfolg des BYD Tang in Deutschland verhindert. Nach der Fußball-EM sollte die Marke deutlich bekannter sein, zudem hat das Auto bei Akku und Fahrwerk einen großen Schritt nach vorn gemacht. Wird der Preis also über die 70.000-Euro-Schwelle steigen? Oder gibt es eine Überraschung, auch angesichts des aktuellen Verkaufsdrucks bei Elektroautos? Gut möglich, dass der Tang beim Marktstart im dritten Quartal 2024 günstiger wird als bisher. Wir werden berichten.

Fazit

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Die neue Front sorgt für einen modernen optischen Auftritt, mit dem sich der Tang besser in das aktuelle BYD-Portfolio eingliedert. Das adaptive Fahrwerk gefällt mit gutem Komfort, der deutlich größere Akku sorgt für mehr Reichweite. Zutaten, die dem großen Elektro-SUV aus China guttun. Auch die fünf Isofix-Plätze können ein Argument sein.

Technische Daten

BYD Tang

Antriebsart Elektro
Antrieb Allradantrieb
Getriebe Eingang-Reduktionsgetriebe
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW 180 kW (245 PS)
Elektromotor vorn: Maximales Drehmoment 350 Nm
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW 200 kW (272 PS)
Elektromotor hinten: Maximales Drehmoment 350 Nm
Systemleistung: kW / PS 380 kW (517 PS), 700 Nm
Batterie 108,8 kWh
Batterie: Typ LFP (Lithium-Eisenphosphat)
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 170 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 11 kW (dreiphasig)
Beschleuningung 0-100 km/h 4,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 190 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 24 kWh
Reichweite nach Norm 530 km
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km 25,8 kWh (lt. Bordcomputer)
Kofferraumvolumen 235 - 1.655 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Michelin Pilot Sport 4
Leergewicht 2.630 kg
Anhängelast (gebremst) 1.500 kg
Länge / Breite / Höhe 4.970 / 1.955 / 1.745 mm
Grundpreis noch nicht bekannt
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Marlene Conrad, Bernd Conrad