Ora Funky Cat GT Ein Begleiter für den Alltag?

Was kann der Ora Funky Cat auf der Straße und an der Ladesäule? Test und Video-Review der teuren GT-Version.

„Ich bin hier“ – der Ora Funky Cat will auf sich aufmerksam machen. Besser gesagt: Seine Sprachsteuerung, wenn sie mal wieder ungefragt anspringt. Im Straßenbild zieht aber auch das Auto an sich die Aufmerksamkeit anderer Fahrer und von Passanten auf sich.

Der Ora Funky Cat GT im Video

Mit runden Scheinwerfern und einer ebenfalls runden Front zeigt der Kompakte aus China ein Gesicht, das einen Gegensatz zu den grimmigen LED-Linien der meisten modernen Autos darstellt. Retro-Design? Ja, aber neu zusammengestellt. Manch einer fühlt sich an den Mini erinnert, ein anderer an den VW Käfer.

Oder an den Nissan Leaf der ersten Generation. Wie jetzt? Dazu muss man ans Heck des Ora Funky Cat schreiten. Dessen Asia-Design harmoniert nur mittelprächtig mit der knuffigen Front. Immerhin macht der Leuchtbalken unter der Heckscheibe mit einer wilden Lichtshow auf sich aufmerksam – zusammen mit den Tagfahrlicht-Ringen vorne, wenn man das Auto entriegelt. Lustigerweise aber nur bei heller Umgebung. Der große Showeffekt bei Dunkelheit bleibt aus.

Sportliche Optik, nichts dahinter?

Ein bisschen mehr Drama in die Sache soll die GT-Ausstattung bringen, mit der unser Testwagen anrollt. Spezielle Stoßfänger, Radlaufverbreiterungen, rote Dekore und ein Dachspoiler sorgen für eine sportliche Optik, die dem Funky Cat gut steht.

Ein echter Muskel-Kater wird so aber nicht aus dem Fünftürer, denn technisch ändert sich nichts. Es bleibt beim vorne montierten E-Motor mit 126 kW (171 PS), der die Vorderräder antreibt. Im Fall des GT wird er aus einem 63 kWh großen Akku (netto nutzbar 59,3 kWh) bestromt. Mit einem Drehmoment von 250 Newtonmetern treibt die Maschine den immerhin fast 1,7 Tonnen schweren Fünftürer flott voran, ohne für den berüchtigten Tritt in den Rücken zu sorgen. Gut so, denn die lineare Kraftentfaltung schont nicht nur die Komponenten, sondern passt auch besser in den automobilen Alltag.

Für Über-Nacht-Lader

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In ihm dürfte der Ora Funky Cat vor allem von Menschen bewegt werden, die zuhause und / oder am Arbeitsplatz laden können. Wechselstrom zieht das Auto an der Wallbox oder einer Ladesäule dreiphasig mit 11 kW. Über Nacht oder während des Arbeitstages kann man den ternären Lithium-Akku füllen.

Das klingt entspannter als die Warterei am Schnelllader. Wie viele Autos aus China zählt die CCS-Ladeleistung nicht zu den Paradedisziplinen des Ora Funky Cat. 67 kW werden vom Werk angegeben. Im mehrwöchigen Testalltag ging die Leistung nie über 56 kW hinaus. Während man den Füllstand der Batterie von 20 auf 80 Prozent hieven lässt, sieht man viele 800-Volt-Hyundais und andere Schnelllader kommen und gehen.

Geringer Verbrauch, hohe Reichweite

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Positives gibt es über den Verbrauch zu sagen. Im Testalltag, der im typischen Pendlerverkehr aus vielen Landstraßenabschnitten, Autobahnfahrten und nur gelegentlichem Stadtverkehr bestand, hat der GT einen Verbrauch von 16,5 kWh auf 100 Kilometer erwiesen. Damit liegt er knapp unter dem WLTP-Normwert von 16,8 kWh. Die angegebene Reichweite von 400 Kilometern lässt sich ohne große Zugeständnisse realisieren.

Man könnte sogar noch etwas sparsamer unterwegs sein, wenn man schneller und damit öfter in die Rekuperation von Energie eingreifen könnte. Dafür muss aber ein Untermenü des teils störrischen Touchscreen-Displays auf der Mittelkonsole bemüht werden, weshalb man meist die Finger davon lässt.

Software mit Optimierungspotenzial

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Die verbaute Software zeigt Nachholbedarf. Womit wir auch zur eingangs erwähnten Sprachsteuerung kommen. Stolz sind sie beim Ora-Mutterkonzern Great Wall Motors darauf, dass man den Namen des Autos und damit den Zuruf-Befehl frei wählen kann. Der Testwagen heißt Toni. In der Tat reagiert er auf den namentlichen Zuruf schnell, frei gesprochene Wünsche wie die Aktivierung der Sitzheizung werden zuverlässig umgesetzt. Allzu oft mischt sich Toni aber auch in Telefonate oder Gespräche der Insassen ein, fühlt sich angesprochen. Wenn man ihn nicht umgehend mit einer Aufgabe betraut meldet er sich ständig zu Wort, auch mit „ich bin hier“. Da hilft nur der Fingerdruck auf das Roboter-Symbol.

Aber nur kurz gucken, sonst kommt die nächste Warnung: „Seien Sie nicht geistesabwesend!“ Das hört man oft, wenn die Fahrerüberwachungskamera eine auch nur 0,003 Sekunden (gefühlt) dauernde Ablenkung erkennt. Und die kommt vor, wenn man eines der winzigen Icons auf dem Infotainment-Display treffen will. Unbrauchbar sind die werksseitig eingebauten Streaming-Apps. Sie öffnen Browser-Seiten – im Auto lenkt das zu stark ab. Da hilft die kabellose Iphone-Anbindung mit Apple CarPlay. Das Telefon kann währenddessen auf der Mittelkonsole induktiv geladen werden.

Hohe Verarbeitungsqualität

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Die verwendeten Materialien im Innenraum mit haptisch angenehmem Leder-Imitat und die Verarbeitung liegen auf hohem Niveau. Das gilt auch für den Fahrkomfort des Ora Funky Cat. Auch mit den 18-Zoll-Rädern der GT-Version bietet der Chinese einen guten Federungskomfort. Die angenehm direkte Lenkung verkauft sich aufgrund des riesigen Steuerrads unter Wert.

Vielleicht ist es besser so, denn für ausgiebiges Kurvenräubern bieten die Vordersitze zu wenig Seitenhalt. Dafür sind die sehr bequem. Nur der Fahrerplatz bietet zudem Ventilation und Massage. Auch im Fond geht es geräumig zu. Hier bietet der Funky Cat mehr Knieraum als die meisten Kompakten. Das geht auf das Konto des Kofferraums. Hinter der arg hohen Ladekante steht ein nur 228 Liter fassendes Abteil zur Verfügung. Die meisten Kleinwagen schlucken mehr.

Der Funky Cat ist zu teuer

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Beim Preis will der Ora Funky Cat aber ein Großer sein. Die Baureihe startet mit dem Modell 300 (45,4 kWh LFP-Akku) bei stolzen 38.990 Euro. Eine Wärmepumpe ist bei den Modellen mit größerer 63,1-kWh-Batterie serienmäßig. Der Ora Funky Cat GT bringt, neben den zusätzlichen Extras der Ausstattungslinie Pro+, seine optischen Zutaten, einen Autobahn-Assistenten und Querverkehrswarner mit.

Dafür bittet er um Bereithaltung von 49.490 Euro. Kein Tippfehler, so viel kostet der chinesische Elektro-Kompakte auf diesen Fotos und im Video. Dazu kommt die optionale Metalliclackierung für 690 Euro.

Kaufen (oder leasen) kann man den Ora Funky Cat bei einem von rund 200 Händlern in Deutschland, die auch den Service übernehmen. Den Import für die Marke Ora steuert die erfahrene Emil-Frey-Gruppe, die eine Vielzahl von bestehenden Mitsubishi-Händlern für den Ora-Netzausbau nutzen kann.
Vertrauen soll, neben dem Servicenetz, auch eine Neuwagengarantie für den Zeitraum von fünf Jahren ohne Kilometerbegrenzung schaffen. Beim Euro-NCAP-Crashtest konnte der Ora Funky Cat die aktuelle Höchstwertung von fünf Sternen einfahren.

Fazit

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Der Ora Funky Cat ist eine sympathische Erscheinung. Verarbeitung, Platzangebot für Fahrer und Passagiere und das Fahrverhalten können überzeugen. Die CCS-Ladeleistung wirkt jedoch nicht mehr zeitgemäß, zudem stört das komplizierte Infotainment-System mit kleinen Bedienfeldern und langsamem Touchscreen.

Darüber könnte man hinwegsehen, wenn der hohe Preis nicht wäre. Mit Tarifen ab 38.990 Euro bis hin zu 49.490 Euro für den GT ist der Funky Cat, pauschal gesagt, rund 10.000 Euro zu teuer. Vor allem in einer Zeit, in der Tesla regelmäßig die Preise senkt und neue Mitbewerber wie der Volvo EX30 weniger hohe Beträge aufrufen.

Technische Daten

Ora Funky Cat GT

Antrieb Frontantrieb
Getriebe Eingang-Reduktionsgetriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW 126 kW (171 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment 250 Nm
Batterie 63,1 kWh (netto nutzbar 59,3 kWh), Ternäre Lithium-Batterie
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) 67 kW
Ladeleistung Gleichstrom (DC) im Test 56 kW
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) 11 kW (dreiphasig)
Ladeleistung Wechselstrom (AC) im Test 11 kW
Beschleuningung 0-100 km/h 8,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Norm-Verbrauch kWh / 100 km 16,8 kWh, Reichweite 400 km
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km 16,5 kWh, Reichweite 380 km
Leergewicht 1.655 kg
Anhängelast (gebremst) n/a
Länge / Breite / Höhe 4.254 / 1.848 / 1.603 mm
Grundpreis 49.490 Euro
Testwagenpreis 50.180 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad