Jeep Compass (2026)

Jeep Compass (2026) Mehr Auto, weniger Charakter

7:53 Min.

Der neue Jeep Compass e-Hybrid im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Jeep erneuert mit dem Compass einen seiner Bestseller auf internationalen Märkten. In dritter Generation wächst das SUV deutlich. Ob das allen Kunden gefallen wird?

Auf Basis der STLA-Medium-Plattform wird der Jeep Compass, dessen Europa-Ausführung erneut im italienischen Melfi gebaut wird, zum engen Verwandten von Citroën C5 Aircross, Opel Grandland und Peugeot 3008/5008. Der Euro-Amerikaner legt bei der Karosserielänge, im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger, in der Länge um 15 Zentimeter auf 4,55 Meter zu. Elf Zentimeter mehr Breite (jetzt 1,93 Meter) dürften vor dem Umstieg für einige Kunden bei der Probefahrt auf den Check in der eigenen Garage oder unter dem Carport einfließen lassen. Mit 1,68 Metern ist der Compass zudem fünf Zentimeter höher als bisher.

Antriebe ohne eigene Note

Nicht nur die Plattform, auch die Antriebstechnik stammt aus dem Stellantis-Teileregal. Zum Start gibt es den Compass, aller Tradition der Marke Jeep zum Trotz, ausschließlich mit Frontantrieb. Mit Elektroantrieb hat das SUV einen Akku mit 74 kWh Netto-Kapazität im Fahrzeugboden, der einen 157 kW (213 PS) starken Frontmotor bestromt. Später folgen Varianten mit größerem Stromspeicher und auch mit zweiter E-Maschine an der Hinterachse für elektrischen Allradantrieb. Auch ein Plug-in Hybrid mit 195 PS Systemleistung wird das Angebot erweitern.

Im Basismodell mit dem Namen Jeep Compass e-Hybrid steckt der bekannte Mildhybid-Strang mit 107 kW / 145 PS Systemleistung. Das Antriebs-Duo besteht aus einem 1,2 Liter großen, 136 PS starken Dreizylinder-Benziner und einem Elektromotor mit 21 kW (2 PS), der im Gehäuse des Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebes steckt. Während der Fahrt wird der 0,9 kWh große Akku beim Bremsen und durch die Rekuperation von Energie mit Strom gefüllt. Diese Speicherkapazität erlaubt, in Kombination mit dem verhältnismäßig kräftigen E-Motor, auch die Möglichkeit, kürzere Strecken ohne Zutun des Benzinmotors zurückzulegen.

Der Jeep Compass im Video

Das Platzangebot im Innenraum profitiert vom Größenwachstum des Jeep Compass. Der Kofferraum hat ein Volumen von 550 Litern, er kann mit einer dreigeteilt nach vorne umklappbaren Rücksitzlehne erweitert werden. Vor allem im Fond sind die Vorteile des mit dem Modellwechsel um 16 Zentimeter gestreckten Radstands sicht- und spürbar. Auch große Passagiere haben viel Platz für die Knie und sitzen angenehm aufrecht. Die üppige Kopffreiheit wird nur durch die Mechanik des optionalen Panorama-Glasschiebedachs minimal eingeschränkt. Vorne dürften die Sitze gerne etwas größer sein, um den oberen Rücken und die Oberschenkel noch besser abzustützen.

Vor allem das Infotainment-Display verrät die Familienzugehörigkeit des Jeep Compass. Mit 16 Zoll Bildschirmdiagonale ist der Bildschirm üppig bemessen, zumindest in der Theorie. Wie im Opel Grandland ist die Anzeigenfläche sehr breit, aber flach – auch, um die Aussicht durch die Windschutzscheibe nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Wohlweißlich haben die Programmierer eine Split-Screen-Funktion vorgesehen, die verschiedene Menüebenen parallel anzeigt. Somit lassen sich die Karte des serienmäßigen Navigationssystems und die Klimasteuerung parallel darstellen. Vom großen Display profiziert aber keine Anwendung, auch die Anzeigen der kabellosen Smartphone-Integration mit Apple CarPlay und Android Auto sind eher kompakt. Sehr praktisch: Routenhinweise von Google Maps über ein via CarPlay gekoppelten iPhon lassen sich auch im übersichtlichen Fahrerdisplay anzeigen. Die Sicht darauf wird von einem arg klobigen Sensorgehäuse für die Fahrerüberwachung auf der Lenksäule beeinträchtigt.

Im Rahmen eines Options-Pakets ist ein Head-up-Display zu haben, das seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe spiegelt. Im Vorserien-Testwagen zeigte der auf dem Armaturenbrett montierte Rahmen für den nötigen Spiegel unsaubere Passungen – wir gehen davon aus, dass dies bei späteren Kundenfahrzeugen nicht der Fall sein wird.

Der Fahreindruck

Erste Testfahrten mit dem Mildhybrid-Benziner. Die Systemleistung wird mit 145 PS angegeben.

Für unsere Testfahrten, die im Norden Spaniens in und um Barcelona stattfinden, haben wir uns den Jeep Compass e-Hybrid ausgesucht. Nach dem Start stromern wir elektrisch aus dem Hafengebiet, der Benziner schaltet sich erst nach der zweiten Ampel hinzu. In manchen Drehzahlbereichen ist der 1,2-Liter-Dreizylinder gewohnt brummig, zudem ist bei niedrigem Tempo ein Sirren des Elektromotors zu hören. Die spürbare, aber nicht justierbare, Rekuperation hilft im Stadtverkehr beim effizienten Fahren. Auf der Landstraße oder der Autobahn stört der merkliche Widerstand jedoch manchmal.

18-Zoll-Leichtmetallfelgen sind bei den Mildhybriden des Jeep Compass serienmäßig. Sie sorgen, zusammen mit dem Fahrwerk, bei höherem Tempo für einen ordentlichen Fahrkomfort. Innerorts stolpert der Aufbau aufgrund einer straffen Abstimmung jedoch manchmal unbeholfen über Verwerfungen im Asphalt. Hier dürften die Ingenieure gerne nochmal ein wenig Feinschliff einfließen lassen. Wenn sie schon dabei sind, dann wird sich auch eine geänderte Abstimmung der Lenkung empfehlen. Sie wirkt um die Mittellage etwas taub, was wir vor allem auf kurvigen Land- und Bergstraßen bemerken. Die Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h konnten wir aufgrund der Tempolimits in Spanien noch nicht ausprobieren.

5,7 Liter Benzin genehmigt sich der Jeep Compass e-Hybrid nach WLTP-Norm bzw. Werksangabe. Unsere Testfahrten führen nach der Stadt und der Autobahn hoch ins Montserrat-Gebirge, danach die Strecke wieder zurück mit entsprechender Rekuperation beim Bergabfahren. 6,8 Liter meldet der Bordcomputer am Ende. Da wir für den Test und für den Videodreh manchmal auch zügiger unterwegs sind, ein noch akzeptabler Wert. Wir gehen von einem Alltagsverbrauch um 6,5 Liter im entspannten Flachland-Alltag aus. Der Bordcomputer meldet auch den Anteil der rein elektrisch zurückgelegten Strecke, was Kunden als Ansporn für einen effizienten Fahrstil nutzen können. Auf unserer 125 Kilometer langen Strecke waren es immerhin 12 lokal emissionsfreie Kilometer.

Preise und Ausstattung

Das breite Infotainment-Dispaly und ein Navigationssystem sind immer mit an Bord.

Zwei Ausstattungslinien bietet Jeep zum Marktstart des Compass an. Der Mildhybrid startet als Altitude bei 39.900 Euro. Trotz des Größenwachstums und einer leicht verbesserten Serienausstattung, die jetzt auch ein Navigationssystem sowie eine erweiterte Fahrassistenz beinhaltet, liegt der Grundpreis auf dem Niveau des Vorgängers. Mit Elektroantrieb startet der Compass Altitude bei 47.900 Euro. Interessant: Er ist damit günstiger als die Plug-in-Hybrid-Version des bisherigen Modells (ab 50.200 Euro).

Mit Matrix-LED-Scheinwerfern, Lichtelementen in der Kühlermaske, Heizung für Vordersitze und Lenkradkranz sowie den unteren Bereich der Windschutzscheibe, einer elektrischen Heckklappe, Rückfahrkamera und Ambientebeleuchtung bietet der Compass First Edition für 42.400 Euro (Elektro 50.400 Euro) eine erweiterte Serienausstattung.

Unser Testwagen bringt zusätzlich Metalliclackierung mit schwarzem Dach (wenngleich der braune Farbton in Deutschland nicht angeboten wird), Panorama-Glasschiebdach und Optionspakete für mehr Komfort und Sicherheit mit. Der Listenpreis summiert sich auf 47.460 Euro. Der gar nicht mehr so kompakte Jeep strebt also nicht nur beim eigenen Anspruch, sondern auch beim Preis nach oben.

Fazit

Der Jeep Compass opfert viel von seinem Charakter der Stellantis-Gleichteile-Strategie.

Der Jeep Compass wächst mit dem Modellwechsel deutlich. Als enger Verwandter von Citroën C5 Aircross und Opel Grandland wird er zum Familien-SUV, verliert aber einen eigenen (Marken-)Charakter. Da helfen auch die übermäßig eingesetzten Design-Zitate der Jeep-Historie wenig. Immerhin wird er im Vergleich zum Vorgänger nicht teurer. Die Antriebe stammen, wie auch das ungünstig flache Infotainment-Display, aus dem Konzernregal. Wer das eigene Auto nicht am Kabel laden kann (oder will), der hat nur den Dreizylinder-Mildhybrid zur Wahl. Allradantrieb folgt bei diesem Jeep erst später, dann in Form des Elektro-Topmodells mit zwei Motoren.

Technische Daten
Jeep Compass e-Hybrid

Antriebsart
Mildhybrid-Benziner
Antrieb
Frontantrieb
Abgasnorm
Euro 6e-bis
Hubraum
1.199 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder
3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
100 kW / 136 PS
Max. Drehmoment
230 Nm bei 1.750 Nm
Getriebe
6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW
21 kW (28 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment
50 Nm
Systemleistung: kW / PS
106 kW / 145 PS
Batterie
0,9 kWh
Tankinhalt
50 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
10,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
195 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
5,7 Liter
Verbrauch real auf 100km
6,8 Liter
Kofferraumvolumen
550 Liter
Leergewicht
1.667 kg
Anhängelast (gebremst)
1.150 kg
Länge / Breite / Höhe
4.552 / 1.928 / 1.675
Basispreis Baureihe
39.900 Euro
Basispreis Modellvariante
42.400 Euro
Testwagenpreis
47.460 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad