Hyundai Kona Elektro Langstrecke Alte Mauern einreissen

Erste Fahrt im elektrischen Hyundai Kona. Und dann gleich Langstrecke.

Der Hyundai Kona ist als Vertreter der kleinen SUV-Crossover natürlich voll im Trend. Aber nicht nur das, er möchte auch Vorreiter sein. Und ja, das ist ihm zuzugestehen.

Neben den Benzinern, zum Hyundai Kona 1.0 T-GDI gibt es hier einen Alltagstest – und einem Diesel ist der Hyundai Kona auch als Elektroauto lieferbar. Der alternative Antrieb wurde bei der Entwicklung des neuen Modells von Anfang an bedacht. Seit Juni 2018, also kaum mehr als ein halbes Jahr nach dem Marktstart der Benziner, ist der Kona Elektro bestellbar.

3.200 Autos wurden nach Angaben des Importeurs seitdem bestellt. Zum Vergleich: Vom Hyundai Ioniq Elektro wurden seit November 2017 3.500 Kaufverträge unterschrieben. Damit trägt aber auch der Kona eine ähnlich schwere Last wie der Ioniq. Die Lieferzeiten betragen jetzt schon ein Jahr, was viele Kunden vergrault.

Immerhin ist der Kona aber lieferbar. Und das sogar in zwei unterschiedlichen Antriebsvarianten. Die Einstiegsversion hat einen 100 kW (136 PS) starken Elektromotor und eine 39,2 kWh große Lithium-Ionen-Batterie verbaut. Nach WLTP-Zyklus soll die Reichweite bei 312 Kilometern liegen. Der Basispreis liegt bei 34.600 Euro mit dem Ausstattungsniveau Trend.

4.400 Euro teurer ist der Hyundai Kona Elektro mit 64 kWh Speicherkapazität im Akku und 482 Kilometer Reichweite. Dazu gibt es einen 150 kW (204 PS) starken Elektromotor, der wie im schwächeren Modell die Vorderräder antreibt. Allradantrieb wie beim Benziner gibt es im elektrischen Kona also nicht.

Für eine erste Ausfahrt stand der 64 kWh-Kona im höchsten Ausstattungslevel namens Premium bereit. Dann kostet das Elektro-SUV bereits 45.600 Euro, bringt aber elektrisch verstellbare Ledersitze mit Heizung und Belüftung, ein Head-up-Display (auf einer Plexiglasscheibe), einen Stauassistenten und mehr mit.

Die Testfahrt mit dem elektrischen Hyundai hätte jetzt ein paar Runden um den Block gehen können, Stadtverkehr mit Rekuperation an der Ampel und ohne wirklichen Blick auf den Stromverbrauch – alle reden ja immer nur von Reichweite.

Doch weit gefehlt. Die Fahrt ging von Frankreich nach Frankfurt, über eine Strecke von 475 Kilometern – was also fast der Reichweite eines vollen Akkus entspricht. Los ging es mit 92 Prozent Ladung, erst über Landstraßen und dann über französische Autobahnen.

Mit der langen Strecke im Blick – bei der aber ein Ladestopp zur Sicherheit eingeplant war – fährt man vom Start weg ganz bedacht. Über den Fahrmodusschalter wird zuerst der „Eco+“-Modus eingelegt. Der startet stets mit einer Geschwindigkeitslimitierung auf 90 km/h, Lüftung und Heizung (über eine Wärmepumpe ab dem Ausstattungslevel Style) sind aus.

Hyundai Kona Elektro Langstrecke Test Reichweite

Auf der Autobahn habe ich den Speed Limiter ausgeschaltet, was mit einem Wechsel zum Tempomaten über das Multifunktionslenkrad funktioniert. Als Kompromiss zwischen Sparwille und Vorankommen wurden 100 km/h eingestellt. Außerdem frecher Weise die Lüftung auf unterster Stufe und sogar ab und an die Sitzheizung. Als ich mir die Frage stellte, ob der Tempomat denn nicht auch Strom verbraucht, schien es mir auch nicht mehr so verwerflich, mit dem gekoppelten Smartphone über Apple CarPlay Musik zu hören.

Jeder Hyundai Kona Elektro hat ein Lautsprechersystem von Krell an Bord, das durchaus satt klingt, dabei aber viele Watt zieht.

Ohne Windschattenduelle mit LKW, aber stets mit bedachter Fahrweise und über die Lenkradpaddels minimierter Rekuperationsstärken bei Gefällen rollte der Kona mit 26 Prozent Akkuladung und 112 Kilometer Restreichweite nach 300 Kilometern an die Ladesäule bei Saarbrücken. Dort wurde auf 50 Prozent Ladestand und 209 Kilometer Reichweite nachgeladen.

Nach der Grenze zu Deutschland ging es dann sogar mit eingestellten 110 km/h voran. Und ich gesteht, den Kona Elektro auch zweimal auf etwas über 150 km/h beschleunigt zu haben, knapp unter der Höchstgeschwindigkeit von 167 km/h und natürlich tödlich für den Verbrauchsschnitt.

Nach 475 Kilometern Fahrt zeigte die Reichweitenanzeige im digitalen Cockpit des Hyundai Kona noch 50 Kilometer an (12 Prozent Akkuladung).

Der Rechenschieber spuckte auf 64 kWh gesehen beim oben erklärten Fahrstil eine Reichweite von 428 Kilometern aus. Der Bordcomputer im Auto zeigte einen durchschnittlichen Verbrauch von 14,7 kWh auf 100 Kilometer an, knapp über den noch auf NEFZ zurückgerechneten Normwert von 14,3 kWh.

Hyundai Kona Elektro Langstrecke Test Reichweite

Dieser Ausflug, bei dem auch noch andere Fahrzeuge unter anderem für Elektroauto-news.net unterwegs waren, zeigt: Auch eine lange Strecke mit dem Elektroauto ist möglich. Die Kollegen von Auto Bild sollen mit gusseisernem Sparwillen sogar eine Reichweite von 613 Kilometern erzielt haben.

Klar ist aber auch: Es geht behutsam, teilweise (zu) langsam voran. Aber so muss man nicht fahren. Schon jetzt ist das Netz an Ladepunkten entlang der Autobahnen gut ausgebaut, wenn Anbietet wie Ionity oder Fastned ihre Netze vollständig ausgerollte haben, gibt es keinen Grund mehr, Angst vor einem Liegenbleiben zu haben. Falls doch, kann künftig der ADAC mit zwei zur mobilen „Reservekanistern“ umgebauten Hyundai Ioniq Elektro aushelfen, auch ein Hyundai-Händler in Süddeutschland unterhält so ein bidirektionales Ladefahrzeug.

Der Hyundai Kona gefällt als Elektroversion noch mehr als sonst. Der lautlose Antrieb zeigt, dass di Karosserie kaum Windgeräusche produziert. Das für den Kona Elektro geänderte Armaturenbrett mit freischwebender Mittelkonsole zeigt Dir dein Abteil, ohne Dich einzuengen. Die großen Sitze bieten keinerlei Seitenhalt, dafür auf dem gemächlichen Autobahntrip eine sehr bequeme Auflage und eine ausreichend große Lehne.

Wenn man mit einem Benziner oder Diesel ähnlich sanft fährt, zudem einige Verbraucher abstellt, purzelt auch bei den Verbrennern die Verbrauchszahl. Deswegen soll es hier auch gar nicht darum gehen, welche Antriebsform jetzt besser oder gar günstiger ist. Sondern darum, zu zeigen, dass man nicht mehr warten muss, wenn man wechseln will. Und kann.

Fazit zum Hyundai Kona Elektro

Das Elektroauto ist alltagstauglich. Nicht irgendwann. Jetzt. Zumindest, wenn es einigermaßen weltlich eingepreist ist wie der Hyundai Kona Elektro. Wenn es wie er Platz für die Familie und Gepäck bietet (332 Liter Kofferraum, minus 29 Liter zum Verbrenner mit Frontantrieb). Die alten Mauern der Skepsis können eingerissen werden.

Mit dem Kona Elektro hat Hyundai, Verfügbarkeit in Deutschland vorausgesetzt, einen großen zeitlichen Vorsprung vor der Konkurrenz. Kia bringt seinen elektrischen Niro mit gleicher Technik Anfang 2019, VW wird den ersten ID. (mutmaßlicher Name: Neo) auch im kommenden Jahr vorstellen, aber erst 2020 ausliefern.

Technische Daten

Hyundai Kona Elektro Premium

Elektromotor: Maximale Leistung kW 150 kW (204 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 395 Nm
Batterie Lithium-Ionen, 64 kWh
Beschleuningung 0-100 km/h 7,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit elektrisch 167 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 14,3 kWh
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km 14,7 kWh
Reifenmarke und –format des Testwagens 215/55 R17
Leergewicht 1.760 - 1.818 kg
Länge / Breite / Höhe 4.180 / 1.800 / 1.570 mm
Grundpreis 45.600 Euro
Testwagenpreis 46.790 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller (6), Bernd Conrad (18)