Der Mitsubishi ASX Hybrid im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Der Autofan wundert sich, Journalisten und Fachleute diskutieren eifrig. Den Kundinnen und Kunden im Autohaus wird es aber am Ende in vielen Fällen nicht wichtig sein, worüber auch dieser Bericht die ersten Zeilen verliert.
Der Mitsubishi ASX fällt im Straßenverkehr nicht auf, obwohl er das erste neue Modell der japanischen Marke in Europa seit vielen Jahren ist. Der Grund heißt Renault Captur. Auf ihm basiert der ASX nicht nur, er gleicht ihm wie ein Ei dem anderen. Lediglich Logos und Schriftzüge wurden ausgetauscht, dazu die Rückfahrkamera mit einer geänderten, eher notdürftig wirkenden, Halterung versehen.
Der Mitsubishi ASX im Video
Nach dem einst von der japanischen Zentrale verkündeten, recht diffusen „Einfrieren der Entwicklung von neuen Modellen für Europa“ und dem späteren Rückzug vom Rückzug musste schnell ein neues Modell her, um Händler und Kunden bei der Stange zu halten.
Allianzpartner Renault half mit dem Captur aus, der jetzt unter der bekannten Bezeichnung ASX auch bei den Mitsubishi-Vertragspartnern steht. Damit sind die Japaner im stark wachsenden Segment der kleinen B-Segment-SUV vertreten, was den Verkaufsanstrengungen des Importeurs neuen Schub geben dürfte.
Hybrid als Bestseller?
Mit 40 Prozent am Modellmix soll der ASX Hybrid den größten Anteil an den Verkäufen ausmachen. Wie die anderen Varianten als reine Verbrenner (91 PS), Mildhybrid (140 und 158 PS) und Plug-in Hybrid (159 PS Systemleistung) entspricht auch der Vollhybrid-Antriebsstrang dem Angebot im Renault Captur.
Neben einem 1,6 Liter großen Sauger mit 69 kW / 94 PS stecken zwei Elektromotoren im Auto. Die 36 kW (49 PS) starke Maschine kümmert sich, teils allein, teils zusammen mit dem Vierzylinder, um den Vortrieb. Dazu kommt ein Startergenerator mit 15 kW (20 PS), der für das Anfahren und den Übergang zwischen den beiden Teamkollegen zuständig ist. Die Systemleistung liegt bei 104 kW / 143 PS.
Die kleine Batterie mit 1,3 kWh wird beim Bremsen oder im Schubbetrieb aufgeladen, die hier gespeicherte Energie reicht bei entspannter Fahrweise für ein paar hundert elektrisch zurückgelegte Meter.
Die Kraftverteilung übernimmt ein „Multi-Mode“ genanntes Getriebe. Es hält zwei Übersetzungen für den Elektroantrieb und vier für den Verbrenner bereit. Per Softwaresteuerung lassen sie sich zu 15 Zahnradpaarungen kombinieren. Das klingt alles sehr kompliziert, fährt sich aber ganz einfach.
Entspannt und effizient unterwegs
Nach dem Druck auf den Startknopf stromert der ASX Hybrid durch den Stadtverkehr. Das Hinzuschalten des Vierzylinder-Benziners geschieht, sofern nicht mit kräftigem Druck auf das Gaspedal viel Leistung abgerufen wird, fast unmerklich. Ein Vorteil des komplexen Dreimotor-Hybrids.
Im Stadtverkehr rund um die portugiesische Hauptstadt Lissabon, auf Landstraßen und kurvigen Bergpassagen ist die Leistung des elektrifizierten SUV voll und ganz ausreichend. Zumindest dann, wenn man nicht den 158 PS starken Mildhybrid-ASX mit Doppelkupplungsgetriebe im direkten Vergleich fährt (dazu bald mehr).
Die Effizienz des Antriebs kann gefördert werden, indem man den Getriebe-Wählhebel in der Mittelkonsole auf die „B“-Position schubst. Mit einer stärkeren Energie-Rekuperation rollt der Mitsubishi spürbar verzögernd an Haltelinien oder Kurven heran. One-Pedal-Driving ist aber nicht möglich.
Die Fahrwerksabstimmung ist komfortabel ausgelegt, solange man nicht über arg schlecht gepflegten Asphalt oder Querfugen fährt. Beides gibt der ASX – wie auch der baugleiche Captur - nach innen weiter, teilweise von der Sitzpolsterung abgefangen.
5,6 Liter Testverbrauch
Der Bordcomputer zeigt am Ende des Test-Tages einen Durchschnittsverbrauch von 5,6 Litern an. Damit liegen wir knapp über dem WLTP-Wert von 4,7 bis 5,1 Litern, die man im reinen Stadtverkehr bei vorausschauender Fahrweite problemlos erreichen dürfte.
Auch der Innenraum gleicht dem des Renault Captur, abgesehen vom Logo auf dem Lenkrad und der Fahrzeuganimation im Infotainment-Display. Dieses steht in der höchsten Ausstattungslinie mit dem passenden Namen Top hochkant im 9,3-Zoll-Format auf der Mittelkonsole. Besagte Fahrzeuganimation ist Teil der von Renault bekannten Fahrmodus-Wahl „MySense“. Hier kann man auch die um die leichtgängige und um die Mittellage etwas diffus wirkende Lenkung mit einer „Sport“-Einstellung schärfen, was der Autor für den Alltag empfiehlt.
Kabellose Smartphone-Anbindung
Serienmäßig bringt der ASX Top ein fest installiertes Navigationssystem mit, ebenso eine kabellose Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto. Das bringt mit den bekannten Navi-Apps auch präzisere Echtzeitverkehrsdaten ins Auto. Schade: Trotz der kabellosen Integration ist eine induktive Ladeschale nur in der Top-Ausstattung serienmäßig und für die günstigeren Linien (Basis und Top sowie das Sondermodell Intro Edition) auch optional nicht zu haben.
Alle fahrrelevanten Daten versammeln sich auf einem digitalen Kombiinstrument. Die Assistenzausstattung ist mit adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage, Spurhalteassisstent und Spurfolgefunktion, Totwinkelwarner und Verkehrszeichenerkennung auf aktuellem Stand.
Das kostet der Mitsubishi ASX
Wer jetzt auf die einfache Aussage wartet, dass der Mitsubishi ASX günstiger oder teurer als der Renault Captur ist und deswegen dieser oder jener eine Kaufempfehlung ist, muss leider enttäuscht werden.
Das ASX-Basismodell mit 91 PS kostet ab 24.690 Euro. Annähernd gleich ausgestattet ist der Renault Captur in der zweiten Ausstattungslinie Evolution ab 24.550 Euro. Um zum für den europäischen Japaner geschnürten Paket aufzuschließen, fehlt ihm dann noch die Rückfahrkamera.Außerdem gewährt der Mitsubishi-Importeur eine Neuwagengarantie von fünf Jahren bis 100.000 Kilometer, bei Renault sind es zwei Jahre ohne Streckenlimit. Aktuell kann man die Mitsubishi-Garantie für 223 Euro auf acht Jahre verlängern.
Oder doch den Renault?
Den Hybridantrieb gibt es bei Mitsubishi im ASX Plus ab 30.990 Euro. Der Renault Captur Hybrid Techno kostet 30.450 Euro. Er hat dem Mitsubishi einen höhenverstellbaren Beifahrersitz, Zweifarblackierung mit weißem Dach und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen voraus. Der ASX steht auf Stahlfelgen mit Radzierblenden im gleichen Format, bringt zudem aber auch eine Lenkradheizung mit.
Der Mitsubishi ASX Top kostet als Hybrid ab 37.490 Euro. Seine Serienausstattung umfasst ein BOSE-Soundsystem, Lederbezüge, elektrische Sitzverstellung für den Fahrer, Glasschiebedach und die erwähnte Ablage zum induktiven Laden eines Smartphones mit.
Wer den 143 PS starken Hybridantrieb mit umfangreicher Serienausstattung kombinieren will, muss beim Mitsubishi-Händler vorbeischauen, bei Renault gibt es keine entsprechende Ausstattungslinie für diesen Antrieb. Das noble „Iconic“-Modell liefern die Franzosen nur als Plug-in Hybrid.
Fazit
Neues Auto, aber nichts Neues? Das stimmt. Trotzdem dürfte der ASX für neuen Schub bei den Zulassungszahlen der Marke sorgen. Aufsteiger vom kleinen Space Star und Umsteiger vom alten ASX oder Eclipse Cross bekommen mit dem neuen Modell ein geräumiges, modernes kleines SUV.
Wer seine Ansprüche an die Ausstattung genau kennt und Lust auf intensives Studium von Preislisten und Konfiguratoren hat, kann individuelle Preisvorteile herausarbeiten. Dann kommt es auf den Verkäufer im Autohaus und dessen Angebot an. Der Hybridantrieb liefert mit geringem Verbrauch und guten Manieren eine ordentliche Vorstellung ab, macht heimliche Sportwagenfans aber nicht glücklich.
Technische Daten
Mitsubishi ASX Hybrid |
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Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.598 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 69 kW / 94 PS |
Max. Drehmoment | 148 Nm bei 3.600 U/min |
Getriebe | Multimode-Autmatikgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 36 kW (49 PS) + 15 kW (20 PS) |
Systemleistung: kW / PS | 105 kW / 143 PS |
Batterie | 1,3 kWh |
Tankinhalt | 48 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 4,7 - 5,1 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 5,6 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | GoodYear Efficient Grip 215/55 R18 |
Leergewicht | 1.495 - 1.513 kg |
Anhängelast (gebremst) | 750 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.227 / 1.797 / 1.585 mm |
Grundpreis | 30.990 Euro (Ausstattungslinie Plus) |
Testwagenpreis | 38.690 Euro (Ausstattungslinie Top mit optionaler Zweifarb-Lackierung) |