Skoda Karoq 2.0 TSI Sportline Das Protein-Butterbrot

Der neue Skoda Karoq im ersten Fahrbericht mit Video-Review nach dem Facelift. Wir waren mit der 190 PS starken Sportline-Version unterwegs.

Es gibt Dauerbrenner, die werden nicht langweilig. Ein gut arrangiertes Butterbrot gehört dazu. Für viele Menschen auch der 20:15-Uhr-Krimi „im Ersten“ am Sonntagabend. Oder ein kompaktes SUV, das währenddessen in der Garage, im Carport oder am Straßenrand parkt.

Das zeigt auch ein Blick auf die Zulassungszahlen der Marke Skoda. Im Jahr 2021 führt, das dürfte keine Überraschung sein, der Octavia mit 40.663 Neuzulassungen das markeninterne Ranking an, aber schon der zweite Platz geht für 19.195 Exemplare an den Karoq. Die goldende Mitte im Skoda-SUV-Trio ist damit auch erfolgreicher als Kamiq (18.080) und Kodiaq (16.388).

Der Skoda Karoq im Video

Mit seinem kompakten 4,40-Meter-Format und einer gefälligen Optik, die kaum aneckt, bietet der Skoda Karoq seit seiner Markteinführung im Jahr 2017 gut angerichtete, solide SUV-Hausmannskost. Da muss man als Hersteller vorsichtig agieren, wenn es darum geht, die Modellreihe für die zweite Lebenshälfte aufzufrischen.

Zumindest auf den zweiten Blick fällt das neue Gesicht des Skoda Karoq auf. Mit dem steiler stehenden, sechseckigen Kühlergrill und neugezeichneten Scheinwerfern folgt er dem zuletzt aufgefrischten Kodiaq. Dazu gibt es neue Stoßfänger an Front und Heck, geänderte Rückleuchten sowie aerodynamischen Feinschliff.

Weniger CO2, keine Elektrifizierung

Je nach Modellversion soll der Verbrauch, und damit auch der CO2-Ausstoss, beim Karoq um 15 Prozent reduziert worden sein. Das Maßnahmenpaket dafür umfasst „Air Curtains“, sich schließende Lamellen hinter dem Kühlergrill, Leichtmetallfelgen mit Aero-Einlagen, einen geänderten Dachspoiler und auch eine neue Verkleidung des Benzintanks.

Der spielt weiterhin die Solistenrolle bei der Energieversorgung des Antriebs. Elektrifizierte Varianten, beispielsweise in Form eines Mildhybrids, gibt es mit dem Karoq-Facelift nicht. Es bleibt bei den bekannten Benzinern von 110 bis 190 PS und einem 2.0 TDI-Diesel, der mit 116 oder 150 PS angeboten wird.

Populäre Sportline-Ausstattung

Skoda Karoq Sportline TSI Facelift Fahrbericht Test Video Review 2022

Das Benziner-Topmodell, den 2.0 TSI mit 140 kW / 190 PS, gibt es ausschließlich für die Ausstattungslinie Sportline. Sie trat für die ersten Testfahrten mit dem Karoq-Facelift an. Damit kann hier zwar nicht das neue Eco-Paket für den Innenraum des Karoq Ambition und Style mit Recycling-Material gezeigt, aber wohl das Interesse vieler potenzieller Kunden bedient werden. Angaben von Skoda zufolge hat die Sportline-Ausstattung zwischenzeitlich einen Verkaufsanteil von 25 Prozent an der Baureihe. Da dürfte es kaum auffallen, dass der rustikaler auftretende Karoq Scout mit der Überarbeitung aus dem Programm flog.

Auch der Vierzylindermotor ist ein Dauerbrenner. Er wird in unzähligen Modellen des Volkswagen-Konzerns eingesetzt. Im Karoq wird er stets mit Allradantrieb und 7-Gang-DSG verkuppelt. Trotz fast 1,8 Tonnen Leergewicht wirkt der gut ausgestattete Karoq-Testwagen als 2.0 TSI agil, beinahe leichtfüßig.

Zum Querdynamiker auf kurvigen Landstraßen wird der Karoq aber auch als Sportline mit seitenhaltstarken Sitzen nicht. Er ist und bleibt „das automobile Butterbrot“, hier eben mit Sportsgeist angereichert. Vielleicht so, als ob es schon Proteinbutter für die Sportlerbrotzeit gäbe. Oder gibt es die schon? Zurück zum Auto.

Das beim Karoq Sportline serienmäßige DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern belässt man am besten in der Normal- oder Komfortstellung. Dann bietet das SUV in Verbindung mit den 18-Zoll-Leichtmetallfelgen einen hohen Fahrkomfort. Der Sportmodus bringt nur unnötige Härte in die Sache. Kenner merken: Das DCC im Karoq hat noch drei Stufen, keine über einen virtuellen Schieberegler einstellbare Abstimmung der Dämpferkennlinie.

Das Cockpit bleibt sich treu

Skoda Karoq Sportline TSI Facelift Fahrbericht Test Video Review 2022

Auch beim Infotainment bleibt er zwar modern, macht aber nicht jeden Schnickschnack mit. Die Kunden dürfte es freuen. Unbeleuchtete Slider gibt es im Karoq nicht, für die Klimaautomatik und im Multifunktionslenkrad lassen sich noch richtige Tasten drücken. Wer die maximale Infotainment-Ausbaustufe namens Columbus wählt, muss aber auf die Drehregler für Audiolautstärke und Kartenmaßstab verzichten.

Die kabellose Smartphone-Integration mit Apple CarPlay funktioniert mittlerweile recht fix. Das kann man leider von der Konfiguration des digitalen Cockpit-Displays nicht behaupten. Die Anzeige reagiert meist derart verzögert auf Befehle am Multifunktionslenkrad, dass man sich seines Tastendrucks oder Walzenrollers nicht mehr sicher ist. Dann plötzlich kommt doch Leben in die Sache und der eigentlich gewählte Menüpunkt wird aufgrund des zweiten, ungewollten Befehls, übersprungen.

8,5 Liter Testverbrauch

Skoda Karoq Sportline TSI Facelift Fahrbericht Test Video Review 2022

Jammern auf hohem Niveau. Womit wir eine Brücke zum Benzinvebrauch schlagen. Als starker Benziner mit Allradantrieb nährt der Skoda Karoq 2.0 TSI von vornherein nicht den Verdacht, ein Knauserkönig zu sein. Nach ausgiebigen Testfahrten in Portugal, also mit Tempolimit 120 auf den Autobahnen und 90 km/h auf Landstraßen, stehen 8,5 Liter je 100 Kilometer auf der Anzeige des Bordcomputers. Zeit zum Leerfahren und Nachtanken bieten Fahrtermine meist nicht.

Damit liegt der Karoq deutlich über den Normwert von 6,3 bis 6,6 Litern, trotz Freilauf-Funktion, bei der sich der Motor im Schubbetrieb vom Getriebe abkoppelt und auf Leerlaufdrehzahl fällt. Ein wenig effizienter ist die Zylinderabschaltung des kleineren 1.5 TSI mit 150 PS, die es im Zweiliter-Benziner aber nicht gibt. Nochmals sparsamer, wenn auch aktuell kaum günstiger, ist der 2.0 TDI.

Das kostet der Karoq

Skoda Karoq Sportline TSI Facelift Fahrbericht Test Video Review 2022

Die Preisliste des Skoda Karoq beginnt nach dem Facelift bei 25.290 Euro für das Basismodell Active mit 110 PS starkem Dreizylindermotor. Der Karoq Sportline 2.0 TSI startet deutlich höher, nämlich bei 41.870 Euro. Dafür bekommt man neben viel Platz für Insassen und Gepäck bequeme Sitze und eine recht umfangreiche Serienausstattung, zu der neben dem erwähnten DCC auch Matrix-LED-Scheinwerfer, Zweizonen-Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang und mehr zählen.

Zum Preisvergleich mit dem stärksten Konkurrenten muss man sich nicht weit entfernen. Der läuft in Form des Seat Ateca vom selben Band im tschechischen Werk. Als FR 2.0 TSI kostet der Ateca ähnlich ausgestattet 45.720 Euro. Ihm fehlen dann aber die empfehlenswerten Matrix-LED-Scheinwerfer mit adaptiven Lichtfunktionen.

Fazit

Skoda Karoq Sportline TSI Facelift Fahrbericht Test Video Review 2022

Der Skoda Karoq ist einer der Bestseller im Skoda-Programm. Kein Wunder also, dass das Facelift recht dezent ausfällt. Nach wie vor bietet das kompakte SUV ein sehr gutes Gesamtpaket aus großzügigen Platzverhältnissen, guter Verarbeitung und einem parkplatzfreundlichen Format. Die Sportline bringt mehr Pep in die Sache, bleibt aber auch als 2.0 TSI eher brav. Der Verbrauch dürfte gerne niedriger ausfallen. Zudem ist der Skoda Karoq, zumindest in der Konfiguration des Testwagens, kein Schnäppchen mehr. Protein-Quarks sind aber auch teurer als die vergleichbaren Produkte nebenan im Regal, die Kunden greifen trotzdem zu. Das dürfte bei einer Sportler-Butter wohl auch so sein...

Technische Daten

Skoda Karoq 2.0 TSI 4x4 Sportline

Antrieb Allradantrieb
Abgasnorm EU6d-TEMP-EVAP-ISC
Hubraum 1.984 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 140 kW / 190 PS bei 4.200 - 6.000 U/min
Max. Drehmoment 320 Nm bei 1.500 - 4.100 U/min
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Tankinhalt 55 Liter
Beschleuningung 0-100 km/h 7,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 218 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,3 - 6,6 Liter
Verbrauch real auf 100km 8,5 Liter (lt. Bordcomputer)
Leergewicht ca. 1.750 kg
Anhängelast (gebremst) 1.900 kg, Stützlast 90 kg
Länge / Breite / Höhe 4.398 / 1.841 / 1.628 mm
Grundpreis 41.870 Euro
Testwagenpreis 47.800 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad