Der neue Renault Arkana im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Auch schräge Typen haben einen nachvollziehbaren Stammbaum. Und je größer die Familie, desto mehr Verästelungen kann es geben. Das gilt auch für Autos wie den Renault Arkana. Mit flach abfallendem Heck und großer Klappe parkt er unter den trendigen SUV-Coupés an. Also ist er einfach ein Kadjar, dem sie ans Blech gingen? Nein.
Der neue Renault Arkana wird in Südkorea gebaut und rollt dort für den Heimatmarkt als Samsung XM3 vom Band. Renault Samsung Motors ist ein Teil des französischen Konzerns, hat mit dem gleichnamigen Hersteller von Smartphones und Unterhaltungselektronik nichts zu tun. Auch der Renault Koleos ist übrigens ein Samsung.
Der Arkana im Video
Das technische Unterzeugs für den Arkana liefert die auch von Allianzpartner Nissan eingesetzte CMF-B-Plattform. Sie stellt die Basis für Renault Clio und Captur sowie den Nissan Juke. Wesentlich größer als diese Modelle ist der neue Arkana, der sich mit einer Länge von 4,57 Metern zwischen Renault Kadjar und Koleos einsortiert.
Der Besuch auf der Streckbank kommt dem Design zugute. Trotz des wuchtigen, hohen Hecks und der flachen Heckscheibe wirkt der Arkana durchaus elegant. Vor allem in Verbindung mit der optionalen Lackierung in „Valencia Orange“ und dem Designpaket mit schwarzem Dach sowie eine Spoilerlippe auf dem Heckdeckel steht der koreanische Franzose selbstbewusst auf seinen 18-Zoll Felgen.
513 Liter Kofferraumvolumen
Die Kofferraumklappe öffnet leider nur manuell, was kleine Menschen beim Schließen nur schwer in die Nähe des Zuziehgriffs bringen lässt. Das Ladeabteil gefällt mit ordentlichen 513 Litern Volumen und einem doppelten Boden mit zwei Unterflurfächern. Die Rücksitzlehne ist geteilt umklappbar und erhöht die Schluckfreude bei Bedarf auf knapp 1.300 Liter. Schade: Kleine Alltagshelfer wie eine federvorgespannte Rücksitzlehne, Verzurrösen oder Haken zum Aufhängen von Einkaufstaschen fehlen.
Im Fond zeigt sich, dass die Fließheckkarosserie keine Kompromisse bei der Kopffreiheit bedeutet. Wohl aber die Grundarchitektur beim Platzangebot. Für die Knie wird es im Renault Arkana, vor allem im Vergleich zu anderen kompakten SUV, für große Menschen recht eng. Für die Füße gibt es unter den Vordersitzen aber viel Bewegungsfreiheit, außerdem lassen sich zwei mobile Endgeräte über USB mit Strom versorgen und Frischluft zuführen.
Bekanntes Cockpit-Layout
Die Innenausstattung des getesteten Renault Arkana R.S. Line ziert sich ab Werk mit schwarzem Leder und Alcantara-Einsätzen sowie roten Ziernähten. Eine rote Leiste peppt auch das Cockpit auf, unterstützt von grauem Kunststoff im Kohlefaseroptik.
Aufbau und Bedienstruktur sind von aktuellen Renault-Modellen bekannt. In den beiden höheren Ausstattungslinien Intens und R.S. Line ist ein 9,3 Zoll großer Hochkantmonitor mit Navigationssystem serienmäßig. Der Touchscreen gefällt mit hoher Auflösung und angenehmen Grafiken, außerdem reagiert er fix auf Befehle per Fingerberührung. Eine Leiste mit physischen Tasten erlaubt die Ansteuerung des Fahrmodus und weiterer Funktionen. Die Audiobedienung erfolgt markentypisch über einen Bediensatelliten hinter dem Lenkrad. Dessen Steuerung ist nur für Markennovizen kompliziert und ungewöhnlich.
Auch die Klimaautomatik lässt sich mit einem separaten Bedienteil steuern, die satt rastenden Drehregler mit integrierten Displays kennt man nicht nur aus anderen Renault, sondern auch vom Dacia Duster. Digitale Instrumente tragen alle Arkana mit Ausnahme der Basisversion Zen. Sie haben je nach Fahrmodus unterschiedliche Layouts und lassen sich über Multifunktionslenkrad konfigurieren.
Arkana als Mild- und Vollhybrid
In der Mittelkonsole parkt der Wählhebel für das EDC genannte Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen. Die Schaltbox gehört beim Arkana TCe 140 mit 103 kW / 140 PS und bei der zeitversetzt folgenden Version TCe 160 mit 158 PS zur Serienausstattung. Beide Benziner sind Mildhybride mit einem 12V-System. Eine kleine Batterie unter dem Beifahrersitz speichert beim Rekuperieren Energie und stellt sie einem Riemenstartergenerator zur Verfügung.
Einen „Segelmodus“ während der Fahrt konnten wir während der ersten Testfahrten auf Landstraßen, Autobahnen und innerorts bei etwa 15 Grad nicht erleben, womit sich die Elektrifizierung im Arkana als erweiterte Start/Stopp-Automatik zu erkennen gibt. 5,4 Liter Benzin auf 100 Kilometer sollen dem Benziner nach WLTP-Norm genügen.
Etwas später startet der Arkana E-Tech 145 als Vollhybrid, der gut einen Liter weniger Durst auf die gleiche Strecke haben soll.
Zurück zum Testwagen. Der 1,3 Liter große Vierzylinder-Turbo arbeitet kaum wahrnehmbar im Hintergrund. Lediglich beim Ausdrehen in höhere Drehzahlregionen wird er laut, bleibt aber auch dann frei von Vibrationen. Die gebotene Leistung und die Kraft von bis zu 260 Newtonmetern Drehmoment dürfte für sämtliche Alltagssituationen genügen.
Das Fahrwerk ist in Verbindung mit den 18 Zoll großen Leichtmetallfelgen straff, aber nie unkomfortabel. Zusammen mit den gut gepolsterten Sitzen kommen auch Frostaufbrüche oder Querfugen nur in stark abgemilderter Form beim Fahrer an.
Das kostet der Arkana
Das Preisgefüge des Renault Arkana überrascht im internen Markenranking. Im Vergleich zum Kadjar ist der extrovertierte Neuzugang in der Modellpalette 2.100 Euro günstiger. Als Arkana Zen mit 140 PS startet das SUV-Coupé bei 27.850 Euro. Der Kadjar TCe 140 Zen kostet, ohne Mildhybrid-Technik, 29.950 Euro.
Der fünftürige Renault Mégane Zen liegt mit dem gleichen Motor und Doppelkupplungsgetriebe bei 26.600 Euro und damit 1.250 Euro unter dem Arkana. Gut möglich, dass manchen Kunden die trendige Karosserieform und die höhere Sitzposition den überschaubaren Aufpreis wert sind.
Als R.S. Line steht der Renault Arkana mit 32.600 Euro in der Preisliste, der Testwagen bringt neben der Optionslackierung noch ein Designpaket mit schwarzem Dach und Spoilerleiste sowie das gut klingende BOSE-Soundsystem mit. Kostenpunkt vor der Preisverhandlung beim Händler: 35.990 Euro.
Fazit
Der Renault Arkana ist eine optisch angenehme Erscheinung und bietet mit ausreichender Leistung und gutem Fahrkomfort auch fühl- und messbare Vorteile. Wer keine Basketballspieler auf der Rücksitzbank transportieren und keinen Wohnwagen in den Urlaub ziehen will, hat mit dem Neuling eine interessante Alternative zur Auswahl.
Auf der Kleinwagenplattform hat Renault mit den richtigen Zutaten ein interessantes Gericht zubereitet. Angesichts der Preise dürfte der Arkana auch markenintern bei Kunden von Mégane und Kadjar auf Beutezug gehen.
Technische Daten
Renault Arkana TCe 140 EDC |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.333 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 103 kW / 140 PS bei 4.500 U/min |
Max. Drehmoment | 260 Nm bei 1.750 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplung |
Tankinhalt | 50 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,3 - 5,4 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Pilot Alpin 5 215/55 R18 |
Leergewicht | 1.411 kg |
Anhängelast (gebremst) | 900 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.568 / 1.820 / 1.571 mm |
Grundpreis | 27.850 Euro (Zen) / 32.600 Euro (RS Line) |
Testwagenpreis | 35.990 Euro |