Probefahrt Skoda Superb Kopfnicker

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Probefahrt Skoda Superb

Vorschusslorbeeren hat der Skoda Superb von der versammelten Autopresse und auch in diesem Blog schon erhalten, jetzt gibt es den neuen großen Tschechen beim Händler um die Ecke auch zum Anfassen, Ausprobieren und Mitnehmen.

Gesagt, getan: Am Premierenwochenende ist mit einem Händler-Vorführwagen natürlich auf Rücksicht auf andere Kunden nur eine kurze Runde drin, aber dennoch ausreichend für den ersten Eindruck.

Nach einem Probesitzen im ausgestellten moon-white glänzenden L&K (das braune Lederinterieur sieht in natura wesentlich dezenter und besser aus als erwartet und wird viele Vorab-Kritiker beschwichtigen) bekomme ich einen Schlüssel für einen quarzgrauen Superb in die Hand gedrückt.

Schon auf den ersten Metern wird deutlich, dass der Superb vor allem eines ist: Ein sehr gutes, aber ganz normales Auto. Diesen Eindruck erweckt vor allem der Testwagen, ein wie gesagt (Mainstream-) grauer „Style“ mit 150 PS TDI, 17-Zoll-Alus – die bei dem großen Wagen etwas verloren wirken – und schwarzen Ledersitzen. Interessant, dass ein großes Autohaus mit Konzern-Zugehörigkeit in einer kaufkräftigen Region wie München keinen vollausgestatteten L&K für Probefahrten zur Verfügung stellt. Ich habe beim Am-Auto-rumfummeln (nicht „Im“!!!) mit anderen Kunden gesprochen und fast jeder hat einen L&K bestellt bzw. dieses vor; das kann aber vielleicht auch daran liegen, dass am Tag 1 natürlich vor allem die „Early Adopters“ in den Ausstellungsraum strömen.

Beim Erstkontakt in Berlin habe ich vom möglicherweise mangelnden Seitenhalt berichtet, und das ist in der Tat der Fall. In schnell gefahrenen Kurven und Kreisverkehren rutscht man mit dem Rücken merklich auf der Rückenlehne herum. Natürlich ist das auch Gewohnheitssache und nur wirklich auffällig wenn man, wie ich, direkt aus den BMW-Sportsitzen umgestiegen ist.

Der 150 PS TDI macht seine Sache gut und ohne große akustische Aufregung, kommt aber schon merklich an seine Souveränitätsgrenzen. Außendienstler und sonstige Express-Fans sollten sich die 190PS-Version gönnen – sage ich jetzt mal so, ohne diese schon fahren zu können. Und wenn man dann gerade dabei ist, auch gleich noch den Allradantrieb dem Verkaufsberater in die Bestellung diktieren, schon der kleinere 2,0 TDI lässt gerne mal etwas Gummiabrieb auf dem Asphalt zurück.

Den Spieltrieb fördernd ist ganz klar das einstellbare Fahrwerk DCC mit adaptiven Dämpfern. In Stellung „Sport“ hoppelt und rumpelt die Limousine über kleinste Unebenheiten, was ihrer nicht würdig ist; dafür gefällt die sportlich-schwergängigere Lenkung und das nochmals schneller ansprechende DSG. In „Comfort“ sind die gleichen Unebenheiten und Fugen wirklich gar nicht mehr spürbar, dafür schwingt die Karosserie merklich nach und lässt einen stetig mit dem Kopf nicken. Diese Einstellung erinnert vom Fahr- und Nickgefühl ein wenig an den VW Phaeton mit Luftfahrwerk, nicht ganz ideal für magenempfindliche Mitfahrer. Wie so oft tut es die goldene Mitte: Der „Normal“ Modus. Ich persönlich habe jedoch über die individuelle Kombinationsmöglichkeit meine Lieblingseinstellung gefunden: Fahrwerk auf „Normal“, Lenkung und Schaltung auf „Sport“. So passt der Superb ideal.

DCC scheint also schon fast Pflicht zu sein, ebenso das Canton-Soundsystem – die serienmäßige Anlage klingt arg blechern und wenig kräftig im Bass. Im Gegenzug kann eher auf das Panoramadach verzichtet werden, was nicht nur die Kopffreiheit einschränkt und den Fahrzeugschwerpunkt nach oben verlagert, sondern auf der Autobahn beim Testwagen (geschlossen) mit dem Wind ein munteres Pfeiffkonzert einstimmte.

Das Raumgefühl ist wie im Erstkontakt schon hinreichend beschrieben mehr als üppig und für manche sicherlich zu viel des Guten – für diese Kunden gibt es ja aber noch den Octavia. Den kleinen Bruder wird sich autonotizen.de übrigens in Kürze genauer ansehen (und fahren).

Abschließend bleibt zusagen, dass der Superb auch nach dem ersten Flirt aus Asphalt genau die Versprechen einlöst, die er gegeben hat – mehr Auto braucht eigentlich kaum jemand – weniger vielleicht.

Was mich beeindruckt:

Wie leise die Konzern TDIs mittlerweile sind, wie schnell ein analoger Drehzahlmesserzeiger über die Anzeige springen kann um dem fixen DSG zu folgen, wie gut das ganze Auto als Gesamtpaket wirkt: unaufgeregt und wenig „Aha-Neu“ schreiend – und damit langfristig ein angenehmer Begleiter im Alltag

Was mich überrascht:

Wie wenig der neue Superb im Straßenverkehr auffällt – zumindest in Mausgrau mit kleinen Alus. Mein Eindruck verhärtet sich: Der Superb braucht helle Farben - warum nicht mal wieder silber?

Was ich vermisse:

Optionale Sportsitze, gerne auch mit ausziehbarer Oberschenkelauflage

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad