Der Kia Ceed Sportswagon Plug-in Hybrid im Alltags-Test mit Video-Review.
Der Ceed gehört zu den Dauerbrennern im Modellprogramm von Kia. Die kompakte Baureihe, die es in vier Karosserievarianten als Fünftürer, ProCeed (Shooting Brake), Sportwagon (Kombi) und XCeed (Crossover) gibt, gehört zu den Bestsellern der Marke.
Über die Hälfte der Kombi-Kunden griffen beim Kia Ceed bislang zum Plug-in Hybrid. Den elektrifizierten Antriebsstrang gibt es mit langem Heck und auch im XCeed. Ob und wie die Technik zum kompakten Lastesel passt und welche Sparpotenziale sich eröffnen, wollten wir im Alltagstest herausfinden. Dazu stellte uns Kia den Ceed SW (Sportswagon) Plug-in Hybrid für einen Zeitraum von sechs Wochen zur Verfügung.
Der Kia Ceed PHEV im Video
Das Timing passte gut, fast zeitgleich konnte endlich die eigene 11-kW-Wallbox am Testwagen-Stellplatz installiert werden. Deren Leistung reicht für den Kia locker aus, denn er begnügt sich mit einer Ladeleistung von 3,3 kW. Auch an öffentlichen Ladesäulen mit 22 kW Ladeleistung saugt er also nicht schneller Strom auf. Knapp unter drei Stunden parkt der Kombi am Kabel, um sich den Akku vollzuschlagen. Die im Verhältnis zur geringen Ladeleistung kurze Dauer hat ihren Grund in der Lithium-Ion-Polymer-Batterie. Ihre Speicherkapazität liegt bei 8,9 kWh. Hybride Kombi-Konkurrenten wie der Peugeot 308 SW (12,4 kWh) oder Skoda Octavia (13 kWh) bieten da mittlerweile mehr.
Der Norm nach soll der Kia Ceed PHEV dafür recht knauserig mit den Elektronen umgehen. Dennoch erreicht er nur knapp die Reichweite von 50 Kilometern, sofern er mit 16-Zoll-Rädern ausgestattet ist. Die größeren 17-Zöller der Ausstattungslinie Platinum, die den im optionalen „Deluxe Weiß“ lackierten Testwagen schmückt, reduziert diesen Wert auf 47 Kilometer.
Elektro-Poker
Und was bleibt davon im Alltag übrig? Erstaunlich viel, jedoch mit Abstrichen. Denn das Facelift des Ceed, das ihm eine neue Frontschürze und das aktuelle Markenlogo beschert, hat an der Technik nichts geändert. Das bedeutet: Auch im standardmäßig aktivierten EV-Modus für das rein elektrische Fahren startet zu oft, und meist ungewollt, der Verbrenner. Das artet zur virtuellen Pokerpartie mit dem Antrieb aus. Meist gewinnt er.
15 Grad Außentemperatur: Der Ceed wird morgens gestartet. Sofort wechselt er in den Benziner-Betrieb, in dem der frei saugende 1,6-Liter-Vierzyliner auch kein Leisetreter ist. Der Grund liegt in der Lüftung. Sobald auch nur eine minimale Heizleistung für den Innenraum verlangt wird, muss der Verbrennungsmotor ´ran. Also fährt man „mit Sprit“ aus dem Wohngebiet heraus. Erst nach einigen Minuten wechselt das System in den EV-Modus, jetzt fährt man elektrisch auf der Landstraße oder auf der Autobahn (bis maximal 120 km/h). Das ist freilich wenig effizient und lässt die Reichweite massiv schrumpfen. Die Folge: Am Ziel, beispielsweise dem Arbeitsplatz, wird wieder mit dem Benziner vorgefahren.
Bei warmen Temperaturen gelingt das besser, die Klimaanlage ist nicht auf den Verbrennungsmotor angewiesen. Wenn man sie sparsam dosiert und auch die praktische „Driver only“-Funktion nutzt, lassen sich bei enstpannter Fahrweise sogar knapp über 50 Kilometer Reichweite erzielen. Dafür legt man aber am besten ein paar rohe Eier unter das Fahrpedal.
Wer den Kia Ceed PHEV nicht automatisch abends „anstöpseln“ kann, verliert angesichts des geringen Elektro-Effekts vielleicht schnell die Lust am regelmäßigen Laden an öffentlichen Säulen. Die Folge: Der Ceed ist dann meist mit fast, aber nie ganz leerem Akku unterwegs. Beim Bremsen oder im Schubbetrieb wird Energie zurückgewonnen und in die Batterie eingespeist.
Keine Eile
Allzu großes Temperament sollte man dann aber nicht erwarten. Der 77 kW / 105 PS starke Benziner entwickelt sein Drehmoment von 147 Nm saugertypisch spät (bei 4.000 U/min). Wenn er neben dem Antrieb der Vorderräder auch noch mit dem Akkuladen zu tun hat und man genau in diesem Moment beschleunigen möchte, dann wirkt alles sehr zäh.
Schnell adaptiert man eine entspannte Fahrweise und kann somit einen Benzinverbrauch von vier Litern je 100 Kilometer realisieren. Für sich nicht schlecht, aber eben nicht Sinn und Zweck eines Plug-in Hybriden. Mehr Strom im Akku sorgt im Idealfall nicht nur für die volle Systemleistung von 104 kW (141 PS) und 265 Nm Drehmoment, sondern auch für deutlich weniger Durst – zusätzlich zum Stromverbrauch. Je nach Füllstand des Akkus variiert auch die Höchstgeschwindigkeit des Ceed Sportswagon von 168 bis 195 km/h.
Auch als PHEV ein Packesel
Wichtig für den Familieneinsatz: Mit einer Anhängelast von 1.300 Kilogramm zieht der elektrifizierte Kombi bei Bedarf auch mal einen kleinen Wohnwagen. Die Stützlast von 75 Kilogramm und eine Dachlast von 80 Kilogramm sorgen für den bequemen Transport von vier Fahrrädern (auch e-Bikes).
Das Kofferraumvolumen des Plug-in Hybriden sinkt, im Vergleich zu den reinen Verbrenner-SW, von 625 auf 437 Liter. Das klingt dramatischer, als es ist. Denn die Liter gehen unter dem doppelten Ladeboden verloren, der bestimmt in vielen Autos da draußen ein leeres Kellerabteil bedeckt. Dieser Platz wird zum Teil von der Batterie in Anspruch genommen.
Das Platzangebot auf der Rücksitzbank entspricht gutem Kompaktklasse-Durchschnitt. Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer sehr bequem, im Platinum-Modell können sie ihre Stühle nicht nur beheizen, sondern auch lüften lassen.
Die Bedienstruktur wurde mit dem Facelift nicht geändert. Weiterhin lassen sich alle Menüpunkte über den 10,25 Zoll großen Touchscreen-Monitor, eine virtuelle Tastenleiste und Drehregler für Lautstärke und Kartenmaßstab bedienen. Auch die physischen Knöpfe im Multifunktionslenkrad sind eine Wohltat. Die Modellpflege brachte eine Kalenderintegration für die Navigationsziele und einstellbare Layouts für die digitalen Instrumente.
Das kostet der Ceed SW PHEV
Der elektrifizierte Ceed wird in drei Ausstattungslinien zu Preisen ab 34.990 Euro angeboten. Die Serienausstattung bietet schon in der Basis mit dem Namen Vision viele brauchbare Elemente, darunter LED-Scheinwerfer (leider ohne adaptive Funktionen), Zweizonen-Klimaautomatik, ein Audiosystem mit 8-Zoll-Display und Smartphone-Integration (Apple CarPlay und Android Auto) sowie Lenkradheizung mit.
Der Ceed Spirit bringt für 36.190 Euro zusätzlich einen aktiven Totwinkelassistenten mit Bremsfunktion, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stopp- und Anfahrfunktion und Lendenwirbelstützen für Fahrer und Beifahrer mit.
Deutlich teurer ist mit 41.190 Euro der Ceed SW PHEV Platinum, der dafür tief in die Kiste mit den Extras greift. Lederbezüge, Sitzlüftung vor und Sitzheizung auch hinten, 17-Zoll-Felgen, Autobahnassistent, digitale Instrumente, elektrische Heckklappe, Navigationssystem und Onlinedienste für das Infotainment sowie Parksensoren auch vorne, um nur einiges zu nennen, lassen kaum Wünsche offen.
Vielleicht den nach einer Förderung. Die wird in Höhe von 7.177,50 Euro (inklusive Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil) nach aktuellem Stand nur noch gewährt, wenn der Neuwagen bis 31. Dezember 2022 zugelassen wurde. Danach soll immerhin der Vorteil bei der Versteuerung eines Firmenwagens erhalten bleiben.
Fazit
Nach sechs Wochen verlässt der Kia Ceed Sportswagon Plug-in Hybrid die AUTONOTIZEN-Bühne. Wenn man so über ihn nachdenkt, fällt auf, dass man recht wenig über ihn nachgedacht hat. Mit seinem parkplatzfreundlichen Format, dem gut zu beladenen Kombi-Heck und der einfachen Bedienung ist er schlicht und einfach ein gutes Auto für den Alltag. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Als Plug-in Hybrid kann er nur bedingt punkten und gilt vor allem als sparsame, wenig dynamische Alternative zum reinen Benziner. Im Gegensatz zum Kofferraum legt hier am Stecker keine großartige Ladeleistung an den Tag. Eine spezielle Begehrlichkeit weckt der Hybrid, abgesehen von der aktuellen Fördermöglichkeit und Steuervorteilen, nicht unbedingt.
Technische Daten
Kia Ceed SW PHEV Platinum |
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Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.580 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 77 kW / 105 PS bei 5.700 U/min |
Max. Drehmoment | 147 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 40,5 kW (60,5 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 170 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 104 kW / 141 PS, 265 Nm bei 1.000 - 2.400 U/min |
Batterie | 8,9 kWh Lithium-Ionen-Polymer |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 3,3 kW |
Ladeleistung Wechselstrom (AC) im Test | 3,5 kW (lt. Anzeige Ladesäule) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 120 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 168 - 195 km/h (je nach Akku-Füllstand) |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 12,5 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,4 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 4,0 Liter im Hybrid-Modus |
Leergewicht | 1.601 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.300 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.605 / 1.800 / 1.465 mm |
Grundpreis | 41.190 Euro |
Testwagenpreis | 42.010 Euro |