Nissan X-Trail e-4orce Elektrischer Benzin-Alleskönner

Der neue Nissan X-Trail e-4orce mit Allradantrieb und sieben Sitzen im ersten Fahrbericht mit Video-Review.

Zu Kanten hat das neue Topmodell im Modellprogramm der Marke Nissan ein gespaltenes Verhältnis. Optisch zeigt die 4,68 Meter lange SUV-Karosserie einige davon. Angefangen an der Front mit geteilten Scheinwerfern und großem Grill bis hin zu den ausgestellten Radhäusern mit ausgeprägten Bügelfalten.

Der Nissan X-Trail im Video

Auf der Straße will der Nissan X-Trail mit Kanten, Fugen und anderen Verwerfungen auf dem Asphalt aber nichts zu tun haben. Womit wir mittendrin sind im Fahrbericht zum neuen Japan-SUV. Auf optionalen 20-Zoll-Felgen, die einen niedrigen Reifenquerschnitt mit sich bringen, bügelt das Fahrwerk selbst schlecht geflickte Nebenstraßen im slowenischen Hinterland, wo wir mit dem X-Trail unterwegs sind, glatt. Auch in den Asphalt gefräste Querfugen vor Ausfahrten kommen nur stark abgemildert bei Fahrer und Passagieren an, die zudem auf großen und weich gepolsterten Ledersesseln vorne und einer Bank im Fond lümmeln.

Und der Antrieb? Von dem ist auch bergauf kaum etwas zu hören, dafür gibt es jetzt umso mehr über ihn zu lesen. Zusammen mit dem Nissan Qashqai bringt der X-Trail die neue Generation der e-Power-Technologie nach Europa. Exklusiv für den größeren Bruder gibt es die Allradvariante mit leicht umständlichen Namen e-4orce. Was bedeutet das?

Elektroantrieb mit Benzin-Generator

Zwei Elektromotoren sorgen für einen permanenten Allradantrieb. Die Maschine an der Vorderachse leistet bis zu 150 kW (204 PS) und bringt 330 Newtonmeter Drehmoment. Der Kollege hinten schafft bis zu 100 kW (136 PS) und weitere 195 Newtonmeter. Strom fließt über eine nur 2,1 kWh (netto nutzbar 1,8 kWh) große Pufferbatterie. Erzeugt wird dieser von einem 1,5 Liter großen Turbo-Benziner mit 158 PS unter der hohen Motorhaube. Der Verbrenner arbeitet als Generator, treibt nie die Räder direkt an.

Die Drehzahl des Motors wird bei (Strom-)Bedarf softwaregesteuert angehoben. Die Drehmomentwelle des Turbos und gute Dämmung bis hin zu doppelt verglasten Seitenscheiben sorgen aber dafür, dass es im Nissan X-Trail nie über Gebühr laut wird. Über die B-Stellung des Fahrtrichtung-Knubbels kann die Rekuperation verstärkt werden, über die e-Pedal-Taste nochmals mehr. Reines One-Pedal-Driving ohne Betätigung der Bremse kurz vor Stillstand ist aber nicht möglich. Der Akku füllt sich somit recht zügig, aber auch dann kann man die Rekuperationsfunktion weiter nutzen. Die, salopp ausgedrückt, umgekehrte Drehrichtung der E-Maschinen, wird dann zum Antrieb genutzt.

Voll variable Kraftverteilung

Nissan X-Trail Tekna+ e-4orce Test Fahrbericht Hybrid Video Review

Das ist noch nicht alles: Neben einer bedarfsgerechten Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse bietet der Nissan X-Trail auch eine Torque-Vectoring-Funktion. Das Drehmoment kann von der Elektronik auch zwischen den einzelnen Rädern verteilt werden. Das bringt nicht nur Vorteile in Sachen Kurvenstabilität, sondern hilft auch bei Offroad-Ausflügen (ein Video dazu folgt bald nach).

Hängt ein Rad trotz Achsverschränkung in der Luft oder steht das Auto nur halbseitig auf rutschigem Untergrund, bleibt dennoch die volle Richtungsstabilität erhalten. Auch bei starker Schräglage kann das System eingreifen und hilft, ein seitliches Wegrutschen des X-Trail auf sandigem Boden zu verhindern.

Optional ein Siebensitzer

Nissan X-Trail Tekna+ e-4orce Test Fahrbericht Hybrid Video Review

Wenig alltagsrelevant? Dann kehren wir schnell zurück ins Leben zwischen Kita, Supermarkt und Yoga-Stunde. Die Fondtüren des Nissan X-Trail öffnen fast rechtwinklig (genau: 85 Grad). Somit kann man ohne Verrenkungen Kinder anschnallen oder deren Sitze montieren. Weit außen liegende und gut erreichbare Isofix-Bügel helfen zusätzlich. Die Rücksitzbank ist um 22 Zentimeter in der Länge verschiebbar, was in der hintersten Position für tanzhallenartige Raumverhältnisse sorgt. Gegen 800 Euro Aufpreis ist eine dritte Sitzreihe lieferbar, die den Nissan zum Siebensitzer macht.

Hier sind wohlweißlich nur Passagiere bis zu einer Körpergröße bis 1,60 Meter zugelassen. Knie- und Kopffreiheit sind arg eingeschränkt. Immerhin bietet der X-Trail für die Passagiere ganz hinten aber mehr Platz als Konkurrenten in Form von Skoda Kodiaq, Seat Tarraco oder Kia Sorento. Wenig überraschend: Mit voller Mannstärke im Auto sinkt das Kofferraumvolumen auf 177 Liter, als Fünfsitzer fasst der Allrad-Hybrid 575 bzw. 485 Liter (ohne / mit im Boden versenkten Sitzen).

Alexa fährt mit

Nissan X-Trail Tekna+ e-4orce Test Fahrbericht Hybrid Video Review

Hinter dem Lenkrad blickt man auf hochauflösende Displays für die Instrumente und Infotainment (jeweils 12,3 Zoll groß) und, serienmäßig ab Ausstattungslinie Tekna, ein Head-up-Display. Die Bedienung gelingt auch dank schnell reagierendem Touchscreen problemlos, die Klimaautomatik behält ihr separates Steuerelement mit physischen Tasten. Neben der Nissan-Sprachsteuerung ist auch Amazons Alexa an Bord. Mit ihr kann man Navigationsziele schon vom heimischen Sofa oder dem Schreibtisch ins Auto schicken lassen.

Kommt der e-Power zur falschen Zeit?

Nissan X-Trail Tekna+ e-4orce Test Fahrbericht Hybrid Video Review

Eine Frage, die man spontan mit „nein“ beantworten kann. Warum? Kunden, die noch nicht auf reine Elektroautos umsteigen wollen oder können, griffen vermehrt zu Plug-in Hybriden. Deren Förderung läuft Ende 2022 aus, es bleibt nur der Vorteil bei der Versteuerung eines Firmenwagens.
Der Nissan X-Trail e-Power (Vorderradantrieb) oder e-4orce (Allrad) hätte von der Förderung wegen dem fehlenden Stecker nicht profitiert, ist aber im Alltagsbetrieb mindestens so sparsam wie ein PHEV im Hybrid-Modus.

Beim Siebensitzer liegt der WLTP-Normverbrauch mit Allradantrieb bei 6,3 – 6,7 Litern je 100 Kilometer. Wir waren zwei Tagen mit dem X-Trail unterwegs. Am ersten Tag meldete der Bordcomputer, nach vielen dynamischen Bergpassagen für Foto- und Videoaufnahmen, einen Wert von acht Litern für 100 Kilometer. Am Ende des zweiten Tages mit entspannten Touren über Landstraßen und tempolimitierten Autobahnen (130 km/h) standen dann 7,2 Liter Verbrauch „unter dem Strich“.

Das kostet der Nissan X-Trail

Nissan X-Trail Tekna+ e-4orce Test Fahrbericht Hybrid Video Review

Sparen beim Fahren kann man mit dem Nissan X-Trail also. Ohne Auflademöglichkeit vergleichen wir die Preise am besten mit der Hybrid- und Benziner-Konkurrenz. Den Allradler gibt es bei Nissan in der Ausstattungslinie Acenta ab 44.400 Euro. Der Testwagen fuhr als nobler Tekna+ vor, kostet so als Fünfsitzer 55.730 Euro.

Zum Vergleich: Ein Skoda Kodiaq 2.0 TSI mit 190 PS-Benziner als Laurin & Klement kostet, annähernd ausstattungsgleich 54.790 Euro, ein VW Tiguan Allspace Style ist mit 58.740 Euro teurer. Deutlich mehr verlangt der Kia-Händler für einen Sorento Hybrid Platinum mit 230 PS Systemleistung: 61.300 Euro (alle Preise Stand Oktober 2022).

Fazit

Nissan X-Trail Tekna+ e-4orce Test Fahrbericht Hybrid Video Review

Der Nissan X-Trail überzeugt mit formidablen Platzverhältnissen, einem sehr guten Fahrkomfort und intuitiver Bedienung. Dazu kommt der elektrifizierte Antrieb, der effizient und leise arbeitet. Zudem bietet er genug Leistung, um das große Auto souverän voranzubringen. Kurz gesagt: Ein gelungenes Familien- und Reiseauto.

Technische Daten

Nissan X-Trail e-4orce

Antrieb elektrischer Allradantrieb
Hubraum 1.497 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 116 kW / 158 PS bei 4.600 U/min
Max. Drehmoment 250 Nm bei 2.400 - 4.400 U/min
Elektromotor vorn: Maximale Leistung kW 150 kW (204 PS)
Elektromotor vorn: Maximales Drehmoment 330 Nm
Elektromotor hinten: Maximale Leistung kW 100 kW (136 PS)
Elektromotor hinten: Maximales Drehmoment 195 Nm
Systemleistung: kW / PS 157 kW / 214 PS
Batterie 2,1 kWh (netto nutzbar 1,8 kWh)
Tankinhalt 55 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 7,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,7 - 6,3 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Michelin 255/45 R20
Leergewicht 1.961 - 2.024 kg (Siebensitzer)
Anhängelast (gebremst) 1.800 / 1.650 kg (Fünf-/ Siebensitzer), Stützlast 100 kg
Länge / Breite / Höhe 4.680 / 1.840 / 1.720 mm
Grundpreis 44.400 Euro (Acenta)
Testwagenpreis 57.030 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad
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