Renault Austral

Renault Austral Besser, aber nicht teurer

7:39 Min.

Der neue Renault Austral im ersten Fahrbericht.

Rund zweieinhalb Jahre nach dem Marktstart fährt der Renault Austral mit einem umfangreichen Facelift vor. Das kompakte SUV bekommt ein Design-Update mit der aktuellen Formensprache der Marke und legt beim Fahrkomfort nach.

Das Gesicht des Rafale

An der Front sind mehr Kanten und eine vertikal angeordnete LED-Leiste für das Tagfahrlicht zu erkennen. Bei der Gestaltung folgt der Austral, wie auch der längere Espace mit bis zu sieben Sitzen, dem SUV-Coupé Renault Rafale auf gleicher Basis. In den höheren Ausstattungslinien leuchten adaptive Matrix-LED-Scheinwerfer die Straße bedarfsgerecht und blendfrei aus. Motorhaube, Stoßfänger, der Grill und die vorderen Kotflügel wurden mit dem Facelift umgestaltet. Auch am Heck gibt es neues Blech. Der obere Bereich der Kofferraumklappe wurde umgestaltet, da die Rückleuchten eine größere Fläche als bisher in Anspruch nehmen. Mit „Südsee-Blau“ und „Perlmutt-Weiß satiniert“ kommen zwei neue Farben ins Programm. Ab der zweiten Ausstattungslinie namens Techno kann man als Option ein in schwarzer Kontrastfarbe lackiertes Dach bestellen.

Neue Vordersitze, die einen verbesserten Seitenhalt auch im Bereich der Schultern bieten, erhöhen den Komfort. Dazu gibt es eine Polsterbezüge. In Verbindung mit der Linie Esprit Alpine steckt künftig eine kleine Kamera in der linken A-Säule. Sie füttert das Fahrer-Erkennungssystem mit Informationen. Wer ein Profil im Infotainment-Menü gespeichert hat, wird von der Kamera erkannt. Diverse Einstellungen wie der Lieblings-Radiosender oder der Fahrmodus werden dann automatisch eingestellt.

Der Austral im Video

Das Cockpit mit dem hochkant angeordneten Zentral-Display ist bekannt, ebenso die Software auf Basis von Android Automotive mit Google Services. Die werksseitig eingebaute Routenführung mit Google Maps nutzt Schwarmwissen mit Echtzeit-Verkehrsdaten, der Google Assistant steht als Sprachsteuerung bereit. Über den Play Store lassen sich Apps ins Auto laden. Für einen reibungslosen Ablauf muss das System aber online sein. Die Navigation funktioniert aber – ohne Live-Informationen – auch in Funklöchern.

Das Platzangebot blieb unverändert. Wie bisher bietet der Renault Austral nicht nur für Fahrer und Beifahrer, sondern auch im Fond ein sehr gutes Raumangebot. Die Rücksitzbank lässt sich manuell um 16 Zentimeter in der Länge verstellen. Dahinter wartet ein 527 Liter großer Kofferraum auf Gepäck (555 Liter beim Mildhybrid-Benziner). Praktisch: Für den Renault Austral ist eine Netztrennwand erhältlich, die für Sicherheit beim raumhohen Beladen sorgt. Viele Mitbewerber bieten diese, eigentlich unabdingbare, Option nicht an.

Mild- und Vollhybrid

Südsee-Blau, hier rechts im Bild, ist eine von zwei neuen Lackoptionen.

Das Motorenprogramm für den Renault Austral bleibt unverändert. Im Basismodell arbeitet ein Mildhybrid-Benziner mit vier Zylindern und 1,3 Litern Hubraum. Die Leistung liegt bei 116 kW / 158 PS. Darüber rangiert der Austral Full Hybrid E-Tech 200. Dieser Vollhybrid macht europaweit 80 Prozent der Austral-Zulassungen aus, in Deutschland entscheidet sich knapp die Hälfte der Kunden für diese Variante.

Unter der Haube stecken ein 1,2 Liter großer Dreizylinder-Benziner mit 96 kW / 131 PS und ein Elektromotor mit 51 kW (69 PS). Dazu kommt eine weitere E-Maschine in Form eines Startergenerators mit 18 kW (25 PS). Ein knapp zwei Kilowattstunden großer Akku sorgt für die Stromversorgung, geladen wird die Batterie unterwegs durch Rekuperation und beim Bremsen. Eine Plug-in-Hybrid-Option gibt es nicht, sie markiert weiterhin die Rolle des eng verwandten Renault Rafale als Flaggschiff der Marke. Diesel-Optionen sind im aktuellen SUV-Programm der Marke nicht mehr zu finden.

Der Fahrbericht

Der Fahrkomfort hat spürbar gewonnen.

Schon auf den ersten Metern unserer Testfahrt werden die Vorteile des Facelifts deutlich. Mit neuen Verbundglas-Seitenscheiben vorne, verbessertem Dämmmaterial und geänderten Motor-Arretierungen haben sich die Ingenieure um das Thema Geräuschkomfort gekümmert. Mit Erfolg! Im Vergleich zum Vorgänger tritt der Benziner wesentlich weniger vorlaut in Erscheinung. Bei entspannter Fahrweise muss man schon auf die Energieflussanzeige im Cockpit spicken, um zu sehen, welchem Prinzip der Hybrid im Moment folgt. Neben dem rein elektrischen Fahren und kurze Strecken kann der Austral im parallelen Hybridmodus beide Motoren für den Vortrieb nutzen, oder in der seriellen Anordnung den Benziner als Energielieferant ohne direkte Verbindung zu den Rädern nutzen. Der WLTP-Normverbrauch wird mit 4,8 Litern je 100 Kilometer angegeben. An unserem Test-Tag außerhalb von Barcelona, an dem wir neben Autobahnen und Landstraßen auch kurvige Bergstraßen vor der Kühlermaske haben, pendelt sich der Verbrauch – laut Anzeige des Bordcomputers – bei 6,5 Litern ein. Im zurückliegenden Alltagstest des Vor-Facelift-Modells erreichten wir einen gemessenen Wert von 5,7 Litern je 100 Kilometern. Das dürfte auch mit der überarbeiteten, technisch unveränderten Version, der Fall sein.

Nicht nur die Antriebsgeräusche sind weniger präsent als bisher, auch Wind- und Abrollgeräusche dringen nur ganz verhalten ans Fahrerohr. Neue Türdichtungen und geänderte Außenspiegel sind weitere Maßnahmen, die den Geräuschkomfort verbessern. Dazu kommen neue Vordersitze, die bisher schon im Rafale Verwendung fanden. Die Polsterung ist etwas weicher als bisher, außerdem bringen stärker ausgeformte Wangen mehr Seitenhalt auch im Schulterbereich.

Nicht nur auf schlecht ausgebauten Nebenstrecken fällt der bessere Federungskomfort des Austral auf. Überarbeitete Stoßdämpfer sorgen für ein etwas weicheres Einfedern. An der Zugstufe (Ausfedern) verhindert die neue Abstimmung erfolgreich unnötige Karosseriebewegungen. Insgesamt liegt der Austral damit satter auf der Straße. Die optionale Hinterachslenkung namens „4Control“ sorgt für eine bessere Richtungsstabilität. Ab einem Tempo von 50 km/h lenken die Räder an der Hinterachse gleichsinnig ein. Darunter haben sie einen zu den Vorderrädern entgegengesetzten Lenkwinkel. Das sorgt für mehr Wendigkeit und einen deutlich reduzierten Wendekreis (10,1 statt 11,4 Meter).

Preise und Ausstattung

Das große Infotainment-Display gibt es in den Linien Techno und Esprit Alpine.

Die gute Nachricht: Trotz der umfangreichen Überarbeitung bleiben die Preise für den Renault Austral stabil. Das Basismodell als Mildhybrid-Benziner in der Ausstattungslinie Evolution kostet 34.700 Euro. Darüber rangieren die Varianten Techno und Esprit Alpine. Alle drei Linien sind mit beiden Motoren kombinierbar. Der Austral Esprit Alpine als Vollhybrid kostet 44.150 Euro. Unser Testwagen bringt zusätzlich alles mit, was die Aufpreisliste so hergibt, beispielsweise den mattgrauen Lack mit schwarzem Dach, Head-up-Display, ein Panorama-Glasdach (leider auch hier ohne Schiebedach-Funktion), die Allradlenkung und ein Soundsystem der Marke Harman/Kardon. Der Listenpreis klettert so auf 51.450 Euro.

Ab sofort kann man den überarbeiteten Renault Austral bestellen. Wohl im Frühsommer sollen die ersten Fahrzeuge zu den Händlern und dann zu den Kunden kommen. Parallel startet auch das Facelift des etwas längeren Renault Espace mit größerem Kofferraum und einer Siebensitzer-Option.

Fazit

Das Facelift bringt viele Verbesserung, gleichzeitig bleiben die Preise stabil.

Die neue Optik an der Front lässt den Renault Austral entschlossener und moderner wirken. Es sind aber vor allem die inneren Werte, das das Facelift interessant machen. Die Renault-Ingenieure haben sich umfänglich und erfolgreich um die Geräuschdämmung und den Fahrkomfort gekümmert. Schön, dass trotzdem die Preise auf dem Niveau des Vorgängers geblieben sind. Für Privatkunden, die nicht von der Steuererleichterung bei Plug-in-Hybriden profitieren, ist der Renault Austral eine interessante Alternative zu VW Tiguan, Hyundai Tucson und Co.

Technische Daten
Renault Austral E-Tech Full Hybrid 200 Esprit Alpine

Antriebsart
Hybrid
Antrieb
Frontantrieb
Hubraum
1.199
Anzahl und Bauform Zylinder
3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS
96 kW / 131 PS
Max. Drehmoment
205 Nm
Getriebe
Multi-Mode-Getriebe
Elektromotor: Maximale Leistung kW
50 kW (68 PS) + 18 kW (25 PS)
Elektromotor: Maximales Drehmoment
50 Nm
Systemleistung: kW / PS
147 kW / 200 PS
Batterie
2 kWh
Tankinhalt
55 Liter
Beschleunigung 0-100 km/h
8,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit
180 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km
4,8 Liter
Verbrauch real auf 100km
6,5 Liter
Kofferraumvolumen
527 - 1.736 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens
Michelin e-Primacy 235/45 R20
Leergewicht
1.613 kg
Anhängelast (gebremst)
1.500 kg
Stützlast
85 kg
Dachlast
75 kg
Länge / Breite / Höhe
4.510 / 1.825 / 1.618 mm
Basispreis Baureihe
34.700 Euro
Basispreis Modellvariante
44.150 Euro
Testwagenpreis
51.450 Euro
Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad