Maserati GranTurismo Folgore Supersportwagen für den Gentleman

Der Maserati GranTurismo Folgore im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Schnell raus hier! Die Rede ist vom Stopp-and-Go-Verkehr in der Hauptstadt Berlin, in dem wir stecken. Kein Terrain, in dem wir dem Maserati GranTurismo Folgore auch nur annähernd auf den Zahn fühlen können. Unter dem gepflegten Coupé-Kleid stecken nämlich Leistungswerte aus der Supersportwagen-Liga.

Nach den Verbrenner-Modellen mit aufgeladenem V6-Benziner beginnt jetzt die Elektrifizierung von Maseratis Zweitürer-Baureihe: Dem GranTurismo genannten Coupé und dem GranCabrio mit Stoffverdeck. Beide verschieben die Daten, zumindest nominell, eine Stufe nach oben.

Drei Motoren, Akku in T-Form

Drei Radialmotoren sorgen für Vortrieb, zwei davon an der Hinterachse. Jede E-Maschine leistet in der Spitze 300 kW (408 PS). Die maximale Leistung des Antriebstrios wird jedoch nicht von der bloßen Addition dieser Zahlen bestimmt, sondern von der Entladungsleistung des Akkus, der eine Speicherkapazität von 92,5 kWh (netto nutzbar 83 kWh) hat. 560 kW Systemleistung, die 762 PS entsprechen, geben die Italiener an. Noch imposanter ist die Zahl für das maximale Drehmoment: 1.350 Newtonmeter sind die Ansage.

Das zeigt sich, als wir das Gewühl der Großstadt nördlich hinter uns lassen. Sanft biegt sich eine leere Landstraße durch den Spreewald. Kein Auto weit und breit. Eine gute Gelegenheit, die Beschleunigungsleistung zu erleben. 2,7 Sekunden für den Nullhundert-Spurt stehen im Datenblatt. Das glaubst du gerne, wenn die die Wucht nach dem Tritt aufs Fahrpedal sogar den Kehlkopf im Hals nach hinten drückt.

Spätestens jetzt fallen die zu kurzen Kopfstützen als integrativer Teil der arg kleinen Sitze auf. Platz für ein höheres Gestühl wäre da. Man sitzt schön tief im GranTurismo, hat über dem Kopf viel Luft zum Dachhimmel. Ein Vorteil der Akku-Struktur. Die Batterie ist nicht ein großer Block im Fahrzeugboden. Die Zellen sind T-förmig über den Mitteltunnel und den hinteren Bereich unter den Notsitzen verteilt.

Schwergewicht-Athlet

Im eiligen Kurvengeschlängel bietet die Mittelkonsole die Möglichkeit zur Abstützung. Am Multifunktionslenkrad genießt du den direkten Kontakt zu den Vorderrädern, findest schnell deine persönliche Ideallinie. Das Leergewicht von fast 2,3 Tonnen wird nur in engen Kehren deutlich vorgetragen. Im öffentlichen Straßenverkehr erscheint es aber kaum möglich, den Maserati GranTurismo Folgore aus der Ruhre zu bringen.

Die adaptiven Dämpfer bieten auch im Sport-Modus einen ordentlichen Fahrkomfort, der künstlich erzeugte Sound im Innenraum sorgt für ein akustisches Feedback des Vortriebs. Hier wirkt ein Geräusch wie dieses weit weniger deplatziert als im Elektro-SUV Grecale Folgore .

Über die mächtigen Metall-Wippem am Lenkrad lässt sich die Energie-Rekuperation in vier Stufen einstellen. Den WLTP-Normverbrauch von 22,1 kWh je 100 Kilometer, mit dem eine Reichweite von 450 Kilometern möglich sein soll, erreichen wir aber auch damit heute nicht. Werte um 30 kWh zeigt der Bordcomputer im volldigitalen Instrumentendisplay an. Nach etwa 300 Kilometern müssten wir den 4,96 Meter langen Italiener also an Kabel legen.

22 kWh (dreiphasig) werden als Ladeleistung über den Typ-2-Stecker an einer entsprechenden Wallbox oder einer öffentlichen Ladesäule angegeben. Ein Nachmittag im Büro sollte also für ein Vollladung ausreichen. Oder ein Boxenstopp am Hyper Charger. Hier profitiert der Folgore von seiner 800-Volt-Technologie, kann Gleichstrom mit bis zu 270 kW saugen.

(Gar nicht mal so) teuer!

Maserati GranTurismo Folgore Test Elektro Fahrbericht Video Preis

Dazu bietet sich im Rahmen des Test-Nachmittag noch keine Gelegenheit, ebenso wenig zum Ausloten der Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h. Auf dem Weg zurück in die Stadt reicht der Max-Range-Modus zum Mitschwimmen im Verkehr. Bei 130 km/h wird in dieser Einstellung der gedämpfte Vortrieb gestoppt, per Kick-Down-Befehl am Fahrpedal kann man aber bei Bedarf euch diese Grenze überschreiten.

198.212 Euro kostet der Maserati GranTurismo Folgore. Ein hoher Preis, der dennoch überrascht. Die Vertriebsstrategen positionieren den Elektro-Sportler im Modellprogramm damit zwischen den beiden Verbrennern Modena und Trofeo. Mit 762 PS ist der GranTurismo Folgore also rund 24.000 Euro günstiger als der Trofeo mit 550 PS (222.535 Euro). Der bringt dafür den gewohnten Maserati-Sound mit, der dem lokal emissionsfreien Elektriker fehlt – aber stört das wirklich?

Fazit

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Grandiose Fahrdynamik, Kraft im Überfluss und als Verpackung eine aerodynamisch optimierte Karosserie ohne lautschreierisches Flügelwerk. Der Maserati GranTurismo Folgore weckt Begehrlichkeiten. Aber: Wer sich ein derart teures Auto leisten kann (und will), den dürfte ein fünfstelliger Mehrpreis für das Cabrio mit gleichem Antrieb nicht stören. Ohne Dach über dem Kopf dürfte der elektrische GT noch stärker seine Reize ausspielen. Sobald möglich, müssen wir diese Vermutung natürlich in Gewissheit umsetzen…

Technische Daten

Maserati GranTurismo Folgore

Antriebsart Elektroantrieb
Antrieb elektrischer Allradantrieb mit 3 Motoren à 300 kW
Systemleistung: kW / PS 560 kW (762 PS), 1.350 Nm
Batterie 92,5 kWh brutto / 83 kWh netto nutzbar
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 270 kW mit 800 Volt / 50 kW mit 400 Volt
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 22 kW (drephasig)
Beschleuningung 0-100 km/h 2,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 325 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 22,6 kWh
Reichweite nach Norm 450 km
Reifenmarke und –format des Testwagens Pirelli P Zero 265/35 ZR20 v. / 295/30 ZR21 h.
Leergewicht 2.260 kg
Länge / Breite / Höhe 4.960 / 1.957 / 1.375 mm
Grundpreis 198.212 Euro
Basispreis Baureihe 178.608 (GranTurismo Modena mit V6-Benziner)
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad