Jeep Wrangler Rubicon (JL) 2018 Das Alfa-Tier

Alles neu bis zum Konzern-Dieselmotor - aber der Jeep Wrangler bleibt sich treu.



Was hat denn der Jeep Wrangler mit dem Porsche 911 zu tun? Ideologisch eine ganze Menge. Und das nicht nur, weil beide Baureihen als Ikone einer Marke und einer ganzen Fahrzeuggattung zählen. Was beim Jeep sogar dazu führt, dass Menschen den eigentlichen Markennamen, der auf die Militärabkürzung „GP“ (General Purpose, „für jede Gelegenheit“, lautmalerisch „Dschi Pie“, woraus Jeep wurde) zurückgeht, als Begriff für sämtliche Geländewagen und SUV verwenden.

Beide Longseller bleiben sich auch, trotz regelmäßiger Modellwechsel, optisch weitgehend treu und versagen sich durchaus konzernweiter Plattform-Gleichmacherei. Wo neue Segmente für mehrere Marken erschlossen (Fiat 500 X mit Jeep Renegade) und neue Technologien ausgerollt (Porsche Taycan mit Audi E-Tron) werden, brutzeln 911er und Wrangler weiter ihre Extrawurst.

Das ist für den Jeep auch elementar nötig. Denn er bleibt weiterhin ein Offroader, lässt sich nicht mit SUV-Weichspüler so lange in der Maschine drehen, bis er zum Pseudoabenteurer degradiert wird.

Klar, auch er macht den Spagat zwischen Alltagsbegleiter und Nutztier. Auch dafür gibt es den längeren Jeep Wrangler Unlimited mit vier Türen und längerem Radstand. Zu dem passt dann die komfortorientierte Sahara-Ausstattung. Daneben gibt es über der Basis namens Sport noch das Rubicon-Modell, das sich mehr dem Geländeeinsatz widmet.

Alle drei treibt, und da wird der Jeep Wrangler dann doch auch ein Familienmitglied, FCAs 2,2 Liter Turbodieselmotor an. Der Vierzylinder arbeitet auch in den Alfa Romeo-Modellen Giulia und Stelvio. Im Jeep leistet er 147 kW / 200 PS. Und für den Jeep ist der "Alfa-Motor" als bärenstarkes Arbeitstier die richtige Wahl.

Ende des Jahres wird alternativ ein neu entwickelter Zweiliter-Turbo-Benziner mit 270 PS zu haben sein. Der V6 schafft es nicht mehr nach Europa.
Dem Jeep Wrangler Unlimited und der Frage, wie alltagstauglich die neue Generation geworden ist, wird AUTONOTIZEN im Frühjahr 2019 ausführlich nachgehen. Beim ersten Kennenlernen fiel, so viel sei verraten, der gesteigerte Autobahnkomfort positiv auf.

Über den Asphalt ging es nämlich direkt zum Männerspielplatz. Auf dem Gelände der Geländewagenfreunde Gevenich stand der neue Jeep Wrangler Rubicon als zweitürige Kurzversion bereit.

Jeep Wrangler JL Rubicon 2018 Test Offroad

Der Diesel erwacht ganz modern per Tastendruck zum Leben. Das passt zum Rest des Interieurs. Hier gelingt der Brückenschlag zwischen klassischem Design, praktischen und hemdsärmeligen Elementen wie den robusten Haltegriffen sowie der modernen neuen Welt mit digitalem Bordcomputerdisplay und Infotainment samt Apple CarPlay und Android Auto.

Das Arbeitsgeräusch des Diesels ist stets vernehmbar. Mit maximal 450 Nm Drehmoment, die ab 2.000 Umdrehungen pro Minute anlegen, wieselt der Wrangler direkt los. Im Rubicon steckt ein nochmals kompetenterer Allradantrieb.

Er hat zusätzlich zur automatischen Regelung und der starren Kraftverteilung mit Untersetzung einzeln ansteuerbare Differenzialsperren an der Vorder- und Hinterachse sowie einen entkoppelbaren Frontstabilisator.

Mit dieser Hardwareklaviatur schiebt sich der Jeep Wrangler durch das Gehölz, durch tiefe matschige Löcher und steile, rutschige Abhänge hinauf – und in Schleichfahrt auch wieder hinunter.

Lange Federwege und die BF Goodrich-Geländereifen helfen beim Finden neuer Wege, stets unter Anleitung erfahrener Instruktoren.
Ältere Jeep-Modelle, die mit am Start sind, zeigen aber die Nachteile des automobilen Wachstums. Auch der neue Wrangler wurde breiter, manchmal muss zwischen zwei Bäumen zentimetergenau rangiert und gepeilt werden, wo ältere Baujahre einfach durchfahren.

Jeep Wrangler JL Rubicon 2018 Test Offroad

Aufmerksamkeit tut auch deswegen not, weil der Wrangler in den typisch ausgestellten Kotflügeln, beim Rubicon praktischerweise in unlackiertem Kunststoff gehalten, die LED-Tagfahrlichter trägt.

Nicht nur hier kommt die fast perfekte Übersicht zum Tragen. Eine kastenförmige Motorhaube und steile, gerade Scheiben lassen die Enden des Jeeps an Front und Heck nicht nur erahnen, sondern genau einsehen. Perfekt nicht nur für den Offroad-Ausflug.

Auch die serienmäßige Achtgang-Wandlerautomatik spielt fleißig mit, zusammen mit dem Drehmomentberg hilft sie dem Wrangler, oder vielmehr seinem Fahrer, auch aus tiefsten Furchen heraus. Bis zu einer Geschwindigkeit von 8km/h kann man mit dem Jeep übrigens durch maximal 76 Zentimeter tiefes Wasser fahren, ohne dass er Schaden nimmt.

Etwas rutschige Ledersitze ohne Seitenhalt und eine etwas diffuse Lenkung sind Beleg dafür, dass der Jeep Wrangler auch im Jahr 2018 ein Auto für echte Pilotinnen und Piloten ist, kein Schickimicki-Gefährt ohne wahre Kompetenz.

Das paart der Wrangler JL, so die interne Bezeichnung der neuen Baureihe, mit einem geschickt modernisierten Karosseriedesign, laut Hersteller deutlich vereinfachter Verdeckmontage und einem modernen Interieur.

Fazit zum Jeep Wrangler JL

Jeep Wrangler JL Rubicon 2018 Test Offroad

Beim ersten gemeinsamen Ausflug hat der Jeep Wrangler also gezeigt, dass er beim Fahren im Gelände weiterhin genau das kann, wofür er steht.
Der neue Antrieb, der mit AdBlue-Tank und Einstufung nach Euro 6d-Temp aktuelle Ansprüche erfüllt, und moderne Assistenz- und Komfortsysteme dürften dafür sorgen, dass er seine Fangemeinde weiter ausbaut.

Nicht obwohl, sondern weil er sich auf wunderbare Art und Weise treu bleibt. Und wer weiß, ob sich nicht mancher Kunde einen Jeep Wrangler neben einen 911 in die Einfahrt stellt? Der müsste jetzt zumindest zwei neue Autos kaufen, denn auch im Neuheitenkalender sind sich dieses Mal beide recht nah.

Aber das ist eine andere Geschichte. So wie die über den Jeep Wrangler Unlimited.

Technische Daten

Jeep Wrangler Rubicon

Hubraum 2.143 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 147 kW / 200 PS bei 3.500 U/min
Max. Drehmoment 450 Nm bei 2.000 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Beschleuningung 0-100 km/h 9,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 156 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 7,4 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens BF Goodrich 255/75 R17
Leergewicht 2.065 kg
Länge / Breite / Höhe 4.334 / 1.894 / 1.841 mm
Grundpreis 53.000 Euro
Testwagenpreis 56.960 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Rainer Waldinger (4), Bernd Conrad (16)