Ferrari Roma Donnerwetter

GT und Supersportwagen in einem? Der Ferrari Roma mit 620 PS im Fahrbericht mit Video-Review.



Vielleicht hat sich ein wenig Zorn angesammelt. Darüber, dass er nachts ganz allein in der Garage herumparken musste. Wo eine Maschine doch, im Gegensatz zum Fahrer, keinen Schlaf braucht. Mit dem Öffnen des Rolltors blitzt der blaue Lack des Ferrari Roma im einfallenden Sonnenlicht. Gute Laune also?

Der Ferrari Roma im Video

Wie man es sieht: Wenn man auf dem Lenkrad herumfingert, um das Touch-Feld (!) für den Motorstart zu bedienen, brüllt der V8 über vier Endrohre sein Erwachen in die Welt. „Endlich holt er mich hier ´raus“, scheint der Sportwagen auszurufen. Die Nachbarn sind zumindest alle wach. Donnerwetter, selbst bei strahlend klarem Sonnenaufgang. Also nichts wie weg. Leise Sohlen kennt der Ferrari Roma dann erst ein paar hundert Meter später. Dort, wo man die Menschen nicht mehr persönlich kennt, senkt er die Stimme. Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe flippert sich durch die Übersetzungen und lässt den drahtigen Italiener in der höchsten Stufe bei gerade mal 900 U/min durch den Vorort brabbeln.

Kaum Knöpfe im Cockpit

Eine blaue Anzeige im mächtigen, 16 Zoll großen Display hinter dem Lenkrad, zeigt an, dass die Reifen noch kalt sind. Piano also. Zeit, sich im modernen Cockpit umzusehen. Nicht nur den Motor-Startknopf haben sie in Maranello entsorgt. Über berührungsempfindliche Felder im Lenkrad lassen sich auch die Displayanzeigen Bordcomputerangaben und die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage verstellen.

Auch Fernlicht, Scheibenwischer und Musiklautstärke lassen sich an Vorder- und Rückseite des Volants verwalten. Fahrerorientierter kann man das eigentlich nicht gestalten. Traditionell sind die Blinker per Tastendruck im, man ahnt es, Lenkrad zu bedienen. Damit sind den mächtigen Schaltwippen keine Lenkstockhebel im Weg. Außerdem gelingt die Betätigung der Fahrtrichtungsanzeiger so intuitiv, dass man sich fragt, warum das noch kein anderer Autobauer kopiert hat.

In der breiten Mittelkonsole steht ein hochkant monierter, 8,4 Zoll großer Infotainment-Monitor bereit. Optional kann der Beifahrer auf ein eigenes Display blicken und sich dort mit Routenführung, Entertainment oder den Performanceangaben beschäftigen.

Auch dort erlischt die „Warum-Up“-Anzeige. Der weiterhin herrlich analoge Drehhebel des Manettino, mit dem Fahrprogramme eingestellt werden können, schnalzt auf „Sport“. Es reicht schon der halbe Weg des Gaspedals, um die Lebensgeister des doppelt aufgeladenen V8 freizulassen. Unter basslastigem Getöse katapultiert der den gut 1,5 Tonnen schweren Ferrari Roma nach vorne. Noch bevor man die vier Buchstaben „StVO“ für sich buchstabiert hat, ist Landstraßentempo erreicht.

Schnell? Und wie!

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Für solch kleine, in Sekundenpakete verpackte, Eskapaden, lohnt sich der Eingriff ins Getriebe über die feststehenden Schaltwippen. Denn der 3,9 Liter unter dem traditionellen roten Schrumpflack hätte schon gerne ein paar Drehzahlen, bevor er die Drehmomentkeule auspackt. Unter 1.800 U/min passiert überraschend wenig, dann verschwinden die Grenzen von Zeit und Raum. 760 Newtonmeter liegen zwischen 3.000 und 5.750 U/min an. Das ist eine Welle, die sich hervorragend reiten lässt.

620 PS holten die Ingenieure als Maximalleistung aus dem Achtzylinder. In 3,4 Sekunden soll es im Idealfall auf 100 km/h gehen, Zwohundert sind nach 9,3 Sekunden erreicht. Höchstgeschwindigkeit? „Über 320 km/h“, laut Hersteller. Diese Werte sind im Testalltag auf öffentlichen Straßen nicht darstellbar. Auf der Autobahn zeigt der Testwagen sein Überholprestige und hat die linke Spur meist für sich allein, man pendelt sich dann gerne bei knapp 270 Sachen ein. Auf Dauer wird das Orchester von Wind und Motor dann aber laut.

Viel mehr Spaß als hirnlos Geradeausballern macht auch hier mal wieder die Tour über kurvige Landstraßen. Die ausgewogene Lenkung und das Magneride-Fahrwerk lassen dich am Lenkrad des Ferrari Roma mit der Straße eins werden. Jede neue Kehre wird mit Freude genommen.

In Sachen Fahrdynamik und Krawall wurde also auch der Roma mit dem traditionellen Ferrari-Rezept angerührt. Optisch geht er etwas andere Wege. Die spitze Front, die an einen Hai erinnert, die schmalen LED-Leuchten an Front und Heck sowie das in sich ruhende Coupé-Design könnten auch einem britischen Sportwagen stehen. Aber spätestens die feingliedrigen Buchstaben auf dem ausfahrbaren Heckspoiler (bei 110 km/h raus, bei 70 wieder rein) und das springende Pferd im Logo zeugen von seiner Herkunft. Übrigens: Auch hier kosten die „Scuderia Ferrari“-Embleme an den Flanken Aufpreis.

Das kostet der Ferrari Roma

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194.459 Euro kostet der neue Gran Turismo aus Maranello. Er liegt damit in etwa gleichauf mit dem Portofino M. Gleichwohl handelt es sich beim Roma nicht einfach nur um dessen Coupé-Version, sondern um eine eigenständige Baureihe mit vielen eigens entwickelten Bauteilen.

Zu den Konkurrenten des Ferrari Roma zählen Porsche 911 Turbo und Turbo S, aber gewiss auch Aston Martin DB11 und der McLaren 600 LT. Auch sie sind tolle Hochleistungsautos. Die extra Ladung Emotion und Drama bekommt man aber weiterhin nur in Italien.

Fazit

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Auch wenn der Ferrari Roma weniger brachial aussieht als manche seiner Brüder, ist er nicht weniger weit vom Supersportwagenhimmel entfernt. Mit einem brauchbaren Kofferraum, der sogar erweiterbar ist, verknüpft er die Faszination Ferrari mit einer großen Portion Alltagsnutzen. Für Drama, nicht nur in der Garage, sorgt aber auch er.

Technische Daten

Ferrari Roma

Hubraum 3.855 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder V8
Maximale Leistung kW / PS 456 kW / 620 PS bei 5.750 - 7.500 U/min
Max. Drehmoment 760 Nm bei 3.000 - 5.750 U/min
Getriebe Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 3,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit über 320 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 10,3 Liter
Verbrauch real auf 100km 17 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli P Zero
Leergewicht 1.570 kg
Länge / Breite / Höhe 4.656 / 1.974 / 1.301 mm
Grundpreis 195.459 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad