Was passt besser in den neuen Nissan Juke - Handschaltung oder DCT?
„Muss der Junge denn immer mit schwarzem Kapuzenpulli herumlaufen?“ Und „kann sich die Tochter nicht dem Alter (dem der Eltern?) entsprechend anziehen?“ Eltern – und auch wir alle, die wir deren Kinder waren und sind – haben mit der Rebellion des Nachwuchses manchmal eine schwere Zeit. Und man weiß auch: Das geht vorbei. Der aufmüpfige Sohn ist dann doch im mittleren Management gelandet und aus der Partygöre wurde eine erfolgreiche Businessfrau / Mutter / bitte hier ein Klischee einsetzen.
Eine Million Juke seit 2010
Ein Wandel, den auch der Nissan Juke mitmachte. Als die Japaner 2010 die erste Generation auf den Markt brachten, war er erstmal anders. Mit so einem kleinen SUV fremdelten manche Käufer noch (ja, Kinder, es gab solche Zeiten!) und das Design mit den großen Runden Augen und den wasserfallartigen Rückleuchten am schrägen Heck wollte gar nicht Jedem gefallen. Taten sie dann aber doch. Über eine Million Juke hat Nissan in neun Jahren weltweit verkauft, in China fuhr der sogar mit dem Logo der Premiummarke Infiniti vom Hof. Knapp 70.000 Autos bekamen ein deutsches Kennzeichen in die Halterung gesteckt.
Jetzt tritt der neue Nissan Juke das Erbe des Trendsetters an. Und so wie ein Surfer später in die Welle einsteigt, rauscht auch er jetzt auf deren Kamm mit, musste Stabilität und Geschwindigkeit anpassen. Der Markt wimmelt von Mitbewerbern und die Wünsche der Kunden haben sich kanalisiert.
Auf T-Roc-Format gewachsen
Mit dem Modellwechsel wurde der Nissan Juke eine halbe Nummer größer. Er misst jetzt 4,21 Meter in der Länge. Das sind 7,5 Zentimeter mehr als bisher und ziemlich genau das Maß des neuen Klassenprimus VW T-Roc, der ganz weit oben in der Zulassungsstatistik parkt. Etwas höher und breiter ist der Juke zudem geworden, was vor allem dem Platzangebot im Innenraum guttut.
Ganz hinten schluckt das SUV-Coupé-Heck jetzt mindestens 422 Liter, bei Juke Nummer Eins war bei 354 Litern Schluss. Ein doppelter Ladeboden teilt das Gepäckabteil auch clever in der Schräge, um leichte Dinge – zum Beispiel nach einem Wochenendeinkauf – vor schweren zu schützen. Die Lehne der Rücksitzbank ist im Verhältnis 40:60 umklappbar. Das war es dann auch mit der Variabilität. Nicht mal eine ausklappbare Mittelarmlehne steckt in der Lehne.
Dafür sitzt es sich im Fond auch als großer Mensch sehr bequem. Die Bank ist ausreichend hoch und es steht ausreichend Knieraum zur Verfügung. Eine gerade Seitenlinie sorgt für gute Aussichten zur Seite, nach vorne behindern die in die Site integrierten Kopfstützen etwas die Sicht. Und klar, die Karosserieform schränkt die Kopffreiheit ein – das weiß man aber vor einer Kaufüberlegung.
Google Assistant an Bord
Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer mit gutem Seitenhalt und toller Schulterunterstützung. Die Auflagefläche für die Oberschenkel ist lang, auch die nicht verstellbare Kopfstütze ist hoch genug. Mit dem bei den höchsten Ausstattungslinien Tekna und N-Design optional (600 Euro Aufpreis) lieferbaren Bose-Soundsystem sind hier auch Lautsprecher montiert. Das funktioniert, auch im Fond bieten sie eine gute Klangfülle, obwohl weiter hinten keine Boxen montiert sind.
Musik kommt ab der Basis Visia aus dem DAB-Radio oder Bluetooth-Geräten. Acenta bringt dann schon das neue Infotainmentsystem mit acht Zoll großem Display und Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto mit. Im nächsthöheren Level N-Connecta ist der Juke dann immer online und kann auch mit dem Google Assistant sprachgesteuert werden. So lässt sich zum Beispiel auf Zuruf vom heimischen Sofa aus ein Navigationsziel an das Auto übertragen. Das Navigationssystem mit TomTom-Daten kostet aber 390 Euro extra.
Das Ziel der ersten Testfahrt ist klar. Herausfinden, was der neue Nissan Juke so bietet. Einziger Motor des kleinen SUV ist zum Marktstart ein Dreizylinder-Benziner mit 117 PS. Den gibt es bislang schon im Nissan Micra N-Sport, außerdem baut ihn Allianzpartner Renault mit 100 PS in den neuen Clio ein. Mit ihm und dem Renault Captur teilt sich der Juke übrigens die Plattform.
Der Benziner ist beim Ausdrehen der Gänge deutlich als Dreizylinder wahrnehmbar, bleibt aber bei Reisetempo auf Landstraßen oder Autobahn-Richtgeschwindigkeit stets im Hintergrund. Mit 180 Nm maximalem Drehmoment bietet er ausreichende Kraft, kommt aber auch in Alltagssituationen an seine Grenzen. Eine Steigung an der Autobahn und der gleichzeitigt Wunsch, von Tempo 100 auf 120 km/h zu beschleunigen? Da ist ein Griff zum Schalthebel des serienmäßigen Sechsganggetriebes nötig.
Schaltgetriebe oder DCT?
Der Schalthebel ist hoch und damit ergonomisch sehr gut platziert, die Gänge rasten sauber ein. Nur die Schaltwege selbst sind etwas zu lang, was Dynamik aus dem Übersetzungswechsel nimmt.
Für 1.600 Euro bzw. 2.000 Euro (bei Tekna mit ProPilot-Assistenzsystem) Aufpreis baut Nissan im britischen Werk Sunderland auch ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ein. Auf der Vergleichsfahrt mit einem entsprechend ausgestatteten Testwagen bestätigt sich die Vermutung: Das DCT passt nach Meinung des Autors besser zum Nissan Juke, lässt ihn knackiger wirken.
Kontrastfarben für mehr Rebellion
Nicht jeder legt als Erwachsener die Rebellion ab. Unter dem Maßanzug des Aktienbrokers können großflächige Tattoos versteckt sein. Wer auch im ernsthafteren Juke optisch laut bleiben möchte, kann dies mit der Ausstattungslinie N-Design tun. Kontrastfarben für Dach, Antenne und Außenspiegel sind dann Teil der Serienausstattung, innen leuchten Teile der Ausstattung in grellem Orange.
Fazit zum Nissan Juke
Für den Nissan Juke beginnt 2019 der Ernst des Lebens. Im neuen Format muss er nicht nur Kunden in die Autohäuser locken, sondern sich auch gegen eine große Zahl von Konkurrenten behaupten. Mit dem guten Raumangebot und der, je nach gewählter Linie, kompletten Ausstattung erfüllt er diese Ansprüche, wird aber auch teurer.
Gleichzeitig bleibt er mit den runden Hauptscheinwerfern und der optionalen Farbgebung seiner Jugendlichkeit treu. Wenn ihm Nissan jetzt noch eine induktive Ladeschale für das Smartphone spendiert, gilt das auch für die Connectivity.
Technische Daten
Nissan Juke N-Design |
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Hubraum | 999 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 86 kW / 117 PS bei 5.250 U/min |
Max. Drehmoment | 180 Nm bei 1.750 - 4.000 U/min |
Getriebe | 6-gang-Schaltgetriebe / 7-Gang-Doppelkupplung |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,4 Sekunden / 11, Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 4,9 Liter (4,8 Liter mit DCT) |
Verbrauch real auf 100km | 7,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Hankook Ventus S1evo 225/45 R19 |
Leergewicht | 1.257 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.210 / 1.800 / 1.595 mm |
Grundpreis | 26.390 Euro / 27.990 Euro mit DCT |