Cupra Leon VZ Extreme

Cupra Leon VZ Extreme Frontkratzer oder Nervenkitzler?

7:00 Min.

Der 300 PS starke Cupra Leon VZ Extreme im Alltagstest. Was kann der Hot Hatch?

300 PS und Frontantrieb – kann das gutgehen? Fahrer und Fans von Hot Hatches regt da schon die Frage auf. Da wir bei AUTONOTIZEN aber natürlich Antworten aus möglichst vielen Perspektiven geben möchten, spüren wir dem nach. Die Ausgangslage könnte kaum besser sein. Parallel zum aktuellen Dauertest des Cupra Leon VZ Sportstourer mit 333 PS und Allradantrieb rollt der kompaktere Fünftürer zum Alltagstest heran. Der Cupra Leon VZ ohne Kombi-Heck treibt die Vorderräder an, hier leistet der 2.0 TSI 221 kW / 300 PS.

Akebono-Bremse und mehr

Bis auf das Heck, das beim Fünftürer bereits nach 4,40 Metern Karosserielänge und damit rund 26 Zentimeter früher als beim Sportstourer endet, sind die beiden Karosserievarianten baugleich. Der Testwagen unterstreicht das auch damit, dass er – wie der Dauertester – im optionalen „Taiga Grey Metallic“ vorfährt. Graue Seitenschweller, ein etwas größerer Dachspoiler und die 19-Zoll-Leichtmetallfelgen im Design „Hailstorm“ verraten dem kundigen Betrachter, dass es sich um den Cupra Leon VZ Extreme handelt. Bei ihm sind eine Vielzahl von Optionen ab Werk enthalten. Wer seinen spanischen Stürmer also weitestgehend komplett ausstatten möchte, kann mit der Extreme-Ausstattung ein paar Scheinchen sparen.

Hinter den Felgen blitzt die verstärkte Bremsanlage der Spezialisten von Akebono durch. Außerdem sind Matrix-LED-Scheinwerfer, das sehr gut klingende Sennheiser-Soundsystem und das Winterpaket mit Sitzheizung ab Werk dabei. Fahrer und Beifahrer werden von Sabel-Schalensitzen umarmt. Deren starre Verschaltung raubt dem, immer noch sehr üppigen, Knieraum im Fond ein paar Millimeter. Der Seitenhalt ist famos, auf langen Strecken erfordert die harte Sitzauflage mit ihrer straffen Polsterung jedoch Nehmerqualitäten. Der Fahrersitz ist serienmäßig elektrisch einstellbar, die Position lässt sich speichern. Im Alltag könnten die starren und großen Seitenwangen stören, die man bei jedem Ein- und Aussteigen überwinden muss.

Klassische Kraftdemnostration: Die vierflutige Abgasanlage.

Sein bissigeres Wesen zeigt der kurze VZ schon nach dem Motorstart. Der Soundmodulator im Innenraum und die andere Abgasanlage sorgen für einen deutlich präsenteren Motorsound als beim Allrad-Kombi. Durch die Wahl des Sport- oder Cupra-Fahrmodus oder einer entsprechenden Konfiguration im Individual-Programm lässt sich das Klangverhalten anschärfen. In einem der beiden Sport-Modi des serienmäßigen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes wird dann beim Herunterschalten automatisch ein Zwischengasstoß initiiert, ab und an sprotzelt es in der Abgasanlage.

Ab 2.000 U/min liegen 400 Newtonmeter Drehmoment an, damit liegt der Wert nur 20 Nm unter dem maximalen Drehmoment des Leon VZ Sportstourer mit Allradantrieb. Wenn diese Kraft losgelassen wird, zupft sie spürbar an den Michelin Pilot Alpin. Die Regelsysteme sorgen aber für eine passende Traktion. In fixen 5,7 Sekunden spurtet der Leon aus dem Stand auf 100 km/h. Stammtischtauglicher ist hier aber der Kombi, der mit einer besseren Traktion über alle Viere diese Disziplin in 4,8 Sekunden absolviert. Beide laufen auf der Autobahn 250 km/h und überzeugen auch dann mit ruhigem Geradeauslauf.

Aber was kann der starke Leon auf kurvigen Nebenstrecken? Gerade hier ist er sind seinem Element. Zumindest auf trockenem Untergrund hilft die elektronische Differenzialsperre an der Vorderachse (XDS), auch beim starken Herausbeschleunigen ab dem Scheitelpunkt einer Kurve sauber die Spur zu halten. Eine Untersteuerneigung lässt sich dabei erwartungsgemäß nicht wegdiskutieren, die Grenze dazu liegt aber spät an. Die Akebono-Stopper reagieren blitzschnell auf Bremsbefehle, für Unbedarfte einen Tick zu direkt. VZ-Besitzer werden das aber spätestens nach dem ersten Tag im neuen Auto verinnerlicht haben. Im schnellen Wechsel aus Anbremsen, Einlenken und Gasgeben gefällt die Agilität des Spaniers. Im Vergleich zum Sportstourer macht sich das Mindergewicht von rund 155 Kilogramm positiv bemerkbar.

Trotz DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern ist der Cupra Leon, auch in der Komfort-Einstellung, straff abgestimmt. Querfugen und Gullideckel schlagen teilweise hart durch. Störender sind jedoch stets präsente Poltergeräusche der hinteren Radaufhängungen. Sie sind uns bereits 2024 im letzten Test des Cupra Leon VZ mit 245 PS aufgefallen, der Leon Sportstourer mit Vierradantrieb arbeitet hier ruhiger.

Der WLTP-Normverbrauch des Leon VZ wird vom Hersteller mit 7,6 bis 7,7 Litern je 100 Kilometer angegeben. Kenner wissen: Der konzernweit eingesetzte Zweiliter-Vierzylinder-Turbo neigt zum Trinken, wenn man nicht mit Samthandschuhen (bzw. leichter Sohle am Gaspedal) anfasst. 9,7 Liter haben wir im Testalltag erreicht, bei gemischter Fahrweise und ohne ständiges Kurvengeräuber. Damit liegt der Verbrauch auf 100 Kilometer rund einen halben Liter unter dem Sportstourer mit 333 PS.

Preis und Ausstattung

Die Mittelkonsole neigt sich in Richtung Fahrerplatz.

56.155 Euro kostet der Cupra Leon VZ Extreme. Sein Mehrpreis im Vergleich zum Standard-VZ beträgt 8.015 Euro. Die oben erwähnte Zusatzausstattung, zu der auch das „Intelligent Drive Paket II“ mit Navigationssystem, Parkassistent und umfangreicher Fahrassistenz zählt, würde bei der Einzelbestellung einen Aufpreis von 10.090 Euro ergeben. Allein die Akebono-Bremsanlage schlägt mit 4.170 Euro zu buche, die Schalensitze kosten 1.160 Euro. Wer die im Extreme enthalten Optionen haben möchte, spart mit dieser Version also rein rechnerisch 2.075 Euro.

Unser Testwagen hat zusätzlich die schicke Lackfarbe für 1.160 Euro und die Vorbereitung für eine Anhängerkupplung mit dabei, er hat somit einen Listenpreis von 57.585 Euro. Mit dem gleichen Antrieb gibt es bei Konzernmutter VW den Golf GTI Clubsport. Der Wolfsburger startet bei 49.225 Euro. Mit einer dem hier gezeigten Cupra Leon entsprechenden Ausstattung steigt der Preis aber auf 57.765 Euro. Damit liegt er auf dem Niveau des Cupra – was auch beim Preis der selbstbewussten spanischen „Challenger Brand“ unterstreicht.

Fazit

Die Matrix-LED-Scheinwerfer zeigen eine dreiteilige Tagfahrlicht-Signatur.

Der 300 PS starke Cupra Leon VZ Extreme ist ein fahraktiver und agiler Hot Hatch, bei dem der Frontantrieb selten überfordert wird. Im Vergleich mit dem Allrad-Kombi der gleichen Baureihe fällt die unterschiedliche Positionierung auf. Der kurze VZ ist nicht nur leichtfüßiger, sondern spricht mit einem lauteren Auspuffklang auch eine andere Zielgruppe an. Zudem ist er härter gefedert. Kritik verdienen die präsenten Poltergeräusch aus den hinteren Radhäusern und der hohe Benzinverbrauch – trotz aller Sportlichkeit.

Vor der Wahl der Extreme-Version sollte man zur Sitzprobe starten. Die Schalensitze bieten tollen Seitenhalt, erschweren aber mit ihren hohen Wangen den Ein- und Ausstieg.

Die technischen Daten findest du unter dem folgenden Videobeitrag!

Im Video: Cupra Leon Sportstourer VZ (333 PS)

Technische Daten
Cupra Leon VZ Extreme

Antriebsart
Benziner
Antrieb
Frontantrieb
Abgasnorm
Euro 6EB
Hubraum
1.984 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder
4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
221 kW / 300 PS bei 5.300 - 6.500 U/min
Max. Drehmoment
400 Nm bei 2.000 - 5.200 U/min
Getriebe
7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Tankinhalt
50 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
5,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
250 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
7,6 - 7,7 Liter
Verbrauch real auf 100km
9,7 Liter
Leergewicht
1.496 kg
Anhängelast (gebremst)
1.700 kg
Stützlast
80 kg
Dachlast
75 kg
Länge / Breite / Höhe
4.398 / 1.799 / 1.444 mm
Basispreis Modellvariante
56.155 Euro
Testwagenpreis
57.585 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad