Dieses Auto lädt für Europa zu schnell: Erste Fahrt im Zeekr 7X.
Zeekr ist eine Marke im weitverzweigten Reich des chinesischen Geely-Konzerns. Da mag man sich fragen, ob neben Volvo und Polestar noch eine weitere Premium-Marke aus gleichem Hause Sinn macht. Bis man sich näher mit der Materie beschäftigt.
AUTONOTIZEN hatte bereits vor einiger Zeit Gelegenheiten, den kompakten Crossover Zeekr X und den großen Shooting Brake Zeekr 001 zu testen. Vor allem letzteren sieht man in chinesischen Megacitys gefühlt an jeder zweiten Straßenecke. Bei uns ist das noch anders. Das Europa-Management von Zeekr, das in Amsterdam sitzt, will Fehler mancher Mitbewerber vermeiden. Auch der nur kurzzeitige Achtungserfolg der Konzernschwester Lynk & Co., die jetzt ihr Vertriebskonzept ändert und dafür auf Volvo-Autohäuser setzt, dürfte zur Vorsicht gemahnt haben.
Dritter Zeekr für Europa
In Norwegen, Schweden und den Niederlanden ist Zeekr bereits mit den beiden genannten Modellen auf dem Markt. In den kommenden Monaten sollen weitere europäische Länder folgen, bis Ende 2026 soll Zeekr in allen relevanten Automärkten Europas Fuß gefasst haben. Also spätestens dann auch in Deutschland.
Neben X und 001 soll vor allem der neue Zeekr 7X helfen, die Marke bei Privatkunden und Fahrern von Firmenwagen zu etablieren. Als Mittelklasse-SUV Premium-Segment trifft er dann auf elektrisch angetriebene Mitbewerber wie Audi Q6 e-tron, BMW iX3 (der als erster Aufschlag der „Neuen Klasse“ Ende 2025 anrollt) und den etwas größeren Mercedes EQE SUV.
Der neue Chinese, dessen Entwicklung zu weiten Teilen im Zeekr-Entwicklungszentrum im schwedischen Göteborg stattfand, ist 4,79 Meter lang 1,93 Meter breit (mit Außenspiegeln 2,10 Meter) und 1,65 Meter hoch. Das Design des 7X wirkt klar und zurückhaltend. Überflüssige Sicken und Kanten vermieden die Gestalter, was für ein auf andere Art und Weise eigenständiges Gesicht des Autos sorgt. „Hidden Energy“ nennt der Hersteller den Ansatz. Darunter will man die auf den ersten Blick wenig offensichtliche Integration von technischen Elementen am Auto verstanden wissen. An der Front sind die serienmäßigen Matrix-LED-Scheinwerfer flach unter der großen schwarzen Leiste platziert, unter der die Radar-Sensorik für die Fahrassistenz steckt. Mit den runden Linien und den fehlenden LED-Augen tritt der Zeekr 7X nicht aggressiv oder überspitzt auf. Die Haube, unter der sich ein bis zu 66 Liter großes Staufach (mit Allradantrieb 43 Liter) befindet, spannt sich seitlich bis nahe an die Radläufe heran, die Fuge folgt deren Radius.
Der Zeekr 7X im Video
Auch die Profilansicht und das Heck zeigen klare Flächen ohne störende Elemente. Die Reduktion geht so weit, dass auch der Marken-Schriftzug nur zurückhaltend gezeigt wird. Der Zeekr-Schriftzug steckt in der Heckscheibe. Schmale LED-Rückleuchten ziehen sich über die Klappe, unterbrochen von einem schwarzen Element als Gehäuse für die Rückfahrkamera. Sie wirkt damit etwas weniger „hidden“ (versteckt).
Die Türen öffnen und schließen, als Teil des optionalen Komfort-Pakets, elektrisch. Die Tasten dafür liegen in B- und C-Säule. Wird ein Hindernis erkannt, stoppt die Türbewegung umgehend. Wer eine nahe Garagenwand oder ein anderes Auto auf dem Stellplatz nebenan übersehen hat, wird also nicht gleich in einen Schadenfall getrieben. Das System der elektrischen Türöffnung kennt der erfahrene Oberklasse-Chauffeur beispielsweise aus dem aktuellen BMW 7er / i7. Wie dort kann man auch beim Zeekr 7X jederzeit händisch in den Prozess eingreifen und die Tür öffnen oder schließen. Dafür reicht ein sanfter Schubser, der zuständige Servomotor zieht sie dann ins Schloss.
Vor dem 539 Liter großen Kofferraum sitzt man in der zweiten Reihe auch als großer Passagier mit der Freude über feudale Platzverhältnisse. Selbst bei weit zurückgefahrenen Vordersitzen bietet der Innenraum des Zeekr 7X viel Luft vor den Knien und über dem Kopf. Im Gegensatz zu vielen anderen Elektroautos muss man, trotz großem Akkupaket im Fahrzeugboden, nicht zu stark angewinkelte Beine hinnehmen. Der Abstand vom Boden zur bequemen Sitzfläche ist groß genug. Die Neigung der Lehne lässt sich elektrisch justieren.
Verlustängste sollte der 7X-Eigner nicht haben, zumindest wenn es um kleine Alltagsgegenstände geht. Gut möglich, dass man sie bei der Vielzahl von Ablagemöglichkeiten verlegt. Unter der Rücksitzbank lassen sich zwei Schubladen ausziehen, ein kleines Fach gibt es zudem in der Mittelkonsole. Auch die Armauflagen in den vorderen Türen lassen sich aufklappen, bieten jeweils ein Staufach. Sehr praktisch im Alltag: Die Armlehne in der Mittelkonsole lässt sich, um das darunterliegende Ablagefach zu erreichen, sowohl in Richtung Fahrer als auch in Richtung der Beifahrerseite öffnen.
Zentrales Bedienelement im Cockpit ist das 16 Zoll große Infotainment-Display mit Touchscreen-Funktion. Hier lassen sich nicht nur die werksseitige Navigation, das Lademanagement oder das Audioprogramm aufrufen. Auch für die Einstellung der Außenspiegelposition oder die Klimafunktionen wird auf dem Bildschirm herumgedrückt. Die gute Menüstruktur wird dabei manchmal vom zähen Reaktionsvermögen des Touchscreens konterkariert.
Apple CarPlay und Android Auto lassen sich ohne Kabelverbindung nutzen, gleich zwei Smartphones können während des Aufenthalts an Bord in der Mittelkonsole induktiv geladen werden. Egal, aus welcher Quelle die Musik kommt. Mit dem markeneigenen Soundsystem, das bis zu 2.160 Watt Ausgangsleistung bietet, wird der 7X zum Konzertsaal. Das Menü für die Klangeinstellung erlaubt verschiedene Konfigurationen, oder man überlässt der KI (künstliche Intelligenz) der Anlage die optimale Einstellung. Außerdem kann man die Audio-Ausgabe allein auf die Lautsprecher in der Fahrerkopfstütze konzentrieren. Ideal, wenn man hinter dem Steuer auf einer Urlaubsfahrt einen Podcast hört oder keine Navigationsansagen verpassen möchte, während der Rest der Familie im Auto schläft.
Die Materialauswahl wirkt gelungen. Bis auf einen leicht an der Mittelkonsole reibenden und dabei knarzenden Fahrersitz sind keine Nachlässigkeiten zu entdecken. Das Topmodell mit dem Namen Privilege bietet Nappaleder-Bezüge und dabei leider keine Möglichkeit, eine Option ohne Tierhäute zu wählen. Die Detailverliebtheit der Innenarchitekten zeigt sich nicht nur in den erwähnten Ablagen, sondern auch in den elektrisch ausfahrbaren Sonnenschutz-Blenden für die Passagiere im Fond.
Lademeister

Der Zeekr 7X basiert auf der SEA-Plattform des Geely-Konzerns (Sustainable Experience Architecture). Der Baukasten erlaubt eine Vielfalt von Konzepten, vom Kompaktwagen bis hin zu Nutzfahrzeugen. Teil der Architektur ist das 800-Volt-System, das schnell Ladezeiten erlaubt. Dabei schießt der Zeekr 7X sogar über die Möglichkeiten der Infrastruktur in Europa hinaus.
Bis zu 480 kW Ladeleistung über den CCS-Anschluss sollen möglich sein. Für die Berechnung der Ladezeiten in Europa wurde jedoch eine Peak-Leistung von 360 kW herangezogen, was das Laden an einem 400-kW-Schnelllader unter optimalen Bedingungen darstellt. Wechselstrom fließt über drei Phasen mit 22 kW. Der Zeekr 7X kann über die V2L-Funktion (Vehicle-to-Load) auch Strom mit 3,3 kW Leistung spenden. Das Basismodell der SUV-Baureihe hat einen 75 kWh großen LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) an Bord, der für eine Reichweite von 480 Kilometern sorgen soll. In 13 Minuten lässt er sich von zehn auf 80 Prozent nachladen, in China sollen Tests eine Ladedauer von unter zehn Minuten ergeben haben.
Der Heckmotor hat eine Leistung von 310 kW (416 PS) und entwickelt ein Drehmoment von 440 Newtonmetern. In 6,0 Sekunden geht der Zeekr 7X Core RWD, so die Verkaufsbezeichnung, aus dem Stand auf 100 km/h. Alle Varianten erreichen eine begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Im Long-Range-Modell steckt der gleiche Antrieb, der auch hier die Hinterräder antreibt. 615 Kilometer Reichweite gibt der Hersteller nach WLTP-Norm an. Als Stromspeicher fährt ein NMC-Akku (Nickel-Mangan-Kobalt) mit 100 kWh Speicherkapazität mit. Hier soll der Hub von zehn auf 80 Prozent am Schnelllader in 18 Minuten erledigt sein. Der Wert für die Beschleunigung von null auf 100 km/h ist mit 6,0 Sekunden identisch zur Version mit kleinerer Batterie.
Nur 3,8 Sekunden sollen vergehen, bis das Topmodell Zeekr 7X Privilege AWD das Landstraßentempo erreicht. Hier steckt ein zweiter Motor an der Vorderachse, die Systemleistung liegt bei 470 kW (630 PS). Die Energie aus dem 100-kWh-Akku soll hier für eine Reichweite von 543 Kilometern ausreichen.
Der Fahrbericht

Für erste Testfahrten an der portugiesischen Atlantikküste nahe Lissabon steht der Allradler bereit. Den Wert für Nullhundert glaubt man gerne. Trotz des üppigen Leergewichts von rund 2,5 Tonnen schnalzt das SUV bei Tritt auf das Fahrpedal schnurstracks nach vorne. Wir entfernen uns von der Küste, nehmen kurvige Landstraßen unter die Reifen. Die Lenkung erfreut mit guter Rückmeldung, unabhängig von der gewählten Abstimmung. Der Zeekr 7X mit Luftfahrwerk und adaptiver Dämpferkontrolle lässt sich überraschend fidel in Kehren werfen, er wirkt im Kurvengeschlängel kompakter als er ist. Nicht nur die Lenkung, auch die Stoßdämpfer lassen sich über das Menü auf den Infotainment-Monitor in drei Stufen (Komfort, Normal, Sport) konfigurieren. Die Spreizung ist deutlich spürbar. Während Wurzelaufbrüche und Querfugen im Komfortmodus ohne Aufsehen ausradiert werden, bekommt man hinter dem Volant in der Sport-Einstellung deutliche Rückmeldung von der Straße. Auch dann stolpert der 7X aber nicht unbeholfen über Nachlässigkeiten im Straßenbau.
Auch für die Energie-Rekuperation muss ein digitaler Schieberegler bedient werden, nur zwei Stufen werden geboten. Die Einstellung mit höherer Rekuperation bringt deutlichen Widerstand, selbst bei starkem Gefälle verlangsamt das Auto ohne Gegendruck mit dem rechten Fuß spürbar. Ein reines Ein-Pedal-Fahren ist aber nicht möglich, da die Rekuperation kurz vor dem Anhalten nachlässt.
Der Anzeige im Bordcomputer auf dem 13-Zoll-Display hinter dem Lenkrad haben wir bei unseren Fahrten über Landstraßen, auch für Foto- und Videoaufnahmen, einen Durchschnittsverbrauch von 25,0 kWh / 100 km erzielt. Der WLTP-Normwert liegt bei 19,9 kWh für die Privilege-Version mit Allradantrieb.
Preise und Ausstattung

In Deutschland ist die Marke Zeekr, wie oben beschrieben, aktuell noch nicht aktiv. Für die Einordnung der Preise können wir zu unseren Nachbarn in die Niederlande blicken. Dort ist auch der Konfigurator schon online, die Preise beinhalten einen Umsatzsteuersatz von 21 Prozent (Deutschland: 19 Prozent). Der Zeekr 7X Core RWD kostet ab 52.990 Euro. Die Liste der Serienausstattung umfasst Matrix-LED-Scheinwerfer, das feststehende Panorama-Glasdach mit Rollo für die Verdunkelung, Wärmepumpe, Stoffsitzbezüge und 19-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Das Modell Long Range RWD hat einen Listenpreis von 55.990 Euro, der Aufpreis für den größeren Akku beträgt also 3.000 Euro. Wer keinen Wert auf die maximale Reichweite von 615 Kilometern legt, der kann optional 20 Zoll große Felgen bestellen. Außerdem gibt es ein „Cockpit-Paket“. Das hier enthaltene Head-up-Display kommt mit AR-Inhalten (Augmented Reality) und gefällt bei unserem Test mit einer detailreichen, aber trotzdem klaren Darstellung der Fahrzeugumgebung. Außerdem sind das erwähnte Soundsystem und eine Duftfunktion für die Klimaanlage Teil des Pakets.
62.990 Euro stehen auf dem Preisschild des Zeekr 7X Privilege AWD. Das Topmodell mit höherer Leistung hat 21-Zoll-Felgen, orange lackierte Vierkolben-Bremssättel, das erwähnte Luftfahrwerk mit adaptiven Dämpfern und die Nappaleder-Innenausstattung. Das Dach ist in schwarzem Kontrast lackiert.
2.000 kg Anhängelast

Für alle Versionen kann man ein Anhängekupplung als Option bestellen, sie kostet 1.750 Euro Aufpreis. Die Anhängelast des Zeekr 7X beträgt, unabhängig von der Antriebskonfiguration, bei 2.000 Kilogramm. Der Absatz in den Niederlanden soll zum Marktstart des 7X angekurbelt werden, indem das Cockpit-Paket und ein Komfort-Paket ohne Mehrpreis mitgeliefert werden. Letzteres bringt die belüfteten Vordersitze inklusive Massagefunktion, die elektrischen Türen und die ausfahrbaren Sonnenrollos in den Fondtüren.
Im Vergleich zur Elektro-Konkurrenz aus Deutschland ist der 7X, vor allem angesichts der Ausstattung, ein Premium-Schnäppchen. Rüstet man den Audi Q6 e-tron quattro entsprechend aus, kostet dieser knapp 95.000 Euro. Beim Porsche Macan auf gleicher Basis wird der Preis sechsstellig.
Zeekr will das Vertrauen von Kunden auch mit einer langen Garantie erlangen. Sie läuft über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zu einer Laufleistung von 100.000 Kilometern, für den Akku gibt es eine Garantie für acht Jahre bis 200.000 Kilometer.
Fazit

Der Zeekr 7X liefert bei den ersten Testfahrten eine beeindruckende Vorstellung ab. Das ansprechend gestaltete SUV bietet viel Platz und eine gute Verarbeitung. Zumindest bei der Version mit Luftfahrwerk und adaptiven Dämpfern egalisiert die Fahrdynamik das hohe Leergewicht des SUV.
Das Versprechend der Ladeleistung von 480 kW (oder auch die 360 kW an einer 800-Volt-Säule bei uns) konnten wir noch nicht ausprobieren. Ein Alltagstest wird folgen, sobald der Verkauf von Zeekr in Deutschland startet.
Technische Daten
Zeekr 7X
- Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC)
- 480 kW
- Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC)
- 22 kW (dreiphasig)
- Kofferraumvolumen
- 539 Liter im Heck
- Anhängelast (gebremst)
- 2.000 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.787 / 1.930 / 1.650 mm