Hyundai i20 Active Neuer Dreizylinder-Benziner

Jetzt auch mit Fahrspaß.

Langsam gehen die Argumente aus. „Reisschüssel“ – das zieht beim Hyundai i20 nicht mehr. Entwickelt in Deutschland und gebaut in der Türkei, verkörpert er wenn dann einen blechgewordenen Döner, der ja fast schon eingedeutscht ist. Das Image des wenig hochwertigen Autos kann der i20 gar nicht abschütteln, denn er hatte es nie. Und mit der aktuellen Modellgeneration erst Recht nicht.

Fahrbericht Hyundai i20 Active

„Lahme Motoren, kein Fahrspaß“ – das sitzt. Wird aber ab sofort entkräftet. Denn ab sofort gibt es – nach dem ersten Einsatz im Konzernkollegen Kia cee´d- auch in Hyundais Polo-Gegner i20 einen Dreizylinder-Turbobenziner. Einen Liter Hubraum bringt er mit und löst in zwei Leistungsstufen mit 74 kW / 100 PS und 88 kW / 120 PS den betagten 1,4 Liter Sauger mit 100 Pferdchen ab.

Zur ersten Ausfahrt stand mir die stärkere Ausbaustufe des Dreizylinders bereit, und um gleich noch was neues zu erfahren, steckte der im i20 Active. Das ist die Version für den Großstadt-Cowboy, gegen den CrossPolo positioniert. Wie dieser ohne Allradantrieb, sondern schlicht und einfach mit SUV Folklore bekleidet.

Fahrbericht Hyundai i20 Active

Da mögen zwei Zentimeter mehr Sitzhöhe noch das griffigste Argument sein, um Kundinnen und Kunden, die vielleicht nicht mehr hyperdynamisch ein- und austeigen können, zu gewinnen. Die müssen dann aber mit dem entsprechend modifizierte Fahrwerk von der härteren Sorte leben. Auf ebenem Untergrund federt der i20 Active noch kommod und angenehm straff. Kurze Stöße, wie sie beispielsweise von schlecht eingepassten Gullideckeln oder notdürftig gefüllten Schlaglöchern ausgeteilt werden, reichen die aber ungefiltert in den Innenraum weiter. Ein im Vergleich bewegter regulärer i20 Fünftürer legte hier bessere Manieren an den Tag. Vor einem Kauf sollte man also unbedingt beide Varianten ausprobieren.

Ansonsten macht der i20 auch als Active vieles richtig. Das stimmige Außendesign ist geradlinig und unaufgeregt. Da mögen Mitbewerber dynamischer, verspielter oder süßer wirken. Aber das nur kurz, denn Klassenprimus VW Polo zeigt, was langlebiges Design ist. Und die aktuelle i20-Generation hat meiner Meinung nach das Zeug dazu, die Halbwertszeit des Wolfsburger Zeichenstriches nochmals zu übertreffen.

Fahrbericht Hyundai i20 Active

Auch im Interieur gibt es keine Experimente. Ein bisschen hart sind die verbauten Kunststoffe. Auch das ist typisch deutsch. Aber vom Autor. Herumdrücken und die Sache mit den wenig vorhandenen Weichmachern notieren. Das macht man im wirklichen Autoleben auch nur ein Mal, also Schwamm drüber. Die kleinen Sitze mit wenig Seitenhalt, vor allem im Bereich des oberen Rückens, stören da schon öfter. Den bietet dafür die Kopfstütze mit ihrer sanften Mulde für das Fahrerhaupt – sehr bequem.

Als angenehm erweist sich übrigens, und damit komme ich nun endlich zum Fahrerlebnis, der kleine Dreizylinder-Benziner. Damit wird der i20 nicht unbedingt zum Sprintstar, aber durchaus zum Dynamiker. Mehr will ein Hyundai auch gar nicht sein, wie ich bereits im Test des i30 Turbo feststellen durfte ( hier geht’s zum Test des großen Bruders ).

Fahrbericht Hyundai i20 Active

Unter Volllast hämmert der typisch-kernige Klang des Brennraumtrios durch die Spritzwand, dabei flippert das manuelle Sechsganggetriebe den Deutschtürken fix über die Tachoskala. Der Übergang vom Ortsende auf die Landstraße kann fast schon Spaß machen, ebenso das Beschleunigen aus der Autobahnauffahrt heraus. Aber wir wollen jetzt mal nicht übertreiben, der Hyundai und ich – denn er will ja weiterhin den sachlichen, korrekten Alltagsbegleiter darstellen.

Der Polo muss schon wieder zum Vergleich herhalten – denn zusammen mit dem Wolfsburger stellt der i20 schlicht und einfach den fast idealen Kleinwagen dar. Kein Firlefanz, gute Verarbeitung, genug Platz für Passagiere und Gepäck und zuverlässige Technik.

Zum Schluss muss ich noch ein Argument streichen, dass des „Billigheimers“. Der gefahrene i20 Active kostet als Style 21.750 Euro. Ein CrossPolo, mit Anschlußgarantie, Multifunktionslenkrad, Connectivity-Paket und Winterpaket ähnlich ausgestattet, ist mit 21.900 Euro nur 150 Euro teurer. Wenn wir dem Testwagen mit Metalliclackierung und dem großen Navigationssystem einen auch damit ausgestatteten CrossPolo entgegenstellen, liegt der Preisunterschied bei 255 Euro – zugunsten des VW – der aber dann immer noch auf den Spurhalteassistenten und die Lenkradheizung des Hyundai verzichten muss.

Fahrbericht Hyundai i20 Active

Fazit:

Mit dem i20 hat Hyundai vieles richtig gemacht. Der Dreizylinder-Turbo-Benziner bringt endlich auch einen Ansatz von Fahrspaß in das Gesamtpaket. Somit kann der Käufer nichts falsch machen, wenn er sich für den adretten Kleinwagen entscheidet – wenn es nach mir geht, gerne ohne Active-Paket, dafür mit mehr Komfort.

Technische Daten

Hubraum 998 ccm
Maximale Leistung kW / PS 88 kW / 120 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 172 Nm bei 1.500 - 4.000 U/min
Getriebe Sechsgang-Handschaltung
Beschleuningung 0-100 km/h 10,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 183 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,1Liter /100km
Verbrauch real auf 100km 8,7 Liter /100km
Grundpreis 21.750 €
Testwagenpreis 23.510 €
Teile das!
Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad