Bevor Cupra neue Elektromodelle bringt, will der Formentor VZ5 nochmal richtig laut sein.
Cupra-CEO Wayne Griffiths und seine Mannschaft wollen als die „jungen Wilden“ im Volkswagen-Konzern verstanden werden. Jung ist die Marke und sogar so wild, dass man im Eifer des Gefechts die Entwicklung des Labels Seat einige Jahre vernachlässigte.
Der Tuning-Cupra im Video
Eine wilde Idee war es auch, bei Audi anzuklopfen. Das Anliegen: Man möge doch bitte den aufgeladenen Fünfzylinder-Benziner aus dem RS3 bekommen. Ein Plan, mit dem die Kollegen aus Wolfsburg, Gerüchten zufolge, öfter gescheitert sind. Ein Golf R war wohl zu nah am kompakten Ingolstädter. Aber der Formentor als leistungsstarkes SUV-Crossover schien zu passen.
Noch bevor Cupra auf lange Sicht zur reinen Elektromarke wird, pflanzten sie dem Formentor in Spanien den Fünfender ein. 390 PS stark und mit einem Drehmoment von 480 Newtonmetern, die im Cupra Formentor VZ5 an alle vier Räder geschickt wird. 7.000 Exemplare waren von vornherein geplant.
Sondermodell in Schwarz
Das Interesse der Medien und der Kunden war groß. Aber 7.000 Petrol Heads waren wohl nicht sofort bereit, rund 70.000 Euro für einen Cupra auszugeben. Mit Sondermodellen kreierten die Vertriebsstrategen regelmäßig Aufmerksamkeit. So auch mit der BAT Edition. Mit dem englischen Begriff für Fledermaus (Bat) hat die auf 400 Exemplare limitierte VZ5-Auflage nichts zu tun, obwohl sie sich ganz in Schwarz kleidet. Der Name ist ein Spiel mit den Buchstaben. Haustuner und Kooperationspartner Abt Sportsline ist mit an Bord.
Logos, Schriftzüge und Dekorelemente im Cockpit sind dunkel verchromt, Dachreling, Grill und Endrohre in Schwarz gehalten. Dazu kommen 20-Zoll-Leichtmetallfelgen und Außenspiegelgehäuse aus Carbon. Außerdem wird die Serienausstattung um eine elektrische Heckklappe, Beats-Soundsystem, das Panorama-Schiebedach und Lederpaket mit Sportschalensitzen erweitert. Volles Programm also, für üppige 74.950 Euro.
Geht da noch mehr? Auch auf diese Frage folgt ein Kopfnicken des freundlichen Verkaufsberaters. Wie viel mehr, zeigt unser Testwagen. Er bringt das volle Tuning-Paket von Abts Sportsline mit.
Ein neues Steuergerät hievt die Leistung des 2,5 Liter großen Fünfzylinders auf 331 kW / 450 PS, das Drehmoment steigt um 50 auf 530 Newtonmeter. Der Stammtischwert für Nullhundert fällt damit von 4,2 auf 3,9 Sekunden. Die Deckelung der Höchstgeschwindigkeit per Software erfolgt erst bei 270 anstelle von 250 km/h. Auf dem Weg dorthin kann man mit vergrößerten Schaltwippen in die Arbeit des DSG eingreifen.
Dazu kommen eine Tieferlegung für das adaptive DCC-Fahrwerk (vorne 15 bis 20, hinten 10 bis 15 Millimeter) und 21-Zoll-Felgen, passenderweise in Schwarz. Dazu kommt eine Abgasanlage mit Klappensteuerung vom Spezialisten Akrapovic. Aus den weiterhin diagonal angeordneten Endrohren bollert und brummt es, je nach Einstellung, laut und bassstark. Unterstützt wird der Klangteppich von einem künstlich verstärkten Sound im Innenraum.
So fährt sich der SUV-Racer
Profi(?)-Tipp für Vertreter der „Lauter ist geiler“-Fraktion: Mit aktivierter Zündung per Doppeldruck auf den Cupra-Knopf am Lenkrad den gleichnamigen Fahrmodus einstellen. Erst dann den Motor anlassen.
Es folgt ein doppelter Stresstest. Erstens für den Putz der Garagenwände, zweitens für das Verhältnis zu den Nachbarn. Der getunte Formentor schreit seine scheinbare Lebensfreude in ähnlichen Dezibel-Regionen heraus wie ein Ferrari Roma. Wie so oft beruhigt sich die Sache ein wenig, wenn die Abgasreinigung auf Temperatur gebracht wurde.
Im Cupra-Modus rollt man dann also durch Wohngebiet. Tempo 30 im ersten Gang. Nun ja. Auf der Hauptstraße bleibt das DSG im Zweiten. Es fühlt sich ein wenig nach einer ersten Fahrstunde an. Also Eingriff über die Schaltwippen. Wer das volle Soundaroma mag und dabei mit der ultraharten DCC-Abstimmung zurechtkommt, muss viel manuell schalten. Dabei fallen die Abt-Schaltwippen negativ auf. Es sind große, schwarze Kunststoffteile, die auf die serienmäßigen Teile (ebenfalls aus Plastik) geklebt wurden. Das wirkt nicht wirklich ansprechend.
Der Sport-Modus bringt etwas mehr Komfort in die Fahrt, bleibt im Alltag aber auch zu hochtourig. Schnell kommt man zum Schluss, sich über die Individual-Stellung die einzelnen Parameter zu konfigurieren. Maximal laut wird die After-Market-Abgasanlage dann aber nicht. In Verbindung mit den 21-Zöllern schlagen aber auch dann Querfugen voll durch, von deren Existenz man in anderen Autos gar nichts mitbekommt.
Erst Ladedruck, dann Tempo
Maximal schnell ist der 450 PS starke Cupra Formentor aber aus jeder Lebenslage. Tritt aufs Gaspedal und…. kurzes Innehalten. Man merkt, wie die Software den Ladedruck diktiert, dann kommt der Tritt in den Rücken. In der gefühlten Beschleunigung ist der Abt-Formentor ähnlich wild wie starke Elektroautos – nur leicht zeitverzögert.
Der Rest des Autos ist bekannt. Der Cupra Formentor bietet viel Platz für Fahrer und Passagiere, mit 420 Litern Volumen (bei den Allradmodellen) aber nur einen durchschnittlich großen Kofferraum. Die Bedienstruktur mit unbeleuchteten Slidern, teils langsamer Reaktion des Touchscreen-Monitors und etwas trister Auflösung zeigt, wie schnell man im Volkswagen-Konzern dazugelernt hat. Neue Modelle der Schwestermarken bieten hier einen großen Fortschritt, der auch beim bald kommenden Facelift der Baureihen Leon und Formentor einziehen wird.
Der Fünfzylinder-Benziner dürfte die Überarbeitung des Formentor nicht überleben. Schon jetzt ist der VZ5 nicht mehr frei konfigurierbar. In die Geschichtsbücher zieht er nicht nur in dieser zeitlichen Abfolge ein. Sondern auch als Aufschrei des Verbrenners vor der elektrischen Zukunft (nicht nur) dieser Marke.
Das kostet die Vollfettstufe
Auch der Preis dürfte für fassungslose Gesichter sorgen. Jetzt und in Zukunft. Die genannten 74.950 Euro für den Cupra Formentor VZ5 BAT sind schon stolz. Der Testwagen kommt mit Motor- und Fahrwerkstuning, den größeren Felgen und der Akrapovic-Anlage auf insgesamt 93.796,90 Euro.
Wer das locker macht, den schmerzen auch die rund 15 Liter Hochoktaniges, die der Testwagen alle 100 Kilometer verspeist, wohl nicht. Wer nicht nur Benzin im Blut hat, der könnte sich wohl auch überlegen, für rund 18.000 Euro weniger einen elektrischen Hyundai Ioniq 5 N mit 650 PS im Peak zu fahren. Das wäre doch mal ein interessanter Vergleich…
Fazit
Laut, hart, schnell, teuer. Dieser Cupra Formentor VZ5 BAT mit Abt-Tuning stellt das Maximum dessen dar, was die spanische Volkswagen-Tochter mit Verbrennungsmotor auf die Räder stellt. Heute und in Zukunft.
Die Abstimmung der sportlicheren Fahrmodi gelingt im Zusammenspiel mit dem neuen Motor-Steuergerät nicht immer perfekt, das tiefergelegte Fahrwerk ist in Kombination mit den größeren Rädern auf den meisten Straßen arg unkomfortabel. Ein Formentor für die Rennstrecke also – nur wer wird das Kompakt-SUV wirklich auf einen Rundkurs schicken?
Technische Daten
Cupra Formentor VZ5 BAT |
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Antriebsart | Benziner |
Antrieb | permanenter Allradantrieb |
Hubraum | 2.480 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 5 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 331 kW / 450 PS |
Max. Drehmoment | 530 Nm |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 55 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 3,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 270 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 10,1 - 10,3 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 15,0 Liter |
Kofferraumvolumen | 420 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Hankook Ventus S1 Evo |
Leergewicht | 1.683 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.468 / 1.852 / 1.505 mm |
Basispreis Modellvariante | 74.950 Euro |
Testwagenpreis | 93.976,90 Euro |