Der neue Opel Astra im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Opel will ab 2028 nur noch Elektroautos verkaufen. Auf dem Weg dorthin spielt der Ausbau der aktuellen Modellpalette eine wichtige Rolle. Auch der kompakte Astra ist jetzt in einer vollelektrischen Variante zu haben.
Der Astra Electric im Video
Wie bei Corsa, Mokka und den Transportern mit Van-Pendants unterscheidet sich der Opel Astra Electric optisch nicht von seinen Brüdern mit Benzin- oder Dieselmotor und den Plug-in Hybriden. Wer also ein Elektroauto fahren will, ohne sich und die Nachbarn an eine neue Designsprache wie bei den VW ID-Modellen zu gewöhnen, findet hier eine Möglichkeit dazu.
E-Antrieb mit 156 PS
Unter dem kantigen Blechkleid nutzt der elektrische Astra die Stellantis-Konzerntechnik, die auch vom Peugeot e-308 bekannt ist. Die permanenterregte Maschine unter der vorderen Haube leistet maximal 115 kW (156 PS), sofern im Sport-Modus gefahren oder der Kick Down bemüht wird. Im Normal-Modus stehen 100 kW (136 PS) bereit, im Eco-Modus sind es 79 kW (108 PS). Auch das reicht aus, denn der Astra Electric ist vor allem ein entspannter Gleiter, kein „Hot Hatch“.
270 Newtonmeter Drehmoment treiben den knapp unter 1,7 Tonnen schweren Kompakten gut voran, ohne Fahrer und Insassen mit dem berüchtigten Tritt in den Rücken anzupeitschen. Das passt gut zum Konzept des Astra Electric, der eben kein bunter Elektro-Vogel sein will.
Testverbrauch: 16,3 kWh / 100 km
418 Kilometer Reichweite gibt der Hersteller nach WLTP-Norm an, ehe der 54 kWh (netto nutzbar 51,5 kWh) große Lithium-Ionen-Akku leer ist. Dann kann er mit bis zu 100 kW am Schnelllader gefüllt werden. In 26 Minuten soll der Ladezustand von 20 auf 80 Prozent erhöht werden. Die meisten Kunden dürften ihren E-Astra zuhause an die Wallbox hängen. Wechselstrom wird dreiphasig mit bis zu 11 kW geladen.
Der genannten Reichweite liegt ein Normverbrauch von 14,8 kWh Strom auf 100 Kilometern zugrunde. Unsere Testfahrten mit dem Astra Electric führten über Autobahnen (maximal 130 km/h) und Landstraßen, dazu kam nur etwas Stadtverkehr. 16,3 kWh auf 100 Kilometer meldete der Bordcomputer am Ende des Tages. Mit höherem Innerorts-Anteil dürfte man locker Werte um 15 kWh schaffen. Die genaue Reichweite und die tatsächliche Ladeleistung kann erst ein späterer Alltags-Test klären.
Gekonnte Fahrwerksabstimmung
Unterwegs gefällt der Opel Astra auch als Elektroauto mit seinem ausgewogenen Fahrwerk. Querfugen und Wurzelaufbrüche werden gut verarbeitet, trotzdem bietet die Federung ausreichend Feedback von der Straße. Auch nach langen Wellen schwingt der Aufbau nicht nach. Eine adaptive Dämpferregelung wird nicht vermisst. Auch die Lenkung passt zum agilen Eindruck des Astra.
Ein Kurvenräuber ist der Rüsselsheimer aber nicht, die effizienzsteigernden Michelin e-Primacy – Reifen wimmern in zügigen Kurven und Kehren schnell um Gnade. Die Untersteuerneigung des Fronttrieblers hält sich aber in Grenzen, auch hier beweist der Astra die hohe Kompetenz seiner Entwickler.
Nicht nur außen, auch innen unterscheidet sich das lokal emissionsfreie Modell nicht vom Rest der Astra-Palette. Die Bedienung gibt kaum Rätsel auf, dafür sorgen auch gut sortierte Tasten unter dem zentralen Touchscreen-Monitor.
Elektrisch verstellbare Sitze gibt es nicht bzw. nur teilweise (Fahrersitz manuell längsverstellbar, der Rest geht elektrisch). Im, nicht wirklich aussagekräftigen, Fernvergleich mit dem Verbrenner-Astra sitzt man vorne zudem rund einen Zentimeter höher im Auto, das aufgrund der Akku-Pakete unter den Vordersitzen und der Rücksitzbank auch rund 1,6 Zentimeter höher liegt als der Astra GS mit Hubkolbenmotor.
Im Fond zwickt es großen Menschen an den Knien, der Astra zählt – unabhängig vom Antrieb – nicht zu den geräumigsten Vertretern seiner Klasse. Das Kofferraumvolumen der Elektrovariante liegt mit 352 Litern auf dem Niveau der Plug-in Hybride. Ihnen fehlt im Vergleich zu Benziner und Diesel das größere Kellerabteil unter dem doppelten Ladeboden.
Selbstbewusster Preis
Der Opel Astra Electric startet mit der Ausstattungslinie GS. Sie bringt schwarze Karosseriedetails und 18-Zoll-Felgen für einen dynamischen Auftritt mit. Zudem ist die Serienausstattung mit LED-Scheinwerfern, Einparkhilfe und Co. recht komplett. Auch eine Wärmepumpe zählt, wie bei allen elektrischen Opel, zum Paket.
45.060 Euro kostet der Opel Astra Electric. Damit ist der 4.080 Euro teurer als der Plug-in Hybrid mit 180 PS Systemleistung als GS. Das kann man, einen erfolgreichen Antrag vorausgesetzt, durch die Bafa-Prämie wieder hereinholen.
Was kostet die Konkurrenz?
Im Wettbewerbsumfeld mit anderen Elektroautos zeigt sich aber, dass der Opel Astra auch als Electric kein Schnäppchen sein will. Zum Vegleich: Ein ähnlich ausgestatteter VW ID.3 mit 58 kWh großem Akku kostet rund 44.500 Euro. Der MG4 Electric aus China steht als Luxury-Modell mit 64 kWh großer Batterie für 41.990 Euro im Konfigurator. Teurer als der Astra ist sein Bruder, der Peugeot e-308. Ihn gibt es aktuell nur als First Edition für 48.040 Euro.
…oder Leasing?
Zum Marktstart bewirbt der Opel-Vertrieb ein Leasingangebot für den Astra Electric. 399 Euro kostet das Auto im Monat. Die Anzahlung von 4.500 Euro pulverisiert sich aber erst dann, wenn der Kunde die Umweltprämie erfolgreich beantragt hat. Zudem muss man bedenken, dass diese Rate bei einer Laufzeit von 48 Monaten mit nur 5.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung berechnet ist.
Mehr Kilometer treiben die Rate dann ebenso wie mehr Ausstattung. Der hier gezeigte Testwagen bringt das IntelliLux genannte Matrix-LED-Lichtsystem, Navigation, Head-up-Display, Metalliclack, Alcantara-Bezüge innen und viele weitere Extras mit. So lässt sich der Listenpreis auf 52.380 Euro treiben.
Der Elektro-Kombi kommt
Ein Solist wird der Astra Electric nicht bleiben. Auf den Fünftürer folgt in der zweiten Jahreshälfte der lokal emissionsfreie Sports Tourer, der dann einer der ersten Elektro-Kombis auf dem Markt sein wird.
Wenn man den Preisunterschied in Höhe von 1.500 Euro bei den Verbrennern und Hybridmodellen zugrunde legt, dann darf man davon ausgehen, dass der Opel Astra Electric Sports Tourer als GS ab 46.560 Euro kosten wird.
Fazit
Opel geht einen anderen Weg als viele Mitbewerber. Elektroautos sind Teil des regulären Modellprogramms, werden nicht als eigene Linie vermarktet. Diese Strategie ist erfolgreich, wie Cora und Mokka zeigen. Jetzt startet der Opel Astra Electric in der Kompaktklasse.
Fahrwerk und Antriebstechnik gefallen, das Design bleibt auch mit Elektromotor seiner markanten Linie treu. Opel-Fans müssen für den elektrischen Kompakten aber tief in die Tasche greifen, im Vergleich zur Konkurrenz ist der Astra kein Schnäppchen.
Technische Daten
Opel Astra Electric GS |
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Antrieb | Frontantrieb |
Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 115 kW (156 PS) im Sportmodus / 100 kW (136 PS) im Normalmodus / 79 kW (108 PS) im Eco-Modus |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 270 Nm |
Batterie | 54 kWh (netto 51 kWh), Lithium-Ionen |
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) | 100 kW |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 11 kW (dreiphasig) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 14,8 kWh |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 16,3 kWh (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin e-Primacy 215/45 R18 |
Leergewicht | 1.679 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.374 / 1.860 / 1.488 mm |
Grundpreis | 45.060 Euro |
Testwagenpreis | 52.380 Euro |