Kia EV6 GT 2022 Taycan-Power zum halben Preis

585 PS für 69.990 Euro: Der Kia EV6 GT im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

So schnell er auch ist, es hat dann doch gedauert. Seit der Einführung des Kia EV6 fiebern Fans und Kunden dem Topmodell GT entgegen. Das verschiebt die Grenzen dessen, was für viele früher ein „Hot Hatch“ war um ein halbes Universum nach oben. Kein Wunder, wenn das Elektroauto schon im regulären Programm eine Systemleistung von bis zu 325 PS bietet.

Der Kia EV6 GT im Video

Jetzt rollt der EV6 GT endlich an den Start. Durch eine stärkere Bestromung des hinteren Elektromotors, der als primäre Antriebsquelle neben dem Frontmotor, wird die Leistung deutlich erhöht. Das System stellt kurzzeitig bis zu 430 kW (585 PS) bereit. Nicht nur damit liegt der Koreaner auf dem Niveau von Porsche Taycan, Audi e-tron GT und Co., sondern auch in Fahrleistungen. In 3,5 Sekunden beschleunigt er auf 100 km/h, als Höchstgeschwindigkeit werden 260 km/h angegeben.

Von der brachialen Längsdynamik auf der Autobahn konnten wir uns bei der GT-Mitfahrt mit Albert Biermann ja bereits überzeugen. Jetzt steht der Kia EV6 GT erstmals für eigene Testfahrten bereit. Dafür haben wir uns kurvige Landstraßen in Hessen ausgesucht.

Ein eigenes Universum

Es sind nur ein paar Kilometer durch Wiesen und Felder. Die Straße schlängelt sich lasziv hindurch. Irgendwie haben sie in der Regionalverwaltung hier ein Herz für Autofahrer gehabt. Denn es sind 100 km/h erlaubt, das übliche Landstraßen-Tempolimit eben. Otto Normalbürger dürfte hier seinen Insignia wohl eher mit 70 Sachen bewegen, sonst wird ihm das zu hektisch. Wir sind zu einer Uhrzeit unterwegs, zu der er und die Menschen in den Dörfern rundum lieber vor dem Fernseher als im Auto sitzt. Also los…

Reden wir nicht lange drumherum. Die Performance, die der GT hier auf den Asphalt zaubert, ist beeindruckend bis waghalsig. Eigentlich ist der Autor dieser Zeilen kein Fan künstlicher Motorsounds im Innenraum, wie man es auch hier konfigurieren kann. Im EV6 GT macht das aber durchaus Sinn, um nicht voll und ganz den Bezug zur draußen vorbeifliegenden Welt und der eigenen Geschwindigkeit zu verlieren.

Es reicht ein abknickender großer Zeh auf dem Fahrpedal und das Katapult legt im per Knopfdruck aktivierten GT-Modus los. Wie ein Brett liegt der GT, der ein elektronisch gesteuertes Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern mitbringt, auf der Straße. Anvisieren, einlenken… während das Auto zentimetergenau der gewünschten Linie folgt, vergisst du, dass du hier eben über 2,1 Tonnen ums Eck wirfst.

Die manuell einstellbaren Sport-Schalensitze halten Fahrer und Beifahrer auf ihrer Position, auch unterstützt vom wenig rutschenden Mikrofaser-Bezug. Einen Verzicht muss man üben: Sitzventilation gibt es im GT nicht. Schon der reguläre Kia EV6 gefällt mit einer direkten, leicht straffen Abstimmung. Der GT zeigt einen nochmals deutlich schärferen Charakter, ohne den Alltagsnutzen zu den Augen zu verlieren. Die Bremsen, hier mit neongelben Sätteln geschmückt, packen bei Bedarf fest zu, Fading ist nicht erkennbar.

Wolf im Schafspelz

Kia EV6 GT Test Fahrt Video Review 2022

An den Normverbrauch von 22,7 kWh je 100 Kilometer, mit dem die 77,4 kWh große Batterie eine Reichweite von bis zu 424 Kilometer ermöglichen soll, kommen wir heute nicht heran, diesen Check holt ein späterer Test nach. Die Ladestopps dürften gewohnt kurz ausfallen. Dank 800-Volt-Technologie lassen am Schnelllader bis zu 240 kW Leistung realisieren.

Zurück ins normale Leben: Der „Runway Rot“ lackierte EV6 fällt nicht mehr auf als der Rest der Baureihe. Die leicht geänderten Stoßfänger und das kleine GT-Emblem am Heck fallen nur Kennern der Materie auf. Der Wolf trägt also einen dezenten Schafspelz. Wer mehr optischen Krawall sucht, muss wohl auf den geplanten Hyundai Ioniq 5 N warten.

Der GT kostet 69.990 Euro

Kia EV6 GT Test Fahrt Video Review 2022

Ab sofort (17. August 2022) ist der Kia EV6 GT wieder bestellbar. Nicht unerwartet ist eine Preiserhöhung im Vergleich zum Urpsprungstarif von 65.990 Euro. Der 585-PS-Sportler kostet jetzt 4.000 Euro mehr, also 69.990 Euro. Auch damit darf er, zumindest im Leistungsumfeld ähnlich starker Elektroautos, als Schnäppchen gelten. Die Ausstattung wurde im Vergleich zu den schwächer motorisierten GT-Line-Modellen um ein Assistenzpaket erweitert. Damit sind der aktive Totwinkelassistent mit Bremseingriff, Head-up-Display und die im Schlüssel integrierte Fernbedienung für das Ein- und Ausparken serienmäßig an Bord, dazu kommen die speziellen Sportsitze und die umgeformten Stoßfänger. Auch die Wärmepumpe muss beim GT nicht extra bezahlt werden.

Zum Preis-Vergleich tritt der Kia EV6 mit 325 PS Systemleistung und Allradantrieb als GT-Line an. Wird er mit dem erwähnten Assistenz-Paket, 20-Zoll-Felgen und Wärmepumpe ausgestattet, kostet er laut Liste 64.170 Euro. Der GT-Aufpreis für die höhere Spitzenleistung von 260 PS beträgt also 5.820 Euro.

Fazit

Kia EV6 GT Test Fahrt Video Review 2022

Fern. Schnell. Gut. Was auf vielen Lkw klebt, ist auch das Motto für den Kia EV6 GT. Er legt eine mehr als beeindruckende Performance an den Tag, kitzelt aber nicht ständig neue Bestzeiten-Jagereien aus dem Fahrer heraus. Denn trotz der Leistung funktioniert das geräumige Elektroauto auch im Alltag, pflegt dabei einen verhältnismäßig zurückhaltenden Auftritt. Oder, kurz gesagt: Wow!

Technische Daten

Kia EV6 GT

Antrieb Allradantrieb
Getriebe Eingang-Reduktionsgetriebe
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW 160 kW (218 PS)
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW 270 kW (367 PS)
Systemleistung: kW / PS 430 kW (585 PS), 740 Nm
Batterie 77,4 kWh Lithium-Ionen
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 240 kW
Beschleuningung 0-100 km/h 3,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 260 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 22,7 kWh / Reichweite 424 km
Leergewicht 2.125 kg
Anhängelast (gebremst) 1.800 kg
Länge / Breite / Höhe 4.695 / 1.890 / 1.545 mm
Grundpreis 69.990 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad