Der Honda Civic wird zum Facelift günstiger. Erster Fahrbericht!
Es soll bloß niemand sagen, Warten lohne sich nicht. Über ein Jahr nach der Einführung auf dem (für den Hersteller wichtigeren) US-Markt kommt das Facelift des Honda Civic jetzt auch zu uns. Zum modifizierten Design und einer leicht verbesserten Serienausstattung servieren die Japaner eine Überraschung in Form gesunkener Listenpreise.
SUV-Gegenentwurf
Zur Schnäppchenware wird der Civic damit aber nicht, zu Preisen ab 37.900 Euro für die Basis-Ausstattungslinie Elegance (vorher ab 39.500 Euro) bleibt der Wunsch nach einem Honda Civic kostspielig. Man bekommt aber viel geboten für sein Geld. Der Fünftürer ist 4,55 Meter lang, damit werden die Grenzen der Kompaktklasse gesprengt. Mit seiner nur 1,41 Meter hohen Fließheckkarosserie steht der Honda Civic stämmig auf der Straße und stellt einen willkommenen Gegenentwurf zum SUV-Trend dar (der im Modellprogramm mit dem ZR-V bedient wird).
Das Raumangebot ist gewohnt üppig, wenngleich die flache Dachform die Kopffreiheit für große Passagiere in der zweiten Reihe erwartungsgemäß einschränkt. 410 Liter passen hinter der großen Klappe in den Kofferraum, bei der Ausstattungslinie Advance wegen des Subwoofers für das Soundsystem sind es 404 Liter.
Die optische Überarbeitung der elften Civic-Generation beschränkt sich äußerlich auf einen neuen vorderen Stoßfänger ohne Nebelscheinwerfer – deren Aufgabe von den neuen LED-Scheinwerfern mit übernommen wird – und einem geänderten Kühlergrill mit seitlichen Begrenzungen in Wagenfarbe. Auch innen fallen die Änderungen nur Kennern sofort auf. Es gibt es einen dunklen Dachhimmel und mattgraue Dekor-Details. Außerdem wurde die Anzeige im digitalen Kombiinstrument überarbeitet. Layout und Farbschema sind bekannt, die Änderungen beziehen sich augenscheinlich lediglich auf Kontraste und Auflösung. Die Induktiv-Ladefunktion für ein Smartphone ist künftig ab der Ausstattungsline Elegance serienmäßig.
Digital Natives dürften das Honda-Cockpit weiterhin altbacken finden, alle anderen freuen sich über die klare Bedienstruktur mit klar beschrifteten Tasten, satt rastenden Klima-Drehreglern und guter Verarbeitungsqualität. Das neun Zoll große Infotainment-Display auf der Mittelkonsole hält nur begrenzte Menütiefen bereit, die Kartenansicht des Navigationssystems wirkt in der Tat wenig modern. Im Alltag dürfte das kaum stören, da man in den meisten Fällen das eigene Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto verbindet und den darauf installierten Routenführer nutzt. Ein Kabel ist nicht nötig, die Verbindung wird auch nach dem Neustart des Fahrzeugs stets schnell und zuverlässig aufgebaut.
Testfahrt im Hybrid

Weiterhin wird der Honda Civic bei uns ausschließlich als Vollhybrid mit der Zusatzbezeichnung e:HEV angeboten, der sportliche Civic Type R wird in der EU (Stichwort: CO2-Flottenwert) nicht mehr verkauft. Das Antriebssystem bleibt mit dem Facelift unverändert.
Ein Elektromotor mit 135 kW (184 PS und 315 Newtonmetern Drehmoment treibt in den meisten Fällen die Räder an. Wenn die Energie aus dem kleinen Akku, der sich unterwegs beim Bremsen und per Rekuperation (mehrstufig über Schaltwippen am Lenkrad einstellbar) lädt, zu Neige geht, dann springt der Benziner an. Dieser Zweiliter-Vierzylinder mit 105 kW / 143 PS arbeitet als Generator zur Erzeugung von Strom. Hierbei spricht man von einer seriellen Hybrid-Anordnung, da der Verbrennungsmotor nicht direkt die Räder antreibt. Es gibt jedoch Fahrzustände, in denen genau das der effizientere Weg wäre, Energie in Vortrieb zu verwandeln. Daher stellt eine Überbrückungskupplung auf der Autobahn, ab rund 110 km/h (und manchmal auch knapp darunter auf der Landstraße), den Kraftfluss um. Der Civic wird zum parallelen Hybrid mit der Kraft aus zwei Motoren. Ab 160 km/h kümmert sich wieder nur die E-Maschine um die Vorderräder. Klingt kompliziert? Funktioniert aber zuverlässig unaufgeregt und nicht spürbar. Um stets im Bilde zu bleiben, sollte man entweder die vorangegangenen Zeilen auswendig lernen oder die kleine Anzeige mit Zahnrad-Symbol in der Energiefluss-Darstellung im Auge behalten.
Das direkt einsetzende Drehmoment des Elektromotors sorgt für zügiges Vorankommen. Zum Sportler wird der Civic aber als Hybrid nicht. Dennoch gefällt die Abstimmung des Gesamtpakets mit rückmeldefreudigem – und gleichzeitig komfortablem – Fahrwerk, direkter Lenkung und leisem Hybridantrieb. Mehr Strombedarf bei hohem Leistungsabruf quittiert die Steuerungs-Software mit einer Erhöhung der Motordrehzahl. Dann wird es manchmal ein wenig lauter im Civic. Meist dürfte man sich eh vom entspannten Wesen des Hybrid anstecken lassen, was den Verbrauch senkt. Die WLTP-Normangabe von 5,0 l/100 km haben wir im Alltagstest des Honda Civic vor dem Facelift mit knapp über sechs Litern im Winter zwar nicht erreicht, die aktuellen Testfahrten bei spätsommerlichen Temperaturen lassen aber gute 5,7 l/100 km als Durchschnittsanzeige auf dem Bordcomputer erscheinen.
Ausstattung und Preise

Neu im Farb-Programm für den Honda Civic ist die Lackoption „Seabed Blue“, in die unser Testwagen getaucht wurde. Sie löst das bisherige, kräftig leuchtende „Premium Crystal Blue“ ab. Das unifarbene „Sonic Grey“ ist weiterhin die Gratisfarbe, Metalliclacke kosten Aufpreis.
Ab sofort ist der überarbeitete Honda Civic bestellbar. In der Linie Elegance, u.a. mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen (zu sehen auf dem Foto des roten Exemplars in diesem Bericht), Zweizonen-Klimaautomatik, Einparksensoren an Front und Heck sowie Navigationssystem, kostet 37.900 Euro und damit 1.600 Euro weniger als der Vorgänger.
An schwarzen 18-Zöllern ist der Civic Sport auszumachen, der mit zusätzlichen Ausstattungsumfängen jetzt 38.900 Euro kostet, 2.100 Euro weniger als vor dem Facelift. Unser Testwagen ist ein Honda Civic Advance. Hier zählen silberne 18-Zoll-Felgen, adaptives Fernlicht, die volldigitalen Instrumente im 10,2-Zoll-Format, Panorama-Glasschiebedach, elektrisch verstellbare Vordersitze und das BOSE-Soundsystem zum Paket. Der Preis (ohne optionale Lackfarbe): 41.400 Euro. Der Modellwechsel macht den teuersten Civic also um 3.300 Euro weniger kostspielig.
Fazit

Das Facelift für den Honda Civic fällt dezent aus. Zum leicht geänderten Front-Design kommen Modifikationen im Interieur, die beste Nachricht sind jedoch die gesunkenen Preise – wenngleich der Japaner noch immer kein Sonderangebot ist.
Der effiziente und unaufgeregte Hybridantrieb bleibt an Bord, auch der überarbeitete Civic lässt sich als sparsam bewegen. Freunde von sportlichen Kompakten werden im Neuwagenprogramm der Marke Honda nicht mehr fündig, der Type R ist (in Europa) Geschichte.
Technische Daten
Honda Civic e:HEV Advance
- Antriebsart
- Hybrid
- Antrieb
- Frontantrieb
- Hubraum
- 1.993 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 105 kW / 143 PS bei 6.000 U/min
- Max. Drehmoment
- 186 Nm bei 4.500 U/min
- Elektromotor: Maximale Leistung kW
- 135 kW (184 PS)
- Elektromotor: Maximales Drehmoment
- 315 Nm
- Tankinhalt
- 40 Liter
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 8,1 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 180 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 5,0 Liter
- Verbrauch real auf 100km
- 5,7 Liter (lt. Bordcomputer)
- Kofferraumvolumen
- 404 - 1.187 Liter
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- Michelin 235/40 R18
- Leergewicht
- 1.533 kg
- Anhängelast (gebremst)
- 750 kg
- Stützlast
- 75 kg
- Dachlast
- 65 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.551 / 2.082 / 1.408 mm
- Basispreis Baureihe
- 37.900 Euro
- Basispreis Modellvariante
- 41.400 Euro