Aral testet mit Futura einen Kraftstoff, der die CO2-Emissionen verringert. Der hohe Preis dürfte ein Hindernis sein.
Der deutsche Autofahrer scheint neuen Technologien weniger aufgeschlossen zu sein, als man es erwarten würde. Das ist zumindest die öffentliche Wahrnehmung. Trotz einer stetigen Steigerung des Marktanteils von Elektroautos behalten Verehrer des Verbrenners bei Diskussionen im Internet und an Stammtischen die Oberhand.
Das Argument des Kostennachteils ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Lieschen Müller und Otto Normalbürger haben keine große Lust, sich durch den Dschungel der Ladekarten und Strom-Abos zu kämpfen, um dann an jeder Säule unterwegs das passende Kärtchen oder die richtige App am Start zu haben. Auch dann ist der Strompreis in Deutschland oft zu hoch. Mit bis zu 73 Cent je Kilowattstunde am Schnelllader wird eine Langstrecke mit dem Elektroauto teuer. Bei einem beispielhaften Verbrauch von 23 kWh / 100 km auf der Autobahn kostet der Fahrstrom in diesem Fall 16,79 Euro. Günstiger wird es beim Laden an der Wallbox zuhause, auch wenn man nicht das große Besteck mit eigener Photovoltaik-Anlage und Stromspeicher auffährt.
Wasser auf die Mühlen von Diesel-Dieter und Benziner-Bertha kommt aus Politik und Industrie. Das geplante Verbrenner-Verbot in der EU ab 2035 ist nicht nur der Bundesregierung ein Dorn im Auge. Berichten zufolge soll es von der EU-Kommission aufgeweicht werden. Die Autohersteller freuen sich über weitere Jahre, in denen sie die bereits entwickelte Antriebstechnologie verkaufen können. Ein echter Technologieschub ist so nicht zu erwarten. Dabei dürften die Ideen zur Verbesserung des Elektroantriebs und der Infrastruktur keineswegs zu Ende gedacht sein!
Weniger CO2 für mehr Geld
Als die ersten Automobile mit Verbrennungsmotor unterwegs waren, gab es Benzin nicht an jeder Ecke. Vor dem Start des Motors musste man mit hohem Kraftaufwand an einer Kurbel drehen. Heute ist es nicht einmal mehr nötig, einen Diesel bei kaltem Wetter spürbar vorglühen zu lassen.
AUTONOTIZEN berichtet technologieoffen über (meist) neue Autos, was oft für viel Kritik aus beiden Lagern sorgt. Das gilt für Elektroautos ebenso wie für Hybride und reine Verbrenner. Wir haben auch GTL und E-Fuels getankt und getestet . Damit wollen wir den Automarkt ebenso vollumfänglich abbilden wie den Alltag von Lesern und Zuschauern.
Mit dem aktuellen Dauertestwagen stand kürzlich ein Tankstopp an. Die dafür angesteuerte Aral-Tankstelle in Ingolstadt ist eine von acht Stationen des Unternehmens in Deutschland, an dem „Futura“-Kraftstoff im Rahmen eines Feldversuchs angeboten wird. Dieser Sprit, der durch die Beimischung von Biokomponenten die CO2-Emissionen im Vergleich zu rein fossilem Kraftstoff um „mindestens 25 Prozent sinken“ soll, wird als Alternative zu Diesel und Super E10 angeboten. Letzteres wird auch heute noch von vielen Autofahrern verschmäht. Zu groß ist die Angst, dass der höhere Bio-Anteil im Vergleich zu regulärem Super-Benzin mit 95 Oktan (bis zu zehn statt bis zu fünf Prozent) der Technik im Auto schadet. Da hilft es auch nichts, dass E10 günstiger angeboten wird als E5-Supersprit.
„Futura E10“ kostete zum Zeitpunkt unseres Tankstellen-Besuchs 14 Cent mehr pro Liter als E10. Die Tankfüllung mit rund 50 Litern kommt also sieben Euro teurer. In Zeiten knapper Haushaltsbudgets dürften nur Menschen mit ausgeprägtem Umweltbewusstsein bewusst den teureren Sprit tanken. Wer heute schon am günstigeren E10 zweifelt, dürfte kaum „Futura“ für einen höheren Preis wählen.
Der Feldversuch an acht Aral-Stationen ist gewiss kein kostendeckendes Projekt. Warum wird die neue Benzin- oder Diesel-Alternative dann nicht zum gleichen Preis wie E10, oder sogar etwas günstiger, angeboten? So könnte die Akzeptanz der Tankkunden nicht nur getestet, sondern auch gefördert werden.
Wir haben uns aufgrund des Preisaufschlags für eine Tankfüllung mit Super E10 entschieden. Aber bevor wütende Kommentare in Zuschriften kommen: Tags darauf waren wir wieder bei Aral. Mit einem Elektroauto, mit dem wir an einem der über 2.300 Pulse-Ladepunkte Strom gezapft haben. Die entsprechende Ladekarte ist als App im Handy, wie auch die Alternativen von Shell Recharge, EnBW, Fastned und Co.
Fazit
Aral testet mit Futura seit 2024 einen Kraftstoff, der im Vergleich zu Super E10 oder Diesel die CO2-Emissionen um 25 Prozent und mehr senken soll. Damit könnte man die Autofahrer, die dem Elektroantrieb noch nicht vertrauen möchten, auch die stufenweise Beimischung von Bio-Sprit und E-Fuels demonstrieren.
Leider ist „Futura“ deutlich teurer als der reguläre Treibstoff als Superbenzin oder Dieselsprit. Das dürfte, wie die hohen Strompreise für das Laden von Elektroautos, den Kritikern neuer Alternativen in die Karten spielen.
Im Video: E-Fuels im Mazda MX-5