SWM G03 Konkurrenz für den Dacia Jogger?

Der SWM G03, ein Siebensitzer aus China, im Fahrbericht mit Video-Review

Das Angebot für Menschen, die einen - verhältnismäßig - günstigen Siebensitzer für Familie, Freunde oder Freizeit suchen, präsentiert sich sehr ausgedünnt. Viele kompakte Vans wie Opel Zafira und Ford C-Max wurden eingestellt, der VW Touran läuft demnächst aus.

Es bleiben Hochdachkombis wie der Citroën Berlingo mit seinen Geschwistern anderer Stellantis-Marken und von Kooperationspartner Toyota sowie der Dacia Jogger. Er ist mit optionaler dritter Sitzreihe für die Siebensitzigkeit bereits ab 18.990 Euro zu haben. Zum identischen Preis bietet China-Importeur Indimo Automotive über sein Netz von rund 200 Händlern in Deutschland den SWM G03 an.

Der SWM G03 im Video

Der Gewinn von Designpreisen stand bei der Entwicklung des chinesischen Hochdachkastens gewiss nicht im Lastenheft. Die pragmatisch-kantige Linienführung des SWM G03 hat mit ihrer unzweifelhaften „Form follows function“-Philosophie aber genau deswegen einen gewissen Reiz. Einzig die zu großen, verchromten Buchstaben auf dem Kühlergrill wirken deplatziert. Unlackierte Kunststoffe an Stoßfängern, Seitenschwellern und Radläufen sind pflegeleicht und alltagstauglich. Einkaufswagen-Rempler auf Supermarktparkplätzen und andere kleinere Malheure hinterlassen somit keine Spuren am Auto.

Im Gegensatz zu europäischen Konkurrenten mit einer durchgehenden Sitzbank im Fond sind die sieben Sitze im Chinesen in der Konfiguration 2+2+3 angeordnet: die Dreierbank steckt also ganz hinten. Einzeln umklappbare oder ausbaubare Sitze gibt es im SWM nicht, bei der Variabilität hat also der Dacia Jogger Vorteile. Die Lehne der Rücksitzbank im 03 kann einteilig vorgeklappt werden. Nutzbar wird der große Kofferraum aber erst, wenn man die schwere Bank mittels Schlaufen im Boden entriegelt und aufstellt. Dann bildet sie auch eine Trennung zum Passagierabteil.

Die dritte Reihe bietet der SWM G03 eine gute Kopffreiheit und Frischluft mittels manuell ausstellbarer Ausstellfenster. Die Kniefreiheit ist knapp bemessen, lässt sich aber in Absprach mit den anderen Personen an Bord durch die verschiebbaren Einzelplätze weiter vorne variieren. Zugang nach ganz hinten ermöglicht die mittige Lücke im Fond.

Einfach eingerichtet

Isofix-Bügel zur Arretierung von Kindersitzen gibt es leider nur auf den Einzelsitzen im Fond, hier verspielt der SWM G03 einen möglichen Vorteil durch zusätzliche Bügel ganz hinten. Hinter dem nur einige Zentimeter in der Höhe (und nicht in der Weite) einstellbaren Lenkrad nimmt man als großer Mensch eine leicht froschartige Sitzposition ein. Die Kopffreiheit ist auch hier vorne phänomenal, ein Glasschiebedach mit elektrischer Betätigung zählt zur Serienausstattung.

Die analogen Rundinstrumente sind gut ablesbar. Wie die Innenverkleidungen mit harten Kunststoffen sind sie ein Zeichen des Pragmatismus, der um und durch den SWM G03 weht. Das Infotainment-System mit freistehendem Touchscreen-Display nutzt Android-Software als Betriebssystem. Apps wie Spotify oder andere Streamingdienste oder Navigations-Programme lassen sich, sofern man das Auto über ein Smartphone mit dem Internet verbindet, herunterladen. Wie stabil das funktioniert, konnten wir im Rahmen dieses ersten Fahrberichts noch nicht testen.

Start zur Testfahrt. Unter der Haube arbeitet ein 1,5 Liter großer Vierzylinder-Sauger mit 81 kW / 110 PS, der maximal 155 Newtonmeter versammelt und damit die Vorderräder antreibt. Trotz der großen Stirnfläche, die der 1,83 Meter hohe SWM G03 in den Fahrtwind stemmt, sorgt das geringe Leergewicht von 1.400 Kilogramm für ordentlichen Vortrieb.

Der Fahrkomfort passt, niemand dürfte hier eine Luxussänfte oder einen agilen Asphalt-Schnüffler erwarten. Die Lenkung arbeitet ausreichend präzise, für manche Menschen dürfte sie wohl gerne etwas leichtgängiger sein. Alle fünf Vorwärtsgänge des manuellen Getriebes lassen sich sauber einlegen, neben langen Schaltgassen fällt aber auch der ebenfalls überdimensionierte Schalthebel auf.

7,2 Liter Benzin je 100 Kilometer soll der SWM G03 verbrauchen. Wie nah wir im Rahmen der Testfahrten an diesen Wert herankamen, oder nicht, lässt sich nicht sagen. Es fehlt eine entsprechende Anzeige im Monochrom-Display um die Rundinstrumente. Hier kann man nur den Tageskilometerzähler und den Wert der Durchschnittsgeschwindigkeit einsehen und zurückstellen.

Preis und Ausstattung

Zur Serienausstattung des SWM G03 gehören das erwähnte Infotainment-System, eine manuelle Klimaanlage, Einparksensoren am Heck mit Rückfahrkamera, Glasschiebedach, elektrisch einstellbare Außenspiegel und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Mit seiner Kleinserien-Zulassung muss der Chinese nicht alle Vorschriften erfüllen, die in der EU für Serienautos diktiert. Außer den Luftsäcken für Fahrer und Beifahrer gibt es keine Airbags. Außerdem fehlt jegliche Fahrassistenz, damit aber immerhin auch ein nerviger Tempowarner mit Verkehrszeichenerkennung.

Mit einer Neuwagengarantie für die Dauer von drei Jahren ohne Kilometerbegrenzung kostet der SWM G03 in Deutschland 18.990 Euro. Extras gibt es keine.

Vergleich mit Dacia Jogger

Ebenfalls für 18.990 Euro verkauft Dacia den Jogger als Siebensitzer, dann in der Basislinie Essential mit Eco-G-Motor für den Betrieb mit Benzin oder Autogas und 100 PS Leistung. Er nutzt das Smartphone des Fahrers als Infotainmentsystem, hat mit Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und Geschwindigkeitswarner dabei mehr Sicherheits-Features an Bord.

Wer das Auto nach dem Barkauf nicht viele Jahre fahren will oder, weil man den Van vielleicht als Baustellenfahrzeug einsetzt, geplant aufarbeitet, dürfte bei der Wahl auch die relativ hohen Restwerte bei Dacia im Blick haben. Auch dank dieser Kalkulationsgrundlage fällt es den Dacia-Händlern leichter, Angebote für einen Leasingvertrag oder eine Finanzierung zu stricken.

Fazit

Der SWM G03 ist ein rustikaler Siebensitzer, den man wohl eher aus pragmatischen Gründen kauft und nicht, weil man im Autohaus seinem Charme erlegen ist. Der Vierzylinder läuft rau und stets hörbar, bringt den hohen Kasten aber ausreichend flott voran.

Bei der Sicherheitsausstattung muss man Abstriche machen: Nicht einmal Seitenairbags sind beim Chinesen, der mit einer Kleinserien-Homologation bei uns auf die Straße kommt, an Bord.